Roger Letsch / 26.08.2019 / 14:00 / Foto: Pixabay / 57 / Seite ausdrucken

Äpfel und Birnen – Seenotrettung auf Ostsee und Mittelmeer

Florian Westphal, Geschäftsführer bei „Ärzte ohne Grenzen“ am 23. August 2019 im Deutschlandfunk (18:26 Uhr, Informationen am Abend) über das Verteilungsgezerre der EU-Staaten bei afrikanischen Migranten, die auf Malta oder Lampedusa anlanden:

„Man sollte sich mal vorstellen, Seenotrettung auf der Nordsee oder Ostsee liefe so. Es werden Menschen gerettet und dann wird erst mal verhandelt mit jedem Hafen, ob sie dann dahin in Sicherheit gebracht werden. Das darf nicht die neue Normalsituation werden.“ 

Lieber Herr Westphal, das ist auch nicht die Normalsituation. Über Ihre medizinischen Kenntnisse möchte ich nicht mutmaßen, diese mögen beachtlich sein, ich weiß es nicht. Dass Sie jedoch eklatante Defizite im Bereich Logik haben, oder Äpfel nicht von Birnen unterscheiden können, ist nach diesem Satz bewiesen. Menschen, die auf Nord- und Ostsee in Seenot geraten (dieses Wörtchen bitte in Abgrenzung zu „begeben“ nutzen, aber das ist heute gar nicht unser Thema), haben nichts Eiligeres zu tun als dies: jeden Hafen, in den sie sich retten konnten, so schnell wie möglich wieder in Richtung Heimat zu verlassen. Deshalb ist ihnen auch die Gastfreundschaft in JEDEM Hafen sicher. Deshalb streiten nicht Stralsund und Stockholm über die Anlandung eines DGzRS-Kutters.

Und Gäste haben, ist etwas Schönes! Sie danken ihren Rettern, erholen sich einige Tage von den Strapazen ihrer unfreiwilligen Wasserung, und die Gastgeber bemühen sich gern und selbstlos um ihr Wohl. Doch mit Gästen ist es ähnlich wie mit Fisch, lieber Herr Westphal, nach drei Tagen … ist es dann doch langsam Zeit, die Heimreise anzutreten. Beide Seiten sehen das das übrigens genau so.

Wünsch-dir-was-Programm auf der Ostsee?

Auch unser ehemaliger Bundespräsident Gauck, dem das Schicksal Schiffbruch jüngst auf der Ostsee widerfahren ist, kam im Ganzen an der Küste an, niemand musste ihn aufteilen. Aber für dessen Unterhalt kommt der deutsche Steuerzahler ja ohnehin schon auf, und es hat ihn auch niemand gefragt, ob er nach seiner Rettung nicht lieber nach Griechenland oder Portugal gebracht werden möchte, weil dort das Wetter besser als in Berlin sei oder nach Schweden, weil er ja schon einige Seemeilen in diese Richtung zurückgelegt hatte.

Die besonderen Gäste von Shuttles wie der „Ocean Viking“ werden ja vor allem deshalb NACH der Anlandung zum Verhandlungsgegenstand, weil sie eben NICHT wieder nach Hause wollen. Da kommt man auch mit einmal Bettwäsche, Handtüchern und einer Sim-Karte nicht aus, da will eine dauerhafte Unterbringung mit all ihren Folgekosten gut überlegt sein.

Liefe das Wünsch-dir-was-Programm auf der Ostsee tatsächlich wie im Mittelmeer, bei dem die Italiener aufgrund ihrer Küstenlage die Rolle des Spielverderbers innehaben, dann müsste – nur um dafür ein besseres Bild als das Ihre zu finden, lieber Herr Westphal – jeder in der deutschen Bucht gerettete Matrose, egal woher er kommt, den Ehrensold eines europäischen Ex-Staatspräsidenten von seinem Gastland verlangen. Dann allerdings könnte man beobachten, wie schnell das Gezerre um Quoten und Verteilung in Gang käme und die Innenminister der Küstenländer des Nordens die Schließung ihrer Häfen anordnen würden, und aus Rom und Lissabon kämen belehrende Statements, in denen Menschlichkeit von Deutschen, Dänen und Schweden eingefordert würde. Wetten?

Dieser Artikel erschien zuerst auf Roger Letschs BlogUnbesorgt“.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Hans Schnaider / 27.08.2019

Also Die Seenotrettung ist im Grunde klar geregelt. Man eilt herbei, um zu helfen - übrigens ein Geschenk des Judentums an alle anderen,  die waren nämlich der Ansicht, nichts auf dieser Welt sei so kostbar wie menschliches Leben.  Ist die Notlage beseitigt - die Geretteten sind an Bord - kommt als nächstes die Frage auf, wie wird man sie wieder los ? Auch das ist ganz klar geregelt : im nächsten geeigneten Hafen. Im nächsten bedeutet : wir fahren jetzt nicht zurück! Und keine Umwege, bitte! Viel zu teuer ! Wir wollten nach A , also fahren wir auch in diese Richtung, und suchen uns einen passenden aus. Sind die Geretteten an Bord eines Öltankers mit 12m Tiefgang ist der Platz, an dem 3 Fischerboote an Land gezogen wurden nicht sonderlich geeignet. Aber natürlich wird sich etwas finden. Entscheidend ist die Erkenntnis : Es kommt ab jetzt auf das Interesse der Retter an!  Daß die Geretteten nicht in B an Land wollen, weil dort die Schlepper rumstehen und noch einmal bezahlt werden wollen ist Nebensache.

J.R. Huels / 26.08.2019

Was erwarten sie von jemanden der “Florian” heißt? Es war zu befürchten, dass der Tag kommt, an dem die Florians, Maltes, Torbens und Finns in verantwortliche Position gepeterprinzipt wurden. Nun sind sie halt da… ;-)

J.G.R. Benthien / 26.08.2019

Ich kaufe mir ein kleines Schlauchboot, setze mich in Fedderwardersiel hinein und paddle bei ablaufendem Wasser raus. Kurz vor der Grenze eines möglichen Mobilfunkempfangs rufe ich die Seenotrettung an, weil mir die 1 Meter hohen Wellen Angst machen (schon mal drauf geachtet, dass bei den Flüchtlingen in Schlauchbooten ausnahmslos gutes Wetter und kein Wellengang ist?). Ich werde gerettet und sage den Rettern, dass ich nach Oslo oder Kopenhagen oder Stockholm will, weil ich aus dem Land der Grövaz flüchten musste. Was meinen Sie, was mir die Seenotretter, die Wasserschutzpolizei, die SAR oder der Zoll dann antworten wird? Die werden nur Grinsen und mir eine Rechnung für den Einsatz präsentieren.——Finde den Fehler.

Eberhard Firnhaber / 26.08.2019

Ich kann dem Artikel von Roger Letsch voll zustimmen, möchte die Leser der Achse aber auch auf einen anderen Aspekt der “Seenotrettung” hinweisen: nämlich auf die Europäische Grenz-und Küstenwache (=FRONTEX!!). Salvini sperrt(e) ja nicht ohne Grund italienische Häfen, weil er die Lasten einer Vereinbarung nicht allein tragen will. Laut Frontex sollen in naher Zukunft mehr EU-Beamte die Grenzen auch Italiens schützen, was z.B in Italien als Souveränitätseinschränkung beurteilt wird. Was ist der Ausgangspunkt dieser Vereinbarung? Am 16.April 2014 stimmte das Europäische Parlament über die Seeaußengrenzenverordnung ab,die sich auf die Richtlinie 2013/327EU (Asylverfahrensrichtlinie) bezieht.Diese Richtlinien regeln den Umgang mit Flüchtlingsbooten unter Durchführung vorgelagerter Grenzkontrollen auf See.Zugleich ist kargestellt, dass Frontex die Pflicht zur Seenotrettung hat und Einwandererboote nicht mehr abdrängen und zur Umkehr aufs offene Meer zwingen darf. Die Richtlinie legt das Ausschiffen in bestimmte Transitländer fest und verbietet das Ausschiffen in solche Länder, wo den Aufgegriffenen oder Geretteten eine Gefahr für Leben und Freiheit droht. Was ist die Schlussfolgerung daraus? Die EU-Rettung ( Sophia) ist zur Zeit eingestellt. Frontex arbeitet kaum auf See. Die ” privaten Retter” (NGOs) bestimmen das Feld (beziehen sich u.a. auf das EU-Parlament). Salvini hat alle gegen sich und wehrt sich. Keiner will die Häfen anbieten. Und in dieser Situation propagiert Merkel ständig eine Vergrößerung von Frontex und die Wiederaufnahme der EU Seerettung, was nur dazu führen kann, dass die Rettung wieder “verstaatlicht” wird und Frontex die Migranten etc. anstelle der NGOs in gleicher Weise und Zahlen wie bisher nach Europa bringt Und nach dem unsicheren Nordafrika soll ja sowieso keiner zurück. Meine Prognose ist mehr als pessimistisch. Und v.d.L. wird die Richtlinie ” mit Leben” erfüllen. Alles klar? Und Italien spielt als “böser Bube” nicht mehr mit…...

M.R.W. Peters / 26.08.2019

Die „Ärzte ohne Grenzen“ sollten sich mal einen anderen Geschäftsführer wählen als Florian Westphal. Jeder Arzt hat (zumindest im zivilisierten Europa) hat geschworen, Kranken zu helfen. Dieser Eid hat aber nichts zu tun mit Hilfe für offenbar sehr gesunde, junge Afrikaner, die lediglich nach Europa (insbesondere Deutschland) einwandern wollen. Mit Rettung aus Seenot hat diese ganze Schlepperhilfe nichts zu tun und die ganzen ö-r-Publikationen sind für einen noch normal denkenden Menschen nicht mehr glaubhaft.

Stefan Müller / 26.08.2019

Ich werde mich gleich in die Badewanne legen und bitte um Rettung. Island könnte mir gefallen, gibt es einen shuttleservice dorthin?

Donatus Kamps / 26.08.2019

Die links(grüne) Ideologie zählt zu den härtesten Psychodrogen, die die Welt je gesehen hat. Deswegen gilt sie bei ihren Anhängern immer noch als “moralisch überlegen”, trotz 100 Millionen Toter und zweidutzend zerstörter Staaten seit dem 20.sten Jahrhundert. Ihre Gefährlichkeit und Suchtwirkung liegt darin, daß sie die Verantwortung für das eigene Leben und die Schuld für eigenes Scheitern auf “das System” und “den Kapitalismus” schiebt und die Psyche durch die Illusion korrumpiert, zu den “moralisch Guten” zu gehören. Genau genommen ist diese Ideologie ein Fall für den Sekten- und Drogenbeauftragten der Regierung - und zwar der wichtigste Fall, aufgrund ihrer weit höheren gesellschaftlichen Schädlichkeit und Gefährlichkeit als biochemische Stimmungsaufheller und Suchtstoffe oder gesellschfatlich eher harmlose religiöse Sekten.

Günter H. Probst / 26.08.2019

Sieht man sich die Vorstandsgehälter der ehemaligen “humanitären” Organisationen an, so liegt die Vermutung nahe, daß viele der sogenannten NGOs längst Unterabteilungen der Internationale des Kriminellen Kapitals im Menschenhandel geworden sind. Und die Politker , die immer erzählen, sie würden gegen das Menschenschleppergeschäft einschreiten, dieses aber bevördern, machen ebenfalls ihren Schnitt.

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