Wolfgang Röhl / 13.10.2018 / 06:25 / Foto: Bundesarchiv / 70 / Seite ausdrucken

AfD im (Schul)-Klassenkampf

Die AfD sorgt derzeit mit Beschwerdeportalen bundesweit für Echauffierung. Schüler sollen online melden, wenn ihnen Lehrkräfte, salopp gesagt, politisch allzu betreuerisch, wenn nicht gar kopfwäscherisch vorkommen. Vor allem geht es wohl um unterrichtliche Bemerkungen zulasten der AfD. Die Partei möchte das als Aktion „Neutrale Schule“ verstanden wissen. Ihre Gegner nennen es „organisierte Denunziation“. Welche ein „Mittel von Diktaturen“ sei. Was wären wir bloß ohne Adolf und Walter.

Nun haben derlei Plattformen in der Tat ein herbes Geschmäckle, sofern nicht gerade die famose Zivilgesellschaft beziehungsweise staatlich geförderte Antifa-Spitzelkräfte dahinter stehen. Einen Hauch von „1984“ gewissermaßen, wo Pimpfe sogar ihre Erzeuger ausspähen. Viele Sympathiepunkte kann man mit einer solchen Veranstaltung nicht ergattern. Der Aufschrei linker Lehrergewerkschaften sowie sämtlicher Wahrheitsmedien gegen das schändliche Vorhaben war programmiert. Die Reaktion muss von der AfD antizipiert, ja billigend in Kauf genommen worden sein. 

War das taktisch unklug? Oder genau richtig? Nun ja, ein gewisser Leidensdruck ist anzunehmen in Familien, wo Kinder nicht im Refugee-welcome-Modus aufwachsen. Sie aber einen Teil des Tages der ganz überwiegend rotgrün gepolten staatlichen Erzieherschaft überlassen werden müssen. 

Stress kann jedenfalls nicht ausbleiben, wenn Eltern ihren Sprösslingen gelegentlich erzählen, dass die meisten Migranten gar keine Kriegsflüchtlinge sind, dass der amerikanische Präsident nicht nur Unfug anstellt und dass man ein Industrieland keineswegs mit Windrädern unter Strom halten kann. Und wenn die Kids von ihren Lehrern dann das genaue Gegenteil vertellt bekommen, durch die Blume oder direkt. Die dagegen aufbegehren, kriegen wahrscheinlich bald ein kleines Notenproblem, wie ihre Vorläufer in der Ära Adenauer. Zünftiges Mobbing seitens der Mitschüler ist ihnen als Draufgabe sicher.

Eine, wie ich finde, ziemlich sachliche Auseinandersetzung mit diesem Thema hat die hamburgische AfD mit ihrer Gegendarstellung zur Position der Lehrergewerkschaft GEW hinbekommen.

Dass ein Teil der Lehrerschaft eine linksgrüne Agenda verfolgt, die bei passender Gelegenheit zum Einsatz drängt, ist keine Verschwörungstheorie. Hatten wir die Zivilgesellschaft nicht schon erwähnt? Hier ist sie wieder, in Gestalt einer ideologischen Spezialeinheit namens „Amadeu Antonio Stiftung“. Welche unter anderem von der Bundesregierung und der Bertelsmann-Stiftung alimentiert wird und über eine Chefin verfügt, die einst fachkundig der Stasi zuspitzelte und sich bis heute nimmermüde dem nicht unlukrativen Kampf gegen „rechts“ widmet.

Die Stiftung empfiehlt ihre Anti-AfD-„Handreichung“ vor allem „Erzieherinnen und Lehrkräften“. Liest sich zum Beispiel so:

Menschenverachtende Positionen hinterfragen: Im Rahmen der U18-Wahlen können PädagogInnen mit Jugendlichen demokratiefeindliche und menschenverachtende Positionen in Wahlprogrammen oder Äußerungen von AfD-SpitzenpolitikerInnen kritisch hinterfragen und diskutieren.“

Njet, zwischen die GEW und Frau Kahanes Handreichungsbetrieb passt kein Stasi-Aktendeckel. Meldung machen, das war beiden immer ein Anliegen. Jetzt bekommen sie Konkurrenz. „So ist die Welt“ (V.S. Naipaul).

Foto: Bundesarchiv CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia

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Leserpost

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Bernhard Freiling / 13.10.2018

OmG, beim Disput GEW/AfD Hamburg vergeht mir das Lachen. Das ist es, dem die AfD-Politiker im Tagesgeschäft ausgesetzt sind? Ist das das Tagesgeschäft der AfD-Politiker in den anderen Landtagen auch? Da kann ich vor jedem AfD-Politiker, der sich dieser Hetze, dieser Tatsachenverdrehung, dieser linken Betrugsmaschinerie freiwillig aussetzt, nur voller Hochachtung meinen Hut ziehen. Die tun das nicht nur für sich, sondern auch für mich, für Sie und ja, auch für Sie da ganz hinten, ob Sie/wir nun AfD wählen oder nicht. Das sind die Einzigen, ob man im einzelnen mit deren Meinung übereinstimmen mag oder nicht, die gegen das Meinungskartell aus schwarz/grün/gelb/rot/dunkelrot anzugehen bereit sind.

Gerd Koslowski / 13.10.2018

Wenn es ein gesamtostdeutsches Schulphänomen gab, war es das reden mit gespaltener Zunge. Besonders hübsch wenn Genossenkindern etwas rausgerutscht ist: “Die Tagesschau hat gestern berichtet…” oder Mehrzahl von Hof: Höfer. Typische Lehrkraftreaktion: kurz stutzen und schnell das Thema wechseln.

Stefan Michael / 13.10.2018

Diese Woche in einem Vortrag über die regionalen Ereignisse um „68“ an einem Gymnasium meiner Heimatstadt gehört: Damals hätten Schüler missliebige (= konservative) Lehrer durch Schmierereien am Schulgebäude bloßgestellt und schreckten auch nicht vor relativ deutlichen Aufrufen zur Ermordung des damaligen Direktors und CDU-Kreisvorsitzenden zurück. Viele der ehemaligen Schüler und heutigen Rentner hörten versonnen lächelnd dem vortragenden Historiker zu. Einen Zusammenhang zur aktuellen Diskussion stellte selbstverständlich keiner der Anwesenden her.

Judith Hirsch / 13.10.2018

Henryk Broder in der WELT über die Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen, die “Listen” über Antifeministen und Familisten anlegt: ” Ein Online-Pranger, wie ein Geheimdienst der Guten, der bestimmte Ansichten durchsetzen und andere in Verruf bringen will.“ Dazu der eher linke Tagesspiegel „Wie wäre es mit einer steuerfinanzierten Namensliste von rechts außen, auf der Gender-Professorinnen, schwule Blogger und linksfanatische Schmalspur-Terroristen nebeneinander zur Observation freigegeben werden?“

Constanze Rüttger / 13.10.2018

Man kann zur AfD stehen, wie man möchte, aber dass verhindert werden soll, dass unsere Kinder einer ‘Hirnwäsche’ unterzogen werden, befürworte ich.

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