Herr Letsch, wenn man wirklich etwas ableiten will aus Reden und Propaganda und dem Fakt, dass Putin Peter dem Großen seine Achtung zum 350. Geburtstag bezeugt, muss man auch das Richtige ableiten, und das tun Sie hier vielleicht. Alaska wurde unter Peter dem Großen von den Russen entdeckt. Zuerst besiedelt wurde Kodiak Island, schönes Bild: Russian_Sloop-of-War_Neva auf en. wikipedia, Alaska. Das Russland Peters des Großen reichte bis zum Dnepr und Kiew, aber nicht im Süden, denn jenes Land hatte nur einen Hafen, Archangelesk. Einen Ostseehafen gab es nicht, daher der Krieg mit den Schweden. Einen Hafen in Azov und einen im Schwarzmeer strebte PdG außerdem an. Russland dürfte vor 2014 gefürchtet haben, dass es wieder schrumpfen könnte auf ein Land ohne (souveränen) Schwarzmeerhafen. Man sollte also nicht zu hysterisch auf solche Aussagen reagieren. Ich bin sicher, dass die USA auf Alaska zur Zeit etwas besser aufpassen, da hier viel Logik zu sehen ist. Die Karte ist Russisch. Wie die Landstriche westlich der roten Linien heißen, kann ich nicht entschlüsseln, kein Russisch außer Prost: wiki/Datei:History_of_Russia,_1682-1762 auf wikipedia de. Vielleicht finden Sie was Englisches für die Zeit.
@ Ilona Grimm - Ach , in Deutschland gibt es auch Kinderlieder in denen besungen wird das Deutschland sich die ehemaligen Ostgebiete, jetzt zu Polen, Russland und zu Tschechien gehörend, zurück holen muss? Oder Teile von Frankreich und Dänemark? Weil diese ja einmal zu Deutschland gehört haben? Wusste ich gar nicht ! ” Heute gehört uns Deutschland und Morgen die ganze Welt ” vielleicht? Ach nee, das war doch vor über 80 Jahren.
@Jan Kammer: Ja, über Erdogan und die nicht nur von ihm vertretenen ganz ähnlichen Landgewinnungsträume in der Türkei sollte man sich genauso im Klaren sein. Nur wäre ein klein bißchen gewonnen, wenn man seine Abhängigkeiten auf zwei bedenkliche Lieferanten verteilt, denn die sind sich ja - zum Glück - selten einig. Die Wunschzettel überschneiden sich zu sehr, als daß sich das leicht ändern würde. Unabhängigkeit von beiden wäre natürlich ideal - da bräuchten wir aber schon ein sehr intelligentes Konzept. Und wo gäbe es dies auch nur annäherungsweise?
Putin sagt mit “obszöner Ehrlichkeit*”, was er will. Er gibt uns allen dabei die Gelegenheit, uns vorzubereiten. Im Falle der UA hat er das bereits ausgiebig getan, seit 2014 (Krim) haben alle seine Nachbarn gewusst, was läuft. Insbesondere seine slawischen Geschwister. Nun wehren sie sich, anstatt wie früher einfach mit zu machen. Einige haben es schon geschafft (PO, CZ, SK). Das Baltikum ohnehin. Immerhin hat er zwei traditionell neutrale Staaten für die Nato neu hinzu gewonnen. Und die russ. Armee tut sich offenbar schwer voran zu kommen. Objektiv betrachtet ramponiert Putin das Image von Russland und seiner Armee in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit, vor aller Welt. Ist das Absicht oder bloß dumm? Ist es Absicht, dann ebnet er damit den langen Weg Russlands nach Westen, dorthin, wohin die meisten jungen RussInnen ohnehin wollen, wohin sie sich orientieren. Vor allem auch via internet**. Sie durften bislang eben nicht, weil die Betonköpfe in Russland noch zu stark sind. Das kann sich ändern, wenn die alten Männer, die bei der Parade auf dem Roten Platz am 9. Mai hinter Putin hockten, endlich endgültig desavouiert sind. Das kann nicht mehr lange dauern. Bricht auf diese Wese ein neues Zeitalter, eine ZEITENWENDE in Russland an, dann wird alles gut. Ansonsten wird es eben noch eine Weile dauern, bis auch Russland ein halbwegs anständiges Land sein wird. *“Obszön ehrlich: Auf der Website des Kreml breitet Wladimir Putin neue Geschichtsversionen aus. Russland plant, sich vom Internet **abzukoppeln, sagt der Experte Alexey Yusupov in der Berliner Zeitung”. Zitat aus “Perlentaucher”, von heute, den 11. Juni. Die jungen Russen wissen also in aller Deutlichkeit, was ihnen blühen kann - wir auch. Nur: UNS betrifft es nur sekundär, die Russen in Russland primär. Kämpft Putin in Wahrheit für ein neues, junges Russland? Gegen Armee und KGB ff? DAS wäre schlau, gerissen, geradezu genial: Die alten Kader verschwinden, ohne es zu merken. Die Hoffnung bleibt.
Zerrbilder: Da werden Kriegsgegner karikiert, sie würden “Erfolge der russischen Armee ... auf Karten einzeichnen und die „Entnazifizierung“ der Ukraine ... feiern.” Solche Kremlins sind m.E. eher selten. Typischerweise sind die letzten der Pazifisten nachdenkliche und sachliche Menschen , die dafür von einer ungezügelte Agitprop-Meute als quasi Wehrkraftzersetzer niedergemacht werden (s. Lanz et al. vs. Guérot.) Zerrbild auch: Dieser “einst” korrupte und ausgebeutete Staat. Wird denn ein “einst” korrupter Oligarch, der in martialischer Kampfmontur den Patrioten mimt, plötzlich zu einem ehrbaren Kaufmann? Das Chorvideo dokumentiert schändlichen Missbrauch an Heranwachsenden. Es bildet allerdings ein unter größeren Teilen des russischen Volkes verbreitetes mind set ab, das sich lange vor Putin herausgebildet hat. Was Putin ausdrückt und instrumentalisiert, ist ein schon in Zaren- und Sowjetherrschaft geprägtes imperiales Selbstverständnis und ein nationaler Stolz, der durch die tiefempfundene Marginalisierung Russlands nach 1989 schwer traumatisiert wurde. Jedes Streben nach Eigenständigkeit unter den einst “zwangsverbrüderten” Völkern kann ein solches Denken nur als “nationalistisch und faschistoid” einordnen. “Rückholung” ist folgerichtig “Entnazifizierung”. Es geht also um alles andere als nur “die persönliche Obsession des russischen Präsidenten”, die Osthold kürzlich fehldiagnostizierte, sondern um ein im Volk breit verwurzeltes Selbstverständnis. Man mag das bedauern, muss aber die resultierenden nahezu pathologischen Empfindlichkeiten ins politische Kalkül ziehen. Ich brauche keine Zeitmaschine und muss kein Turing sein, um zu erkennen, dass diese Mentalität seit 1989 durch den Westen grob missachtet und der russische Stolz empfindlich getroffen wurde. Der Autor möge den Gegenbeweis antreten, dass dies nicht zur Eskalation und zum natürlich durch nichts gerechtfertigten russischen Überfall beigetragen hat.
An sich ist es beruhigend, wenn Vladimir Putin sich mit Peter dem Großen vergleicht, falls er das überhaupt getan hat. Das war wohl der proeuropäischte Herrscher Russlands. Schiffsbau hat er in Amsterdam gelernt, ausgezeichnet mit einer Urkunde des niederländischen Schiffsbaumeisters Poel (Pool). Schlimmer fände ich, wenn Putin so sein wollte wie Christian II von Dänemark.
Es sind die Ismen, die dem Menschen die Fähigkeit nehmen, sich ohne Zwang zu entfalten. Auch nehmen diese dem Individuum das Vermögen, sich Kraft Einsicht zu beschränken und die friedliche Koexistenz zur Devise seines Handelns zu machen. Sozialismus, Kommunismus, Nationalsozialismus, Islamismus, Buddhismus, Dogmatismus jedweder Art, ob rot, braun, grün, schwarz lackiert, von Verbrechern in Buchform gegossen, sie nehmen dem Menschen seine Selbstbestimmung. Ich entsinne mich an eine Karikatur: Thor, Marx, Konfutse, Hitler, Mao, Stalin und andere sich für Gott haltende Irre sitzen im Kreis um den Gekreuzigten herum und sagen im Chor Jesus betrachtend: „Was sind wir froh, dass wir Dich haben!“
Was heisst hier denn ” deutsches Nie Wieder ” ? Vielleicht kommt ja ein Revival mit ” Der Lebensraum der Deutschen liegt im Osten ” falls Putin überschnappt. Dies werden feuchte Träume seitens der Russen bleiben. Hokkaido werden Sie auch nicht bekommen, Niemals - 決して, da bin ich mir ganz sicher !
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