Walter Schmidt / 18.11.2006 / 15:55 / 0 / Seite ausdrucken

Ahmadineschads fünfte Kolonne

Bereits in den späten sechziger Jahren wollten einige renommierte
Anhänger der APO und der Studentenbewegung in Deutschland, wie z.B. der
Berliner Kommunarde Dieter Kunzelmann, ihren “Judenknacks” loswerden.
Sie litten offenbar von morgens bis abends unter dem Dilemma aller
Antisemiten jedweder Couleur, daß sie weder die Juden noch den
jüdischen Staat im Nahen Osten offen kritisieren dürfen, da sie sonst
Sanktionsmaßmahmen des jüdischen Rachegottes
zu gewärtigen haben, der in Form der sog. “Auschwitzlüge” u.ä. schon
seit langem auch die deutsche Justiz kontrolliert. So
kommt es, daß der moderne Antisemitismus - v.a. im fortschrittlichen Milieu -
in der Maske des “Antizionismus” daherkommt oder sich seit neuestem
sogar als eine etwas andere Form der “kritischen Solidarität” mit dem
“zionistischen Gebilde” im Nahen Osten geriert. Die ganze Angelegenheit
hat allerdings einen kleinen Haken, denn betrachtet man die
Argumentation der Autoren des sog. “Manifests der 25” in der “FR” vom 15.11.2006
etwas näher, so stellt sich sehr schnell heraus, daß die angebliche
“kritische Solidarität” dieser Leute ganz offenbar mit jener der
äußerst wohlmeinenden Mullahs in Teheran verwandt oder zumindest
verschwägert ist, die nichts sehnlicher wünschen, als daß die Deutschen und mit
ihnen die Europäer im Interesse der Juden und des staates Israel jene
Juden, die sie einst vertriebn haben, gefälligt so schnell wie
möglich wieder zurücknehmen mögen, damit die “Nahostfrage”  endlich zugunsten des
Selbstbestimmungsrechts des palästinensischen Volkes in einem “Palästina” ohne
Juden gelöst werden kann.

In der “FR” vom 15.11.2006 unternehmen solche wissenschaftlichen Koryphäen
wie der Leipziger Tabubrecher Georg Meggle und der Hamburger Orientalist
Udo Steinbach den Versuch, die “nicht ganz einfachen Beziehungen zwischen Israel und
Deutschland vom Kopf auf die Füße zu stellen.”

Nachdem sie im ersten Abschnitt ihres Manifests die Ansicht vertreten,
daß “gerade sie als Deutsche” dazu berufen seien, ihren Beitrag zu
einer gerechten “Endlösung der Nahostfrage” zu leisten, tun sie im
zweiten Abschnitt so, als wollten sie im Grunde nur das Beste für Israel,
indem sie dem zionistischen Gebilde Rat und
Hilfe im Umgang mit den Palästinensern und der schiitischen Hizbullah
angedeihen lassen.

Sollte Israel jedoch wider Erwarten keinerlei Interesse an einer
derartigen gutgemeinten Hilfeleistung in Fragen des eigenen Existenzrechts
zeigen, so drohen die Autoren im dritten Abschnitt bereits mit einem
deutlichen “Höre, Israel!”.

Im vierten Abschnitt des Manifests lassen sie sodann endlich die
sprichwörtliche “Sau” raus, indem sie behaupten, daß die Juden sich mit dem
Holocaust quasi eine Art “Blankoscheck” für zukünftige Verbrechen am
palästinensischen Volk ausgestellt und sich zugleich gegen jegliche
Kritik von außen immunisiert haben.

Im fünften Abschnitt des Textes kommen die Autoren dann endlich zu der
lange erwarteten Schlußfolgerung, derzufolge die Palästinenser die
eigentlichen Opfer des Holocausts seien, da sie sozusagen stellvertretend
für die Deutschen und die Europäer die Zeche für ein Verbrechen
zahlen müßten, das sie selbst niemals begangen hätten.

Schließlich beklagen die Autoren, daß ein nach ihrer Ansicht
weitverbreiteter “Philosemitismus” hierzulande letztendlich ein gerechtes
Urteil über die Politik der Zionisten im Nahen Osten verunmögliche und
machen eben jenen von ihnen inkriminierten “Philosemitismus” für den
zunehmenden Antisemitismus in Deutschland verantwortlich.

Demgegenüber müsse eine deutsche Haltung, die dem Holocaust und
seinen Folgewirkungen für Israelis und Palästinenser gerecht werde, sich
durch Neutralität statt durch Parteinahme für die eine oder andere
Konfliktpartei im Nahen Osten auszeichnen.

Was hier zunächst scheinbar wie das Bemühen um eine möglichst
ausgewogene deutsche Haltung im Nahostkonflikt daherkommt, ist im Grunde
nichts anderes als eine pseudointellektuelle Rechtfertigung für die
Haltung der Mullahs in Teheran, die seit gut einem Jahr mit Verve eine “Welt
ohne Zionismus” propagieren. So verwundert es nicht, daß das “Manifest
der 25” von iranischer Seite bereits äußerst wohlwollend kommentiert
wurde. In Teheran frohlockte man u.a. darüber, daß durch das
“Manifest der 25” das “Tabu des Holocausts in Europa (...) gebrochen” sei, daß
endlich die Palästinenser als “wahre Opfer des Holocausts” in den
Blick rückten und daß Israel sich ohne den Holocaust niemals anmaßen
könnte, mit einer jährlichen finanzhilfe von ca. 3 Mio. US-Dollar die
Palästinenser und die Libanesen zu “massakrieren”.

Ähnlich wie inzwischen eine Mehrheit von ca. 52% der Deutschen die
Meinung vertritt, die Juden zögen auch heute, mehr als sechzig Jahre nach
Auschwitz, noch finanzielle Vorteile aus dem Holocaust, d.h. aus ihrem
Leid, sind offensichtlich auch unsere 25 wohlmeinenden
“israelkritischen” Freunde des jüdischen Staates der Ansicht von Norman Finkelstein:
“There´s no Business like Shoah-Business!” Natürlich ist eine solche
Haltung keineswegs originell, entspricht sie heutzutage immerhin der
deutschen Mehrheitsmeinung.

Mit ihrem Tabubruch haben sich Meggle, Steinbach und die anderen
Autoren des “Manifests der 25” endgültig als das geoutet, was sie in der Tat
sind, nämlich eine Art “fünfte Kolonne” Ahmadinedschads sowie der
Mullahs in Teheran und ihrer Verbündeten im Nahen
Osten”, denen nichts wichtiger zu sein scheint, als daß
die “Nahostfrage”, die sie Tag und Nacht noch in ihren Träumen
beschäftigt, endlich im Sinne einer gerechten Lösung möglichst
ohne die weitere Existenz des jüdischen Staates und gemäß dem von Elvis
Presley besungenen Verursacherprinzip gelöst werden möge: “Return to sender”

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