Ramin Peymani, Gastautor / 18.06.2018 / 11:00 / Foto: TheeErin / 11 / Seite ausdrucken

Abpfiff für Schwarz-Rot-Gold

Nun hat das größte Fußballturnier der Welt auch für die deutsche Nationalmannschaft begonnen. Doch Stimmung will nicht recht aufkommen, und das liegt nicht nur am schwachen Auftritt der DFB-Kicker. Selten war eine Fußball-Weltmeisterschaft hierzulande im Vorfeld von so großen Kontroversen begleitet wie das vierwöchige Spektakel in Russland. Vor allem die Nominierung zweier Spieler, die offen mit dem nationalislamistischen Regime in der Türkei sympathisieren, hat vielen Fans die Laune verdorben. Doch auch jenseits der Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan leidet die Identifikation mit dem eigenen Team seit geraumer Zeit.

Während viele andere Länder ihre Nationalmannschaft stolz mit den Farben ihrer Flagge bezeichnen oder sie kämpferisch als “Löwen” ins Rennen schicken, ist die DFB-Truppe inzwischen überwiegend zu einer Delegation blutleerer Sportdiplomaten mutiert, die weder Stolz noch Leidenschaft ausstrahlen. Seelenlos präsentiert sich bereits beim Abspielen der Nationalhymne “Die Mannschaft”, wie die ehemalige deutsche Fußballnationalelf nach mehrfachem politischen Glattbügeln heute noch heißen darf. Eher teilnahmslos lassen die Spieler die Hymne über sich ergehen. Mancher bewegt zumindest die Lippen zur Musik, andere verweigern sich ganz – mit der komfortablen Maßgabe ausgestattet, keinesfalls mitsingen zu müssen. Wie wohltuend sind da im Kontrast doch die beherzten Auftritte vieler anderer Teams, bei denen die gesamte Mannschaft mit der Hand auf dem Herzen voller Inbrunst die eigene Hymne schmettert.

Deutschland ist ein Land ohne nationale Identität. Und so schaut man aus den Elfenbeintürmen der Berufspolitik mit Unbehagen auf eine Gesellschaft, die zu Großereignissen als Nation zusammenfindet und ihre Unterstützung mit der Beflaggung von Autos und Balkonen dokumentiert. Viel lieber möchte das politische Personal Fanmeilen und Public Viewings als kunterbunte Multi-Kulti-Events zelebrieren, die der allumfassenden Einladung an die Welt das freundliche Willkommensgesicht verleihen. Denn wo es keine fremde Identität gibt, da kommt man gerne hin.

Alles verpönt, was schwarz-rot-golden daher kommt

Und diesmal scheint das politische Unbehagen größer denn je. Nach dem kurzen Hoffnungsschimmer, den das “Sommermärchen” des Jahres 2006 geweckt hatte, ist die berufspolitische Verkrampfung im Umgang mit dem eigenen Nationalbewusstsein heute überall spürbar. Getrieben vom Wahn, eine bestimmte Partei könnte sich der nationalen Seele bemächtigen und Millionen feiernder Fußballfans mit einem Nazi-Virus infizieren, ist plötzlich wieder alles verpönt, was schwarz-rot-golden daher kommt.

Kein Wunder, dass die Umsätze mit Fanartikeln in den deutschen Farben mau sind. Dem Trikot der eigenen Nationalmannschaft hat man die Farben gleich ganz ausgetrieben. In schnödem schwarz-weiß-grau kommt ein Fan daher, der sich das über 80 Euro teure Leibchen seiner Kicker überstreift. Und wer es dennoch wagt, sich mit den Nationalfarben zu schmücken, muss die Antifa fürchten. Deren politischer Arm, die Linksjugend, ruft seit langem zu der Straftat auf, Deutschlandfahnen an Autos abzuknicken.

Nicht ganz so weit geht Claudia Roth, immerhin eine der Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags. Doch auch sie macht keinen Hehl aus ihrer sattsam bekannten Verachtung für alles Nationalstaatliche. Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass eine Frau ein so einflussreiches parlamentarisches Amt ausüben darf, die sich offen gegen eines der bedeutendsten Symbole unserer Demokratie stellt. Denn nicht für Nationalismus steht die deutschen Flagge, wie die fremdelnde Grüne meint, sondern für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Das gilt ganz und gar nicht für die türkische Fahne, mit der sich Roth so gerne zeigt.

Ernst nehmen kann man die ungelernte ehemalige Managerin einer pleite gegangenen Politrockband also sicher nicht, wenn sie vor „nationaler Selbstbeweihräucherung” warnt. Davon sind Deutschlands willkommensgeschundene Bürger ohnehin etwa so weit entfernt, wie der Mond von der Erde. Überdies bietet die eigene Nationalmannschaft in diesem Jahr wenig Anlass zu Überschwang. Mit den schon vor Turnierbeginn erkennbaren fußballerischen Mängeln und der enormen Unruhe, die Özil und Gündogan unter Mitwirkung eines befangenen Bundestrainers in die Mannschaft hineingetragen haben, war der Fehlstart in die WM vorgezeichnet. “Die Nationalmannschaft ist Spiegelbild unserer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft”, philosophiert Roth. Doch nicht jede Kultur und nicht jede Religion versteht sich als Teil unserer Nation. Genau hier liegt das Problem – nicht etwa in der nationalen Begeisterung fahnenschwenkender Deutscher.

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Leserpost

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Gabriele Schulze / 18.06.2018

“Willkommensgeschundene”! Genial! Gibt es keine - staatsrechtlichen - Maßnahmen gegen die Frau?

Matthias Böhnki / 18.06.2018

Bei allem Respekt: dieser Beitrag ist kompletter Blödsinn! “.......Stimmung will nicht recht aufkommen…....”  - über 81% aller Fernsehzuschauer bescherten dem ZDF ein Bombenergebnis, mehr als 26 Mio Zuschauer in der Vorrunde ! Was erwarten Sie denn ? Das wir jetzt 24h Polonaise durch die Fußgängerzone bis zum 15.07. zelebrieren ? “.....Dem Trikot der eigenen Nationalmannschaft hat man die Farben gleich ganz ausgetrieben. .....” Haben Sie sich mal die WM-Trikots in den 50er/60er/70rer und 80er Jahren angesehen ? Die waren schlicht schwarz-weiß ! “...... Kein Wunder, dass die Umsätze mit Fanartikeln in den deutschen Farben mau sind….”. Haben Sie sich eventuell einmal gefragt, ob es Sinn macht, 80 € für ein T-Shirt auszugeben, wenn man möglicherweise noch das von der EM2016 oder der WM 2014 im Schrank hat. Mancher hat zumindest noch alle Tassen im Schrank und springt nicht jedem Unfug hinterher. Im Übrigen hat sich bedingt durch die Fan-Kultur seit 2006 bei allen Fans ein ansehnlicher Haufen von Utensielien angesammelt - vielleicht reicht der Haufen auch erst einmal ? “...Seelenlos präsentiert sich bereits beim Abspielen der Nationalhymne “Die Mannschaft”,...” - na und ? Bei den stolzen Isländern hat auch ein Drittel nicht mitgesungen - finden Sie das nicht auch bedenklich für das Inselvolk ? “......ist die DFB-Truppe inzwischen überwiegend zu einer Delegation blutleerer Sportdiplomaten mutiert,....” - da unterscheiden sich unsere Kicker in nichts von denen aus Frankreich, Argentinien, Kroatien, demnächst Belgien und England, und wenn es nicht gerade gegeneinander geht auch Spanien und Portugal. Das sind alles Spieler, die alle zwei Jahre ein großes Turnier bespielen, dazwischen noch die Quali und ansonsten auch noch weitere 60/70 Spiele pro Saison. Die machen das berufsmäßig, quasi Routine. Nur weil es WM ist und da irgendwelche mit Adrenalin vollgeknallten Mexikaner aufkreuzen, werden die nicht wie die Derwische im Quadrat rum springen.

Joachim Lucas / 18.06.2018

Wenn man all das über Frau Roth sagen würde, was man über sie sagen müsste, würde man sich der schweren Beleidigung schuldig machen. Höflichkeit ist ja oft das Gegenteil von Ehrlichkeit, also formuliere ich höflich und sage nur: keine Selbstdisziplin, wie man an ihrer Korpulenz erkennt, nix gelernt, nix gekonnt und trotzdem schwimmt sie oben.

W.Schneider / 18.06.2018

Besonders deutlich war der Kontrast beim Abspielen der Nationalhymnen Deutschlands und Mexikos zu sehen. Hie ein müdes Lippenbewegen, wenn überhaupt, dort das laute Mitsingen der Mexikaner bei Ihrer Hymne, voller Engagement und deutlich sichtbarer Leidenschaft. So wurde auch die Partie geführt. Pomadiges Traben der deutschen Spieler über den Platz, äußerst schnelle Angriffe der Mexikaner, die oftmals mit Ball schneller waren als ihre Gegenspieler ohne Ball. Warum sollte sich auch ein Spieler für die internationalisierte “Mannschaft” engagieren, höchstens für verbesserte Vertragsbedingungen. Konsequenterweise müssten wir auch auf Fahnen und Hymne verzichten. Die “Mannschaft” spielt ja doch nur für ein “Land”, oder eine Gegend in Europa. 

Rüdiger Kuth / 18.06.2018

Da sollte Frau Roth mal nach Skandinavien fahren und sich umschauen, da wehen die Nationalflaggen am Mast nahezu vor jedem Haus. Die Dänen lassen nichts kommen auf ihren “Danebrog”

Ivan de Grisogono / 18.06.2018

So blutleer wie die Kanzlerin, so auch die „Deutsche“ Manschaft! Wenn sie so weiter machen werden sie sich möglicherweise ein Damenbesuch in Umkleidekabine ersparren.  Und das ist auch eine Menge Geld wert! Die Nation die noch Fußballnationalmannschaft an diese Kanzlerin verliert hat es nicht anders verdient. Wissen die Menschen, Steuerzahler, Fans, besonders die Jüngeren, nicht was sie wollen? Bestimmt keine Waltraud und Mariechen im Kanzleramt und auf der Tribüne.

Roland H. Müller / 18.06.2018

So falsch scheint Harvard-Professor Putnam mit seiner Feststellung nicht zu liegen, dass kulturelle Vielfalt, neben weiteren negativen Folgen, mit einem Verlust an Solidarität einhergeht.

Peter Rosé / 18.06.2018

Lieber Herr Peymani, wenn ich mir folgende Anmerkung erlauben darf. Das Nichtzeigen der Nationalfarben auf dem Trikot ist nur eine rein äußerliche Sache.  Auch andere, darunter viele EU-Mannschaften zeigen diese traditionell nicht. Die Deutsche Nationalmannschaft hat, seit ich die WM verfolge (1954) bis mindestens 1974 (als sie ihren zweiten WM-Titel holte), als Grundfarben nur Schwarz-Weiß getragen, das (weiße) Trikot nur mit einem kreirunden Sticker geschmückt, der einen schwarzen (prußischen?)Adler enthält, umkreist von den Worten “Deutscher Fußball Bund”. Man sollte die Rückkehr zur Farblosigkeit als Besinnung auf gute alte deutsche Tradition deuten. Außerdem kann man “Mannschaft” (statt Nationalmannschft oder gar Deutsche Nationalmannschaft) positiv, ja gar als Führen eines Ehrentitels deuten: In den französischen und englischen Zeitungen und den Fußballreportagen ist “La Mannschaft” bzw “The Mannschaft” spätestens seit 2014 ein mit häufig mit Ehrfurcht ausgesprochener Ehrentitel für die Deutsche Nationalmannschaft. Warum nicht das subalterne Geplärre der zeternden Kleingeister also einfach unterlaufen und z. B. schwarz-weiße Winkelemente (aber unbedingt weiß-schwarz von innen nachaußen, keinesfalls weiß-schwarz von oben nach unten [=Preußens Flagge]) mit DFB-Logo, “La Mannschft” (unbedingt die französische Version) und vier Sternen zeigen? Sollte “La Mannschaft”  sich (wider Erwarten) steigern und mit dem nächsten Spiel eine Siegesserie antreten, ist dies die beste “Klatsche” für die vielen Mitglieder der zahlreichen Antideutschen Spießer.

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