Ich fand das Foto am Strand brilliant. Es war die maximale Verachtung für die oberflächlich-dümmliche Weltenretterei unserer Grumenschenbrigade. Die Nachstellung des Fotos sollte zur Touristenattraktion werden. Aus Protest. Auch die Blümnummer kann ich mir nur noch mit “Kunst” erklären. Sinn macht das alles schon lange nicht mehr. Wer Gender, Diversity, Multikulti, No-Borders, Grundeinkommen, Piraten und Professorinnen-Pflicht aus rationaler Perspektive betrachtet, der wird definitiv scheitern. Nimmt man aber den Blickwinkel der Kunst ein, dann erkennt man schnell das Muster: Wir durchleben gerade das “Neo-Dada”. Das “Institut für politische Schönheit” ist dabei nur eine besonders schöne unter den vielen Perlen. Ai Wei Wei hat das erkannt und er zieht es durch, wie man das als Künstler eben so macht.
Man kann natürlich diese Selbstdarsteller verurteilen. Von der Sorte wimmelt es ja. Man denke an das Geflenne von Gabriel im jordanischen Camp, das seine eigene Regierung 2014/ 15 noch total vernachlässigt hat. Oder die für die Kameras in Griechenland vor Empathie verzerrten Züge Göring-Eckardts. Ebenso wie die selbstgefälligen Predigten all der Journalisten die offenbar meinen die moderne Priesterschaft zu sein. Was besonders drollig ist wenn man sich das Image dieses Berufsstandes – etwa auf dem Niveau von Gebrauchtwagenhändlern – vergegenwärtigt. Aber sie einfach nur zu verurteilen greift nicht, da viele wohl naiv meinen tatsächlich für das Gute zu streiten. Und vor allem weil es wichtig ist aufzudecken was dem psychologisch und kulturell zugrunde liegt, außer Opportunismus und Selbstergriffenheit. Das ist wohl eine Paranoia gegenüber der eigenen Bevölkerung die als potentiell rechts, und als erbarmungslos und herzlos imaginiert wird. Das berührt aber komplexe Probleme die hier zu weit führen… Wir brauchen einen Massenpsychologen der Deutschland mal auf die Couch legt. Ai Wei Wei gehört als globaler Player auch zu dieser Schicht, die sich selbst als moderne, weltoffene, tolerante Menschenfreunde definiert. Was ja im Prinzip fein ist, aber leider von Kalkül, Dämlichkeit und Paranoia entwertet wird.
Ai Wei Wei ist in China als Bankrotteur und Steuerhinterzieher in Millionenhöhe bekannt.
Ai wei wei ist zumindest als Künstler m. E. exorbitant überschätzt. Passt ganz gut, denn seine Fans überschätzen ja auch andere (politische) Selbstdarsteller massiv. Mi fällt da z. B. der Beifall für AM und Kretschmann ein.
Gestern habe ich von Amazon eine E-Mail erhalten. Angeboten wurde mir das neue Buch von Norbert Blüm: „Aufschrei!“ Wider die erbarmungslose Gesellschaft“. Aha, dachte ich, Idomeni war ein tolles Timing. Der alte Mann kann uns eigentlich egal sein. Ärgerlich ist, dass Ai wei wei eine Gastprofessur an der Hochschule der Künste hat und für seinen Quatsch nicht nur mediale Aufmerksamkeit, sondern auch noch öffentliche Gelder erhält.
Mich überrascht das gar nicht. Bei vielen Chinesen ist Ai Weiwei spätestens seit seinen “Toten Kindern von Sichuan” unten durch. Während Zigtausende chinesischer Freiwilliger sich in die Unglücksregion aufgemacht haben um mit anzupacken, fiel Herrn Ai nichts Besseres ein, als das (berechtigterweise zu kritisierende) Versagen der Baubehören etc. dazu auszunutzen, um sich als Regimekritiker im Westen in Szene zu setzen. Angesichts der medialen Selbstinszenierung als heldenhaftes Opfer des chinesischen Regimes (man hat ihm sogar auf den Kopf geschlagen!), das für die Wahrheit kämpft, tritt das Leid der Bevölkerung, die am allerwenigsten für die Versäumnisse kann, völlig in den Hintergrund. Und die hirngewaschenden Medien besonders in Deutschland beißen auch noch freudig an, damit die Denkschablone auch immer schön passend bleibt. Man möchte ihnen zurufen: Liebe Leute, das ist kein Martin Luther, der hier steht und nicht anders kann, sondern ein Künstler, der um Aufmerksamkeit (und Kohle) buhlt - Effekthascherei, dem ein moralisches Mäntelchen umgehängt wird… gehts noch dummdreister?
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