Dass Vorurteilsforscher nicht davor gefeit sind, über die eigenen Vorurteile zu stolpern, das hat Wolfgang Benz, Leiter des Instituts für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, eindrucksvoll bewiesen. Zu seinem Projekt einer Konferenz über Antisemitismus und Islamophobie versicherte er sich der Zustimmung des israelischen Gesandten, Ilan Mor, und der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Berlin, Lala Süsskind. Blöd war nur, dass er es versäumt hatte, die beiden vorher zu fragen. Nun spricht er von Missverständnissen, die er bedauert. http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Wolfgang-Benz-Antisemitismus-Islamfeindschaft;art304,2682586 Benz’ dritter Zeuge, der SPD-Abgeordnete Gert Weisskirchen, mag zu der Sache nix sagen, was sehr vielsagend ist.
Dazu muss man Folgendes feststellen:
1. Antisemitismus ist kein Problem der Juden, sondern der Antisemiten und der Gesellschaft, die sie hervorgebracht hat.
2. Sich auf Juden als Alibigeber und Kaschrut-Erteiler zu berufen, ist eine Nummer, die eines seriösen Wissenschaftlers unwürdig ist. Das ist die Spezialität von Antisemiten, die alle einen anständigen Juden haben, auf den sie gerne zurückgreifen: Die Nationalzeitung auf Gerard Menuhin, der iranische Präsident auf Moishe Arye Friedman, die Hisbollah auf Norman Finkelstein und alle übrigen auf Noam Chomsky.
3. “Antisemitismusforschung” ist keine akademische Disziplin, sondern Kaffeesatzleserei mit Wünschelrutengängern. “Antisemitismusforscher” gehen der Frage nach, WARUM Juden gehasst werden, nicht warum JUDEN gehasst werden. Damit liefern sie die Motive nach, derer sich die Antisemiten vermutlich nicht einmal bewusst sind. Wenn Juliane Wetzel vom Berliner ZfA zum Beispiel schreibt, der islamische Antisemitismus unter den in Europa lebenden Muslimen sei eine „Reaktion auf soziale Ausgrenzung und Chancenlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt“, dann reproduziert sie nur antisemitische Stereotype, erklärt aber nicht, warum junge arbeitslose Moslems zu Antisemiten mutieren - statt ihren Frust an Radfahrern, Rauchern oder Rechtsanwälten abzureagieren. Der arbeitlose Brite geht fischen, der arbeitslose Holländer geht angeln, der arbeitslose Italiener legt sich eine zweite Geliebte zu, nur der arbeitlose Moslem macht den Juden für seine Lage verantwortlich. Wenn das Wissenschaft ist, dann könnte Erich von Däniken die Leitung des Max-Planck-Instituts für Astrophysik übernehmen.
Oder auch bei Wolfgang Benz und Juliane Wetzel über Antisemitismus unter Aliens promovieren.