Auch das noch: Bild TV zieht seinem Erfolgsformat Viertel nach Acht den Stecker. Für den Sender ein Schuss in den Ofen – und außerdem ein wirklicher Verlust für die Fernsehlandschaft. So lebensnah und lebhaft geht es selten zu.
Jetzt also doch. Bild TV wird sich einreihen in den regierungsservilen Scheinjournalismus der anderen großen Fernsehsender. Der abrupte Wechsel in der Chefredaktion wurde genau zu diesem Zweck vollzogen. Allen Dementis zum Trotz (… ist ja eine Pause, wir arbeiten an einer Optimierung…) stoppt die neue leitende Chefredakteurin Marion Horn nun das mit Abstand erfolgreichste Internet-TV-Projekt der letzten Jahre: die Talkshow Viertel nach Acht. Dieses Format erzielte in kürzester Zeit Einschaltquoten, wie sie sonst nur die hochsubventionierten Platzhirsche der öffentlich-rechtlichen Sender von Lanz bis Maischberger erreichen, die jedoch ihrerseits mit sinkenden Quoten zu kämpfen haben. Was ist das Geheimnis dieses Erfolges? Ganz einfach: echter Journalismus. Bei Viertel nach Acht kamen Menschen zu Wort, die das tatsächliche Leben, die wirklich relevanten Probleme und ihre Auswirkungen repräsentierten. Und sie prallten in Viertel nach Acht auf das dafür verantwortliche Führungspersonal. Dazu auf Moderatoren, allen voran Nena Brockhaus, die charmant wie hartnäckig stets den Gesprächsfaden im Blick hatten. Eine echte Seltenheit in der deutschen Fernsehwelt mit ihren woken Scheinproblemen.
Normale Menschen fühlen sich bei Anne Will oder Hart aber fair zunehmend veräppelt, um nicht zu sagen verhöhnt. Viertel nach Acht war ganz anders. Hier konnte der Vater einer ermordeten 17-Jährigen leise sagen, dass er gerne einmal mit der Innenministerin sprechen würde. Hier wurden die Probleme der irrationellen und umweltzerstörenden Klimapolitik offen angesprochen, und hier kamen Corona-Kritiker zu Wort, die anmaßenden Politikern und Operetten-Präsidenten ihre Ahnungslosigkeit um die Ohren hauen konnten. Mein Video mit dem Operetten-Professor (verliehen von Olaf Scholz in Hamburg – ehrenhalber) Frank Ulrich Montgomery wurde von insgesamt 3 Millionen Menschen gesehen.
Die Macher von Viertel nach Acht schonten dabei eigenes Bild-Führungspersonal nicht. Wurde ein Chefredakteur der eigenen Zeitung in die Sendung geladen (oder lud sich selbst ein), dann wurde ihm auch ein Gast zur Seite gestellt, der bei offensichtlichem Humbug gehörig hineingrätschte. So schafft man sich keine Freunde im eigenen Haus, aber ein gehöriges Plus an Glaubwürdigkeit gegenüber seinen Zuschauern. Kurz, es war eine Freude. In Viertel nach Acht wurde gestritten und der Realität eine Chance gegeben, auch wenn es schmerzte. Geadelt durch Gäste, die, wenn sie mit der eigenen Heuchelei konfrontiert wurden, mitten in der Sendung flüchteten. Wie beispielsweise Manfred Lütz, der nicht nur Gelegenheit bekam, sein Papstbuch vorzustellen, sondern auch – ganz anders als bei Markus Lanz – mit seinen zutiefst unchristlichen wie anmaßenden Corona-Aussagen konfrontiert wurde. Als Lütz ahnte, was ihm blühte, stürmte er aus der Sendung. Herrlich.
Eine Erfolgsgeschichte mit abruptem Ende
Gäste, die die einmalige Gelegenheit nutzten, überfällige Kritik an der Regierung zu äußern, wurden zunehmend auf offener Straße angesprochen. Die Menschen bedankten sich dafür, dass ihre Lebenswirklichkeit endlich zu Wort kam. Einer beschrieb Viertel nach Acht als seine persönliche Therapiestunde, die ihm helfe, nicht durchzudrehen angesichts der ansonsten trübsinnigen Wirklichkeitsverdrehung der großen Medien.
Nicht zuletzt ein enormer finanzieller Erfolg für Springers Bild. Den Machern wurde mehrfach von Chefredaktionsseite bescheinigt, das neue Flaggschiff der Springer-Gruppe aufgebaut zu haben. Doch selbst klarste ökonomische Argumente zählen in der realen Welt des deutschen Groß-Journalismus nicht mehr. Nun wird Bild also dem Schicksal von Spiegel oder FAZ folgen: das Abdriften in die journalistische Bedeutungslosigkeit bei massiv einbrechenden Kundenzahlen. Kurze Zwischenfrage, was macht eigentlich Mathias Döpfner?
Der Kopf hinter dem Erfolg von Viertel nach Acht heißt übrigens Alexander Möhnle. Er ist Talkshowspezialist. Nach seiner Zeit im Nachtcafé mit dem wunderbaren Moderator Wieland Backes wechselte er zu ServusTV. Dort baute er den Talk im Hangar-7 zu einer erfolgreichen Talkshow auf. Das Prinzip, in bester Journalistenmanier beide Seiten gleichberechtigt aufeinanderstoßen zu lassen, hielt er auch in der Corona-Krise durch. Der Talk im Hangar-7 entwickelte sich zur einzigen deutschsprachigen Sendung, in der auch Corona-Kritiker ihre Argumente einem breiten Publikum öffentlich zugänglich machen konnten. Mit einem gigantischen Erfolg, der sich in einer enormen Vervielfältigung der Einschaltquoten zeigte.
Dieser Mega-Erfolg blieb den Machern des bis dahin eher vor sich hin dümpelnden Bild-TV-Formats nicht verborgen. Die vor kurzem entlassenen Bild-Chefredakteure warben Alexander Möhnle ab und die Erfolgsgeschichte von Viertel nach Acht bei Bild TV begann. Nun endet sie abrupt. Ich bin mir sicher, Alexander Möhnle und sein Team werden weitermachen und einen Sendeplatz finden, der sie nicht ausbremst, sondern richtig Gas geben lässt. Jeder weiß nun, was sie können. Ihre Gäste werden ihnen folgen und damit auch die Zuschauer. Sie werden den neuen Talk-Platzhirschen aufbauen. Ich freu‘ mich drauf.
Redaktioneller Hinweis:
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