Wolfgang Röhl / 31.05.2018 / 18:00 / 6 / Seite ausdrucken

Achtsam sein! Aus der Welt der Powerfrauen

Was dem frühen Herbert Grönemeyer („Männer“) vielleicht nicht so bekannt war: Auch Frauen haben’s schwer. Besonders Frauen! „Nervende Chefs, mobbende Kollegen, Überforderung, immer mehr Druck: Was tun, wenn der Job nur noch eine Zumutung ist?“ Fragt die von (Kauf-)Entscheiderinnen gern gelesene Frauenfachzeitschrift „Brigitte“. Und gibt in ihrer Juni-Ausgabe berufsstressgeplagten Schwestern ein Dossier an die Hand, welches hilft, trotz oftmals unaushaltbarer Arbeitsbedingungen nicht in die „innere Emigration“ abzutauchen. 

Denn das wäre, so der Brigitte-Psychologe Oskar Holzberg, „eine fatale Idee“. Er rät zu Mut, Weisheit und Gelassenheit, um angemessen auf die „jede Gerechtigkeit verspottenden Einkommensunterschiede“ und viele andere Gemeinheiten zu reagieren, denen werktätige Frauen ausgesetzt sind. Frau kann ihn, den Oskar H., übrigens auf dem „Großen Brigitte-Symposium“ am 27. September in Essen treffen, wo es um „Impulse rund um Ihre Karriere und Ihre Persönlichkeitsentwicklung“ gehen wird (Eintritt 299 Euro regulär, 199 Euro für Abonnentinnen). 

Die Keynote hält der in Brigitte-Lesezirkeln hochgeschätzte Prêt-a-porter-Philosoph Richard David Precht (Brigitte.de: „Sieht extrem gut aus“). Eines der Themen auf dem Symposium: „Von Always-On zu Always-Omm – Smartphone-Sucht durch eine achtsame Haltung spielend in den Griff bekommen.“

Auf das Leid der Frauen in unserer brutalen Arbeitswelt macht auch das Editorial des Juni-Heftes aufmerksam, verfasst von der auf dem Ganzfoto wie immer extrem gut aussehenden und ebenso bekleideten Brigitte-Chefin Brigitte Huber. Auch sie, so ihr bitteres Bekenntnis, konnte im Berufsleben oft nur mühsam „die Grübeleien verdrängen und mich auf Familie und Freizeit konzentrieren.“ 

In der nebenstehenden Spalte „Aus der Redaktion“ sieht man Frau Huber nochmals, nämlich gemeinsam mit einer Kollegin vom Beauty-Ressort bei einem sicher vollstressigen Termin. Darf ich ehrlich sein? Das Lächeln der beiden Damen wirkt auf mich irgendwie aufgesetzt. Und ich als Mann kann das nachfühlen! Wäre ich eine Brigitte-Redakteurin und müsste mein Powerfrauenblatt bei den „Duftstars 2018“ (Verleihung des „Deutschen Parfümpreises“) repräsentieren, dazu noch in Escada, wie der Text nicht zu erwähnen vergisst – sogar eine robuste Frohnatur wie die meine würde aus dem Grübeln kaum noch rauskommen. 

Da hülfe dann auch kein Omm.

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Leserpost

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Viola Heyer / 31.05.2018

Leider ist genau das das Ziel des Feminismus: Frauen werden zu schwachen, passiven Opfern gemacht, die nicht in der Lage sind ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und nicht an eigener Unzulänglichkeit scheitern, sondern immer nur an den Umständen, die natürlich von den bösen Männern geschaffen wurden. Eine solche Sichtweise beschämt Frauen und beraubt sie ihrer Selbstverantwortung.

Paul Siemons / 31.05.2018

Ja, die brutale Arbeitswelt der Frauen. Vom Chef drangsaliert, und das auch noch völlig unterbezahlt. Wenn wenigstens die Kohle stimmen würde, dann könnte Brigitte für ihr Symposium mit dem Prachtkerl Precht einen angemesseneren Obolus verlangen. Übrigens findet man auf der Seite mit dem Precht-Interview auch “Der Wahnsinns-Style der Muslima”, eine Modestrecke mit Blick in die nahe Zukunft. Escada dürfte dann Vergangenheit sein.

Gertraude Wenz / 31.05.2018

Was ist nur aus meiner ehemals geliebten “Brigitte” geworden? Zumindest rechtschriftlich und in ihrem putzigen Kauderwelsch-Denglisch auf dem geraden Weg nach unten. Dass viele Leute mit der deutschen Rechtschreibung und mehr noch mit der Kommasetzung auf Kriegsfuß stehen, ist ja schon übel genug, dass aber auch eine so renommierte Zeitschrift Journalist/innen beschäftigt, die -obwohl Sprache doch ihr Handwerkszeug ist -  in überbordenden Anglizismen schwelgen und dafür dann (peinlich, peinlich) “renommierten” nicht schreiben können und stattdessen “rennomierten” erfinden (Soll das was mit rennen zu tun haben?), ohne dass es Korrekturlesern auffällt, finde ich so schlimm, dass ich meiner Empörung einfach mal Luft machen muss! Ein paar Kostproben der Anglizismen gefällig?—- Top-Speaker, Early-Bird-Ticket, Brigitte Academy Style Day, Stylting (Was ist denn das?), Working Moms, Women in Tech, Aftermovie and so on… Lieber etwas weniger Englisch und dafür besseres Deutsch!!!

Ulla Smielowski / 31.05.2018

Was die Brigitte so von sich gibt… tztztz… Jedenfalls ist Precht nicht gutaussehend, er sieht eher unrasiert und ungepflegt aus.. Seine Sprüche sind ziemlich allgemein gefasst und sagen mir nicht viel. Den anderen Herrn, Psychologe Holzberg, kenne ich nicht einmal dem Namen nach… Brigitte… lange nicht mehr gekauft oder angesehen. Nachdem es wohl keine fest angestellten Redakteurinnen mehr gibt, nur noch viel Werbung, interessiert mich dieses Blatt nicht. Da lese ich eher die Vogue. Hat auch Reklame aber greift interessante Themen auf und hat auf jeden Fall gut geschriebene Artikel… Ich muss ja nichts von Chopard, Cartier oder Hermes kaufen…

Judith Hirsch / 31.05.2018

Für die meisten Frauen ist es beschämend, dass aus der Tatsache Frau zu sein ein Politikum gemacht wird und eine Agenda knallhart verfolgt wird, die mit der Lebenswirklichkeit der meisten Frauen nichts zu tun hat. Ich habe vor jeder Altenpflegerin, Busfahrerin, Verkäuferin und Prostituierten (wenn sie denn Steuern zahlt) mehr Respekt, weil sie ganz ideologiefrei ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Uta Buhr / 31.05.2018

Lol! Wer die “Brigitte” liest, hat selber schuld. Seit ihrem Bestehen quält dieses sich so emanzipatorisch gebende Blättchen seine Leserinnen mit jedmöglichem Schickimicki. Selbst die irgendwann einmal eingeführten Models, die gar keine “echten” Models sind oder waren, sondern Mädels wie du und ich, haben an all den seit ewigen Zeiten gepflegten Klischees über “die richtige Diät für deinen Urlaubs-Bikinikörper” und dergleichen nichts geändert. Kein Wunder, dass der “extrem gutaussehende”,stets wie ein etwas unterbelichteter Oberlehrer daher schwadronierende Herr Precht hier seine ihn anhimmelnde Clientèle findet. Zu den 299 Euro Eintrittsgeld, für Abonnentinnen etwas billiger, fällt mir nun wirklich gar nichts mehr ein. Gelangweilte Damen mit zuviel Geld schmeißen es halt gern zum Fenster hinaus. Ich hätte bessere Verwendungsmöglichkeiten für soviel “Knete.”

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