Susanne Baumstark / 18.02.2020 / 06:15 / Foto: Freud / 33 / Seite ausdrucken

Aktenzeichen Migration ungelöst

Seit dem „Ratlos-Gipfel“ am Wochenende in München, vorgeblich: „Sicherheitskonferenz“, ist mal wieder ein neuer Begriff im Umlauf: „Westlessness“: „ein schwächer werdender Westen, weniger einflussreich in der Welt und unsicher in der eigenen Rolle“, wie Focus resümiert. Die rhetorischen Ergüsse der „Selbsterfahrungsgruppe“ (Vizechefin der EU-Kommission) sind indessen eher irrelevant, wo es angesichts sich zusammenbrauender erneuter Migrationskrisen auf Taten ankäme. Entgegen der Annahme uninformierter Bürger – ein paar Flüchtlinge mehr oder weniger seien doch kein Problem – kommen pro Tag „laut Bundespolizei im Schnitt weiterhin 450 Flüchtlinge nach Deutschland, vor allem aus Syrien, Irak, Afghanistan und den Ländern Zentral- und Westafrikas“, so der Focus.

Bundespolizeichef Dieter Romann: „Die Zahlen der unerlaubten Einreisen in die EU zeigen deutlich auf, dass wir keinen sicheren Schengen-Außengrenzschutz haben. Wir haben eine ernst zu nehmende grenzpolizeiliche Situation.“ Die humanitäre Krise in Libyen könne die Flüchtlingszahlen zusätzlich steigern.

Bundesinnenminister Horst Seehofer stellte beim Europäischen Polizeikongress Anfang Februar fest, „dass hier Gewaltiges an Grenzübertritten stattfindet“: „Einige hundert Personen, die mit einer Einreisesperre belegt waren, und das Doppelte an Menschen, die mit Haftbefehl gesucht werden“, seien den Beamten an der Grenze ins Netz gegangen. Diese Größenordnung, „die glaubt man gar nicht“. Und nach über vier Jahren Migrationskrise hat nun auch der Bundesinnenminister gelernt: Man muss „an den Grenzen ganz genau hinschauen, wer aus welchen Gründen in die Bundesrepublik Deutschland kommt“. Sie würden sonst zu einem „Einfallstor für die Menschen, die etwas ganz anderes im Schilde führen, als Schutz in Deutschland zu haben“.

Wer in alternativen Netzmedien schon vor Jahren davor gewarnt hat, gilt bekanntlich mindestens als Rassist. Seehofer nun auch? Auf selbigem Polizeikongress sagte im Übrigen Bundespolizeichef Dieter Romann: 2019 habe Frontex insgesamt 139.400 „illegale Außengrenzübertritte“ gemeldet. „Deutschland ist im achten Jahr in Folge das Hauptziel für unerlaubte Einreisen“ und „verzeichne nahezu jedes Jahr mehr Asylanträge als ‚die EU oder Schengen illegale Grenzübertritte‘.“ Zur asylrelevanten Vorprüfung gehöre eine Prüfung der individuellen Bleibeperspektive von Antragstellern. Unbegründete Asylanträge seien „sofort abzulehnen“; etwa in Fällen, die ein Sicherheitsrisiko für die EU darstellten. Und? Wer macht's?

Offenbar machtlos gegen die nigerianische Mafia

Romann bemängelte zudem schon letztes Jahr fehlende Abschiebehaftplätze: „Gemessen an den rund 248.000 ausreisepflichtigen Drittstaatsangehörigen sind die 577 Abschiebehaftplätze, die es in den Ländern gibt, viel zu wenig.“ Ausreichend Haftplätze allein scheinen aber nicht die Lösung zu sein: „Innenpolitiker beklagen immer wieder, dass Abschiebeflüge nicht ausgelastet sind, weil Abzuschiebende am geplanten Tag nicht aufzufinden sind“, schreibt die MOZ. Ihr gemäß stellte die Bundespolizei von Januar bis Oktober 2019 genau 32.945 unerlaubte Einreisen nach Deutschland fest. „Hinzu kommen unerlaubte Einreisen, die der Bundespolizei gar nicht auffallen.“ T-Online ergänzt: „Über die Hälfte aller in Deutschland geplanten Abschiebungen 2019 wurde nicht durchgeführt.“ 31.974 von 57.005 Rückführungen wurden abgesagt. Sonstige Fragen zur „Durchsetzung von Einreise- und Aufenthaltsverboten“ beantwortet die Regierung

In puncto Sicherheitsrisiko berichten die DWN als ein Beispiel von vielen: „Die europäischen Sicherheitsbehörden sind offenbar machtlos gegen die nigerianische Mafia. Deren Macht wächst stetig … Sie hat sich in Europa bis nach Deutschland und Schweden ausgebreitet … In Deutschland landen nach einem aktuellen Bericht der Deutschen Welle immer mehr nigerianische Frauen als Prostituierte in einem der größten Rotlichtviertel Deutschlands – nämlich in Duisburg.“

Wie soll man dieser internationalen Vernetzung jemals beikommen? Die hiesige laxe Praxis des Durchwinkens lädt doch solche Schwerverbrecher geradezu ein, sich hier auszubreiten. „Nur 45 Prozent der Asylsuchenden haben Ausweispapiere dabei“, weiß RP Online. Also noch nicht einmal die Hälfte. Weiteres zu ungeklärten Identitäten hierzulande und damit verbundenen Sicherheitsrisiken ist aus dieser Antwort der Bundesregierung ersichtlich. Wo die Identitäten bekannt sind, sorgen schon mal die hiesigen höchsten Gerichte für den Verbleib potenzieller Gefährder, wie die Posse um die vom Bundesverwaltungsgericht gestoppte Abschiebung eines als IS-Sympathisant eingestuften Mannes aus Göttingen aufzeigt.

Obwohl schon jetzt die Sicherheitslage erodiert, wird die Sache in der weiteren Zukunft noch erheblich anziehen. Der persönliche Afrika-Beauftragte der Bundeskanzlerin Günter Nooke: In Afrika beläuft sich die Zahl der „jungen Menschen, die eine Perspektive für sich und ihre Familien brauchen“, in den nächsten 20 bis 30 Jahren auf „100 und mehr Millionen Menschen“. Im Rahmen der Seenotrettung rate Nooke „dringend ab, geborgene Menschen nach Europa zu bringen“. Man müsse sie, wohl auch aus langfristiger Dringlichkeit, nach Afrika zurückbringen.

 

Siehe auch zur Sicherheitskonferenz: „Während die Amerikaner dort am Wochenende ihren Führungsanspruch untermauerten und der französische Präsident eloquent seine Visionen eines selbstbewussteren Europa entwarf, flüchtete sich der deutsche Bundespräsident einmal mehr ins Unverbindliche": Eine Analyse sowie ein Gastkommentar bei der NZZ. Was die österreichische Regierung zur Konferenz berichtet: steht dort: das westliche Lebensmodell bewahren. 

Nachtrag„Skurrile Situation in Schwerin: Polizisten fragen einen Iraker, ob er abgeschoben werden möchte. Der verneint das – und die Beamten gehen wieder." (!) Ähnliches in Berlin...

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks „Luftwurzel"

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Rainer Niersberger / 18.02.2020

Ist hier nicht der Bundesinnenminister als ministerialer Hueter von Sicherheit und Ordnung in der Pflicht, oder hindert die Herrin den gruengewendeten “Bettvorleger” am konkreten Handeln wie zumindest mal die Aufhebung von Einlassbeschluessen. Die Wiederherstellung des Rechts mit den sich daran anschließenden konkreten Maßnahmen wie eine Kasernierung nach australischem Vorbild zwecks Wieder findung zur Abschiebung sollte doch im Rechtsstaat moeglich sein. Leider sind hier aber Merkel und linksgruen dagegen und man wuerde mit den Stimmen der AfD rechnen müssen. Wie wir wissen ein “no go”.  Also weiter so, nach Plan von Merkel und linksgruen, und Soeder usw..

Ilona Grimm / 18.02.2020

Wie war das mit dem *Grundgesetz, Artikel 20, Absatz 4*? Warum tut keiner was? Gibt es die Möglichkeit einer Sammelklage, die mit Hilfe von “crowd funding” finanziert wird? Ich bitte ernsthaft um eine Erklärung!

Wilfried Cremer / 18.02.2020

Na immerhin haben sich die Polizisten in Schwerin nicht zu Boden prügeln lassen, um liegend ihre Köpfe Tritten darzubieten, bis die Knochen knacken.

Oliver Brandt / 18.02.2020

Mittlerweile verkommt doch die legale Einreise aus Ländern Zentralasiens und den Subsahara-Staaten zur Farce angesichts der fortwährenden, tolerierten, um nicht zu sagen staatlich bevorzugt behandelten illegalen Einreise. Dieser ganze Visaprozeß mit Einkommensnachweis, Beweis der Rückkehrwilligkeit, KV-Nachweis, Einladungsschreiben im Konsulat bis hin zur hoch und heiligen Verpflichtungserklärung gem. §25 seitens des Gastgebers wirkt doch geradezu lächerlich gegenüber dem Rundum-Service, den jeder ausweislose Illegale in Form von Unterkunft, Taschengeld, ärztlicher Versorgung, Integrationskurs usw. hier bekommt. Ein nicht zu kleiner Teil dieser Klientel wechselt dann bestens vernetzt nahtlos in die Kriminalität. Der Görlitzer Park in Berlin sei nur ein Beispiel von vielen, wo sich die entsprechende Geschenke nicht nur vereinzelt, sondern gleich im Dutzendvöllig unbehelligt tummeln. Leicht zu beobachten für jeden Spaziergänger. Auf der einen Seite ist die Regierung politisch nicht in der Lage, ein vernünftiges Bewerberverfahren für ausländische Fachkräfte aufzustellen und damit die Grundvoraussetzung für ein Einwanderungsland nach bewährten Vorbildern Kanadas oder Australiens zu schaffen, auf der anderen Seite ist man nicht in der Lage, kriminelle Ausländer abzuschieben (oder es ist eben einfach nicht gewollt). Diese Regierung, und da gehört der bewährte Dampfplauderer Seehofer mit dazu, hat völlig die Kontrolle verloren und vollkommen abgewirtschaftet.

Albert Pflüger / 18.02.2020

Es ist absurd, wie allerlei Alarmdiagnosen in absolute Untätigkeit münden. Europa ist vollständig dysfunktional!

giesemann gerhard / 18.02.2020

Nooke und Seehofer: Voll Nazi, alle beide.

Frank Dom / 18.02.2020

Die Eröffnungsrede von Pompeo bei YT gesehen. Auch die Gesichter der Zuhörenden. Diese unglaubliche Mischung aus blasierter Überheblichkeit bei gleichzeitiger intellektueller Stumpfheit. Fazit: Festland-Europa hat fertig.

Michael Müller / 18.02.2020

Solange wir Ausländern Geld anbieten, werden die auch kommen und es holen. Da braucht man keine Grenze, keinen Abschiebeknast, keine EU, kein Drumrumgerede. So einfach ist das.

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