Bernhard Lassahn / 20.12.2019 / 06:10 / 1 / Seite ausdrucken

Advent: Der lauschige Kalender mit Laterne (20)

Weihnachten ist die Zeit der kleinen Geheimnisse. Geheimnisvoll waren auch die Lieder, die man nur bruchstückhaft verstehen konnte und die möglicherweise ihren Zauber gerade deshalb hatten, weil sie immer ein Restgeheimnis enthielten, als gäbe es da ein letztes Geschenk, das noch nicht ausgewickelt war.

Da wurde etwa von der berühmten Jungfrau aus Erkoren gesungen. Wo lag der Ort überhaupt? Es klang nicht gerade nach einem typischen Ortsnamen, wie man ihn im Heiligen Land vermutet. Erkoren, Erkoren … das hörte sich eher nach einer Stadt im Sauerland an. Da gab es Orte mit reichlich merkwürdigen Namen wie Meschede, Olpe und Finnentrop. Vielleicht lag dieser bemerkenswerte Ort auch in Nordrhein-Westfalen, wo die Städte Namen hatten wie Hubbelrath und Erkrath. Von da aus war es bestimmt nicht mehr weit bis nach Erkoren.

Manche der Kirchen- und Weihnachtslieder setzten eben doch ein gewisses Expertenwissen voraus. Gut, wenn man Griechisch konnte und Latein, dann konnte man alle Fragen, die in den Liedern aufgeworfen wurden, aus dem Effeff beantworten: unsers Herzens Wonne liegt im praesepio-o-o, und leuchtet als die Sonne matris in gremio-o-o, Alpha, Effeff, Oh-o, Alpha, Effeff, Oh – alles klar?

Von alleine freuen sie sich offenbar nicht

Nun singet und seid froh, hieß es in dem schönen Lied In dulci jubilo. Das kam mir stets verdächtig vor: Zum Singen und zum Frohsein mussten die Herrschaften in der Kirche offenbar extra aufgefordert werden. Sie sangen nicht freiwillig und machten auch nicht den Eindruck, dass sie besonders froh wären. Sie strahlten jedenfalls keine ansteckende Fröhlichkeit aus.

Vermutlich gab es gerade deshalb solche Einpeitscher-Lieder wie Nun freut euch, ihr Christen, singet Jubellieder (Adeste, fideles), damit es denen mal eingebläut wurde, dass die sich freuen sollten, dass sie froh sein und jubeln sollten. Denn von alleine taten sie es nicht.

Womöglich sind die Bildungs-Barrieren ein gewisses Hindernis. Sie grenzen aus. Sie verhindern das ungetrübte Frohsein. Man sollte die Barrieren abbauen. Gerade zu Weihnachten. Damit alle mitreden können – und alle froh mitsingen können, wenn es heißt In dulci jubilo.

Den ganzen virtuellen Adventskalender mit den bereits geöffneten Türchen 1-20 finden Sie bei o-gott.com.

 

Noch ein Tipp: Geschichten und Gedichte zu Weihnachten von den so genannten Dienstagspropheten (das ist eine Gruppe von Literaten und Musikern – Martin Betz, Sebastian Krämer, Bernhard Lassahn und Georg Weisfeld –, die im Zebrano-Theater in Berlin am zweiten Dienstag des Monats auftreten) gibt es hier: Diesmal wird Weihnachten ein Dienstag.

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Karla Kuhn / 20.12.2019

Hören Sie mich lachen ?? Einfach köstlich, auch die “Spekulanten” Kekse.  Ich übe jetzt auch für KLEINE Latinum. Gute Nacht.

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