Peter Grimm / 06.07.2016 / 06:25 / Foto: Tomaschoff / 11 / Seite ausdrucken

ADD, die neue Alternative: Jetzt auch in Deutschland Erdogan wählen

Im neuen Deutschland verändert sich die Parteienlandschaft. Eine Migranten-Partei, die vor allem muslimische deutsche Staatsbürger anspricht, wie auch erklärtermaßen die Positionen der türkischen Regierung vertritt, gab es bislang noch nicht. Doch inzwischen wirbt die „Allianz Deutscher Demokraten“ (ADD) um muslimische Wahlberechtigte. Der Parteiname klingt zunächst so banal, scheinbar groß und inhaltlich unspezifisch wie ein Parteiname eben klingen muss. Die ADD, so will er uns sagen, ist für alle da. Da verwundert es nicht, wie die sich Parteigründer in ihrem Entwurf für ein Grundsatzprogramm zunächst in aller Harmlosigkeit darstellen: „Die ADD sieht sich sowohl als konservative, liberale, als auch als eine soziale Partei an.“

Der Charakter der Neugründung erschließt sich auf den zweiten Blick, auf die Parteigründer Remzi Aru, Ramazan Akbas und Halil Ertem. Aru ist türkischstämmiger Unternehmer und Verfechter der Politik des türkischen Präsidenten Erdogan, dessen Politik er auch gelegentlich in deutschen Fernsehtalkshows engagiert verteidigt. Auch der Rechtsanwalt Akbas ist voller Begeisterung ob der Erdogan-Herrschaft über die Heimat seiner Vorfahren. Und Halil Ertem hat schon mal als quasi bayerischer ADD-Chef dagegen protestiert, dass eine muslimische Schülerin in einer Nürnberger Schule während des Ramadan zum Essen eingeladen wurde. Sein Fazit: „Ewiggestriger Säkularfundamentalismus hat an unseren Schulen nichts verloren“. Die Zukunft gehört halt ganz unsäkular dem Propheten.

Sozialstolz? Was versteht die ADD darunter?

Das Grundsatzprogramm der drei Herren klingt allerdings versöhnlicher, vielleicht um Nicht-Türken und Nicht-Muslime nicht gleich zu verschrecken. Dort steht die ADD für ein selbstbewusstes und traditionsbewusstes, aber auch weltoffenes, multireligiöses und multinationales Deutschland, das einen guten Patriotismus und Sozialstolz pflegt, anstatt von einem Extrem ins Andere zu fallen.

Sozialstolz? Was versteht die ADD darunter? Mir ist das Wort neu. Vielleicht ist es der ADD ja schon gleich nach ihrer Gründung gelungen, die deutsche Sprache um ein Wort zu bereichern. Ansonsten sind wir also multinational. Das ist die neue deutsche Leitkultur, die deutsche Nation hat ausgedient: Durch die gemeinsame Förderung verschiedener Hautfarben und Religionen wird diese Leitkultur gestärkt und durch Einbindung von allen Menschen in Deutschland erreichen wir eine erfolgreiche Integration aller Menschen. Wohinein sich die Menschen integrieren wollen, können sie wahrscheinlich aus dem multinationalen Leitkulturangebot auswählen. Wie sich die Parteigründer allerdings die „Förderung verschiedener Hautfarben“ konkret vorstellen, würde man schon gern etwas genauer wissen. Aber wir wollen nicht kleinlich sein, denn die ADD arbeitet schließlich an unserer Zukunft:

Die ADD steht für eine Willkommenskultur für Kinder, die Stärkung der Familie und mehr Fairness - insbesondere gegenüber Mehrkind-Familien. Das elterliche Erziehungsrecht muss gegenüber politischen Ideologien stärker gefördert werden, es muss die Wahlfreiheit der Eltern bei der Kinderbetreuung gesetzlich ermöglicht werden und statt Schulpflicht setzen wir uns für eine Bildungspflicht ein.

Deutsch lernen, aber nur im angemessenen Umfang

Schulpflicht ist ja auch gefährlich, solange – wie Parteigründer Halil Ertem eingangs festgestellt hat – an den Schulen „ewiggestriger Säkularfundamentalismus“ herrscht. Aber das soll ja nicht so bleiben. Die deutsche Schule kann im multinationalen neuen Deutschland sowieso nicht mehr so deutsch bleiben. Zwar soll der Nachwuchs der Zuwanderer durchaus auch Deutsch lernen, aber nur im angemessenen Umfang: Wir setzen uns auch dafür ein, dass die Heimats-, bzw. Herkunftssprache in den Schulen gleichberechtigt gelehrt wird. Daher ist es beispielsweise auch erforderlich, dass nicht nur Englisch, Französisch, Latein, Spanisch und Russisch gelehrt wird, sondern bspw. auch Türkisch, Arabisch, Kurdisch, Albanisch, Armenisch oder Aramäisch. Dabei ist sehr wichtig, dass Lehrer in Deutschland ausgebildet werden, die diese Sprachen unterrichten können. Wir setzen uns daher für die gezielte Sprachförderung, verbindliche Sprachtests und natürlich schulbegleitende Sprachprogramme ein.Ist es nicht rührend, wie sehr sich die türkischstämmigen Parteigründer auch um die Zukunft von Armenisch und Aramäisch in deutschen Schulen sorgen?

Doch jetzt geht’s langsam ans Eingemachte: Der Islam gehört zu Deutschland. Mittlerweile leben viele Menschen islamischen Glaubens in der dritten Generation von Zuwanderern in Deutschland und es wird unsere Aufgabe sein, diese Menschen nicht auszugrenzen. […] Wir sind gegen eine direkt oder indirekt erzwungene Assimilierung! Wer aber nicht Teil der deutschen Gesellschaft werden will, grenzt sich doch selbst aus. Es geht wohl eher darum, dass sich die Nicht-Muslime den muslimischen Regeln anpassen sollen, damit man den Anhängern Mohammeds die eine oder andere kulturelle Zumutung des Westens erspart. Also weg mit dem „ewiggestrigen Säkularfundamentalismus“!

Die ADD will türkische Außenpolitik in Deutschland machen

Auch wenn der Parteiname der ADD nach einer deutschen Partei klingt, so will sie auch türkische Außenpolitik in Deutschland machen: Die ADD ist für eine Vollmitgliedschaft der Türkei innerhalb der EU. Reisefreiheit ist ein hohes Gut. Die ADD setzt sich daher für eine sofortige Aufhebung der Visapflicht für Türken aus der Türkei in die EU ein. Deutschland muss seinen Beitrag zu einer freiheitlichen und friedlichen Welt leisten. Deutschland sollte nicht seine Vermittlerrolle leichtsinnig in Bezug auf die Türkei aufs Spiel setzen. In der Armenien-Krise sollte sich Deutschland für eine internationale Historiker-Kommission einsetzen, anstatt mit politisch motivierten Schuldzuweisungen in Parlamentsbeschlüssen zu agieren.

Doch die Partei will nicht nur Türken vertreten. Auch andere Nicht-Deutsche in Deutschland will die ADD zu mehr Rechten verhelfen. Warum sollen eigentlich in Deutschland nur deutsche Staatsbürger wählen können? Das ist doch ausgrenzend: Die ADD setzt sich für ein kommunales Wahlrecht für alle ausländischen Staatsbürger und staatenlose Menschen ein, die das erforderliche Wahlalter erreicht haben und die sich seit mindestens 3 Monaten rechtmäßig in der Bundesrepublik aufhalten; unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit.

Damit können zwar mancherorts die Rathäuser übernommen werden, doch dass man sich in den Staat einbürgern lassen muss, an dessen Parlamentswahlen man teilnehmen will behindert die Teilhabe noch erheblich. Aber auch hier hilft die neue Partei: Die ADD setzt sich dafür ein, dass nach 10 Aufenthaltsjahren jeder Ausländer das Wahlrecht auf Landes- und Bundesebene bekommt. Und Eltern sollen auch für ihre Kinder Stimmen abgeben dürfen.

Eltern sollen auch für ihre Kinder Stimmen abgeben dürfen

Aber hat denn die Partei auch praktische Vorschläge für die großen Herausforderungen dieser Zeit? Offenbar, denn im letzten Punkt des Programmentwurfs präsentiert sie die Lösung der „Flüchtlingskrise“: Die ADD setzt sich dafür ein, daß jedes Land dieser Erde nach den jeweiligen Waffenexportzahlen eines Kalenderjahres Flüchtlinge aufzunehmen hat. Wer viele Waffen verkauft, verursacht mehr Kriege und ist für den Flüchtlingsstrom mitverantwortlich. Daher setzt sich die ADD für eine Flüchtlingsaufnahmequote auf Basis eines Waffenexportschlüssels ein. Ähnlich dem CO2 Handel können Länder, die Waffen exportieren, aber keine Flüchtlinge aufnehmen, sich durch Zahlung an Länder mit einer hohen Anzahl an Flüchtlingen aber ohne Waffenexporte, freikaufen. Als Richtwert gilt 1500 Euro pro Flüchtling und Monat." Der Vergleich von „Flüchtlingen“ mit CO2-Emissionen ist vielleicht nicht ganz so geglückt, wenn man vor allem Migranten erreichen will. Aber bei einer so jungen Partei soll man ja auch Nachsicht walten lassen.

Alle kursiv gesetzten Passagen sind zitiert aus dieser Quelle.

Zuerst erschienen auf Peter Grimms Blog Sichtplatz hier.

Foto: Tomaschoff

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wortwechsler / 06.07.2016

Ich schreibe hier zum ersten Mal und möchte einfach mit trockenen Zahlen neusten Standes und gewissenhaft recherchiert darauf aufmerksam machen, dass sich diese Entwicklung schon länger abzeichnet und natürlich medial verschwiegen wird! Und dass die “offizielle Information” in Washington gedacht und im “Kanzleramt” thematisch überarbeitet wird, ist bekannt wie der Fakt, Migration als Waffe zu nutzen, um einen Kontinent zu schwächen! Laut “Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)” leben in Deutschland 1,53 Millionen “Ausländer mit Bezug zum Asylverfahren” ! Hinzu kommen die so genannten “irregulär aufhältigen Ausländer”, deren Zahl zwischen 300000 und laut “Universität Bremen” 520000 liegt und bereits HEUTE weit höher liegen kann! Zusätzlich existieren “Langzeitstatistiken”, die besagen, dass “am 31. Dezember 2015 in Deutschland 9.107.893 Ausländer” regulär lebten! Zu dieser Zahl kommen dann nochmal etwa 9,2 Millionen Deutsche mit ausländischen Wurzeln! Gerundet halten sich in Deutschland also über alles 20,35 Millionen untergetauchte, illegale, geduldete, legale und mit deutscher Staatsbürgerschaft versehene “Menschen mit direktem oder indirektem Migrationshintergrund” auf! Bemessen auf die Gesamtbevölkerungszahl von Deutschland mit 80,63 Millionen Einwohner (Stand 2013) macht dies einen Anteil von 25,24% aus! Sichtet man dieses Zahlenwerk etwas genauer, kommt in Bezug auf die “türkischen Bevölkerungsanteile” Folgendes zusammen: Die Zahl der türkischen Staatsbürger in Deutschland 2015 betrug 1 506 113. Die Zahl der türkischstämmigen Menschen in Deutschland 2013 (mindestens eine Elternteil türkisch, aber in Deutschland als deutscher Staatsangehöriger geboren) betrug 2.793.000. Und die Zahl der Einbürgerungen zuvor türkischer Staatsbürger betrug 2014 22.463. Zusammen haben wir also im Deutschland der Jahre 2014-2015 einen türkisch- muslimischen Bevölkerungsanteil von 4.321576 Millionen Menschen! Dies weist alleine den türkischen Muslimen in Deutschland einen Gesamtbevölkerungsanteil von 5,36% zu und ist höher als die Einwohnerzahl des Freistaates Sachsen in 2014 mit 4.055270 Millionen Einwohnern, welches das sechst-bevölkerungsreichste Land Deutschlands ist! Berücksichtigt man nun, dass andere Muslime wie Syrer, Iraker, Maghrebiner im ‘Namen des Islam’ diese geballte ‘türkische Gemeinde’, hinter welcher ein Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit Geld, Macht und ‘Etablierung der Gottesstaatlichkeit’ steht, natürlich aus reinen Egoismen und dem Endziel der “Islamisierung Deutschlands” eben diesem “Türkentum” dienlich sein werden, war diese Entwicklung voraussehbar! Wladimir Putin hat die deutsche Politik seit Jahren vor der sichtbaren “Überfremdung” gewarnt! In diesem Sinne ist jene „Allianz Deutscher Demokraten“ (ADD) - welcher Zynismus gegenüber einem Volk, dessen Gründung sich auf Karl den Großen im Jahre 800 nach Christus und den Ausruf des “Heiligen römischen Reiches deutscher Nation” berufen kann - nicht mehr aus der Parteienlandschaft zu entfernen! Sicherlich wird es Juristereien wegen des irreführenden Parteinamens geben und gerade im Wahlkampf wird sich diese ‘Deutsch Demokratische Partei’ dem potenziellen Wähler stellen müssen - gibt es keinen “Islambonus” -  doch es steht der ‘Sponsor’ fest, es frohlockt das Gutmenschentum und es regiert mit Merkel, Gabriel und dem Tandem Maas/Göring Eckhard eine Erziehungsdiktatur, welche alles Negative aus dem “NS-Regime” und dem “SED-Regime” in die “offizielle Politik” integriert hat! Nachdenken ausdrücklich erwünscht!

Hjalmar Kreutzer / 06.07.2016

Ganz demokratisch in die “Soumission”. Nur nicht (Marine Le Pen) die AfD wählen, da sind sich alle zivilgesellschaftlch-demkratischen Kräfte einig, selbst wenn am Ende dabei ein muslimischer (Präsident) Kanzler die Richtlinien in Deutschland vorgibt. Wo gibt’s in Bürlün Gebetsteppiche zu kaufen?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com