Joachim Nikolaus Steinhöfel / 17.08.2019 / 18:54 / Foto: Achgut.com / 50 / Seite ausdrucken

AKK zerlegt die letzte Volkspartei

Die CDU-Vorsitzende und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich an diesem Wochenende erneut als richtige Wahl für die Spitze der CDU erwiesen. Jedenfalls dann, wenn es das Ziel der Partei sein sollte, sich nach der SPD endgültig vom Status einer Volkspartei zu verabschieden, die mehr zu bieten hat, als bedingungslos der Merkel-Linie zu folgen.

Die „FAZ“ spricht von der „Selbstmontage einer Volkspartei“, FAZ-Mann Plickert tweetet: Mann, Mann, was für ein Chaos @akkmit ihren #Maaßen-Aussagen angerichtet hat in der CDU. Kretschmer distanziert sich. Und das zwei Wo vor der #LtwSn19 Konstantin von Notz (Grüne) schüttelt auf Twitter, frei von parteipolitischer Häme, den Kopf: Es ist tatsächlich eine relevante Frage, warum die Verteidigungsministerin ausgerechnet jetzt das Risiko einer SarrazinDebatte in den eigenen Reihen eingeht. #Maaßenhttps://twitter.com/bild/status/1162500863304355845 … WamS-Chefredakteur Boie findet: „Kramp-Karrenbauers Vorstoß ist strategisch instinktlos.“

Was steckt dahinter? Im Konrad-Adenauer-Haus und im Bundeskanzleramt herrscht angesichts der sich abzeichnenden Wahldebakel im Osten Panikstimmung. Merkel ist erkennbar nicht bereit, von ihren kontroversen Positionen in der Migrationspolitik abzuweichen, wie ihr jüngster unsinniger Vorstoß zur „staatlichen Seenotrettung“ zeigt. Denn warum lässt man die Menschen dann überhaupt aufs Meer und nimmt sie nicht gleich an Land auf, damit sie gar nicht erst in Seenot geraten aus der man sie dann retten muss?

Gleichzeitig trifft diese Haltung insbesondere im Osten auf erhebliche Abneigung bei den Wählern. Maaßen, der für die CDU eben dort Wahlkampf macht, kritisiert den Merkel-Kurs scharf. Weil man ihn argumentativ nicht glaubt, stellen zu können, hat Merkel jetzt AKK in die Manege geschickt, um ihn mit dem Ruf nach einem Parteiausschluß zu diskreditieren und einen Sündenbock für die absehbaren Wahlniederlagen zu finden. Wie konnte sich AKK so übertölpeln lassen? Sie wirkt wie ein willfähriges Werkzeug der Kanzlerin.

Selbst wenn man die geboten zurückhaltenden Erwartungen anlegt, die bei AKK geboten scheinen, ist der aktuelle Vorstoß eine intellektuelle und strategische Kapitulationserklärung eigener Art. Und was für eine Vorlage für Maaßen. Er muss sie nur verwandeln. AKK hat gleich drei schwere Fehler gemacht:

1. Ein Parteiausschlußverfahren gegen Maaßen ist ohne jede Aussicht auf Erfolg. AKK erscheint ahnungslos und inkompetent.

2. Konservative und missliebige Stimmen mundtot zu machen, steht in völligem Widerspruch zu dem, wofür sich die CDU als Volkspartei immer stark gemacht hat. Ihr neuerdings auch gestörtes Verhältnis zur Meinungsfreiheit hat die Partei mit dem NetzDG ja bereits hinreichend dokumentiert.

3. Der Ruf zur Entfernung von Parteimitgliedern, die rechts von Merkels Kurs stehen, wird für die CDU fatale Auswirkungen auf die Entscheidungen der Wähler im Osten haben. Wahlen haben Konsequenzen, liebe CDU-Mitglieder. Die Frage scheint nicht, ob AKK aus ihrem Amt gemobbt wird, sondern nur noch, wann das geschieht und ob sie mit Merkel zusammen gehen muß. Oder auch nicht, denn bisher ist die Union noch immer eingeknickt. An Maaßens Stelle hätte ich die Samthandschuhe ausgezogen und in etwa so reagiert:

„Ich bin bestürzt, wie wenig vertraut Frau Kramp-Karrenbauer mit den Regularien eines Parteiausschlussverfahrens zu sein scheint. Mit einem so erkennbar aussichtslosen Vorschlag auch noch an die Öffentlichkeit zu treten, schadet der Union und diskreditiert sie als Vorsitzende. Die Union, als große Volkspartei der Mitte, stand stets dafür und war stolz darauf, ein breites bürgerliches Meinungsspektrum abzudecken. Diese Prinzipien gelten auch dann fort, wenn die derzeitige Vorsitzende sie in Frage zu stellen scheint. Schließlich ist der Versuch von Frau Kramp-Karrenbauer, konservative Stimmen auszugrenzen und zu stigmatisieren, auch deswegen so unglücklich, weil die Parteivorsitzende damit den zahlreichen Wahlkämpfern der Union in den ostdeutschen Bundesländern in den Rücken fällt. Sie macht mit dieser erneuten Ungeschicklichkeit Wahlkampf für den politischen Gegner.“

Siehe zu diesem Beitrag auch Joachim Steinhöfels Blog hier.

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Andreas Rochow / 17.08.2019

Es gibt nun endgültig keinen Zweifel mehr, dass Merkel nicht nur zittert, sondern den Verstand verloren hat. In der GroKo-Panik häuft sie endlich die epochalen Fehler, die dem ganzen Merkel-Spuk bereiten werden. Lieber Dauerbaustelle als ein Weiterso mit dem zerstörerischen Merkelfilz!

Archi W Bechlenberg / 17.08.2019

Ich bin von AKK begeistert. Sie übererfüllt alle meine Erwartungen an ihre Fähigkeiten, und ich hoffe, sie beginnt jetzt nicht zu schwächeln und rudert womöglich zurück. Nicht nur die SPD hat das ideale Personal für eine erfolgreiche Selbstzerstörung, auch die CDU besitzt mit AKK eine großartige Implosionskraft, und das auch noch in der ersten Reihe. Ich wünsche ihr viele weitere kreative Ideen! Der Vorsprung der SPD in Richtung Untergang ist durchaus einzuholen. Notfalls engagieren Sie ein paar Berater.!

Sophie Siemonsen / 17.08.2019

“Sie wirkt wie ein willfähriges Werkzeug der Kanzlerin.” Sie wirkt nicht nur so, sie sieht auch wie ein Merkelwiedergänger aus

Stefan Riedel / 17.08.2019

“... 1. Ein Parteiausschlußverfahren gegen Maaßen ist ohne jede Aussicht auf Erfolg. ” Ausschlußverfahren wovon, Partei?  oder rechtloser Hühnerhaufen? Das beste zu diesem Thema ist der Beitrag “Union, was ist nur aus Dir geworden?” von Sabine Drewes hier auf der Achse vom 26/04/19.

Gert Köppe / 17.08.2019

AKK ist mit Sicherheit nicht die “hellste Kerze” auf der “Regierungstorte”, aber sie beherrscht immerhin die simpelsten Spielregeln. Einer muss immer den “schwarzen Peter” zugespielt bekommen, damit sich die anderen Totalversager, in der Riege, rein waschen und gut fühlen können. Da braucht man auch keine Verantwortung übernehmen. “Wir sind nicht Schuld” am Desaster, der Maaßen ist der “schlimme Finger”! “Ausgesperrt gehört er”!

Andreas Müller / 17.08.2019

Natürlich weiß man, an welchen Punkten die Positionen von Herrn Maaßen von denen der Bundeskanzlerin abweichen, allerdings ist mir bei den Aussagen von Frau Kramp-Karrenberger nicht klar geworden, auf welche seiner Aussagen sie sich nun bezieht. Außerdem wirkt das Ganze etwas albern angesichts der Tatsache, daß Herrn Maaßen in Sachsen doch offenbar für die CDU Wahlkampf macht.

Anton Weigl / 17.08.2019

Maaßen und Sarrazin könnten in diesen Land sehr erfolgreich zusammen sein. Man stelle sich vor die beiden würden das ehemalige CSU - Patenkind die DSU reaktivieren. Ich denke die CSU-CDU würden in diesen Fall erst richtig in sich zusammenfallen.

Rafael Rasenberger / 17.08.2019

Ich halte Maaßen für einen langfristigen, ruhigen Planer und bin mir sicher, daß er sich beim Entwerfen seiner Strategien sehr viel mehr Zeit nimmt als andere Politiker heutzutage - gelernt ist gelernt. Im Moment sieht er lediglich eine Gelegenheit, die Sache etwas zu beschleunigen… irgendwann ist schließlich wieder Bundestagswahl und bis dahin müssen noch einige Spielfiguren der Union inaktiv gestellt werden… auch, wenn ich denke, daß er nicht für die nächste, sondern bereits für die übernächste Bundestagswahl plant…

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