Die deutsche Wirtschaft boomt: Wachstumsraten, von denen wir lange nur
zu träumen wagten, Arbeitslosenzahlen, die erstmals seit langem die
psychologische Schwelle von vier Millionen deutlich unterschreiten,
Kunden im vorweihnachtlichen Kaufrausch, die sich gerade noch rechtzeitig
vor der Mehrwertsteuererhöhung zum neuen Jahr noch eben mal schnell
ihren neuen Laptop besorgen, weil Geiz nun mal geil ist, wie uns eine
größere Mediamarktkette seit geraumer Zeit mit Erfolg suggeriert.
Doch das einstige Wirtschaftswunderland Deutschland wäre nicht mehr
das, was es mal war, wäre da nicht die Dienstleistungsgewerkschaft
ver.di mit ihrem großen vorsitzenden Frank Bsirske, die immer dann, wenn
man meint, die Talsohle sei nun endlich durchschritten und das Land auf
dem Weg aus der Dienstleistungswüste in eine neue strahlende Zukunft,
mahnend ihre Stimme erhebt, zunächst nur gegen eine Freigabe der
Ladenöffnungszeiten bei “Dussmann” in der Berliner Friedrichstraße, jetzt
auch gegen eine generelle Freigabe der Ladenöffnungszeiten an sich.
Eine Freigabe der Ladenöffnungszeiten, so ver.di, gefährde die
Gesundheit der Mitarbeiter und müsse auf Gedeih und Verderb verhindert
werden, notfalls mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht in
Karlsruhe.
Nun ist das Argument, demzufolge die Mitarbeiter von “Karstadt” und
anderen Warenhäusern bei einer völligen Freigabe der
Ladenöffnungszeiten ggf. länger arbeiten müßten und folgerichtig weniger Freizeit
hätten, schlechterdings kaum von der Hand zu weisen. Allein der Gedanke,
die Freigabe der Öffnungszeiten könne u.U. auch zu einer
Neueinstellung von Personal führen und damit die Belastungen für den einzelnen
Mitarbeiter verringern, scheint dem großen Vorsitzenden Bsirske und
seiner Dienstleistungsverhinderungsgewerkschaft noch nicht in den sinn
gekommen zu sein.
Warum auch? Schließlich verteidigt ver.di vornehmlich die Interessen
der Arbeitsplatzbesitzer gegen jene der Arbeitssuchenden, nicht zuletzt
um letzteren das wohlverdiente Privileg zu sichern, von morgens bis
abends auf der Straße zu sitzen bzw. in ihren Wohnungen zu hocken, um
sich dort den ganzen Tag lang im sog. “Unterschichtenfernsehen” fortbilden
zu dürfen, in der Hoffnung, eines schönen, nicht allzu fernen Tages
vielleicht doch noch in den sog. “ersten Arbeitsmarkt” hineinzurutschen.
Die frohe Weihnachtsbotschaft von ver.di an alle nach wie vor
arbeitslosen Menschen in diesem Lande lautet somit folgerichtig:
Lieber erstmal ordentlich ausschlafen, dann gemütlich in Ruhe
frühstücken, mal eben den Sportteil in “BILD” lesen, spätestens um Elf das
sog. “Unterschichtenfernsehen” einschalten, mittags die Tiefkühlpizza
auftauen, Käffchen hinterher, anschließend zum Arbeitsamt, die Stütze
abholen, danach mal eben ein kleines Bierchen und einen Kurzen in
Zilles Gaststube um die Ecke, auf dem Nachhauseweg noch schnell paar
halbwegs unverdorbene Lebensmittel aus dem Papierkorb an der Haltestelle
herausgefischt und anschließend die neueste DVD in den heimischen
supermodernen DVD-Player eingelegt, bevor es nach dem ganzen Streß an
einem solchen Wellnesstag endlich gegen Mitternacht in die Federn geht.
Denn, wie schon gesagt, Frank Bsirske warnt:
Arbeit kann die Gesundheit gefährden! Bei Zuwiderhandlungen drohen eine
empfindliche Geldbuße für illegale Beschäftigung und der Verlust von
Gottes Segen durch die Kirchen, denn während es früher hieß: “Sechs
Tage sollst Du arbeiten, aber am siebenten sollst Du ruhen!” heißt es
heute in der neuen Version von Frank Bsirske & co. sinngemäß: “Sieben
Tage sollst Du ruhen und was für Deine Gesundheit tun, und am achten
darfst Du dann beim Arbeitsamt die wohlverdiente Stütze abholen!”