Fragen Sie nach der Bereitschaft, Tag für Tag zuverlässig zur gleichen Uhrzeit an der gleichen Arbeitsstelle aufzutauchen. Die Erfahrungen von Weißen in Afrika und die Erfahrungen von Flüchtlingshelfern in Europa gehen in die gleiche Richtung… — Die „große Bereicherung“ hat nämlich mit der Bereitschaft zu tun, weiterhin täglich Arbeit gegen Mittel zu tauschen, auch wenn die sprichwörtlichen 3 Dollar gesichert sind. Also mit dem Willen, Ressourcen anzuhäufen, der Neigung, heute schon an Morgen zu denken, und der dahinter stehenden Ethik, nicht anderen zur Last fallen zu wollen.
Man erweist den Afrikanern einen Bärendienst, wenn man sie in die Opfer-Rolle drängt. Das ist für Viele auf den ersten Blick vielleicht praktisch und für Wenige kurzfristig sogar einträglich. Garantiert diese Rolle doch Unterstützungsleistungen, Mitleid und eine, aus moralischer Sicht vorteilhafte Position. Die Kehrseite der Opfer-Rolle ist, dass sie passiv macht. Das Opfer wird zu einem „Wohlfahrtsempfänger“. Es wird abhängig, es braucht sich nicht mehr anzustrengen, aber es wird für das Opfer gesorgt. Dazu wird ihm ständig eingeredet, die Anderen seien Schuld an seiner Lage, es sei von ihnen ausgebeutet worden und nun sei es mehr als gerecht, dass diese Ausbeuter für ihn aufkommen. Dadurch wird seine möglicherweise lebenslange Opfer-Rolle zementiert. Das Gleiche ließe sich wahrscheinlich auch im Hinblick auf die Schwarzen in den USA, die Indios in Südamerika, die Palästinenser, einem Teil der heutigen Flüchtlinge, die Indianer in Nordamerika, oder andere in der Vergangenheit oder Gegenwart „entrechtete“und „ausgebeutete“ Gruppen sagen. Eine Mentalität, die zu Passivität und Fatalismus neigt, tut in solchen Fällen ihr Übriges. Es hilft niemandem zum Opfer erklärt zu werden. Sein Selbstwertgefühl wird dabei geschädigt. Jeden Menschen als erwachsen und verantwortlich für sein Leben zu betrachten, wirkt sich vermutlich langfristig positiver aus. Die Einzigen, die davon wirklich profitieren, sind diejenigen, die damit ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollen und dieses durch die „barmherzige Tat“ reinwaschen möchten.
Dass es in vielen Fällen Verträge mit korrupten Autokraten gibt, welche nur ihr eigene Klientel oder bestenfalls Volksgruppe profitieren lässt, ist natürlich richtig. Aber das angesprochende Gefasel (gern auch von sachkenntnisfreien regressionslinken Lehrern verbreitet) beruht ja oft auf einer wortwörtlich mittelalterlichen Sicht auf Ökonomie, welche seit dem 17./18. Jh. als überholt und widerlegt gilt: Die archaische Lehre von einem stets vorhandenen gleichen Gesamtwohlstand, der nicht oder kaum insgesamt wachsen kann. Wer möchte einem Bauern des 13. Jahrhunderts verübeln, so zu denken. Aber heute kann man da nur von ausgemachten Dummköpfen sprechen.Im Übrigen "seltsam": In Nordafrika oder auf der Arabischen Halbinsel käme - leider - kaum jemand auf die Idee, Afrika durch millionenfache Menschenjagden und Sklavenhandel (bis Anfang 20. Jh.) geschadet zu haben. Obwohl das ebenso richtig ist wie die Verantwortung des Westens dafür, die Nachfrage bei den (oft muslimischen) Sklavenjägern und -händlern in Afrika weiter in die Höhe getrieben zu haben.
Selten so eine gute Zusammenfassung der schlichten Wahrheit gelesen. Man fragt sich, warum die pseudo-marxistische Sichtweise dennoch solche Konjuktur hat. Ich vermute, weil sie ein zutiefst verankertes Moment in der menschlichen Psyche anspricht: den Selbstzweifel. Habe ich wirklich all das Gute verdient, das mir zuteil geworden ist? Im religiösen Kontext unterstützt das Stellen dieser Frage die Bereitschaft, Buße zu tun und Demut zu üben. Leider gibt es aber noch ein weiteres menschliches Moment, nämlich den Wunsch seine Tugendhaftigkeit vor anderen auszubreiten. Als noch mehr Menschen in die Kirche gingen, konnte man letzteres im Rahmen der Gemeinde tun. Aber in unserem säkularisierten Alltag fehlt das Publikum, so dass sich der Drang, Tugendhaftigkeit zu demonstrieren, auf andere Felder verlagert. Da kommen die im Wortsinne armen Flüchtlinge gerade recht, um öffentlichkeitswirksam Mitmenschlichkeit zu zelebrieren, oder auch das Umweltthema, bei dem man mit dem Verlangen von eifrigen Bußübungen (vor allem Verzicht) hofft die Klimaapokalypse abwenden zu können.
Sogar im „neuen Westfernsehen“ für die Deutschen, i.e. Schweizer online-Medien wird ja kolportiert, dass die Schweiz an der „Ausbeutung Afrikas mitschuldig“ seien, da sie ja vom Handel mit den Kolonialmächten Großbritannien, Frankreich u.a. profitierten und demzufolge genau solch ein schlechtes Gewissen haben müssten und zur Aufnahme sog. „Flüchtlinge“ moralisch verpflichtet wäre. Dank an Herrn Somm für die Widerlegung des Marx‘schen Märchens. Selbst wenn dies in der Vergangenheit zugetroffen hätte, welcher heutige Schweizer/deutsche/europäische Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Geringverdiener und Wohnungssuchende sollte deshalb gegenüber den heutigen neu Eingereisten ein schlechtes Gewissen haben und in der Sozialhilfe und auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt werden? Regierung und Behörden und Sozialstaat sind zuvörderst dem eigenen Volk verpflichtet. Die Benachteiligung sehe ich bereits in der Tatsache, dass ein neu Eingereister von vornherein als bedürftig eingestuft und mit Rundumversorgung versehen wird bis zum Bau niegelnagelneuer Häuser, während der Einheimische Bedürftige - völlig zu Recht gegenüber dem werktätigen Steuerzahler! - seine Bedürftigkeit konkret beweisen muss. Wenn denn wirklich so viele Steuermittel überflüssig sein sollten, hätten zunächst die irgendwann einmal in der Schweiz/D/EU in Ihrem Heimatland irgendwann einmal gearbeitet und eingezahlt Habenden Anspruch auf zeitweilige bedingungslose Versorgung bis zur Wiederaufnahme der Arbeit oder Eintritt der Alters- oder Erwerbsunfähigkeitsrente. Die grundlegende humanitäre Hilfe, für die, die man nun einmal dummerweise ab 2015 verstärkt hereingelassen hat, sollte sich auf genau das als Sachleistung beschränken: Unbedingt notwendige medizinische Hilfe, Kleidung, Bett, Brot, Dusche bis zur Ausschaffung der hier nicht Asylberechtigten. Logistische, finanzielle, personelle, auf Wunsch auch militärische/polizeiliche Hilfe für die Staaten an den EU-Außengrenzen zur Abwehr illegaler Immigration.
Gut argumentiert, aber zusätzlich kommt noch ein Aspekt dazu, der sowohl von linker wie konservativer Seite totgeschwiegen wird: Mit der Veränderung der Wirtschaftsgesellschaft, der zunehmenden Innovation und auch dem medizinischem Fortschritt änderte sich die Vermehrungsrate im Norden (warum ist immer von Westen die Rede??) drastisch. Von ehemals 5 bis 10 Kindern pro Mutter, von denen nur 2 bis 3 das Erwachsenenalter erreichten, blieben heute nur 1 bis 2 bei Kindersterblichkeit nahe Null übrig. Die Bevölkerungsentwicklung passte sich den veränderten Bedürfnissen der wirtschaftlichen Entwicklung an. Im Süden davon keine Spur. Dieselbe hohe Fortpflanzung, wesentlich geringere Kindersterblichkeit (dank Medizin aus dem Norden) aber dafür keine Perspektive im Erwachsenenalter. Das meiste Elend, Armut und Kriege lassen sich einfach auf die explosionsartige Vermehrung der Weltbevölkerung seit 1945 zurückführen. Dies klar zu benennen und als Hauptgrund jeglicher Migration festzumachen, trauen sich die Wenigsten. Menschenverachtend, rassistisch etc. Dabei ist es simple Populationsbiologie. Und was die Konsequenz daraus sein wird, kann sich jeder halbwegs intelligente Mensch schon ausmalen. In der Natur führt dies in der Regel zum Zusammenbruch einer Population. Der Mensch wird da keine Ausnahme machen.
Die Legende, Reichtum beruhe auf Raub am Armen und deshalb sei es nur recht und billig, wenn der Reiche geplündert werde, ist wohl schon einige Jahrtausende alt. Schon der Kirchenvater Augustinus musste sich im vierten Jahrhundert mit einer Legende herumschlagen, die im Umfeld seines Erzgegners Pelagius entstanden war und die sich auf die knappe Formel reduzieren ließ: Tolle divitem, non invenies pauperes: Vernichte den Reichen, und du wirst keine Armen mehr finden. Reichtum ist vermutlich schon immer ein Ärgernis gewesen; beim Armen erzeugt er Neid, beim Reichen Furcht und ein schlechtes Gewissen. Aber die Erfahrung, die im Artikel so schön dargestellt ist, wird auf Dauer die Leute vielleicht eines Besseren belehren. Jedenfalls Kompliment und Dank für den Artikel!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.