Die deutsche Bundesregierung schickt sich wieder einmal an, Geschichte zu schreiben. Wie den Bäckerladen an der Ecke möchte sie fortan auch das älteste Gewerbe der Welt der staatlichen Gewerbeaufsicht unterstellen. Auf der Agenda steht der Einstieg in die behördlich geregelte Prostitution. Die nötigen Gesetze werden gerade geschrieben; 2016 sollen sie in Kraft treten.

Wer sich dann noch mit dem Gedanken trägt, ein Bordell zu eröffnen, muss zunächst ein „detailliertes Geschäftskonzept“ bei der Gewerbeaufsicht einreichen. Schließlich braucht jedes ordentliche Unternehmen auch einen Erfolg versprechenden Businessplan. Zumal dann, wenn es um die Finanzierung eines Startup geht, um Gründerkredite und anderes mehr, werden die Zuhälter demnächst nicht nur über die Zahl ihrer MitarbeiterInnen Auskunft geben müssen, sondern auch über deren Auslastung sowie über das Know how und den erhofften unternehmerischen Erfolg.

Da die Gesetzesinitiative aber zugleich eine prinzipielle Umkehrung des herkömmlichen Dienstleistungsverhältnisses vorsieht - nicht mehr der Freier sucht sich die Prostituierte aus, vielmehr erwählt diese die Kunden nach ihrem Geschmack -, darf man gespannt sein, wie ertragreich sich das älteste Gewerbe der Welt in der Zukunft noch betreiben lässt.

Dafür, dass wir das demnächst in den statistischen Jahrbüchern nachlesen können, werden wohl die neu zu schaffenden Abteilungen für käufliche Liebe bei der staatlichen Gewerbeaufsicht sorgen - oder auch nicht. Denn schon jetzt gehen die Initiatoren des Schildbürgerstreichs „nicht davon aus, dass es Kontrollen geben wird“. Nachprüfen lasse sich das alles nicht, sagt die federführende CDU-Familienpolitikerin Sylvia Pantel. Gemacht wird es trotzdem. Willkommen in der Republik der bezahlten Narren.

Übrigens: Wussten Sie schon, dass es hierzulande seit Jahr und Tag Gesundheitsämter, eine Polizei und eine Justiz gibt, deren Aufgabe es ist, Puffs und Bordelle zu überwachen, um die Einhaltung hygienischer und anderer Vorschriften zu garantieren?