Der größte Unterschied zwischen Deutschen und Franzosen mag wohl darin liegen, dass sich die Franzosen einen feuchten Kehricht darum scheren, was man in der Welt über sie denken mag. Der Franzose ist sich der Liebe, die man seinem Land entgegenbringt sicher. Ja, es käme ihm nicht einmal in den Sinn, jemand könnte Frankreich NICHT lieben. Kritisieren darf er sein Land nur selber. Und das tut er gern. Er ist Revolutionär, Republikaner und Royalist zugleich. Er meint es dabei nicht wirklich ideologisch. Wenn er auf die Straße geht, dann wegen konkreter Dinge, wie Gehaltserhöhung oder Rente. Nicht wegen der Bäume oder CO2. Der Franzose ist ein Pragmatiker. Er tut das Notwendige. Das Nützliche. Europa? In Ordnung, solange der idealistische, deutsche Romantiker dafür bezahlt. Deutschland respektiert er wegen seiner wirtschaftlichen Stärke. Dass die Deutschen diese nun selber beschneiden wollen, verwundert und erfreut den Franzosen. Ein Konkurrent, dem man sich in ökonomischer Hinsicht unterlegen fühlte, baut sich selber ab. Reformen wünscht der Franzose nicht. Er tut so, um nicht den Unwillen deutscher Geldgeber zu erregen. Das Wichtigste ist dem Franzosen das Essen. Und dass dieses nirgendwo so gut ist wie in Frankreich, unterliegt ja wohl keiner Frage. Die Welt mag ja ganz interessant sein, aber so schön wie in Frankreich ist es nirgends. Etwas Exotik kommt gut an und wirkt interessant. Damit kann man gegebenenfalls den Gesprächspartner beeindrucken. Intellektuell möchte der Franzose glänzen, vor allem für den Pariser ist dieses ein Muss. In der Provinz, also fern des Königshofes, ist dieses Ansinnen nicht so deutlich zu spüren. Da haben wir es häufig mit einem ganz anderen Land zu tun. Deshalb ist der Pariser dort auch unbeliebt. Man mag seine Arroganz dort nicht. Die Franzosen versuchen schon lange die Provinzler über Film und Fernsehen zu erziehen. Die Deutschen haben diese Möglichkeit erst vor einigen Jahren entdeckt. Er ist eben ein bisschen naiv, der Deutsche.
@AndreasRochow! Was bei den Galliern der Breton ist bei den Teutonen der Bayer. Irgendwie lächerlich (dort Keltischer Steptanz hier Schuhplattler etc.etc.). Dito Ihre Aneinsanderreihung fabulöser Eigenschaften. Mit Verlaub.
maciste grüßt euch. der rußlandfeldzug des großen bonaparte war nicht “sinnlos”, sonderen lediglich erfolglos. letzteres bestimmt indes beim politisch und historisch schwachgebildeten die moraline wertung - im grunde durchaus eine typisch deutsche einlassung. battle on.
Alter Schwede, hier wird aber auch jedes noch so tote Frankreich-Klischee abgeritten. Ein schöner Text. Ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei Monsieur offensichtlich um einen Charakter handelt und solche gereiften Figuren die Normalität sein sollten, kann er dieses ich-bin-ein-echter-Franzose-Ding auch nur durchziehen, weil er ein dankbares Publikum hat. Und das scheint regelmässig im Zeit-Feuilleton der frühen 70iger zu schmökern. Nach meiner Zeit in Frankreich kann ich sagen, dass diese Einschätzung auf Gegenseitigkeit beruht. Wo das hiesige Personal Frankreich immer noch als Land zwischen Käsegilde und Moet wahrnimmt, haben sich die Lerocs noch immer nicht vom Juni 1940 erholt. Und da ist man sich doch ähnlicher als gedacht.
Hätte auch gerne einen Französischlehrer wie ihn. Meine alte Französischlehrerin kämpfte auch gegen die Entwicklung hin zum „Gossen-Französisch“, wie sie es nannte. Monsieur verkörpert allerdings eine Generation, etwa so, wie die, die Brigitte Bardot vermisst (außer natürlich, was den Tierschutz anbelangt!). Ja, wie sind sie heute, die Franzosen? Filme wie „Candice Renoir“, die TV-Reihe „Maman und Ich“ (mit Isabelle und ihrer Tochter Barbara) oder „Death in Paradise“ geben einen Eindruck. Und diese Filme sind natürlich und nicht so politisch-ideologisch wie die, die in Merkel-Deutschland produziert werden. Man übertreibt es in Deutschland mit der Volkserziehung. Würden sich die Franzosen nie bieten lassen.
@Harald Hotz: “die in Deutschland gängige Karikatur eines Franzosen” - Genau so kommt es mir auch vor. Und wir werden, abgesehen von der gemeinsamen Standardsprache, auch zwischen einem Holsteiner und einem Bayern vergleichbare Unterschiede schnell finden. Wenn wir denn überhaupt an solche völkerpsychologischen Klischees glauben wollen.
Gleich gemacht werden sollen die Untertanen, damit sie einfacher zu beherrschen sind.
Ich liebe es, am Sonntagmorgen, mit einem heißen Kaffee, solche amüsanten Texte zu lesen. Solche skurrilen Persönlichkeiten gibt es zum Glück noch überall in Frankreich und England, vielleicht auch noch in Deutschland (weit weg von den großen Freilandlabors, die früher einmal deutsche Großstädte waren). Trotzdem sind mir Menschen suspekt, die etwas an der Tierquälerei des Stierkampfes gut finden, oder Hunde erschlagen möchten. Ob Franzose oder nicht, so etwas verdient keine Würdigung, schon gar kein Verständnis. Mal abgesehen von dem genialen Louis de Funes, kann ich vielen französischen Filmen wenig abgewinnen, obwohl Französinnen ganz allgemein eine gewisse Erotik verkörpern, denn das hysterische Geplapper, auch der Männer, in den Filmen, war mir immer zu nervig. Und bei allen heiteren Unterschieden zwischen Franzosen und Deutschen und obwohl die Franzosen ihre Sprache verteidigen, ihr Land verteidigen sie nicht, genau wie wir Deutschen. Ob Marseille oder Paris, ob das Ruhrgebiet oder Berlin, alles Städte, die nur noch dem Namen nach deutsch oder französisch sind. Und auch wenn wir Deutschen unsere Landesverteidigung naiven Hausfrauen überlassen, so sind wir doch in vielen anderen Dingen, in Idiotie, mit den Franzosen vereint. China wird es lachend zu nutzen wissen. Leider.
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