In Thüringen hat eine Landratswahl stattgefunden und erstmals hat sich ein Kandidat der AfD durchgesetzt – gegen die „Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien“ gewissermaßen. Hier die Top Ten der peinlichsten Reaktionen aus den Reihen der Unterlegenen.
(Hinweis: Die Zitate wurden im Original belassen, ist einfach authentischer. Wir beginnen mit dem Ranking von hinten, das Dümmste kommt zum Schluss.)
Platz 10: Ludwig Kendzia
„Aus gegebenem Anlass aus der ThüKoWO: [gemeint: ThürKWO = Thüringer Kommunalwahlordnung, Anm. CC] „Zum Landrat kann außerdem nicht gewählt werden, wer nicht die Gewähr dafür bietet, dass er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes und der Landesverfassung eintritt.“ (hier)
„Zudem aus der ThüKoWO: "Darüber hinaus ist zum Landrat nicht wählbar, wer im Übrigen die persönliche Eignung für eine Berufung in ein Beamtenverhältnis nach den für Beamte des Landes geltenden Bestimmungen nicht besitzt.“ (hier)
Des Weiteren führt der freie Journalist (MDR) aus, jemand müsste Beschwerde einlegen, damit die Gerichte den neugewählten Herrn Sesselmann wieder aus seinem Sessel entfernen. Mit anderen Worten: Er findet, dass dieser Vorgang vom Sonntag unverzeihlich ist und deshalb auch das Ergebnis wieder rückgängig gemacht werden muss. Das ist Demokratie, jedenfalls für den Journo. Mehr als Platz 10 ist aber nicht drin, weil er Merkel plagiiert hat.
Platz 9: Ruprecht Polenz
„Immer sind andere Schuld. Damit beruhigen AfD-Wähler:innen ihr Gewissen. Nein. Für die eigene Wahlentscheidung ist jede:r selbst verantwortlich. Wer Faschisten wählt, will Faschisten wählen. Niemand wird gezwungen, das zu tun.“ (hier)
Vor 23 Jahren war der Mann tatsächlich mal Generalsekretär der CDU. Bei Twitter haut Ruprecht die grünsten aller Tweets raus, gendert auch brav, aber inkonsequent: „AfD-Wähler:innen“, aber „Faschisten“ statt „Faschist:innen“. Als gäbe es nur männliche Faschos! Das gibt nolens polenz Abzüge in der B-Note. Und mal so nebenbei die Hälfte aller Wähler im Kreis Sonneberg zu Faschisten zu erklären, dürfte diese nicht eben für die CDU oder eine andere grüne Partei zurückgewinnen. Deren Gründe, ihre Stimme dem Kandidaten der einzigen Partei zu geben, die sich gegen die Einheitspolitik aller anderen stemmt, interessieren Polenz nicht. Schon gar nicht, ob es vielleicht die miese Politik sein könnte, gegen die sich die Bürger an der Wahlurne wehren. Um es wie er zu formulieren: „Immer sind andere schuld. Damit beruhigen Politiker:innen ihr Gewissen.“
Platz 8: Katharina Schulze
„Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass Verfassungsfeinde nicht gewählt werden. Und zeigen wir Solidarität und Unterstützung mit all denen in #Sonneberg, die nach diesem Wahlergebnis mit Angst und Sorgen ins Bett gehen.“ (hier)
Die Grinsekatz der bayerischen Grünen hat im Gegensatz zum designierten AfD-Landrat Robert Sesselmann kein Jura-Studium absolviert, weiß aber offenbar, wer Verfassungsfeind ist und wer nicht. Und wenn Menschen mit Angst und Sorge ins Bett gehen, dann doch wohl eher wegen Inflation, Deindustrialisierung, Rekordsteuern, steigender Krankenversicherungsbeiträge, ungebremster Einwanderung in die Sozialsysteme, angepeilter Verbote aller Art, Wärme-, Verkehrs- und Ernährungswende und und und – doch wohl kaum, wenn ein Landrat, kontrolliert vom Kreistag und der Kommunalaufsicht des Thüringischen Landesverwaltungsamt, sich mit Aufgaben wie Schulträgerschaft und Schulentwicklungsplanung, Rettungsdienst, Öffentlichem Personennahverkehr, Abfallwirtschaft/Abfallentsorgung, Tourismus, Kreisstraßen und überörtlichem Brandschutz beschäftigt. Die Kirche im Dorf lassen, Katha!
Platz 7: Jürgen Kasek
„Auch die NSDAP wurde in demokratischen Wahlen gewählt. Geschichte wiederholt sich offenbar doch #Sonneberg“ (hier)
Hier schickt sich ein grüner Stadtrat in Leipzig, Jurist, Umweltschützer und Blogger an, das Dritte Reich zu verharmlosen. Die Machtergreifung der brutalen Nationalsozialisten, die damals über 400.000 SA-Männer unter Waffen hatten, mit der Wahl eines leitenden Kommunalbeamten in einem 56.000-Einwohner-Kreis zu vergleichen, ist schon ziemlich geschichtsvergessen. Übrigens: Auch Merkel wurde in demokratischen Wahlen gewählt. Sie machte dann später unter anderem Wahlen rückgängig und schredderte in der Corona-Krise die Grundrechte, und ihre Partei hält bis heute eine nicht gewählte Minderheitsregierung unter Führung eines Kommunisten im Amt, drängt auch nicht auf die zugesagten Neuwahlen. Könnte sein, dass die Leute im Kreis Sonneberg das nicht so prall fanden, zumal dieses antidemokratische Theater in, genau: Thüringen stattfindet, aber so ein Nazi-Vergleich, platter als eine Scholle, bietet sich für schlichte Gemüter ja immer ganz zuerst an. Ist allerdings auch laaaangweilig.
Platz 6: Omid Nouripour
„Heute ist ein schwarzer Tag für unsere Demokratie. Doch diese ist stark. „Wehret den Anfängen“ bedeutet spätestens jetzt, dass die demokratischen Kräfte unseres Landes den Schulterschluss suchen müssen, um diese Feinde Deutschlands zu bekämpfen.“ (hier)
Endlich hören wir mal etwas vom Ko-Vorsitzenden der Grünen, der sonst hinter Ricarda Lang zu verschwinden pflegt. Aber was hören wir da? Es ist ein schwarzer Tag für die Demokratie, wenn die Wähler einen Wechsel wollten? Oder nur, weil die Falschen gewonnen haben? Auch die Forderung nach einer „Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien" verstört, hat diese doch mutmaßlich nicht unerheblich zum Erfolg des AfD-Kandidaten beigetragen. In der Ex-DDR hat man die Einheitsfront noch recht gut in Erinnerung. Und wer ist zu den „Feinden Deutschlands“ zu zählen? Auf jeden Fall die Grüne Jugend, die sich schon mal die Auflösung Deutschlands wünscht oder Fußballfans auffordert, die „Fahnen runter“ zu nehmen. Oder ein Minister, der mit Deutschland bis heute nichts anzufangen weiß.
Platz 5: Jutta Ditfurth
„Erster Vertreter der Nazi-Partei #AfD wird Landrat. #Thüringen Kreis #Sonneberg Gewählt haben ihn Nazis, die auf anderen herumtrampeln wollen, um sich groß zu fühlen. Die es hassen, wenn es allen besser geht. Medien, die von "Protestwahlen" reden trifft meine volle Verachtung.“ (hier)
Nur so eine Vermutung: In Sonneberg haben Bürger die Gelegenheit genutzt, ihrem Unmut über die aktuelle Politik in Berlin Ausdruck zu verleihen, indem sie dem Einheitsparteienblock eins auswischten. Gründe fallen uns da viele ein, aber Jutta Gerta Armgard von Ditfurth von der Ökologischen Linken, Aktivistin für Feminismus, Ökosozialismus und Antirassismus, hat eine recht unterkomplexe Sicht auf die Dinge: alles Nazis außer Mutti! Die hassen es, „wenn es allen besser geht“. Geht uns doch allen immer besser, oder?
Platz 4: Karl Lauterbach
„Erster AfD Landrat! Das ist ein Tiefpunkt unserer Politik seit dem dem Fall der Mauer. Die Bevölkerung muss besser mitgenommen werden auf dem Weg zu Klimaschutz und mehr Gerechtigkeit. Die AfD schürt Angst und Hass, hat aber Lösungen für Nichts“ (hier)
Die Reichsbürger um den Cordhosen-Prinzen wollten nur ihn mitnehmen, Lauterbach gleich die ganze Bevölkerung. Da sollte man sich rechtzeitig einen Tür-Panzerriegel zulegen, der Mann meint, was er sagt. Wenn er uns nicht einsperrt, wegen eines Schnupfenvirus oder sommerlicher Hitze, nimmt er uns mit. Oder holt uns ab. Interessant auch, dass der Karlatan die Landratswahl einen „Tiefpunkt seit dem dem Fall der Mauer“ nennt. Zum einen, weil die Tiefpunkte insbesondere seit 2015 kaum noch zu zählen sind, und zum anderen, weil der Mauerfall nur ein Tiefpunkt für die Anhänger des real existierenden Sozialismus war. Wollen wohl immer noch frei sein, diese Ossis?! Unerhört!
Platz 3: Ralf Stegner
„Mit Rechtsradikalen gemeinsame Sache machen? Für Demokraten niemals, nirgendwo und aus keinem Grund! Demokratiefeinde, Rassisten, Antisemiten, Nationalisten von der AfD wählt man nicht, wenn man einen Funken Anstand und Verstand hat!“ (hier)
„Pöbel-Ralle“ hat wieder mal sein Eau de Tourette aufgelegt, nichts Ungewöhnliches. Entscheidend ist hier: Was man wählt oder nicht, darf nicht dem Bürger überlassen bleiben, das entscheidet der Mann aus Bordesholm, der die politische Konkurrenz unterschiedslos ebenso beschimpft wie den Souverän, wenn der nicht spurt. Natürlich immer anständig und mit Verstand. Exakt so ein Auftreten ist es, das die Regierungspartei SPD derzeit so beliebt macht, dass sie bei der Sonntagsfrage bundesweit hinter die „Demokratiefeinde, Rassisten, Antisemiten, Nationalisten von der AfD“ zurückgefallen ist.
Platz 2: Mohamed Amjahid
„Wenn Brot an einer Stelle schimmelt ist es super wichtig, das ganze Brot zu entsorgen weil die Schimmelsporen unsichtbar das ganze Laib durchziehen können.“ (hier)
Ohne uns länger damit aufzuhalten, dass es „den Laib“ heißen muss, worauf der Journalist (taz-Kolumnist) Amjahid aber ebenso pfeift wie auf korrekte Interpunktion, offenbart sich hier eine bedenkliche Einstellung, die an ein Statement der ZDF-Komikerin Sarah Bosetti in der Corona-Zeit erinnert: „Wäre die Spaltung der Gesellschaft wirklich etwas so Schlimmes? Sie würde ja nicht in der Mitte auseinanderbrechen, sondern ziemlich weit rechts unten. Und so ein Blinddarm ist ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes.“ Um es mal rundheraus zu sagen: Hier wird Entmenschlichung unliebsamer Gruppen betrieben. Der Blinddarm muss entfernt werden, das verschimmelte Brot „entsorgt“. Und solche Leute, die sich der Diktion aus gewissen unseligen Zeiten bedienen, beschweren sich, andere würden „die Grenzen des Sagbaren“ ausweiten. Genau unser Humor!
Platz 1: Axel Steier
„Hätte es genug Zuzug aus dem Ausland gegeben (z.B. indem man die Visa-Pflicht für Afghan*innen und andere Verfolgte abschafft), und hätte man diesen Menschen sofort das Wahlrecht eingeräumt, wäre #Sonneberg heute kein Thema. Deshalb: Grenzen auf!“ (hier)
Der „Seenotretter“ vulgo Schlepper Steier, vor einem halben Jahr einer breiteren Öffentlichkeit aufgefallen, als er twitterte, „irgendwann“ werde es „keine Weißbrote mehr geben“, worauf er sich gewiss schon freut, stellt erneut unter Beweis, dass er mit seinen Landsleuten nichts anfangen kann, um es einmal sehr höflich auszudrücken. Man könnte glatt von „Hass und Hetze“ sprechen, wenn einem dieses Wortpaar nicht schon zum Halse heraushängen würde. Steier schafft es doch glatt, die von rechten Kreisen gepflegte These vom „Bevölkerungsaustausch“ zu bestätigen. Wasser auf die Mühlen der rechtsextremen Demokratiefeinde! Und wie schrieb Brecht noch? „Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“ Steier hat da eine ganz einfache Lösung: Deutsche raus aus Deutschland, Afghanen rein und alles wird gut! Damit hat sich der Axel des Blöden Platz 1 verdient. Es würde auch nicht überraschen, wenn die Identitäre Bewegung ihn zum Mitarbeiter des Monats kürt.
Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.