Volker Seitz / 15.12.2018 / 06:20 / Foto: Paulo César Santos / 38 / Seite ausdrucken

Afrika: Die Fluchtursachen-Beschaffer

Afrikanische Politiker bleiben oft bei großen Ankündigungen, die selten verwirklicht werden. Sie (die Eliten) haben keinerlei Verantwortungsgefühl für ihre Länder und sind nicht an deren Entwicklung interessiert, sagt der Südafrikaner Moeletsi Mbeki in seinem Buch „The Architects of Poverty“ (Die Architekten der Armut). Moeletsi Mbeki hat recht: In Entscheidungspositionen in Politik und Wirtschaft sind Persönlichkeiten, die sich um das Gemeinwohl und eine nachhaltige Entwicklung ihrer Bevölkerung kümmern, immer noch Ausnahmeerscheinungen. Die traditionelle Führungsschicht will zwar Veränderungen, aber nur, damit sich nichts wirklich ändert. Ihr Zweck bleibt der alte: Machterhalt. Wirtschaftskrisen sind in der Regel durch unsolide Wirtschaftspolitik entstanden. Immer noch machen schlechte Infrastruktur, Korruption, bürokratische Hindernisse und Schlendrian den Handel innerhalb Afrikas teuer.

Laut Gesetz haben alle Bürger der Mitgliedstaaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) das Recht, in jedes andere Mitgliedsland zu reisen und dort bis zu 90 Tage zu bleiben. Der togolesische Journalist Ibrahim Ored'ola Falola schreibt jedoch in der Zeitschrift E+Z 9-10/2018:

"Ein togolesischer Student, der in Ghana lebt, beklagt sich, dass er bei jedem Grenzübertritt den ghanaischen Grenzbeamten bestechen muss. Ähnliche Beschwerden hört man an der Grenze Benin zu Togo. Das ist eine organisierte Mafia. Sie teilen das Geld mit ihren Bossen, sagt ein nigerianischer Händler."

Die Bevölkerung hat wegen Korruption und Machtmissbrauch kaum Vertrauen in den Staat. Afrikanische „Eliten“ ducken sich mit dem Fehlen von gerechten Steuersystemen vor ihrer Verantwortung und ihrer Aufgabe weg, für die öffentliche Daseinsfürsorge und das Allgemeinwohl zu sorgen. Steuerpolitik ist ein souveränes Vorrecht. Jedes Land kann seine Steuerpolitik frei bestimmen. Afrika steckt laut Dereje Alemayehu vom Tax Justice Network Africa (TJNA) in einem Teufelskreis der Armut. Die Verluste in Zahlen: Laut Global Financial Integrity (GFI) verloren die Entwicklungsländer von 2000 bis 2009 insgesamt 8 Billionen US-Dollar aufgrund von illegalen Finanzströmen. Der Verlust Afrikas wird auf 335 Milliarden Dollar geschätzt.

Junge Afrikaner wollen gesellschaftliche Debatten

Mit einem Wachstum von über 22 Prozent jährlich stiegen die Kapitalflüsse aus Afrika schneller als in anderen Regionen – obwohl Afrika die ärmste Region weltweit ist. Öffentliche Empörung über Amtsmissbrauch ist selten. Allerdings schaffen sich junge Afrikaner mithilfe der sozialen Medien einen Raum für gesellschaftliche Debatten und politische Mobilisierung. Zahlreiche afrikanische Staaten etwa in Kamerun versuchen, die in ihren Augen bedrohlichen Informationskanäle durch technische Überwachungsmaßnahmen oder Abschaltungen zum Schweigen zu bringen.

Die hohen Geburtenraten gehen nicht mit der Schaffung von Arbeitsplätzen (es fehlt die industrielle Basis) einher, das ist neben der fehlenden Bildung ein Nährboden für Radikalisierung und Extremismus. In Nigeria, Kongo, Angola fließen hohe Summen für Rohstoffexporte in die Taschen der Herrschenden und für die Masse der Menschen im Lande werden keine Einkommensmöglichkeiten geschaffen. Formelle Arbeitsplätze gibt es in der Mehrzahl der afrikanischen Staaten kaum. Wer arbeitet, ist meist im informellen Sektor tätig: als Bauer, Fischer, Handwerker, verdingt sich als Tagelöhner, treibt mit irgendetwas Handel oder bewacht etwas. Gerade auf dem Land erscheint die Migration nach Europa vielen als einzige Chance für einen sozialen Aufstieg. Sie haben den Traum von einem Europa das sie aus dem Fernsehen kennen. Die grenzenlos fließenden Informationen mit den Verführungen des westlichen Kosumkapitalismus üben eine große Anziehung aus.

Politiker erkaufen sich ihre Stimmen mit Geld oder Sachgeschenken wie einem T-Shirt, einem Sack Reis oder einem Päckchen Zucker. Die Empfänglichkeit für Wahlgeschenke ist wirtschaftlich begründet. Viele Afrikaner insbesondere im Sahel leiden unter Armut, Analphabetismus und fehlender staatsbürgerlicher Bildung. Kardinal John Onaiyekan, Erzbischof von Abuja sagte am 7.9. 2018 im Domradio:

Politik ist ein Geschäft. Wer an der Macht ist, kontrolliert alles, auch die Wirtschaft. Die Frage, wie man dem Land und den Menschen dient, wird gar nicht erst gestellt. Es scheint legal geworden zu sein, riesige Summen zu veruntreuen. Wer dazu die Möglichkeit hat, lässt die Macht nicht mehr los. Wer sie noch nicht hat, will sie unbedingt haben“.

Tyrannei niedriger Erwartungen

Europa und die USA schauen aus Angst vor ethnischen Konflikten viel zu oft weg, kritisiert Elena Gadjanova, die Politikwissenschaft an der Universität Exeter lehrt. Afrika leide unter der westlichen „Tyrannei niedriger Erwartungen″: Aus Angst vor politischer Instabilität gäbe sich der Westen mit niedrigen demokratischen Standards zufrieden. Ausländische Wahlbeobachter würden in Afrika oft über Unregelmäßigkeiten hinweg sehen und Wahlen absegnen, die anderswo nicht toleriert würden.

Das eröffne Amtsinhabern wiederum die Möglichkeit, Abstimmungen geschickt zu manipulieren; gleichzeitig würden dadurch Bemühungen unterlaufen, gewählte Volksvertreter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Möglichkeit Abstimmungen geschickt zu manipulieren; gleichzeitig würden dadurch Bemühungen unterlaufen, gewählte Volksvertreter zur Rechenschaft zu ziehen.

Der Kongolese In Koli Jean Bofane beschreibt in seinem Buch "Sinusbögen überm Kongo" Horlemann, 2013 Seite 10/12 wie zwei Brüder gegen Geld als Publikum für politische Versammlungen  angeworben werden:

"Um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, wurden Gauner und andere Müßiggänger seines Schlages angeheuert, damit sie vor laufenden Fernsehkameras eine Menschenmenge mimten. Die Bilder wurden dann in den Nachrichten gebracht, um die Illusion zu schaffen, dass alles war wie früher. Eine echte Charakterrolle: Sie hatten überzeugende und glückliche Parteigänger zu geben, unter einer Regierung des Übergangs, der kein Ende nehmen wollte... Er, Baestro, ging wohin man ihn schickte, klatschte zu bestimmten Stichwörtern wie 'Partei', 'Demokratie' oder 'Volk' und brüllte seine Begeisterung mit schlagkräftigen Sätzen heraus: ' Keine Chance der Anarchie', 'Der Kampf geht weiter!'. 'Bis zum Sieg'."

Die Schriftstellerin Petina Gappah aus Simbabwe schreibt in ihrem Erzählband: Die Schuldigen von Rotten Row (S.82):

"Hätten die Parteien nicht unterschiedliche Farben und würden nicht unterschiedliche Worthülsen für ihre Parolen benutzen, hätte man meinen können, es wären an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden dieselben Politiker in Gokwe aufgetreten. Dieselben dicken Männer, die in Begleitung ihrer Gattinnen mit orangefarbenem Teint, riesigen Hüten und schwindelerregenden hohen Absätzen in ihren Geländewagen aus Harare kamen, um alles das Blaue vom Himmel zu versprechen. Sie saßen auf derselben Art Podium mit Sonnendach, in weichen, knallbunten Sesseln, während die armen Frauen von Gokwe ululierend in der Hitze schmorten und die jungen Männer in Staub tanzten und von den Bäumen aus sangen, wo sie eine bessere Sicht hatten. Danach fuhren die Politiker in ihren klimatisierten Fahrzeugen davon und ließen hochkochende Emotionen und schmerzliche Hoffnungen zurück, ohne den jungen Leuten etwas zu geben, das über Hass und Wut hinausreichte."

Champagner und Golfplätze für Gabun

Wenn im Niger Präsident Issoufou sich durch die Hauptstadt Niamey bewegt, werden die zu durchfahrenden Straßen eine Stunde vorher gesperrt. Die Menschen in den Straßen müssen sich während der Vorbeifahrt umdrehen, damit sie ihn nicht sehen können.

In vielen Ländern Afrikas ist der Staat nicht in der Lage, den Ausbau von Bildung sicherzustellen. Die Schulen bröckeln und die Lehrer lassen den Unterricht ausfallen. Der Finanzaufwand für Bildung und Ausbildung ist in meisten Staaten in den vergangenen Jahren ständig gesunken. Dafür hat die Bürokratie eine Vorliebe für Dienstreisen nach Europa, teure französische oder italienische Anzüge und Champagner. Nach Angaben vom Comité interprofessionnel du vin de Champagne/CIVC wurden von dem noblen Getränk 2016 nach Südafrika 855 770 Flaschen, nach Nigeria 475 726 Flaschen und nach der Cote d 'Ivoire 243 317 verschifft. Laut Radio FranceInternational (RFI) hat sich der Verbrauch in Afrika in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Auch das kleine Gabun gehört zu den Großverbrauchern von Champagner.

Trotz einiger Fortschritte in Gabun nimmt die Armut weiter zu und betrifft ein Drittel der 1,5 Millionen Einwohner. Dafür, dass der Champagner auch stilgerecht getrunken werden kann, hat sich der Herrschaftsapparat einen zweiten Golfplatz für 6 Millionen Euro geleistet. Was macht es da schon, dass die Wasser- und Elektrizitätsabschaltungen in der Hauptstadt Libreville häufig sind. Die Familie Bongo regiert den zentralafrikanischen Staat Gabun seit über 50 Jahren. Omar Bongo war von 1967 bis zu seinem Tod 2009 an der Macht. Omar Bongo starb in Barcelona, weil staatliche Kiliniken auch in Gabun in einem erbärmlichen Zustand sind (Siehe Achgut.com "Warum afrikanische Präsidenten im Ausland sterben"). Ihm folgte sein Sohn Ali-Ben.

Alles Gerede über „Good Governance“ ist oft nur rhetorische Kosmetik. Henning Melber, Geschäftsführer der DagHammerskjöld Stiftung in Uppsala kritisiert afrikanische Spitzenpolitiker, wenn sie die „Herrschaft des Rechts in das Recht der Herrscher“ verdrehen. Die Ökonomen Daron Acemoglu und der Harvard-Politologe James Robinson kommen in ihrem Buch ″Warum Nationen scheitern“ zu dem Ergebnis, dass Entwicklung nicht in einem Umfeld von Korruption und Vetternwirtschaft möglich ist. Auch der senegalesische Ökonom Felwine Sarr argumentiert: „Wenn Sie eine Gesellschaft haben, in der eine Minderheit Reichtum und Macht an sich reißt, wird sich durch Wachstum kaum etwas ändern.“ Solange immer wieder Ausreden gefunden werden, warum korrupte Regime unterstützt werden sollen, werden auch die Fluchtursachen nicht verringert werden.

Kein Interesse in Berlin 

Wie wenig deutsche Politiker die Korruption bei der Vergabe von Entwicklungshilfe interessiert, zeigte sich am 12. Dezember 2018 im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestages. Der Antrag (19/4839) der FDP-Fraktion wurde abgelehnt, weil dort die Bundesregierung aufgefordert wurde, nach schweren Korruptionsvorwürfen die Entwicklungszusammenarbeit mit Sambia gemeinsam mit den EU-Partnern zu überprüfen.

Für den Antrag stimmte neben den Antragstellern nur die AfD-Fraktion. Wie Philip Plickert und Thilo Thielke bereits am 25. September 2018 in der F.A.Z. berichteten haben Großbritannien, Irland, Schweden und Finnland ihre Entwicklungshilfe für Sambia wegen Korruption und Betrugsfällen eingefroren. Das riesige Wachstumshemmnis Korruption wird dagegen bei uns immer noch kleingeredet. Diese Wohlstandsverluste kann keine Hilfe von außen ausgleichen.  

Die Führungskrise Afrikas betrachtet der Wohltäter Mo Ibrahim als Wurzel allen Übels. Er hat deshalb 2007 einen Preis gestiftet für Staatenlenker, die sich dem Gemeinwohl mehr verschrieben haben als dem eigenen und nach ihrem Dienst am Volk den Posten demokratisch abgeben. Fünf Millionen Dollar jährlich bekommt der Preisträger ein Jahrzehnt lang. Später sind es 200.000 US-Dollar jährlich, bis ans Lebensende.

Sie sollen so viel Geld bekommen, weil sie dann einen gewichtigen Grund weniger haben, sich an die Herrschaft zu klammern. Allerdings hat die Jury 2009, 2010, 2012, 2013, 2014 und 2016 niemanden gefunden, er das Preisgeld verdient hätte. Im Februar 2018 gab die Jury bekannt, dass für 2017 die Friedensnobelpreisträgerin (2011) Ellen Johnson-Sirleaf als erste Frau ausgezeichnet wird. Sie wurde zwar kritisiert, dass sie als Präsidentin von Liberia ( 2006-2018) die Korruption tolerierte, ihre Regierungsführung sei jedoch trotz der schwierigen Umstände nach dem Bürgerkrieg bemerkenswert gewesen. 

Der zweite Preisträger 2008 war der gerade abgetretene Präsident von Botswana, Festus Mogae. Er hatte in Schulen, Krankenhäuser, Wasserleitungen und Straßen investiert. Von pompösen Bauwerken und unsinnigen Großprojekten hatte er abgesehen. Bei der Abfahrt aller Präsidenten in Botswana – einmalig in Afrika – gibt es kein Blaulicht, keine Sirenen und keine Motorräder der Polizei, welche die Straße frei halten. In Kamerun konnten die Straßensperren schon einmal vier bis sechs Stunden dauern, weil die Polizei nicht genau wusste, wann der Präsident zum Flughafen oder in sein Dorf wollte

Hilfeleistung vielleicht ein Teil des Problems Korruption

Für einen Aufschwung müssen die Afrikaner ihre Führungskräfte auswechseln, denn die Erneuerung ihrer Länder wird von Autokraten, die seit Jahrzehnten an der Macht sind, nicht kommen.

Die hoch gespannten Erwartungen im Wohltätigkeitsgeschäft sind in den letzten 60 Jahren im Sande verlaufen. Schulen, Gesundheitsstationen, Brunnen sind nach kurzer Zeit nur noch sehr eingeschränkt funktionsfähig. Grund dafür sind in der Regel mangelndes Interesse der staatlichen Verwaltung an der Fortführung dieser Projekte. In der Entwicklungspolitik kommt es letztlich nie auf abstrakte Begriffe wie „Solidarität“ oder „soziale Gerechtigkeit“, sondern immer auf deren konkrete Ausgestaltung an. Was nötig ist, ist eine grundsätzliche Kehrtwendung auf der Basis eigener, afrikanischer Ressourcen und unser Rückzug aus der klassischen Entwicklungshilfe.

Regime, die bei Korruption und Betrug eine hohe Kreativität aufweisen, sollten nicht auch noch durch staatliche Hilfe legitimiert werden. Korruption wird vielerorts als Begleiterscheinung von Entwicklungshilfe toleriert. Die Frage ist, ob Hilfeleistung vielleicht ein Teil des Problems Korruption ist. Länder wie Angola, Kamerun brauchen keine Entwicklungshilfe, sie verfügen längst über genügend eigene Finanzmittel, um Armut zu bekämpfen. Die wirkliche Hilfe beginnt mit der intensiven Förderung von Geburtenkontrolle. Weniger Geburten haben in Teilen Asiens und Südamerika zu besseren Lebensbedingungen geführt. Die Ignoranz, wenn es um das wahre Problem Afrikas geht, finde ich erstaunlich.

Dennoch höre ich oft: „Afrika leidet nicht aus eigenem Verschulden – es wird ausgebeutet und betrogen“. Ich halte es mit Napoleon, der gesagt haben soll: „Glaube nie an eine Verschwörung, wenn schlichte Inkompetenz als Erklärung ausreicht!“.

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

Foto: Paulo César Santos CC0 via Wikimedia Commons

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toni Keller / 15.12.2018

Soweit ich das Ganze überblicke, kommt noch zwei, genauso fatale westliche Haltungen dazu. Da ist zum einen die gutgemeinte Hilfe, die über kirchliche und andere wohltätige Organisationen geleistet wird. Das führt dazu, dass die Folgen des verkehrten politischen Handelns, zwar von der Bevölkerung, wie es überall, auch bei uns,  ist, ausgebadet werden müssen. Aber gleichzeitig, der Westen mit seinen Hilfen, als der reiche, wirklich reiche Onkel gesehen wird, der mal so eben, nebenher, das leisten kann, was die eigene Regierung, genau nicht leisten kann und dazu hat das alles noch den Effekt, dass die Regierungen genau nicht in die Pflicht genommen wird, weil es kommt schon ein Hilfstrupp mit Nahrung, Medizin, Kleidung, kurz dem nötigsten. Das andere ist der Massentourismus, wo eigentlich einfache Leute, wegen der Preisdifferenz, auftreten können und das auch tun, als sei hierzulande wirklich das Land, wo Geld und Gut auf der Straße liegen. Die Rettung bestünde darin, dass die vera….  hierzulande sich mit den geblendeten aus Afrika zusammentäten, aber genau das wird ja effektiv verhindert und ist leider nicht in Sicht. Es ist auf allen Seiten der unbedingte Wille den modernen potemkinschen Dörfern zu glauben, der verhindert dass hinter die Fassade geschaut wird und festgestellt wird, auch der angebliche westliche Reichtum ist nichts wie eine auf Sand gebaute Stadt.

Marc Blenk / 15.12.2018

Lieber Herr Seitz, das ist der Pudels Kern, dass Afrika unter der „Tyrannei niedriger Erwartungen″ des Westens leidet, wie Fau Gadjanova das so treffend formuliert! Aber was schert das die offizielle Linie deutscher Politik? Die deutsche (Außen)politik möchte vor allem nach innen wirken. Damit ist zweierlei gemeint. Das vermeintlich soziale Handeln soll Wirkung beim Bürger entfalten. Dabei wird die dabei schon vorhandene deutsche Schamhaftigkeit auf Basis unserer Vergangenheit am Leben erhalten und gepflegt. Das moralisch Fragwürdige daran ist, dass dies dann inzwischen nur noch dem einen Zweck, nämlich dem der Durchsetzung ideologischer Ziele dient. Und es soll in die eigenen psychischen Schichten wirken, wo es zur Selbstvergewisserung umgearbeitet wird, dass man ein verdammt guter Mensch ist. (Ablasshandel).  Wie es beim Kampf gegen den Antisemitismus nicht um die lebenden Juden geht, sondern um die autochthonen Deutschen, wie es bei der Flüchtlingshilfe nicht um die schlechten Lebensverhältnisse von Afrikanern und wem auch immer geht, sondern um die sichtbare ‘gute Tat’ auf deutschem Boden, damit jeder sieht, wie viel wir auf uns nehmen, um den Verdammten dieser Erde zu helfen, so dient auch die Entwicklungshilfe nur der Kultivierung eines westlichen Schuldkonstruktes und nicht einer Verbesserung afrikanischer Verhältnisse. Afrika leidet an der westlichen Entwicklungshilfe, die inzwischen eine ganze Industrie entwickelt hat und hunderttausende Leute im Westen ernährt. Afrika erstickt in ihrer Folge an einer von alten europäischen Schuldkomplexen befeuerten afrikanischen Mentalität und Neigung, die Lösung der eigenen Probleme an die westliche Welt zu delegieren. Alls Ergebnis steht die Unwahrscheinlichkeit des Gedankens, man könnte seine Probleme selbst bewältigen. Unsere Entwicklungshilfe ist unmoralisch.

Yvonne Flückiger / 15.12.2018

Die Arroganz der Ignoranz und die blauäugige naive Dummheit der europäischen Politiker ist einfach nur furchtbar. Ausser sie ist “gespielt” und dient ganz andern Zwecken. Aber das ist eine Unterstellung und eine Verschwörungstheorie.

Franz Altmann / 15.12.2018

“Afrikanische „Eliten“ ducken sich mit dem Fehlen von gerechten Steuersystemen vor ihrer Verantwortung und ihrer Aufgabe weg, für die öffentliche Daseinsfürsorge und das Allgemeinwohl zu sorgen.” Seltsam, das ist doch genau das, was den Neoliberalen vorschwebt: Jeder für sich, Gott für uns alle. Öffentliche Daseinsfürsorge? Das ist doch Etatismus, der Ruf nach dem Nanny-Staat—vade retro, satanas! Wieso Somalia, das durch das vollständige Fehlen eines funktionierenden Staates doch die bestmöglichen Voraussetzungen bieten müsste, noch nicht zu einem Wirtschafts-Eldorado aufgeblüht ist, ist allerdings nicht ganz klar; vielleicht sollte man den Geist der Hl. Ayn Rand channeln, um darüber Aufklärung zu erhalten. Nun im Ernst, die Misere Afrikas zeigt die ganze Sinnlosigkeit der “Systemfrage”: Kein System kann besser sein als die Menschen, die es tragen; Diktatur oder Demokratie, Anarcho-Syndikalismus oder Theokratie, jedes kann missbraucht werden. Worüber übrigens auch bereits Aristoteles in seinem Vergleich der Staatsformen schrieb. Von rund 100 Mio. €, die die EU seinerzeit zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika lockermachte, verschwanden die ersten 95 Mio. in den Taschen der Feudalherren, der Rest versickerte vor Ort, in der beabsichtigten Arbeit kam so gut wie nichts an. Wohl aber dürfte ein Teil der Spenden in Form von *Überzeugungsgeldern* an europäische Entscheidungsträger zurückgeflossen sein, um migrationsfreundliche Attitüden zu belohnen. Fazit: Raus aus Afrika, keine Entwicklungshilfe mehr, alles Berührungspunkte auf ein Minimum, die “Prime Directive” aus Star Trek anwenden (kein Kontakt mit unterentwickelten Völkern).

Dr. Roland Stiehler / 15.12.2018

Ich vermute, dass die Großkonzerne in den unsicheren Entwicklungsländern keine Produktionsstätten errichten können und wollen wie bisher lukrativ in den osteuropäischen Staaten und daher aus Profitgier die Einwanderung in die EU befeuern z.B. durch den Migrationspakt und überhaupt Bleiberecht für alle. Dann haben sie billige Arbeitskräfte wie damals die muslimischen Türken vor zig Jahren. Merkel surft wieder wie immer auf einer Welle. Was kümmert sie der zwangsläufig weitere Anstieg der Parallelgesellschaften in unserem Land, was jetzt schon besorgniserregend ist. Herr Zetsche von BMW hat z.B. die Einwanderung 2015 öffentlich begrüßt. Von den zwei Seiten des Islam muss ganz konsequent auf den Werten der Aufklärung die eine bösartige Seite des Islam bekämpft werden, die von Mohammed bekanntlich in Medina entwickelt wurde, sonst bekommen wir früher oder später balkanische Verhältnisse, d.h. große Parallelgesellschaften mit zeitweise Ruhe und zeitweise Bürgerkrieg und Despotie. Übrigens ist der von der selbst ernannten Europaelite angestrebte größenwahnsinnige Eurostaat unter Auflösung der einzelnen Staaten eine verhängnisvolle Entwicklung. Vielmehr muss das vereinte Europa der Vaterländer weiterhin angestrebt und ausgebaut werden, in dem die wirtschaftlichen Interessen den Vorrang haben. Nur so lassen sich die demokratischen Interessen der verschiedensprachigen europäischen Völker bedienen. Verfallen wir in Deutschland nicht wieder in einen neuen Größenwahn!

Angela Seegers / 15.12.2018

Danke Herr Seitz. Wir können uns noch so sehr echauffieren und Ideen entwickeln, wie Afrikas Bevölkerung endlich aus seiner von korrupten Herrschern diktierten Ohnmacht erwacht. Fakt ist meines Erachtens - sie sollen gar nicht erwachen. Auch das hat System. Aber dank Internet im letzten afrikanischen Dorf erwachen sie langsam.  Es ist doch so einfach gewesen Afrika und andere Drittweltländer auszubeuten und daran hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt nichts geändert. Heute hat China dem Kolonialismus in Afrika ein neues Gesicht gegeben. Und das nicht, weil sie die Menschen dort so lieb haben. Den angeblich zivilisierten Staaten gehts gut, weil es den anderen schlecht geht. Und ich gehe sogar noch weiter: mit der Morbidität der Armut werden in der Touristikbranche lukrative Geschäfte gemacht und die reichen Touristen zum Begaffen in arme Länder gekarrt….. Der angebliche „Westen“ ist durch und durch kapitalistisch verdorben, es wird sich nur bei uns abgeguckt, wie es funktioniert, um etwas zu „lernen“. Die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent sind per se in Familie und Traditionen verwurzelt (diese archaischen Verhaltensweisen sind Vodoo und dem tief verwurzelten Aberglauben geschuldet). Und wenn eine Frau nicht unzählig viele Kinder bekommt, gilt sie als minderwertig und wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und der Mann sucht sich eine andere…..  Es nimmt kein Ende. Mit Logik hat das alles nichts zu tun. Und da sind wir beim nächsten Problem .....

Petra Wilhelmi / 15.12.2018

Ein interessanter Artikel, aber die Schlussfolgerung ist eine aus westlicher Sicht: Zitat: “Für einen Aufschwung müssen die Afrikaner ihre Führungskräfte auswechseln, denn die Erneuerung ihrer Länder wird von Autokraten, die seit Jahrzehnten an der Macht sind, nicht kommen.” Dieser Satz beachtet nicht, dass die afrikanischen Länder nicht wirklich Nationen sind, sie zerfallen in Stammesgebiete. Derjenige wird akzeptiert, der aus dem eigenen Stamm kommt und dazu noch Wohltaten an SEINEN Stamm verschenkt und ja nicht auch an einen anderen Stamm. Jeder Stamm bewaffnet sich gegen den anderen. Woher sollen dann diejenigen kommen, die die afrikanischen Staaten entwickeln können. Ich habe kürzlich gelesen, dass auch afrikanische Sprachen sich schwer tun mit Handlungen, die eine Arbeitsweise hervorbringen, die Zukünftiges im Blick hat. Menschen, deren Sprache keine Zukunft beinhaltet, denken auch keine Zukunft. Jedes afrikanische Land hatte gute Startvoraussetzungen nachdem die Kolonialmächte ihr Erbe dort zurückgelassen hatten. Südkorea hatte ähnliche Voraussetzungen und war auch ein bettelarmes Land. Nun schauen wir die afrikanischen Staaten und Südkorea an. Ein Bild wie Tag und Nacht. Ergo sind auch noch andere Voraussetzungen für einen funktionierenden Staat erforderlich und zwar die Willenskraft eines Volkes, sich zu verbessern. Daran fehlt es in Afrika.

Robert Jankowski / 15.12.2018

Ich würde sagen, dass die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Machthabern den europäischen Politikern keinerlei Schwierigkeiten macht, man versteht sich. Ob ich mit einem Mugabe zusammenarbeite oder mit dem Mullah Regime im Iran, spielt letztlich keine Rolle. Und der Schritt von Mugabe nach Südafrika fällt ebenfalls leicht. Nelson Mandela ist da doch nur noch das Feigenblatt für die mittlerweile rassistische Politik des ANC. Südafrika wird genauso ins Elend stürzen, wie Simbabwe. Was Deutschland betrifft, so denke ich mittlerweile immer mehr, dass Demokratie hierzulande nur noch zum Schein aufrechterhalten wird. Die Wahlfälschungen in Hessen und Bremen passen da ins Bild. Alles im Sinne der “guten Sache”. Mir kommt es manchmal so vor, als ob es das Ziel ist, den gut ausgebildeten Facharbeiter gegen einen ungebildeten Analphabeten auszutauschen, da dieser einfach leichter zu handhaben ist.

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