Georg Etscheit / 21.10.2024 / 10:00 / Foto: K.I / 48 / Seite ausdrucken

„Agrarsoziologin“ gegen „Wutbauern“. Wer produziert Bullshit, wer Lebensmittel?

Eine junge Frau, in den Medien gerne als "Agrarsoziologin der Universität Göttingen“ vermarktet, unterstellt kritischen Bauern gerne „rechtsextreme bis rechtspopulistische“ Tendenzen. Das ging vor Gericht als freie Meinungsäußerung durch, ist aber dennoch plumper Blödsinn.

Janna Luisa Pieper ist eine gepflegt erscheinende, junge Frau – auf Fotos im Netz macht die Mitarbeiterin der Universität Göttingen einen ausgesprochen weiblichen, beinahe fragilen Eindruck.Ihre “Interessen“ laut Webseite der Universität: Gender in agriculture and rural areas, sustainable agriculture and food systems, peasant farming, farmers protest movements, quality social research.“ Titel ihrer Bachelorarbeit: „Vergleich der Sterblichkeitsrate von Kälbern in ökologischer und konventioneller Landwirtschaft.“ Was man so macht, wenn man sich politisch korrekter Wissenschaft verschrieben hat. Pieper ist Jahrgang 1990 und wird von ihrer Uni als Forschungsassistentin (research assistant) und Doktorandin (Ph.D Candidate) geführt.

Der Blick auf ihr Äußeres soll keine Chauvi-Attitüde sein. Vielmehr fragt man sich, was ausgerechnet diese Frau, die man sich nur schwer in Gummistiefeln und mit Mistgabel in der Hand vorstellen kann, mit der Agrarbranche am Hut hat. Kann es sein, dass Frau Pieper nur eine Marktlücke entdeckt hat, mit der sie in woken Zeiten wissenschaftliche Meriten erwerben und sich in den Medien als Expertin für unterdrückte Landfrauen, übergriffige Bauer-sucht-Frau-Mannsbilder und „rechte“, die Agrarwende sabotierende Wutbauern präsentieren kann?

Frau Piepers Expertise wird vom Medienmainstream gerne in Anspruch genommen. Als im Winter die Bauernproteste gegen die Zumutungen der Ampelregierung hochkochten, gipfelnd in der als Anschlag auf die Demokratie skandalisierten Fährhafen-Blockade des grünen Vizekanzlers, durfte Pieper ihren Kopf unter anderem einem Kamerateam des NDR präsentieren. In einem Interview in der Sendung „Niedersachsen“ am 7. Februar 2024 rückte sie, vom Moderator vorgestellt als „Agrarsoziologin der Universität Göttingen“, die bäuerlichen Organisationen „Land schafft Verbindung“ (LSV) und „Freie Bauern“ in die rechtsextreme Ecke. 

In einem etwas atemlosen Staccato unterstellte sie beiden Gruppierungen , spricht von „Verknüpfungen der AfD mit der Landwirtschaft“, was so wunderlich nicht wäre, denn natürlich kümmert sich eine Volkspartei wie die AfD auch um Agrarpolitik. Namentlich Anthony Lee, Sprecher von LSV und Europawahlkandidat der Freien Wähler unterstellte sie, durch „rechtsextreme bis hin zu rechtspopulistischen Aussagen aufgefallen zu sein“. Wobei die Reihung etwas unlogisch erscheint, weil man „rechtspopulistisch“ eher als weniger gravierend einschätzen würde als „rechtsextrem“. Aber solch semantische Petitessen dürften für die Fachfrau in ihrem Kampf gegen das Böse von untergeordneter Bedeutung sein. 

Als Heldin gefeiert

Land schafft Verbindung ist eine Protestbewegung von Bauern, entstanden 2019 aus Protest gegen ein Agrarpaket der Bundesregierung. Selbst Wikipedia, sonst im „Kampf gegen rechts“ nicht zimperlich, weist nur wage auf „Vorwürfe“ rechter Unterwanderung hin, von denen sich der Verein mehrfach distanziert habe. Die Freien Bauern verstehen sich als Interessenvertretung bäuerlicher Familienbetriebe und Stimme gegen „Wachstumswahn und Ökoterror“ mit Schwerpunkt in Brandenburg, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Im Vergleich zum Deutschen Bauernverband, der brav im Mainstream mitschwimmt und eher die Interessen großer landwirtschaftlicher Betriebe vertritt, sind LSV und Freie Bauern Zwerge.

Piepers Äußerungen machten nicht nur im Netz die Runde, sondern sollten auch die Gerichte beschäftigen, weil sich LSV und Freie Bauern mit Unterlassungsbegehren zur Wehr setzten. Doch sämtliche Verfahren vor diversen Gerichten verschiedener Instanzen wurden abgewiesen, zuletzt eine Berufung der Freien Bauern vor dem sachsen-anhaltinischen Oberlandesgericht in Naumburg. Die Begründung war stets ähnlich: Pieper habe nur von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht und die stehe ihr als Wissenschaftlerin genauso zu wie jedem anderen Menschen. In der Linkspresse wurde Pieper daraufhin als Heldin gefeiert: „Wutbauern unterliegen Kritikerin“ und „Forscherin besiegt Freie Bauen“ titelte die taz.

„Frau Pieper kann sich hier nicht auf die Meinungsfreiheit berufen, da sie ihre Diffamierung nicht etwa bei irgendeiner Zufallsumfrage des Senders in der Fußgängerzone ausgesprochen hat, sondern zu dem Thema ausdrücklich als Expertin der Universität Göttingen vorgestellt wurde“, entgegnete Reinhard Jung, Politikreferent der Freien Bauern. „In der konkreten Interview-Situation hat sie bewusst den Anschein erweckt, als würden ihrer Meinung wissenschaftliche Erkenntnisse zugrunde liegen.“ Weil genau dieses „tragende Argument“ im Urteil des Berufungsgerichts nicht berücksichtigt worden sei, legte der Rechtsanwalt der Freien Bauern eine so genannte Gehörsrüge ein mit dem Ziel, das Verfahren gegen die Wissenschaftlerin fortzuführen, wenn nötig bis zum Bundesverfassungsgericht.

Pieper verteidigte sich laut taz damit, dass gerade agrarpolitische Themen „rechtspopulistisch bearbeitet und kommuniziert werden“. So habe ein Vertreter der Freien Bauern anlässlich einer Demonstration in Brüssel gesagt, es gebe „ein gigantisches Kartell aus Pseudowissenschaft und Medien, die den Menschen einreden, sie würden die Welt retten, wenn sie statt Milch, Fleisch, Eiern oder Fisch ein industrielles Designerfood fressen würden“. Kann es sein, dass Frau Pieper selbst ein Teil dieses Kartells ist?

Georg Etscheit schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss.

 

Foto: K.I

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Leserpost

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U. Prengel / 21.10.2024

Ach, Göttingen - neben Berlin noch so eine linke Hochburg. Die linken Adepten müssen sich ja irgendwie vom anderen linken Mainstream absetzen und zwanghaft profilieren. Wie einfach ist es dann, als “Agrarsoziologin” - auch so ein Soziologen-Bullshit ( für einen echten Diplom-Bauer hat es wohl nicht gereicht) - dunkle Mächte unter den echten Bauern zu vermuten. Ein allzu durchsichtiges Manöver, welches allenfalls in der eigenen Blase Aufmerksamkeit erlangt - max- 30.000 Studentende in Göttingen, mehr nicht…

Jürgen Fischer / 21.10.2024

Es wäre mir eigentlich piepegal, was diese Frau Pieper so daherpiept, wenn sie (vermutlich) nicht mehr dafür kriegte als jemand, der einer anständigen Arbeit nachgeht. Aber dass einem für derartiges Geschwafel das Geld nur so nachgeworfen wird, ist und bleibt ein Skandal, da können die „Quality is a myth“-Verfechterinnen sagen, was sie wollen. Irgendwann ist ihre Zeit vorbei. Meine wahrscheinlich aber auch.

Leo Hohensee / 21.10.2024

Frau Pieper führt “Schwallreden”. Die Worte ergießen sich aus ihr heraus. Sie muss sich bei dem Tempo selber zuhören, um dabei dann beurteilen zu können, was ihr alles so in den Sinn kam. Geräusche die sich anhören wie Worte?

Manfred Wetzel / 21.10.2024

Wenn in der Landwirtschaft Unheil aus der rechten Ecke droht, und selbst die abgebildete Kuh ist braun, sollte man dann nicht in den Hungerstreik treten? Und wen dann der Hunger quält, der kann ja immer noch auf Lichtnahrung umsteigen. Obwohl, einige Lichternährte sollen ja schon verblichen sein. Aber Einzelfälle gibt es ja an jeder Ecke. Also, wer die Landbevölkerung für rechts hält, der sollte mit dem Essen aufhören.

AR Göhring / 21.10.2024

Klar ist Frau Pieper eine Opportunistin. Wie all die gegen rechts und den Klimawandel kämpfenden höheren Töchter vor ihr. Das scheint einer der Hauptgründe für die westliche Erfindung der ganzen Schwachsinnsthemen zu sein - bürgerlichen Frauen ohne Anstrengung und Leistung gut dotierte anspruchslose Jobs als “Akademikerin” zu verschaffen. Gut, es gibt auch männliche Weltretter - aber die kriegen meistens keinen der begehrten Jobs in der Genderindustrie.

Thomin Weller / 21.10.2024

Ach, diese im Kuhfladen stehenden Soziologen. Die haben nicht einmal die Inhalte der deutsche Max-Planck-Gesellschaft, den Lehrstuhlinhaber der „Forschungsstelle für Vergleichende Verhaltensforschung“ Konrad Lorenz und seine Graugänse verstanden. Konrad Lorenz hatte die reale Befürchtung das der Mensch durch die Politik verhausschweint wird. Dann wüsste die Janna Luisa Pieper das sie selbst eine dressierte Kuh ist und ihre Master Arbeit “The process of repeasantization in Germany ¬ a qualitative study” genau Konrad Lorenz Befürchtungen bestätigt. Es gibt nicht mehr eine Würzburger Doktorfabrik, es gibt hunderte “Clash of Cow Idiocracy” P.S. In Polen kostet aktuell Butter 250 Gramm ~0.80 Euro. Da sieht man wer die kriminellen Kartelle sind und welche zweibeinig, stinkend wie ein Kuhfladen zuarbeiten. Landwirte sollten als „Trusted Worker“ einen Kuhfladen als Preis vergeben. Ins Gesicht habe ich eben so gedacht.

Rainer Nicolaisen / 21.10.2024

Bachelor schon mit 34 geschafft—na, großartig.

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