Die Wahl der Deutschen Weinmajestät, das jährliche Werbeevent der deutschen Weinwirtschaft, ist endlich geschlechterneutral – und der SWR überträgt live in Fernsehen und Internet.
Das hatte gerade noch gefehlt: Harald Glööckler, seines Zeichens „Designer“ und prollige Wiedergeburt von Rudolph (Mosi) Moshammer, äußerte sich zur „Wahl der Deutschen Weinmajestät“, unter der die alljährliche Kür einer Deutschen Weinkönigin firmiert, seit heuer erstmals auch Männer zugelassen sind. „Höchste Zeit sei es für diese Gleichberechtigung“, wird der Genderclown des Krawallfernsehens zitiert. „Wäre es umgekehrt gewesen und hätte es immer nur einen Weinkönig gegeben und Frauen wären nicht zugelassen, hätte es längst einen Aufschrei gegeben.“
So etwas wird heute mit heiligem Ernst von der einstmals hochseriösen dpa verbreitet und beschert dem „Deutschen Weininstitut“, das die traditionell im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße stattfindende Wahl organisiert, zumindest einen hübschen PR-Erfolg. Beim DWI handelt es sich um eine Marketingorganisation der Deutschen Weinwirtschaft mit Sitz in Bodenheim bei Mainz. Die dortige Adresse wurde beim Umzug 2016 in „Platz des Weines 2“ geändert, davor lautete sie „Am Kümmerling 35“, was den Werbeleute wohl zu kümmerlich vorkam. Von einer Krise des deutschen Weins war damals noch keine Rede.
Die nunmehr also „geschlechterneutrale“ Werbeevent der deutschen Weinwirtschaft steht symptomatisch für die Misere eines Landes, das sich längst ins woke Nirwana verabschiedet hat. Und der SWR überträgt live in Fernsehen und Internet.
Ein gewisser Levin McKenzie aus Rheinhessen
Bislang war die Wahl der Deutschen Weinköniginnen – die erste wurde im Jahre 1949 in Neustadt inthronisiert – höchstens eine Meldung im „Vermischten“ und ein Beitrag im Regionalfernsehen wert. Alsdann tingelten die Damen über Weinmessen und Weinfeste und machten bestenfalls eine gute Figur. Ein bisschen Oberweite konnte dabei nicht schaden, um von Honoratioren hofiert zu werden. Frei nach dem Vorbild von Generaldirektor Heinrich Haffenloher in Helmut Dietls „Kir Royal“, der sich bei Klatschreporter Baby Schimmerlos darüber beklagt, immer nur seine „langweiligen Direktoren, langweiligen Chemiker und meine totlangweilige Alte“ zu Gesicht zu bekommen. „Und einmal im Jahr die Weinkönigin von Kleinweilersheim, und die küsse ich dann. Das erlaubt mir meine Olle, gerade noch.“
Das Abbusseln hat sich, weil hochgradig übergriffig, natürlich erledigt. Zumal, wenn ein gewisser Levin McKenzie (Bild oben, Mitte) aus Rheinhessen am morgigen Freitag (26.09.) zum ersten „Deutschen Weinkönig“ gewählt werden sollte. In der Vorentscheidung hatte er sich einer „dreiköpfigen Masterjury“ gegenüber offenbar korrekt zu Fragen der Spontanvergärung, des biologischen Weinbaus und „Pflichtangaben auf Weinetiketten“ geäußert, wie das Weininstitut bekannt gab. McKenzie war einer von zwei Männern, die sich um den Titel beworben hatten. Außerdem stehen im Finale vier Frauen zur Wahl: Emma Meinhardt (Saale-Unstrut), Anna Zenz (Mosel) und Katja Simon (Hessische Bergstraße) und Lucia Winterhalter (Baden).
Aus Baden kommt auch die vor einigen Jahren durch die Medien gereichte erste transsexuelle Kellermeisterin namens Simona Maier, die auch einmal als Badische Weinprinzessin amtierte. Im Auftrag einer Supermarktkette kreierte sie eine ONE LOVE-Edition der Badischen Winzergenossenschaft, darunter ein „Blanc de noir“ - ein Weißwein, der aus roten Trauben bereitet wird. Er soll „sinnbildlich für Simona Maiers Leben“ stehen. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis die erste transsexuelle Bundesweinkönigin ins Haus steht. Dann könnte Harald Glööckler vielleicht schon Bundespräsident sein.
Mit Lorbeerkranz und Toga den Weingott Bacchus mimen
Den ersten Weinkönig gab es im Juni 2024 auf lokaler Ebene, als im Weinort Heimersheim im Ahrtal Felix I. zum ersten männlichen Amtsinhaber gekürt wurde. „Ein historischer Moment“, schrieb die „Rheinpfalz“; der Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus frohlockte, der erste Weinkönig sei ein „wichtiges Zeichen für Modernität und Vielfalt“- die das Ahrtal, wo fast ausschließlich Rotwein wächst, durchaus gebrauchen kann.
Felix I. setzte sich Medienberichten zufolge für „queere Aufklärung“ ein, was die Frage aufwarf, ob er selbst schwul sei. Das wäre PR-mäßig natürlich noch besser gewesen, wobei es 2016 schon einen schwulen Weinkönig gegeben hatte, in Kesten an der Mosel nämlich, wo sich der Student Sven Finke-Bieger, dortselbst mit seinem Partner ansässig, mit Lorbeerkranz und Toga den Weingott Bacchus mimen wollte, jedoch nicht über ein Remake von Peter Ustinov alias Kaiser Nero hinauskam.
Im September 2024 machte dann Levin McKenzie, Winzer und Wein-Influencer aus Mainz, als erster Weinkönig des Anbaugebietes Rheinhessen Furore. Er trug statt einer Krone eine güldene Amtskette. Auch als erster gesamtdeutscher Weinkönig würde der 26-Jährige eine Amtskette tragen, wie sie gelegentlich noch traditionsbewusste Bürgermeister oder Universitätspräsidenten anlegen. Bei der neuen „Königskette“, so das Deutsche Weininstitut, sei auf ein „modernes und leichtes Erscheinungsbild“ geachtet worden, welches die „Formensprache der Krone der Deutschen Weinkönigin“ aufgreife.
Von der Weinkönigin zur Nummer 2 im Staate
Sie ist 500 Gramm schwer, mit sieben grünen Turmalinen und sechs roten Granaten besetzt, die die 13 deutschen Weinanbaugebiete symbolisieren sollen. „Das Traubenelement an der Spitze der Ketten ist dem DWI-Traubenlogo nachempfunden. Ähnliche modische und propagandistische Anstrengungen erlauben sich sonst nur die Salzburger Festspiele bei der Präsentation des neuen Kleides der Buhlschaft im „Jedermann“.
Zuweilen wird die Meinung vertreten, dass es Weinköniginnen selten weiterbringen als zur Leiterin eines örtlichen Fremdenverkehrsbüros. Unsere amtierende Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, 1995 zur deutschen Weinkönigin für die Amtszeit 1995/1996 gewählt, darf als lebendes Gegenbeispiel gelten. Derzeit ist Klöckner nach dem Bundespräsidenten protokollarisch die Nummer zwei im Staate Deutschland und schielt womöglich schon nach dem höchsten Amt.
Jüngst hatte sich die CDU-Politikerin bei den Propagandisten der „queeren Community“ mächtig in die Nesseln gesetzt, als sie untersagte, zum „queeren Feiertag“ CSD die Regenbogenflagge auf dem Reichstag zu hissen. Als Weinkönigin des Anbaugebietes Nahe sei Klöckner zwar weltweit unterwegs gewesen, „von diskutierenswerten Auftritten ist nichts verzeichnet“. Eine Deutsche Weinkönigin müsse sich auch „sehr anstrengen, um ins Gerede zu kommen“, ätzte ein Kommentator der Süddeutschen Zeitung (SZ). Wenn es die Richtige trifft, darf auch gerne mal wieder das Dummchen-Klischee bedient werden.
Georg Etscheit ist Autor und Journalist in München. Fast zehn Jahre arbeitete er für die Agentur dpa, schreibt seit 2000 aber lieber „frei“ über Umweltthemen sowie über Wirtschaft, Feinschmeckerei, Oper und klassische Musik. Er schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss, und auf Achgut.com eine kulinarische Kolumne.

Ich muss ich korrigieren. Den Vogel schiesst der Schwule Heidekönig Alex II. ab.
Jetzt wäre langsam die Zeit, daß Pflanzenöl sich als Wein identifizieren darf.
Was fehlt: Die Körung, äh Krönung des Monarch:in erfolgte nach der Verkostung der 25 preisgekrönten Spitzenkreationen des letzten Jahres.
Aber jäder nor einen wänzigen Schlock.
Früher nannte man sowas "sich etwas schönsaufen".
Der Niedergang Deutschlands schreitet unaufhaltsam voran.
@Marc Jenal: Geniaaal!!!
Übrijens: Angesichts dieses Fotos und der dort beschriebenen abgebildeten Menschen könnte ich glatt von Wein auf Bier umsteigen - und das will etwas heißen!
(Das j ist Absicht!)
Da gibt es noch viel Potential für Gendergerechtigkeit. Empfehle einen Besuch bei der Website der "Arbeitsgemeinschaft Deutsche KönigInnen". Meine Favoriten: Die BraunviehkönigIn Baden Württemberg und die Hohenlockstedter Pellkartoffelhoheit.
Gut daß ich Bier trinke.
Ein fester Blick ins Angesicht der 3 Abgebildeten erspart einem, den Finger in den Hals zu stecken, wenn man mal zu viel gebechert hat. Ungefähr wie eine Kreuzung aus Jens Spahn und Maggus Söder, zusammen mit Ricarda Lang und Heidi Reichenschreck in einer Dosis. Prost. Sam Lowry leidet auch schon unter Halluzinationen, und das will was heißen. Prost!