Volker Seitz / 15.12.2018 / 06:20 / Foto: Paulo César Santos / 38 / Seite ausdrucken

Afrika: Die Fluchtursachen-Beschaffer

Afrikanische Politiker bleiben oft bei großen Ankündigungen, die selten verwirklicht werden. Sie (die Eliten) haben keinerlei Verantwortungsgefühl für ihre Länder und sind nicht an deren Entwicklung interessiert, sagt der Südafrikaner Moeletsi Mbeki in seinem Buch „The Architects of Poverty“ (Die Architekten der Armut). Moeletsi Mbeki hat recht: In Entscheidungspositionen in Politik und Wirtschaft sind Persönlichkeiten, die sich um das Gemeinwohl und eine nachhaltige Entwicklung ihrer Bevölkerung kümmern, immer noch Ausnahmeerscheinungen. Die traditionelle Führungsschicht will zwar Veränderungen, aber nur, damit sich nichts wirklich ändert. Ihr Zweck bleibt der alte: Machterhalt. Wirtschaftskrisen sind in der Regel durch unsolide Wirtschaftspolitik entstanden. Immer noch machen schlechte Infrastruktur, Korruption, bürokratische Hindernisse und Schlendrian den Handel innerhalb Afrikas teuer.

Laut Gesetz haben alle Bürger der Mitgliedstaaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) das Recht, in jedes andere Mitgliedsland zu reisen und dort bis zu 90 Tage zu bleiben. Der togolesische Journalist Ibrahim Ored'ola Falola schreibt jedoch in der Zeitschrift E+Z 9-10/2018:

"Ein togolesischer Student, der in Ghana lebt, beklagt sich, dass er bei jedem Grenzübertritt den ghanaischen Grenzbeamten bestechen muss. Ähnliche Beschwerden hört man an der Grenze Benin zu Togo. Das ist eine organisierte Mafia. Sie teilen das Geld mit ihren Bossen, sagt ein nigerianischer Händler."

Die Bevölkerung hat wegen Korruption und Machtmissbrauch kaum Vertrauen in den Staat. Afrikanische „Eliten“ ducken sich mit dem Fehlen von gerechten Steuersystemen vor ihrer Verantwortung und ihrer Aufgabe weg, für die öffentliche Daseinsfürsorge und das Allgemeinwohl zu sorgen. Steuerpolitik ist ein souveränes Vorrecht. Jedes Land kann seine Steuerpolitik frei bestimmen. Afrika steckt laut Dereje Alemayehu vom Tax Justice Network Africa (TJNA) in einem Teufelskreis der Armut. Die Verluste in Zahlen: Laut Global Financial Integrity (GFI) verloren die Entwicklungsländer von 2000 bis 2009 insgesamt 8 Billionen US-Dollar aufgrund von illegalen Finanzströmen. Der Verlust Afrikas wird auf 335 Milliarden Dollar geschätzt.

Junge Afrikaner wollen gesellschaftliche Debatten

Mit einem Wachstum von über 22 Prozent jährlich stiegen die Kapitalflüsse aus Afrika schneller als in anderen Regionen – obwohl Afrika die ärmste Region weltweit ist. Öffentliche Empörung über Amtsmissbrauch ist selten. Allerdings schaffen sich junge Afrikaner mithilfe der sozialen Medien einen Raum für gesellschaftliche Debatten und politische Mobilisierung. Zahlreiche afrikanische Staaten etwa in Kamerun versuchen, die in ihren Augen bedrohlichen Informationskanäle durch technische Überwachungsmaßnahmen oder Abschaltungen zum Schweigen zu bringen.

Die hohen Geburtenraten gehen nicht mit der Schaffung von Arbeitsplätzen (es fehlt die industrielle Basis) einher, das ist neben der fehlenden Bildung ein Nährboden für Radikalisierung und Extremismus. In Nigeria, Kongo, Angola fließen hohe Summen für Rohstoffexporte in die Taschen der Herrschenden und für die Masse der Menschen im Lande werden keine Einkommensmöglichkeiten geschaffen. Formelle Arbeitsplätze gibt es in der Mehrzahl der afrikanischen Staaten kaum. Wer arbeitet, ist meist im informellen Sektor tätig: als Bauer, Fischer, Handwerker, verdingt sich als Tagelöhner, treibt mit irgendetwas Handel oder bewacht etwas. Gerade auf dem Land erscheint die Migration nach Europa vielen als einzige Chance für einen sozialen Aufstieg. Sie haben den Traum von einem Europa das sie aus dem Fernsehen kennen. Die grenzenlos fließenden Informationen mit den Verführungen des westlichen Kosumkapitalismus üben eine große Anziehung aus.

Politiker erkaufen sich ihre Stimmen mit Geld oder Sachgeschenken wie einem T-Shirt, einem Sack Reis oder einem Päckchen Zucker. Die Empfänglichkeit für Wahlgeschenke ist wirtschaftlich begründet. Viele Afrikaner insbesondere im Sahel leiden unter Armut, Analphabetismus und fehlender staatsbürgerlicher Bildung. Kardinal John Onaiyekan, Erzbischof von Abuja sagte am 7.9. 2018 im Domradio:

Politik ist ein Geschäft. Wer an der Macht ist, kontrolliert alles, auch die Wirtschaft. Die Frage, wie man dem Land und den Menschen dient, wird gar nicht erst gestellt. Es scheint legal geworden zu sein, riesige Summen zu veruntreuen. Wer dazu die Möglichkeit hat, lässt die Macht nicht mehr los. Wer sie noch nicht hat, will sie unbedingt haben“.

Tyrannei niedriger Erwartungen

Europa und die USA schauen aus Angst vor ethnischen Konflikten viel zu oft weg, kritisiert Elena Gadjanova, die Politikwissenschaft an der Universität Exeter lehrt. Afrika leide unter der westlichen „Tyrannei niedriger Erwartungen″: Aus Angst vor politischer Instabilität gäbe sich der Westen mit niedrigen demokratischen Standards zufrieden. Ausländische Wahlbeobachter würden in Afrika oft über Unregelmäßigkeiten hinweg sehen und Wahlen absegnen, die anderswo nicht toleriert würden.

Das eröffne Amtsinhabern wiederum die Möglichkeit, Abstimmungen geschickt zu manipulieren; gleichzeitig würden dadurch Bemühungen unterlaufen, gewählte Volksvertreter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Möglichkeit Abstimmungen geschickt zu manipulieren; gleichzeitig würden dadurch Bemühungen unterlaufen, gewählte Volksvertreter zur Rechenschaft zu ziehen.

Der Kongolese In Koli Jean Bofane beschreibt in seinem Buch "Sinusbögen überm Kongo" Horlemann, 2013 Seite 10/12 wie zwei Brüder gegen Geld als Publikum für politische Versammlungen  angeworben werden:

"Um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, wurden Gauner und andere Müßiggänger seines Schlages angeheuert, damit sie vor laufenden Fernsehkameras eine Menschenmenge mimten. Die Bilder wurden dann in den Nachrichten gebracht, um die Illusion zu schaffen, dass alles war wie früher. Eine echte Charakterrolle: Sie hatten überzeugende und glückliche Parteigänger zu geben, unter einer Regierung des Übergangs, der kein Ende nehmen wollte... Er, Baestro, ging wohin man ihn schickte, klatschte zu bestimmten Stichwörtern wie 'Partei', 'Demokratie' oder 'Volk' und brüllte seine Begeisterung mit schlagkräftigen Sätzen heraus: ' Keine Chance der Anarchie', 'Der Kampf geht weiter!'. 'Bis zum Sieg'."

Die Schriftstellerin Petina Gappah aus Simbabwe schreibt in ihrem Erzählband: Die Schuldigen von Rotten Row (S.82):

"Hätten die Parteien nicht unterschiedliche Farben und würden nicht unterschiedliche Worthülsen für ihre Parolen benutzen, hätte man meinen können, es wären an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden dieselben Politiker in Gokwe aufgetreten. Dieselben dicken Männer, die in Begleitung ihrer Gattinnen mit orangefarbenem Teint, riesigen Hüten und schwindelerregenden hohen Absätzen in ihren Geländewagen aus Harare kamen, um alles das Blaue vom Himmel zu versprechen. Sie saßen auf derselben Art Podium mit Sonnendach, in weichen, knallbunten Sesseln, während die armen Frauen von Gokwe ululierend in der Hitze schmorten und die jungen Männer in Staub tanzten und von den Bäumen aus sangen, wo sie eine bessere Sicht hatten. Danach fuhren die Politiker in ihren klimatisierten Fahrzeugen davon und ließen hochkochende Emotionen und schmerzliche Hoffnungen zurück, ohne den jungen Leuten etwas zu geben, das über Hass und Wut hinausreichte."

Champagner und Golfplätze für Gabun

Wenn im Niger Präsident Issoufou sich durch die Hauptstadt Niamey bewegt, werden die zu durchfahrenden Straßen eine Stunde vorher gesperrt. Die Menschen in den Straßen müssen sich während der Vorbeifahrt umdrehen, damit sie ihn nicht sehen können.

In vielen Ländern Afrikas ist der Staat nicht in der Lage, den Ausbau von Bildung sicherzustellen. Die Schulen bröckeln und die Lehrer lassen den Unterricht ausfallen. Der Finanzaufwand für Bildung und Ausbildung ist in meisten Staaten in den vergangenen Jahren ständig gesunken. Dafür hat die Bürokratie eine Vorliebe für Dienstreisen nach Europa, teure französische oder italienische Anzüge und Champagner. Nach Angaben vom Comité interprofessionnel du vin de Champagne/CIVC wurden von dem noblen Getränk 2016 nach Südafrika 855 770 Flaschen, nach Nigeria 475 726 Flaschen und nach der Cote d 'Ivoire 243 317 verschifft. Laut Radio FranceInternational (RFI) hat sich der Verbrauch in Afrika in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Auch das kleine Gabun gehört zu den Großverbrauchern von Champagner.

Trotz einiger Fortschritte in Gabun nimmt die Armut weiter zu und betrifft ein Drittel der 1,5 Millionen Einwohner. Dafür, dass der Champagner auch stilgerecht getrunken werden kann, hat sich der Herrschaftsapparat einen zweiten Golfplatz für 6 Millionen Euro geleistet. Was macht es da schon, dass die Wasser- und Elektrizitätsabschaltungen in der Hauptstadt Libreville häufig sind. Die Familie Bongo regiert den zentralafrikanischen Staat Gabun seit über 50 Jahren. Omar Bongo war von 1967 bis zu seinem Tod 2009 an der Macht. Omar Bongo starb in Barcelona, weil staatliche Kiliniken auch in Gabun in einem erbärmlichen Zustand sind (Siehe Achgut.com "Warum afrikanische Präsidenten im Ausland sterben"). Ihm folgte sein Sohn Ali-Ben.

Alles Gerede über „Good Governance“ ist oft nur rhetorische Kosmetik. Henning Melber, Geschäftsführer der DagHammerskjöld Stiftung in Uppsala kritisiert afrikanische Spitzenpolitiker, wenn sie die „Herrschaft des Rechts in das Recht der Herrscher“ verdrehen. Die Ökonomen Daron Acemoglu und der Harvard-Politologe James Robinson kommen in ihrem Buch ″Warum Nationen scheitern“ zu dem Ergebnis, dass Entwicklung nicht in einem Umfeld von Korruption und Vetternwirtschaft möglich ist. Auch der senegalesische Ökonom Felwine Sarr argumentiert: „Wenn Sie eine Gesellschaft haben, in der eine Minderheit Reichtum und Macht an sich reißt, wird sich durch Wachstum kaum etwas ändern.“ Solange immer wieder Ausreden gefunden werden, warum korrupte Regime unterstützt werden sollen, werden auch die Fluchtursachen nicht verringert werden.

Kein Interesse in Berlin 

Wie wenig deutsche Politiker die Korruption bei der Vergabe von Entwicklungshilfe interessiert, zeigte sich am 12. Dezember 2018 im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestages. Der Antrag (19/4839) der FDP-Fraktion wurde abgelehnt, weil dort die Bundesregierung aufgefordert wurde, nach schweren Korruptionsvorwürfen die Entwicklungszusammenarbeit mit Sambia gemeinsam mit den EU-Partnern zu überprüfen.

Für den Antrag stimmte neben den Antragstellern nur die AfD-Fraktion. Wie Philip Plickert und Thilo Thielke bereits am 25. September 2018 in der F.A.Z. berichteten haben Großbritannien, Irland, Schweden und Finnland ihre Entwicklungshilfe für Sambia wegen Korruption und Betrugsfällen eingefroren. Das riesige Wachstumshemmnis Korruption wird dagegen bei uns immer noch kleingeredet. Diese Wohlstandsverluste kann keine Hilfe von außen ausgleichen.  

Die Führungskrise Afrikas betrachtet der Wohltäter Mo Ibrahim als Wurzel allen Übels. Er hat deshalb 2007 einen Preis gestiftet für Staatenlenker, die sich dem Gemeinwohl mehr verschrieben haben als dem eigenen und nach ihrem Dienst am Volk den Posten demokratisch abgeben. Fünf Millionen Dollar jährlich bekommt der Preisträger ein Jahrzehnt lang. Später sind es 200.000 US-Dollar jährlich, bis ans Lebensende.

Sie sollen so viel Geld bekommen, weil sie dann einen gewichtigen Grund weniger haben, sich an die Herrschaft zu klammern. Allerdings hat die Jury 2009, 2010, 2012, 2013, 2014 und 2016 niemanden gefunden, er das Preisgeld verdient hätte. Im Februar 2018 gab die Jury bekannt, dass für 2017 die Friedensnobelpreisträgerin (2011) Ellen Johnson-Sirleaf als erste Frau ausgezeichnet wird. Sie wurde zwar kritisiert, dass sie als Präsidentin von Liberia ( 2006-2018) die Korruption tolerierte, ihre Regierungsführung sei jedoch trotz der schwierigen Umstände nach dem Bürgerkrieg bemerkenswert gewesen. 

Der zweite Preisträger 2008 war der gerade abgetretene Präsident von Botswana, Festus Mogae. Er hatte in Schulen, Krankenhäuser, Wasserleitungen und Straßen investiert. Von pompösen Bauwerken und unsinnigen Großprojekten hatte er abgesehen. Bei der Abfahrt aller Präsidenten in Botswana – einmalig in Afrika – gibt es kein Blaulicht, keine Sirenen und keine Motorräder der Polizei, welche die Straße frei halten. In Kamerun konnten die Straßensperren schon einmal vier bis sechs Stunden dauern, weil die Polizei nicht genau wusste, wann der Präsident zum Flughafen oder in sein Dorf wollte

Hilfeleistung vielleicht ein Teil des Problems Korruption

Für einen Aufschwung müssen die Afrikaner ihre Führungskräfte auswechseln, denn die Erneuerung ihrer Länder wird von Autokraten, die seit Jahrzehnten an der Macht sind, nicht kommen.

Die hoch gespannten Erwartungen im Wohltätigkeitsgeschäft sind in den letzten 60 Jahren im Sande verlaufen. Schulen, Gesundheitsstationen, Brunnen sind nach kurzer Zeit nur noch sehr eingeschränkt funktionsfähig. Grund dafür sind in der Regel mangelndes Interesse der staatlichen Verwaltung an der Fortführung dieser Projekte. In der Entwicklungspolitik kommt es letztlich nie auf abstrakte Begriffe wie „Solidarität“ oder „soziale Gerechtigkeit“, sondern immer auf deren konkrete Ausgestaltung an. Was nötig ist, ist eine grundsätzliche Kehrtwendung auf der Basis eigener, afrikanischer Ressourcen und unser Rückzug aus der klassischen Entwicklungshilfe.

Regime, die bei Korruption und Betrug eine hohe Kreativität aufweisen, sollten nicht auch noch durch staatliche Hilfe legitimiert werden. Korruption wird vielerorts als Begleiterscheinung von Entwicklungshilfe toleriert. Die Frage ist, ob Hilfeleistung vielleicht ein Teil des Problems Korruption ist. Länder wie Angola, Kamerun brauchen keine Entwicklungshilfe, sie verfügen längst über genügend eigene Finanzmittel, um Armut zu bekämpfen. Die wirkliche Hilfe beginnt mit der intensiven Förderung von Geburtenkontrolle. Weniger Geburten haben in Teilen Asiens und Südamerika zu besseren Lebensbedingungen geführt. Die Ignoranz, wenn es um das wahre Problem Afrikas geht, finde ich erstaunlich.

Dennoch höre ich oft: „Afrika leidet nicht aus eigenem Verschulden – es wird ausgebeutet und betrogen“. Ich halte es mit Napoleon, der gesagt haben soll: „Glaube nie an eine Verschwörung, wenn schlichte Inkompetenz als Erklärung ausreicht!“.

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

Foto: Paulo César Santos CC0 via Wikimedia Commons

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U. Unger / 15.12.2018

Wie immer Herr Seitz, waren Ihre Einlassungen für mich persönlich höchst aufschlussreich. Was bei der Irreleitung von Hilfen in Afrika so alles geht, habe ich vor 3 Monaten durch ein Gespräch mit einer recht wohlständigen Amerikanerin nur zufällig erfahren. Ein persönlicher Erfahrungshammer, der bei mir einen zynischen Lachkrampf bewirkte, so unglaublich die Story! Es reicht die absolute Kurzform: “Ein privater Freundeskreis (USA) hatte ca. 300000 $ gesammelt, um im Gebiet eines Clanchefs Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen. Also wurde der Häuptling mit der Aufgabe betraut mit dem Geld ein Frauenhaus zu errichten und zu betreiben. Es wurde planmäßig errichtet, eröffnet und wohl einige Zeit betrieben. Als dann später (ca. 2 J.) eine Delegation der Spender zu einer Besichtigung erschien, wurde dieser der Zutritt zum gestifteten Gebäude vehement verweigert. Warum? Der Clanchef hatte das Gebäude zwischenzeitlich in einen lukrativen Gewerbebetrieb umgewandelt. Prostitutionsbranche!” Bei soviel unternehmerischer Kreativität könnte es in Afrika möglicherweise viel Getränkebedarf geben, was die von Ihnen angeführten Champagnerexporte plausibel erklärt, oder? Korruption, nennen wir es lieber Wohlstandsteilhabe und schon passt es.

Sabine Schönfelder / 15.12.2018

Was Mbeki über sein Land erzählt, kann nahtlos auf Deutschland übertragen werden. Politiker sind zu oft nur an Macht und Position interessiert und lediglich bemüht, daß Volk in einer Art Schockstarre oder Geschmeidigkeit für ihre ureigensten Vorhaben zu halten. Frankreich wehrt sich, Deutschland trottelt als Schafherde hinterher, und Afrika reagiert mit Paralyse oder Gewalt, etwas archaischer und ausgeprägter als das angeblich zivilisierte Europa. Im Grunde sind wir in Europa nicht weit entfernt vom afrikanischen Habitus der Korruption und Gewaltbereitschaft. Korrupte Politiker und Mißachtung der Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zugunsten der eigenen Macht, sind auch ein europäisches Problem; es existiert die gleiche Heuchelei, Schiebung, Lüge und Verbreitung von Falschinformation wie dort. Man freut sich, mit dem Finger auf noch offensichtlichere Probleme in anderen Kontinenten weisen zu können, und erklärt Afrika zu einem großen Hilfsgebiet, in welchem man seine moralische Überlegenheit und großzügige Hilfsbereitschft demonstrieren kann. Ein wahrer Paradieskontinent für unsere übereifrige Moralapostelöse Merkel, die beim Thema Afrika zu Hochform aufläuft. Merkel gibt die nette Hilfstante und die scheinbar problemlösende Wuchtbrumme, mother Afrika aus der Uckermark, und trägt doch nur dazu bei, daß den afrikanischen Potentaten nicht der Champagnerfluß versiegt, und die europäische Bevölkerung afrikanische Verhältnisse vor der eigenen Haustür erleben darf. Viele Mitakteure aus der ‘Gutmenschindustrie’ profitieren von dieser Politik, samt aller Potentate und Geldempfänger aus Afrika und Muselmanien. Wer sollte das ändern? Wer w i l l das ändern?  

Volker Kleinophorst / 15.12.2018

“Sie (die Eliten) haben keinerlei Verantwortungsgefühl für ihre Länder und sind nicht an deren Entwicklung interessiert.” Da ist der Unterschied zu Europa ja marginal. Ich denke, dass lernt man zuerst auf der “Klippschule für Regierende”. Bloß nichts für das eigene Volk tun.

Helmut Wastenberg / 15.12.2018

@ Herr Feldhus: da kann ich Ihnen nur teilweise zustimmen. Zwar gibt es im Süden Europas innerhalb wirtschaftlicher Handlungsräume Bestechung, Küngelei, Nepotismus etc. von großem Ausmaß (p.s. wie es in deutschen Hinterzimmern zur Sache geht steht auf einem anderen Blatt), jedoch, jedenfalls in den Ländern, in denen ich gelebt habe - Spanien und Italien - eine Funktionärskaste von geradezu stoischer Unbestechlichkeit für die Bereiche, die für den normalen Bürger erstmal alltagsrelevant sind, namentlich: öffentliches Gesundheitswesen, Polizei, Steuer etc.. Angesichts der überbordernden und frustrierenden Bürokratie würde man sich manchmal wünschen, man könnte mit einem 1000er den ein oder anderen Prozess umgehen. Aber versuchen Sie mal einen spanischen Rathausbeamten zu bestechen. Will sagen: im Gegensatz zu manchen Ländern Afrikas (oder manchen Südamerikas) kann man sich auf den öffentlichen Sektor im guten wie im schlechten verlassen, jedenfalls wenn es ums “dia a dia” geht.

Dr. Müller / 15.12.2018

Hinzu kommt: Die Bundesregierung hat 2014/15 die UN-Lebensmittelhilfe für Syrien von 28 Mio. $ auf 0 gekürzt, für Afghanistan von 13 Mio. auf 1, für Irak von 16,9 Mio. auf 7,4, für Jordanien von 16,9 auf 7,5 und für die Türkei von 6,1 auf 2 Mio. Der daraufhin beginnende Hunger trieb die Menschen aus den Lagern in die Flucht und löste die Fluchtwelle von 2015 aus (FAZ vom 08.11.15). Es handelt sich hier also um Vorsatz. Gleichzeitig ließ die Bundesregierung (BAMF) Werbevideos für Asyl in Deutschland in -zig orientalischen Sprachen einschließlich Farsi, Paschtu, Persisch, Arabisch usw. produzieren (Die Welt vom 30.08.15). Motiv der Großaktionäre ist Lohndumping mittels Billigarbeitskräfte und Plünderung des Sozialstaates mittels alimentierter Konsumenten - mit einem Mehrumsatz seit 2015 von bis zu 55 Mrd. € p.a. (Die Welt, NZZ). Der durchschnittliche Steuerzahler als Arbeitnehmer und kleiner Unternehmer bezahlt es, während Konzerne ihre Gewinne im Ausland “versteuern”. Masseneinwanderung ist also auch ein Bestandteil der Umverteilung von unten nach oben. Mit diesen Mitteln könnte man in den Herkunftsländern das 10- bis 50-fache ausrichten. D.h. im Umkehrschluß, daß man an derselben Person das 10- bis 50-fache verdient, wenn man sie nach Deutschland schafft. Profit um jeden Preis - selbst um den Preis tausender Toter auf den Fluchtwegen und “vieler Verwerfungen” in den Zielländern.

Frank (in ZA) Theimer / 15.12.2018

In Suedafrika wird ein rassistisches Gesetz nach dem anderen eingefuehrt, ohne dass es die “Demokraten” der EU oder der UN auch nur jucken wuerde. Neueste Idee ist es jetzt, sogar kleinsten privaten Unternehmen vorzuschreiben, die ethnische Zusammensetzung der Mitarbeiter repraesentativ an der Demographie des Landes auszurichten (Employment Equity Amendment Bill), es gibt auch Vorstoesse, dass private Unternehmen (wieder auch die Kleinsten) 51% an einen Schwarzen abgeben sollen, sofern sie in ‘weissem’ Besitz sind. Jeder kleine Pups von rassistischen (privaten) Aussagen von Weissen werden in westlichen Medien breit berichtet, waehrend schwarze Politiker(!) und “Prominente” oeffentlich Hass predigen und teilweise sogar zu Gewalt und Genozid and der weissen Minderheit aufrufen. Darueber liest man dann in den westlichen Medien nichts. (wen es interessiert: politicsweb, “the dogs that are’nt barking”) Und vor allem: keine Verurteilung durch EU oder UN.

Oliver Brandt / 15.12.2018

Ich lese die Afrika-Analysen von Volker Seitz immer wieder gerne. Sie decken sich mit meinen eigenen Erfahrungen vor Ort. Allerdings bleibt auch hier der Autor bei Lösungsvorschlägen äußerst vage, allein die Analyse des Problems hilft nicht, sondern reiht ihn ein in die Schlange der Schwarzseher (s. P. Scholl-Latour), in Deutschland verunglimpfend “besorgte” Bürger genannt. Leider stehen wir zunehmend vor einem Dilemma: Die deutsche Wirtschaft hält sich auf der einen Seite mit Investitionen in der Sub-Sahara-Region vornehm zurück und schafft damit keine Arbeitsplätze vor Ort. Auf der anderen Seite unterschreibt unsere Regierung den Migrationspakt, der relativ eindeutig Herkunfts- und Zielländer der Migration kategorisiert. Im Grunde nichts weiter als ein Instrument, mit dem der afrikanische Despot, Druck vom Kessel lassen kann, indem er die unausgebildeten, arbeitslosen Jungmänner nach Europa durchschleust. Hier werden sie vollumfänglich versorgt und bekommen die Gelegenheit, sich durch Schwarzarbeit und justiziell nicht verfolgte Kleinkriminalität (die Situation rund um den Görlitzer Park/Berlin sagt alles), die erforderlichen Barmittel zu verschaffen, die nach Afrika transferiert werden (der Umfang der Geldtransfers nach Schwarzafrika liegt mittlerweile bei USD 300 Miliarden pro Jahr). Die Mentalität dieser Männer steht einer beitragsreichen 45jährigen Beschäftigung zur Erlangung der Rentenwürde in diesem Land diametral entgegen. Der Gewinner bleibt der Afrikanische Despot, der sich seines revolutionären Potentials im Land erledigt, Deutschland hat allenfalls moralische Gewinner, die ihr gutes Lebensgefühl auf Kosten des Steuerzahlers ausleben. Was hilft? Nun, ein ehrlicher Pakt wäre für mich ein quid-pro-quo, für jeden hier Eingewanderten, muß in Afrika vor Ort ein Arbeits- oder Ausbildungsplatz geschaffen werden. Für jeden EUR Zuschuß des deutschen Steuerzahlers in die Integrationsindustrie, muß ein EUR in Afrika investiert werden. So käme Bewegung hinein.

Helmut Driesel / 15.12.2018

In vielen Weltgegenden ist Korruption ein Bestandteil der kulturellen Identität. Das hat normalerweise zur Folge, das die Dinge nach erfolgtem Korruptionsritual funktionieren. Man muss sich hier im fernen Europa davor hüten, das für verachtenswerter zu halten, als ein Ansinnen an europäische Bürokraten, das ohne jedes Schmiermittel erfolglos bleibt. Weil auch der perfekte Beamte deutscher Sozialisation natürlich einen Riecher für Gründe hat, welche es erlauben, eine Arbeit nicht zu erledigen oder wenigstens auf die lange Bank zu schieben. Das ist hier nicht weniger systemimmanent, als die Bestechung anderswo.

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