Thomas Rietzschel / 24.07.2019 / 16:00 / Foto: Claude Truong-Ngoc / 18 / Seite ausdrucken

AKK auf dem Feldherrenhügel

Kaum zu glauben, aber wahr: Annegret Kramp-Karrenbauer verfügt über soldatische Erfahrung. Früh schon ist sie in das Amt hineingewachsen, für das sie heute vor dem Bundestag vereidigt wurde. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, erschienen am 21. 07. 2019, erinnert sich die Verteidigungsministerin: „Mein ältester Bruder war Zeitsoldat bei der Bundeswehr, und als Teenager hab ich eine Zeitlang immer einen abgelegten Kompaniepulli von ihm in die Schule angezogen. Es war mein Lieblingsstück, bis meine Mutter ihn irgendwann entsorgt hat.“ Der herzlosen Tat folgte eine Unterbrechung der militärischen Laufbahn von gut vier Jahrzehnten. 

Klar, dass AKK währenddessen manches entgangen sein muss, zum Beispiel, dass die Bundeswehr gegründet wurde, um Deutschland im Fall einer Bedrohung von außen zu verteidigen, unterdessen auch fernab der Heimat bei NATO-Einsätzen zur Eindämmung von Konflikten, deren Eskalation nicht folgenlos bliebe für unsere Sicherheit. Wer hätte sie darüber unterrichten sollen, woher sollte sie wissen, dass es nicht zu den Aufgaben der Armee gehört, gegen die politischen Gegner der Regierungsparteien Stellung zu beziehen. 

So nicht!

Nein, Frau Ministerin, wenn sie glauben, die Bundeswehr auf den Kampf gegen „Hetze von Populisten und Brandstiftern“ einschwören zu müssen, wenn Sie es für geboten halten, zur Attacke des Heeres gegen die AfD zu blasen, dann mögen Sie die Lage vom Feldherrenhügel ihrer Partei überblicken, militärisch sind Sie aber einem grundlegenden Missverständnis aufgesessen. Dass Sie sich dabei auch noch auf den Widerstand gegen das NS-Regime, auf Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Kameraden berufen haben, ist schlichtweg geschmacklos. 

Dass Sie das überdies an deren Hinrichtungsstätte im Bendlerblock taten, sollte ihnen nicht vergessen werden; Naivität hin oder her. Mit der Rede zum Gelöbnis von 400 jungen Soldaten am 20. Juli haben Sie sich des Missbrauchs schuldig gemacht, einer moralischen Vergewaltigung der Opfer und der angetretenen Truppe. Das Innenpolitische ist nicht das Schlachtfeld, auf dem die Bundeswehr etwas zu suchen hätte. Dazu darf man die Mannschaften nicht vergattern, nicht in der Demokratie.  

Um eine Armee anständig zu führen, genügt es dann eben doch nicht, als Teenager mit dem abgelegten Kompaniepulli des großen Bruders in die Schule gegangen zu sein. Vermutlich war er Ihnen schon damals eine Nummer zu groß.

Foto: Claude Truong-Ngoc CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Klaus Plöger / 24.07.2019

BERLIN Bendlerblock. Es lebe Deutschland! rief Oberst Stauffenberg am Ende. Denn er wußte nicht: Staat, Volk und Nation sind nur Konstrukte. Und er spielte somit den Rechten in die Hände.

Sebastian Laubinger / 24.07.2019

Wenn’s nicht so traurig wäre, könnte man das fast in eine Komödie verwandeln. Fast möchte man rufen, die Bundeswehr sei ohnehin für den Einsatz im Inneren nicht bereit—womit denn auch? Ich hoffe nur, dass diese unfeinen Versuche, die BW anzurichten, sich nicht als gewaltiger Bumerang entpuppen. Aber, wenn Frau AKK mal was bewirken möchte—wie wär’s mit einem Schulterschluss mit Israel??!! DA wäre ich sofort dabei…

Ernst Dinkel / 24.07.2019

Erst mal abwarten: Uschi hatte noch nicht einmal einen abgelegten Bundeswehr-Pulli. Kann also nur besser werden ...

Silas Loy / 24.07.2019

Krampf-Karrierebauer ist gerade noch rechtzeitig eingefallen, dass es doch ganz praktisch ist am besten gleich Verteidigungsministerin zu werden, um endlich ihren heiss ersehnten Flugzeugträger bauen. Damit ist dann auch das der NATO versprochene 2%-Ziel zu schaffen!

Karla Kuhn / 24.07.2019

Eine ehmalige Agit Prop als Kanzlerin, eine frühere Kompanie Pulli tragende Verteidigungsministerin und last but not least eine in eine Millionen Affaire verstrickte EU Vorsteherin und alle aus Deutschland. WIR geben ein feines Bild der SERIOSITÄT ab, alle ACHTUNG !  Die Dreistigkeit dabei ist, daß alle DREI sich immer wieder über einige andere Staatschefs echauffieren, obwohl sie selber im Glashaus sitzen,  sie vielen anderen Ländern Migranten aufhalsen wollen, obwohl diese Länder sich- zu RECHT-weigern, die gesamte Welt retten wollen, obwohl zu Hause teilweise die Hütte brennt und so weiter. Es ist erschreckend wenn ich höre, daß Frau Leyen die Sanktionen gegen Putin verlängern will, noch nicht mal im Amt aber schon die Keule schwingen. Dabei ist es doch Deutschland was die Waffenexporte in Diktaturen, denn nichts anderes sind die arabischen Staaten,  erhöhen wollen. Diese drei Frauen, samt ihrer Anhängerschaft, sollten erst mal vor der eigenen Türe kehren. Ich bin erleichtert ,daß Johnson die Wahl gewonnen hat, ein kluger Kopf, genau wie Trump und beide stehen in erster LINIE hinter ihrem EIGENEM   VOLK.  Herr Stricker,  famos Ihr Kommentar.

Burkhard Mundt / 24.07.2019

Vor dem Tragen des Kompaniepulli hoffentlich den Schwarz-Rot-Gold-Aufnäher abgetrennt. Und immer dieselbe Leier von “Hetze durch Populisten” “Keine Steuern von Populisten” wäre mal eine feine Aktion! Doch deren Geld nehmen die gerne.

Gereon Stupp / 24.07.2019

Entschuldigung, aber bitte was ist ein »Kompaniepulli«? Ich habe meinen Wehrdienst 86/87 geleistet, bin hier also so etwas wie der Klimbim-Opa. Unter ‘Kompaniematratze’ —  jaaaa, schweres Zotenkaliber — kann ich mir ja noch etwas vorstellen, ob ich mag’ sei dahingestellt. Vielleicht kann mir ja einer der unglücklicherweise später Geborenen einen Hinweis geben, danke.

Stefan Riedel / 24.07.2019

“Schützenpanzer Puma kostet doppelt so viel wie geplant. So mussten die Hersteller zum Beispiel dafür sorgen, dass im Innenraum des Schützenpanzers auch hochschwangere Soldatinnen arbeitsstättenverordnungsgerecht befördert werden können.”(News Redaktion vom 22.07.19). Und der Spieß muss in Zukunft eine Ausbildung zur Hebamme nachweisen. Wer gedacht hatte, tiefer als unter UvdL als Verteidigungsministerin geht es nicht mehr, falsch! Nun werden in die Bundeswehr Politoffiziere eingestellt. Sicher kann AKK auf die Erfahrungen der NVA zurückgreifen? Der Bürger in Uniform hat ausgdient.

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