Volker Seitz / 04.11.2024 / 10:00 / Foto: Masssly / 15 / Seite ausdrucken

Afrikaner nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand

Während Entwicklungspolitiker und die „wohlmeinende“  Retterindustrie seit 60 Jahren in Afrika das Bild vom zurückgebliebenen Afrikaner geschaffen haben und sich nie wieder entbehrlich machen wollen, gibt es auf dem Kontinent zahlreiche zielstrebige Menschen, die die zugedachte Opferrolle nicht annehmen.

Nachstehend fünf Beispiele. Fortsetzung möglich.

Aliko Dangote, Unternehmer (Nigeria)

Aliko Dangote (geboren am 10. April 1957 in Kano/Nigeria) studierte Wirtschaftswissenschaften an der al-Azhar-Universität in Kairo und schloss 1977 sein Studium mit dem Bachelor ab. In Deutschland ist er kaum bekannt, weil er die Öffentlichkeit nicht sucht und wenig Wert auf Statussymbole legt. In einem zu Teilen von Korruption und Vetternwirtschaft zerfressenen Nigeria gilt er als ehrbarer Kaufmann.

Die Financial Times nannte Aliko Dangote den erfolgreichsten Unternehmer der afrikanischen Geschichte. Seine Erfolgsgeschichte vom Kleinkredit eines Onkels bis zum Industriemagnaten ist einmalig. Anders als andere reiche Afrikaner verdankt er seinen Reichtum nicht Rohstoffen, sondern dem Handel mit importierten Waren und dem Aufbau einer verarbeitenden Industrie. Er gilt als der reichste Mann des Kontinents. Sein Vermögen hat das FORBES Magazin auf 13,9 Milliarden Dollar geschätzt (Bloomberg – laut Business Insider vom 17.10.24 – sogar 27,8 Milliarden Dollar) was mehr als drei Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes entspricht.

Der Durchbruch gelang ihm im Jahr 2000 mit dem Bau einer Zuckerraffinerie und eines Zementterminals in Lagos. Heute ist seine Dangote Group der größte Zementhersteller Afrikas. (Dangote Cement, der größte börsennotierte Konzern in Nigeria, produziert mehr als 45 Millionen Tonnen Zement im Jahr.) Er hat in acht weiteren Ländern des Kontinents Produktionsstätten: Ghana (seit 2011), Südafrika (2014), Kamerun, Sambia, Äthiopien und Senegal (2015), Kongo und Sierra Leone (2017) und deckt ein Portfolio ab, das von Zement, Düngemittel, Stahl, Immobilien, Telekommunikations- und Logistikdiensten über Zucker, Reis, Salz, Nudeln, Tomatenmark, Mehl bis Milch und Mineralwasser reicht. Das Management seiner Firmen kommt mehrheitlich aus Indien. Sein Bruder Sani ist Vizepräsident der Gruppe. Neben seiner Tochter Halima, die als seine Nachfolgerin gilt, ist noch sein Vetter Abdu Dantata, der für die Logistik und Vertrieb verantwortlich ist, mit an der Spitze der Gruppe.

2016 hat er eine Fabrik für Tomatenmark gebaut. Er macht Nigeria damit weitgehend unabhängig von Importen und kauft bis zu 40.000 Landwirten ihre Ernte ab. 

Im März 2022 eröffnete Dangote in Lagos die größte Düngemittelfabrik (Harnstoffdünger/Urea) Afrikas.

Außerafrikanische Aktivitäten: Dangote Cement will er bis Ende 2024 an die Londoner Börse bringen. 2018 hat er Cherie Blair, die Frau des früheren britischen Premierministers, in den Aufsichtsrat berufen. In New York will er ein „Family Office“ eröffnen, um sein Vermögen vor Abwertungen der nigerianischen Währung Naira zu schützen.

Während viele afrikanische Geschäftsleute mit dem Export und Import von meist unverarbeiteten Gütern reich geworden sind, setzt Dangote auf die Produktion und Verarbeitung vor Ort. Er hat bislang mehr als 22.000 Arbeitsplätze geschaffen. Dangote hat erkannt, dass der beste Weg, die Effizienz zu steigern, über eine eigene Fachkräfteentwicklung führt. Mit Hilfe des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hat er für seine Mitarbeiter und lokale Unternehmen eine Trainings- und Ausbildungsakademie errichtet, in der bis zu 500 Personen ausgebildet werden können. Das Ausbildungskonzept für den Schulungsbetrieb hat auch der VDMA ähnlich wie in Kenia und Botswana entwickelt.

Seine DANGOTE FOUNDATION investiert zwischen 50 und 100 Millionen Dollar in philanthropische Aktivitäten, z.B. Sanierung von Universitäten: Ahmadu-Bello (Zaria), Bayero (Kano), Kano State (Wudil) und Ibadan; Hilfe für Flutopfer, arbeitslose Jugendliche und Frauen. Die Stiftung ist Hauptgeber der Initiative „Saving One Million Lives“ in Nigeria. Bei Bekämpfung der Ebola-Epidemie nahm die Stiftung eine führende Rolle in Nigeria und anderen Teilen Westafrikas ein. Mit einer Zuwendung in Höhe von drei Millionen US-Dollar ist sie größter privater Geber des „Ebola Trust Fund“ der Afrikanischen Union.

Am 2. März 2018 weihte Dangote seine DANGOTE BUSINESS SCHOOL an der Universität Bayero in Kano, seiner Geburtsstadt, ein. Dangote sagte: “This business school will be training and preparing future African leaders in business, who will understand how to develop, and also train others to become visionary businessmen. I also see this business school playing a role in accelerating the economic integration of our continent.“ Die Gebäude wurden für 3,3 Millionen Dollar errichtet. Das Ziel der DSB ist es, beste internationale Qualität der Ausbildung zu bieten (to promote high level business management and entrepreneurship knowledge). Dangote unterstützt bereits seit 2014 die Universität in Kano.

Dangote ist mittlerweile auch im Ölsektor tätig. Er baute in Lagos für mehr als 15 Milliarden Dollar eine Raffinerie mit einer Kapazität für 650.000 Barrel. Um die notwendigen gigantischen Baumaschinen transportieren zu können, mussten 136 km Straße und ein eigener Hafen gebaut werden. Dangote hofft, damit den gesamten Bedarf des Landes zu decken und noch einen Teil zu exportieren. Nigeria muss als Ölförderland Benzin importieren, weil die Raffinerien alt und schlecht gewartet sind.  Im Mai 2024 bekräftigte Aliko Dangote seine Ambitionen hinsichtlich der Wiederaneignung von Energieressourcen in Afrika: „Mein Traum ist es, Rohstoffe aus Afrika zu nutzen, sie zu raffinieren und auf unserem eigenen Markt zu verkaufen.“

Biniam Girmay, Radsportler (Eritrea)

Biniam Girmay, am 2. April 2000 in Asmara geboren, ist ein erfolgreicher und nicht nur in seinem Land sehr populärer eritreischer Radrennfahrer. 2018 wurde er Junioren-Afrikameister und 2022 zum dritten Mal in Folge zu Afrikas Radsportler des Jahres gewählt. Er hatte gerade als erster schwarzer Afrikaner eine Etappe einer der so genannten GRAND TOUR (Giro d’Italia, Tour de France, Vuelta a Espana ), nämlich des Giro d’Italia, gewonnen. 2023 folgte eine Etappe der Tour de Suisse, und am 1. Juli 2024 machte er sein Meisterstück mit einem Sieg bei der Tour de France. Die Tour ist unter den klassischen Rennen das wichtigste Radsportereignis eines Jahres.

Er hat sein Weltklassepotenzial erneut gezeigt. Er kann die besten Sprinter der Welt herausfordern und gewinnen. Seit 2020 ist er Profi und fährt derzeit bei dem belgischen Team Intermarché – Wanty. Er wurde innerhalb kurzer Zeit das sympathische Gesicht des Teams. Girmay war jeweils der erste nicht-weiße Afrikaner, der bei wichtigen Rennen Etappen gewonnen hat. Damit schrieb er Geschichte.

Nächstes Jahr werden die Rennen der Weltmeisterschaft erstmals in Afrika, in Ruanda, stattfinden. Das ist für den ganzen Kontinent wichtig.

Der Belgier Lieven Corthouts hat den Dokumentarfilm „This is my moment“ über einen jungen Eritreer gedreht, der mit 17 Jahren bereits träumte, bei der Tour de France zu fahren. Inspiriert wurde er von seinem eritreischen Landsmann Daniel Teklehaimanot, der als erster Afrikaner der Radsportgeschichte bei der Tour de France 2015 das Bergtrikot eroberte. Courthouts, der an das Potenzial des jungen Rennfahrers glaubte, hat Girmay immer wieder begleitet. Er hat sich nicht getäuscht, dass der junge Fahrer in diesem Sport das höchste Niveau erreichen kann. Sein Film wurde 2024 veröffentlicht.

Nun ist Girmay nicht nur – wie 2023 – bei der Tour gefahren, sondern am 1. Juli 2024 hat er als erster Schwarzafrikaner – im immer noch vornehmlich weißen Peleton – eine schwere Sprintetappe nach 230,8 Kilometern gewonnen. „Das ist gut für ihn und für den afrikanischen Radsport. Er ist eine Legende,“ sagte Sprintlegende Mark Cavendish. 

Er steigt mit seinem Siegeswillen zu einem Vorbild für junge afrikanische Radsporttalente auf. Jetzt werden auch Visabeschränkungen, die ihn alle paar Monate zu einem Aufenthalt in Eritrea zwingen, aufhören. Seine starken Ergebnisse werden ihm dabei helfen.

Dr. med. Rose Gana Fomban Leke, Immunbiologin (Kamerun)

Prof. Dr. med. Rose Gana Fomban Leke wurde am 13. Februar 1947 in Banso in Nordwest-Kamerun geboren. Sie bekam 1966 ein Stipendium in den USA und machte ihren Bachelor am St. Mary-of-the-Woods College in Indiana (USA) und ihren Master (Thema Malaria) an der University of Illinois in Champagne Urbana.

Ihre Promotion 1979 (Grundlagenforschung für in der Praxis einsetzbare Präparate bei Malaria) erhielt sie an der Université de Montreal in Kanada. Professorin für Immunologie und Parasitologie wurde sie an der Universität Yaounde I in Kamerun und ist heute Emerita.

Sie forschte zu den Wechselwirkungen bei Malaria zwischen Erregern, Wirten und Umweltfaktoren. Wie fast jede und jeder in Kamerun war sie bereits als Kind mehrfach von der Krankheit betroffen.

Ihr Ehemann ist Gynäkologe. Über ihn kam sie zum Forschungsgebiet Malaria und Schwangerschaft. Sie fand heraus, dass es eine hohe Dunkelziffer von Malariafällen bei Schwangeren gibt, die bei einer Standard-Blutuntersuchung nicht gefunden werden konnten. Es kann zu Fehlgeburten kommen. Sie hat in Yaounde (deutsch Jaunde) in einem multidisziplinären Forscherteam gearbeitet und zahlreiche Studenten ausgebildet.

In ihrem Biotechnologie-Zentrum in Yaounde hat sie erforscht, dass die meisten Todesfälle bei Kindern im Alter bis zu fünf Jahren auftreten. Wer das überstehe, habe offenbar ausreichend viel Immunität entwickelt. Es gäbe noch sehr viel zu forschen.

Sie hofft auf Fortschritte durch neue Impfstoffe gegen Malaria. Seit Januar 2024 hat die globale Impfstoff-Allianz GAVI in einigen Ländern Impfstoffprogramme gegen Malaria gestartet. Das könnte viele Leben von Kindern unter fünf Jahren retten.

Professor Leke nennt China als positives Beispiel, das mit konsequenten Anstrengungen (Auflösung von Slums, Insektizide gegen Moskitos und Medikamente gegen Parasiten) erreicht hat, von einst 30 Millionen Malaria-Fällen heute von Malaria nahezu frei zu sei.

Am 14. Oktober 2023 erhielt Rose Leke in Berlin für ihre Malariaforschung den mit 500.000 Euro dotierten Rudolf-Virchow Preis.

Anmerkung: Die von chinesischen Forschern in den Blättern und Blüten des einjährigen Beifußes (Artemisia annua) entdeckten Wirkstoffe haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Zahl der Malariatodesfälle in Afrika zwischen 2000 und 2015 gesunken ist. Mir und meinen Kollegen hat das chinesische Medikament häufig geholfen. Mit Hilfe von Artemisinin ließen sich die meisten Infektionen innerhalb weniger Tage kurieren. Ich habe selbst während meiner 17 Jahre in Afrika von dem Medikament profitiert.

Allerdings haben die Resistenzen Afrika erreicht. Erste Fälle haben Mediziner seit 2018 aus Ruanda, 2019 aus Uganda und neuerdings aus Eritrea und Äthiopien gemeldet. In in-vitro-Tests war das Ausmaß einer Resistenz gegen Artemisininjedoch noch gering. Dennoch, angesichts der zunehmenden Resistenzentwicklung bedarf es dringend neuer Medikamente gegen Malaria.

Rose Leke erhielt 2023 den Virchow-Preis für ihre Pionierarbeit in der Erforschung von Infektionskrankheiten mit dem Ziel einer malariafreien Welt.

Moeletsi Goduka Mbeki, Wirtschaftsjournalist, Unternehmensberater (Südafrika)

Moeletsi Goduka Mbeki (geb. 9.11.1945) ist der Sohn von prominenten Widerstandskämpfern in Südafrika. Sein Vater, Govan Mbeki – Weggefährte von Nelson Mandela und Denis Goldberg –, war seit den 1930er Jahren Mitglied der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) und schloss sich nach dem Verbot der Partei 1950 dem ANC an. 1964 wurde Govan Mbeki im Rivonia-Prozess (The State versus Nelson Mandela and others) zu lebenslanger Haft verurteilt, die er bis zu seiner Freilassung im November 1987 auf Robben Island verbrachte.

Moeletsis jüngerer Bruder ist der frühere Präsident Thabo Mbeki, dessen Politik er häufig bissig kritisierte. Anders als sein Vater und Bruder ging Moeletsi nicht in die Politik. Er studierte Ingenieurwissenschaften an der University of Warwick in Großbritannien. Nach dem Abschluss des Studiums arbeitete er beim Eisenbahnbau in verschiedenen afrikanischen Staaten.

Seine journalistische Karriere begann er 1979 in London, wo er für die BBC und verschieden Zeitungen arbeitete. Nach der Unabhängigkeit von Simbabwe half er dort am Aufbau von Tageszeitungen. 1990, nach seiner Rückkehr nach Südafrika, wurde er Medienberater des ANC und Berater des Dachverbandes südafrikanischer Gewerkschaften (COSATU).

Heute ist er Wirtschaftsjournalist, Buchautor, Unternehmensberater und vor allem stellvertretender Vorsitzender des südafrikanischen Instituts für internationale Angelegenheiten (SAIIA). Das Institut ist ein unabhängiger Think Tank der University of the Witwatersrand. Außerdem ist er politischer Analyst der südafrikanischen Nedcor Bank. Regelmäßig schreibt Moeletsi Mbeki für die linke Londoner Wochenzeitung „New Statesmen“.

Er gilt als unabhängig kritischer Denker. In seinem 2009 veröffentlichen Bestseller „The Architects of Poverty“ (Die Architekten der Armut) schreibt er, dass die neue Elite in Afrika nichts anderes gemacht habe, als sich in die bestehenden wirtschaftlichen Machtstrukturen einzukaufen und alles so zu belassen, wie sie es vorgefunden haben. Sie betrachteten ihre Staaten als Goldesel, sie führten ein Leben in obszönem Luxus, sie hätten kein Verantwortungsgefühl für ihre Länder und würden sich nicht für Entwicklung interessieren.

Besonders nimmt er immer wieder die Kleptokraten in Nigeria, Äquatorialguinea und Simbabwe aufs Korn. Aber auch die Regierungspolitik in seinem Heimatland kritisiert er als schweren Schlag gegen das schwarze Unternehmertum, weil die Politik eine kleine Kaste unproduktiver, aber sehr reicher „Kumpel-Kapitalisten“ schaffe, die fast nur aus ANC-Politikern bestehe.

Moeletsi Mbeki fordert, dass Südafrika den Schwarzen lieber mit besserer Bildung und mehr Krediten für Unternehmensgründer unter die Arme greifen sollte, statt immer neue und rigidere Rassenquoten zu erlassen, die seiner Wirtschaft seit Jahren enge Fesseln anlegen.

Seine Analysen sind prägnant und beißend, ein Ärgernis vor allem für die herrschende Klasse Südafrikas. Er unterscheidet sich von anderen Fachleuten durch seine ideenreichen Untersuchungen, was vielleicht der Grund dafür ist, dass große Unternehmen so viel Wert auf seine Expertise legen.

Leonard Wantchekon, Wissenschaftler (Benin)

Leonard Wantchekon ist Professor für Politik an der Princeton University und Mitglied der ökonomischen Fakultät. Er wurde 1956 in Zagnanado bei Abomey in Benin geboren. Seine Eltern waren Bauern. Weil er sich öffentlich gegen den Autokraten Mathieu Kérékou stellte, wurde er 1985 verhaftet und verbrachte 18 Monate im Gefängnis. Danach gelang ihm über Nigeria und die Côte d’Ivoire die Flucht nach Kanada.

Er studierte Ökonomie an der Laval University, Quebec City, und der University of British Columbia, Vancouver. 1992: Abschluss Master of Arts (M.A.). Seinen Doktorgrad (Ph.D.) erhielt er 1995 von der Northwestern University in Chicago.

Vor seiner Berufung nach Princeton war er Professor an den Universitäten Yale (1995–2001) und New York (2001–2011).

In seinem Geburtsland Benin gründete er 2014 die „African School of Economics (ASE)“, eine Universität für Wirtschaftswissenschaften und öffentliche Verwaltung. Sie unterhält Niederlassungen in Nigeria, der Cote d’Ivoire und den USA.

Er legt sein Augenmerk in den Universitäten auf die Handlungsmacht in Afrika. Die ASE bietet Master-Abschlüsse in Wirtschaftswissenschaften, Mathematik und öffentlicher Verwaltung an. Wantchekon beklagt, dass viele afrikanische Staaten jahrzehntelang versäumt haben, in Schulen und Universitäten zu investieren.

Er möchte Innovation und Technologie auf dem Kontinent voranbringen, um auf Spitzenniveau mit globalen Trends mithalten zu können. Sein Ziel ist es, afrikanische Handlungsfähigkeit in der Entwicklungspolitik zu stärken, indem er Regierungen, Gemeinden und Bürgern hilft, Verantwortung für diesen Prozess zu übernehmen. Die Handlungsfähigkeit basiere auf Zusammenarbeit und Vertrauen.

In einer Studie aus dem Jahre 2011 hat er zusammen mit Kollegen dargelegt, wie die Erinnerung an den Sklavenhandel bis heute soziales Misstrauen in afrikanischen Gesellschaften wachhält.

Begründung: In seinem eigenen Land im heutigen Benin sei über drei Jahrhunderte Sklavenhandel betrieben worden. Schätzungen zufolge wurden rund 400.000 Menschen aus verschiedenen Teilen Benins verschleppt und verkauft. Diese Zahlen seien im Vergleich zu Ländern wie Angola, Nigeria und Senegal niedriger. Aber bis heute sei diese Erfahrung in Liedern und Sprichwörtern verankert, dass man Menschen, auch dem eigenen Nachbarn, nicht trauen könnte, dass man sehr vorsichtig sein und immer mit dem Schlimmsten rechnen müsse. Er sei auch Historiker und habe viel über den Sklavenhandel recherchiert. Die Beteiligung einiger afrikanischer Eliten sei zweifellos vorhanden gewesen, aber sie sei begrenzt gewesen. Lokale Banden, bezahlt von europäischen Händlern, hätten Menschen entführt, um sie zu verkaufen.

Professor Wantchekon war historischer Berater für den Hollywoodfilm „The Woman King“ über die Agojie, eine Eliteeinheit von Soldatinnen (Amazonen) im Königreich Dahomey, dem heutigen Benin. Der Film behandelt die Beteiligung des Königreichs am Sklavenhandel.

In der Wirtschafts-Hauptstadt Benins, Cotonou, steht seit dem Sommer 2022 eine 30 Meter hohe und 150 Tonnen schwere Statue der Königin Tassi Hangbe, die im 17. Jahrhundert die Agojie-Kampftruppe gegründet hatte. Entworfen hat die Stahlkonstruktion der chinesische Bildhauer Li Xiangqun.

Volker Seitz, ist Botschafter a.D. und Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert, dtv, 2021 (11. aktualisierte Auflage)

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Leserpost

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Franz Klar / 04.11.2024

“Afrikaner nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand” und verlassen den Kontinent. Nix neues also ...

Volker Kleinophorst / 04.11.2024

@ Seitz Befreiungsfront ist meist der Anfang der nächsten Diktatur. Vietnam, Kambodscha…  Mussten wir lernen. Aber warum kein Koffer für den Hoffer.  Ich hoffe schon zu lange. Das Wassermannzeitalter lässt sich Zeit.

Thomas Schmidt / 04.11.2024

Das ist doch auch schon extreme Desinformation der ÖR dass der Durchschnittsdeutsche Afrika für ein Land voller Savanne, Wildtieren, abgemagerten Kühen und Massai in Stroh-Hütten hält. Wenn dann aber mal kurzfristig ein “ehrlicher” Kameraschwenk gemacht wird, sieht es auf einmal aus wie in LA, unmittelbar neben dem Naturreservat. Hauptsache der Dummdeutsche in seinem gemieteten Mini Hühnerkäfig meint er lebt im Luxus und spendet womöglich noch an parasitäre Betrugs/Hilfsorganisationen.

Holger Kammel / 04.11.2024

Finde ich gut, wenn Afrikaner wirtschaftlich aktiv werden. Ich bin jetzt nicht ganz jung, aber ich kann mich erinnern, schon als kleines Kind für die beständig verhungernden Afrikaner gespendet zu haben. Seitdem haben die sich verzehntfacht. Klassisches Beispiel für Südafrika: Ein italienisches Hotelierehepaar wurde ermordet. Das Kind wurde in einer Wanne tödlich verbrüht. Die Täter haben vor Gericht gelacht. Eine Burenfamilie wurde überfallen. Die 13-jährige Tochter wurde tatsächlich mit den Händen auf einem Tisch festgenagelt und zu Tode vergewaltigt. Kenne ich nicht aus dem Dritten Reich.

Sam Lowry / 04.11.2024

p.p.s.: Heute gelesen: 29 Jugendlichen droht in Nigeria die Todesstrafe wegen Teilnahme an einer Demo. Klasse Land, oder?

Sam Lowry / 04.11.2024

p.s.: Mein Kartoffelgratin verdoppelt sein Volumen während des Heizens. Wenn jetzt alle Menschen nur noch Kartoffelgratin… und dann?

Sam Lowry / 04.11.2024

“Kernfusion: Alternative Plasmen (He-3, Bor-11) • Strom ohne Turbinen (Induktion) | Josef M. Gaßner” (YT). Unnötig. Es gibt jetzt Fernseher, die Strom erzeugen und solarbetriebene Kühlboxen, die ebenfalls eine Afrikanerin entwickelt hat. Mein “alternatives Plasma” ist Sangria 1,5, Bier 5 %... 1:1

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