Meine Erfahrungen in Afrika können natürlich nicht mit der von Volker Seitz mithalten, aber ich habe erlebt, dass die Geldflüsse von Nord nach Süd keineswegs unter afrikanischer Kontrolle sind. Egal ob NGOs, Umweltschützer, medizinische Helfer oder Firmen (von den Chinesen nicht zu reden) ,sie alle bringen ihre eigene finanzielle Organisation mit. Ist doch logisch, denn unter afrikanischer Kontrolle würde eh nichts funktionieren. Das gilt auch für die Immigranten in Europa, wenn die etwas nach Afrika überweisen, dann per MoneyGram , WesternUnion oder Caixa. Kein Afrikaner traut den eigenen Leuten.
Hallo lieber Herr Seitz, Frau Cissoko ist eine gute Dichterin. Die Probetexte haben Herz & Körper, fließen aber auch schön reißend. Ich hab es mir notiert. Danke.
Wer das ungeschoente Leben von Kindern und Jugendlichen in Afrika sehen moechte, welche Erfahrungen Heranwachsende machen muessen, empfehle ich die Filme “Beast of no Nation”, erschienen 2015 sowie “Adu”, erschienen 2020, anzusehen. Es stellt sich die Frage, wer hier wem die Kindheit stiehlt. Zur Zeit flammen die Proteste gegen das Buhari-Regime in Nigeria wieder auf. Die Jugend in den meisten afrikanischen Laendern ist bereit aufzustehen und wird somit zur Gefahr fuer die etablierten Fuehrer. Leider - wie so oft - schweigt unsere Presse hierzu, ist doch der Lockdown wichtiger als die Freiheit eines ganzen Kontinents.
Es ist doch irgendwie komisch. In diversen Science Fiction Romanen und Filmen gibt es die erste Hauptregel; “Hände weg von Zivilisationen, die auf einem niedrigeren Niveau stehen. Formuliert nicht zuletzt auf Grund der Erfahrungen der Kolonisation. Wir tun das genaue Gegenteil. Warum das auf einmal positiv sein soll, hat sich mir nie erschlossen. Die “linken” Intentionen sind klar. Alles, was hilft, die europäische Zivilisation zu zerstören, ist gut. Was nachkommt, wird das Paradies sein. Mit Blick auf unsere “linken Philanthropen” und die Herkunftsgesellschaften unserer Migranten, kann man konstatieren: “Ist klar, wird unbedingt das Paradies.”
Diese von Herrn Seitz wiedergegebenen Zitate erinnern mich an das Dilemma der Migration, dem viele Afrikaner in Europa ausgesetzt sind. Hier möchte die Entwicklungszusammenarbeit oder -hilfe tätig werden und hat den Anspruch „wir müssen die Fluchtursachen bekämpfen“. Ich frage mich, ob diese Politik jemals ihrem Anspruch gerecht werden kann oder eher in die Irre führt. Die Frage muss erlaubt sein, was eigentlich die Hilfe-Politik in den letzten fast 60 Jahren erreicht hat. Ferner ist es falsch, von „wir“ zu sprechen. Wir, in den Geberländern, können über die Entwicklungshilfe nichts tun. Die Verantwortung für Erfolg oder Scheitern der Entwicklung liegt bei den Afrikanern selbst. Ihre Regierungen schaffen die Armut und die Überbevölkerung. Entwicklungshilfe zementiert eher die Bedingungen für das Dilemma. Die Migration lässt sich durch Entwicklungshilfe nicht aufhalten. Es darf übrigens nicht übersehen werden, dass die Migranten eher aus den materiell besser gestellten und besser gebildeten Bevölkerungsschichten stammen und nicht aus der sehr armen Bevölkerung. Es ließe sich noch viel dazu sagen, das Elend der Migranten auch in Europa hat eine über allgemeine Politiksprüche hinausgehende Befassung verdient. Einen Beitrag dazu könnte die von mir sehr begrüßte Veröffentlichung aller von Herrn Seitz zusammengestellten Zitate in Buchform leisten. Nach 32 Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit würde ich mich sehr darüber freuen.
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