Nach Geländegewinnen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) hat Äthiopiens Zentralregierung mit sofortiger Wirkung einen sechsmonatigen, landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen, meldet handelsblatt.com. Er ermögliche unter anderem die Errichtung von Straßensperren, die Unterbrechung der Verkehrs- und Kommunikationsverbindungen sowie die Übernahme der Verwaltung durch das Militär in bestimmten Bereichen. Zudem sei die Inhaftierung von Verdächtigen mit Verbindungen zum Gegner bis zur Dauer des Ausnahmezustands möglich, wie der Ministerrat erklärt habe. Für die nächsten Tage seien weitere Ausführungsbestimmungen angekündigt worden.
Der militärische Konflikt habe vor rund einem Jahr begonnen, als Ministerpräsident Abiy Ahmed anfing, die in der Tigray-Region an der Macht befindliche TPLF verdrängen zu wollen. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet. Die Behörden in der Hauptstadt Addis Abeba hätten die Einwohner dazu aufgerufen, ihre Wohngegenden im Konflikt mit der TPLF zu verteidigen. Die Menschen sollten innerhalb der nächsten zwei Tage Schusswaffen polizeilich registrieren lassen. Abiy Ahmed hatte bekanntlich am Montagabend nicht näher benannte Ausländer weißer und schwarzer Hautfarbe beschuldigt, die TPLF zu unterstützten.
In dem Konflikt habe sich das Militär in den vergangenen Tagen aus wichtigen Städten in der Region Amhara, welche an die Hauptstadt grenzt, zurückziehen müssen. Gemeinsam mit Rebellen der Oromo Liberation Army (OLA) habe sich die TPLF Zugang zu einer der wichtigsten Autobahnen im Land verschaffen können. Sie rücke nun auf Addis Abeba vor.