Auf SPON lese ich:
ZEITSCHRIFTEN
Bono wird Chefredakteur von “Vanity Fair”
Und denke: Ulf Poschardt ist doch nicht bescheuert! Da geht es sicher um die amerikanische Ausgabe, die ja auch schon als “Green Issue” erschien. Wenn das mehr als ein weiterer Marketing-Gag sein sollte, kündige ich sofort mein Abo.
Die Juli-Ausgabe der amerikanischen “Vanity Fair” wird unter der Ägide des Rock-Gutmenschen Bono erscheinen. Wie der U2-Sänger ankündigt, soll sich das Heft dem Thema Afrika auf positive Weise annähern und so eine Rekord-Auflage erreichen.
Soll er mal machen, Darfur verdient jede Aufmerksamkeit - auch wenn ich nicht wüsste, wie man sich dem “positiv” annähern könnte. Das Green-Issue-Covermodel Clooney ist da recht engagiert, vielleicht wird was draus. (Warum Clooneys Engagement mit seiner Gegnerschaft zum Irak-Krieg kollidiert, schreibt Austin Bay sehr lesenswert für Real Clear Politics)
[...] Der “New York Times” verriet Bono ebenfalls, dass er Journalist geworden wäre, wenn er nicht als Musiker Karriere gemacht hätte.
Bono setzt sich seit Jahren für die Afrika-Hilfe ein. Mit seinem “Project RED” animiert er Unternehmen dazu, ihre Gewinne aus ihrer jeweiligen RED-Produktlinie (Handys, T-Shirts, Uhren) für Afrika zu spenden.
Vor allem setzt sich Bono dafür ein, dass die Industrienationen der Dritten Welt ihre Schulden erlassen (Den dortigen Despoten ihre Armeen und Luxusyachten also nicht mehr auf Kredit finanzieren, sondern gleich schenken). An den hierfür ausgegebenen Steuern beteiligt er sich dann aber doch eher ungern:
Bono
Brot für Afrika, Einnahmen nach Holland
Von Frank Siering, Los Angeles
Der Heiligenschein, den Bono sich als Öko-Mode-Verkäufer, Spendeneintreiber, Afrika-Aktivist erwarb, schien immer strahlender. Doch plötzlich steht U2s Gutmensch in der Kritik seiner eigenen Anhänger und muss sich als Heuchler beschimpfen lassen.
[...] Umso erstaunlicher, dass Bono selbst in diesen Tagen in die Kritik seiner eigenen Anhänger gerät. “Bono ist ein Heuchler”, wird ihm vorgeworfen. Und “Bono predigt Enthaltsamkeit, aber verhält sich wie ein Erz-Kapitalist”, tuscheln die Editorials in den USA. Der Grund für die plötzliche Verstimmtheit liegt in Holland.
Genauer gesagt, im Steuerparadies Holland. Dem soll Bono samt Band nämlich seit einiger Zeit sehr zugänglich sein.
[...] Nun verdienen auch Bono und U2 eine ganze Menge Geld mit ihrer Musik. Geld, das sie lieber auf den eigenen denn auf den Konten diverserer Steuerbehörden sehen. Auf rund 629 Millionen Euro soll sich der Nettoreichtum von Bono, The Edge und Co. belaufen. Das jedenfalls vermeldet die jährliche “Rich List” der Sunday Times in London. Die meisten Euros wanderten durch sogenannte Royalties auf die Konten der Bandmitglieder von U2. Das sind Einkommen, die sich aus Werbeverträgen, Auftritten, Patenten, Copyrights und anderen kommerziellen Abenteuern zusammensetzen.
Die niederländische Steueroase funktioniert ganz einfach: Royalties, die in eine holländische Holding fließen, sind von Steuern ausgeschlossen. “90 Prozent der Leute, die unsere Tax Shelter nutzen, tun es, um Steuern ganz zu vermeiden oder sie zu minimieren”, sagt Ton Smit von den Tax Consultants in Rotterdam, einer Firma, die sich speziell um Promis, Sportler und multinationale Kooperationen kümmert.
Und was sagt Bono dazu, dass er seine Steuerbelastung und somit seinen sozialen Beitrag für die von ihm so angepriesene Gemeinschaft drückt, wo er nur kann? U2-Businessmanager Paul McGuinness kann keinen Widerspruch entdecken: “U2 ist ein multinationales Unternehmen. Wir operieren auf der ganzen Welt. Da ist es doch völlig normal, dass wir uns die bestmöglichen Steuergesetze raussuchen”, so der smarte Ire, der unlängst das wohl lukrativste Element des U2-Kuchens, der Song-Katalog mit Hits wie “Where the Streets have no Name” und “It’s a Beautiful Day”, von seiner Firma in Dublin an die Promogroup in Amsterdam überschrieben hat.
Bono selbst, sonst immer sehr gesprächig, wenn es um wirtschaftliche Ungerechtigkeiten geht in der Welt, winkt ab, wenn er auf seine Steuertricks angesprochen wird. “Dafür haben wir einen Business-Manager”, sagt der 46jaehrige Musiker und lächelt dabei verschmitzt. Als wolle er sagen, dass auch Rocker ein Recht auf finanzielle Spitzfindigkeit haben.