Elisa David, Gastautorin / 05.07.2019 / 06:15 / Foto: Gary Dee / 134 / Seite ausdrucken

Abitur geschafft. Schule rum. Und jetzt die Abrechnung

Ich bin seit ein paar Tagen nun offiziell keine Schülerin mehr. Ich habe mein Abitur und eine orangene Rose in die Hand gedrückt bekommen und dem alten Schulgebäude den Rücken zugedreht. Somit habe ich meine Karriere als Gymnasiastin erfolgreich beendet. Und doch, oder gerade deshalb, fühle ich mich schon fast gezwungen, Kritik an unserem Bildungssystem zu üben.

Fakt ist, dass unser Bildungssystem viel zu wenig auf Fortschritt und Erfolg ausgelegt ist. Dafür, dass wir in einem Land leben, das über keine Ressourcen verfügt, ist das verheerend. Deutsche Erfindungen und Forschungen haben die Welt in der Vergangenheit mehr als einmal verändert. Robert Koch erfand die Bakteriologie, Karl Benz und Gottlieb Daimler das Automobil. Die Röntgenstrahlung, das Aspirin, die Zahnpasta, das Tonband, das Düsentriebwerk, der Hubschrauber – alles deutsche Erfindungen. Die Kernspaltung, der Scanner und der Computer kommen auch aus Deutschland. Was ist aus dem Land der Dichter und Denker geworden? Welcher bedeutende Erfinder kommt heutzutage noch aus Deutschland? Und wenn mal jemand dabei ist, wie viele von ihnen bleiben auch tatsächlich hier, statt nach Amerika, Japan oder Südkorea auszuwandern – dahin, wo ihre Fähigkeiten gefördert und angemessen gewürdigt werden?

In meiner Schulzeit war der Unterricht immer nur darauf ausgelegt, uns irgendwie durch zu bringen. Es ging nie darum, ob der Klassenschnitt gut war, sondern dass er ausreichend war. Zielstrebigkeit wurde uns von den Lehrern nahezu aberzogen, genauso wie der Spaß am Lernen, sofern der denn vorhanden war. Wenn der Lehrer selbst schon kein Interesse am eigenen Fach hat, weil er es nur studiert hat, weil es dafür keinen NC (numerus clausus) gab, dann hält sich die Motivation der Schüler auch in Grenzen. Wenn ein Lehrer seine Schüler verständnislos anschaut, wenn die sich über eine Note drei ärgern, weil sie nicht so ehrgeizig sein sollten, weiß man, warum die Schüler so gleichgültig sind.

Man hat mit pubertierenden, aufmüpfigen Kreaturen zu tun

Viele unserer Lehrer waren gar nicht kompetent genug. Als Lehrer sollte man eine grundlegende Sozialkompetenz aufweisen können. Man darf nicht vergessen, dass man hauptberuflich mit pubertierenden, aufmüpfigen Kreaturen zu tun hat, die in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind. Und mit denen muss man nicht nur klarkommen können, nein, die muss man auch noch dazu überzeugen, irgendwelche Lateinvokabeln in sich rein zu prügeln, wenn sie doch nichts lieber täten, als zu schlafen. Dafür sollte von Lehrern erwartet werden können, dass sie in der Lage sind, als Respektspersonen auftreten zu können. Wenn ich mir meine Lehrer so anschaue, scheint das allerdings zu viel verlangt. 

Meine ehemalige Englischlehrerin war zum Beispiel nicht in der Lage, zu der ganzen Klasse zu sprechen. In unserer Sitzordnung gab es in der Mitte des Klassenraumes einen Durchgang – in den stellte sie sich mittig rein, drehte sich zu einer Hälfte und drehte der anderen für den Rest der Stunde den Rücken zu. Sprach man sie darauf an, reagierte sie gereizt, bewegte sich zurück zum Pult, nur um innerhalb von nur wenigen Sekunden wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückzukehren.

Von einer Frau, die Englisch studiert hat, sollte man vielleicht auch erwarten können, dass sie gut Englisch sprechen kann. Doch ihre Aussprache und ihre Grammatik waren sogar schlechter als unsere, und wir mussten sie oft verbessern. Außerdem war sie nicht in der Lage, uns frei zu unterrichten und auf Zwischenfragen einzugehen. Das hat man immer dann gemerkt, wenn der Unterrichtsverlauf mal ein bisschen vom Plan abgewichen ist. Und wenn ich Plan sage, meine ich das wörtlich. Denn die gute Frau hatte immer einen Stapel Zettel dabei, auf dem sie alles, was sie sagte, in ganzen Sätzen vorher aufgeschrieben hat und den sie auch Wort für Wort vorlas. Wenn auf ihre vorgeplanten Fragen eine Antwort kam, mit der sie nicht gerechnet hat, dann stellte sie sich entweder taub, oder beantwortete ihre eben gestellte Frage einfach selbst, um weiter vorlesen zu können. Wie sollen wir eine Lehrerin ernst nehmen, die vor uns steht, um uns zu belehren, wenn wir ihr noch etwas beibringen könnten? Einen Text vorbereiten und vorlesen kann so ziemlich jeder, dafür muss man nicht lange studieren und dann teuer von Steuergeldern bezahlt werden. 

Schüler mittels Notengebung mundtot machen

Das Schlimmste an so unfähigen Lehrern ist, dass man so ziemlich gar nichts gegen sie tun kann – sind sie erst einmal verbeamtet, wird man sie nicht mehr los. Wir hatten eine kommunistische Geschichtslehrerin, die allen, die nicht Stalin verehrt haben, das Abitur versaut hat. Die einzige Konsequenz war, dass sie nicht mehr in der Oberstufe unterrichten durfte. Dass sie aber verfassungsfeindliches Material verbreitet hat, blieb ohne Konsequenzen, dabei war das an unserer Schule jedem bekannt.

Dass bei unserer Chemielehrerin von sechs Prüfungen fünf genehmigt werden mussten, war auch egal. Und Genehmigungen sind eigentlich der absolute Härtefall; es bedeutet, dass die Klausurergebnisse im Schnitt bei allen ungewöhnlich schlecht ausgefallen sind, die Schulleitung sie aber trotzdem zulässt und die Noten regulär ins Zeugnis fließen. Ansonsten müsste die Arbeit wiederholt werden. Ein Referendar an unserer Schule, der vorher schon durch zwei Prüfungen durchgefallen ist, konnte seine Prüfung in Mathe nochmal versuchen – und durfte dafür unsere Klasse unterrichten, die in der Einführungsphase vor dem Abitur stand. Unsere nachfolgenden Mathelehrer hatten danach große Mühen, die Lücken wieder aufzuarbeiten. An diesen Fällen kann man doch ganz gut erkennen, dass Lehrer sich kaum rechtfertigen müssen, weil sie auch kaum kontrolliert werden und keine Konsequenzen zu erwarten haben.

Das Bildungssystem bietet den Lehrkräften auch Möglichkeiten, Schüler mittels Notengebung mundtot zu machen. Das fängt beispielsweise mit den mündlichen Noten an. Die mündlichen Noten geben den Lehrkräften eine immense Macht, die nicht wenige von ihnen ausnutzen. Denn die zählen in den meisten Fällen zwischen 60 und 70 Prozent der Zeugnisnoten und können – da für sie von Seiten der Lehrer keinerlei Beweise erbracht werden müssen – fast vollkommen willkürlich vergebenen werden. Der Lehrer darf im Grunde machen, was er will. Das gibt Schülern nicht nur das Gefühl, unfair behandelt zu werden, es nimmt ihnen auch die Motivation. 

Der „pädagogische Spielraum“, der den Lehrern zur Verfügung steht, würde nur Sinn ergeben, wenn Lehrer tatsächliche Pädagogen wären. Um noch einmal auf meine Englischlehrerin zurückzukommen – wie soll sie sich ein vernünftiges Bild von jedem einzelnen Schüler in der Klasse machen, wenn sie die Hälfte gar nicht sieht, weil sie ihr den Rücken zudreht? Außerdem ist das Problem bei dieser Art der Bewertung, dass sie nur einem Typ von Schüler in die Hände spielt. Denn diejenigen, die in unserem Bildungssystem profitieren, sind die aufmüpfigen, selbstbewussten Schüler, die keine Angst haben, etwas Falsches zu sagen.

Und natürlich haben diejenigen, die eine rege mündliche Beteiligung aufweisen, auch eine gute mündliche Note verdient. Aber dafür, dass die mündliche Note sich mit zum Beispiel selbstbewusstem Auftreten zu einem ausschlaggebendem Anteil aus Faktoren zusammensetzt, die nichts mit der schulischen Leistung zu tun haben, zählt sie im Endergebnis eindeutig zu viel. Im schriftlichen Teil geht es um Fakten, im mündlichen um Auftreten – man braucht sich über die gegenwärtige politische Stimmung im Land nicht zu wundern, denn sie wird geradezu herangezüchtet. 

Lange keinen Klassenraum mehr von innen gesehen

Als nächster Faktor wirken die Lehrpläne. Die werden scheinbar von Leuten geschrieben, die lange keinen Klassenraum mehr von innen gesehen haben. Da der Lehrplan bindend ist, können unsinnige Umstellungen schwere Folgen haben. In meinem Profil ist das Hauptfach Biologie gewesen, der Lehrplan hierfür wurde zu Beginn meiner Oberstufe geändert. Statt erst Genetik durchzunehmen und dann Evolution, wurde beides umgedreht. Das führte dazu, dass alles durcheinander unterrichtet wurde. Obwohl wir die Genetik erst später haben sollten, mussten einige Dinge schon nach vorne gezogen werden, da man die Wirkung der Evolution nicht verstehen kann, wenn man nicht weiß, was überhaupt passiert ist. Am Ende verloren unsere Lehrer den Überblick, und wir lernten einige Sachen doppelt und manche gar nicht. Da allerdings alles, was im Lehrplan steht, abiturrelevant ist, mussten wir uns viele Sachen selbst beibringen. 

Auf der anderen Seite ist der Lehrplan für manche Fächer trotzdem sehr weit auslegbar. Ein kleines Beispiel: Meine Deutschlehrerin in der Mittelstufe hat es geschafft, ein ganzes Jahr lang um den Lehrplan herum zu unterrichten. Ein komplettes Schuljahr über hat sie mit uns Jugendsprache behandelt. Nur waren wir dabei eher die Versuchskaninchen als die Schüler, denn sonderlich viel konnte eine fünfzig Jahre alte Frau einem Haufen Jugendlicher nicht über eine Sprache erklären, die diese selbst gestaltet haben. Doch das hielt die Gute nicht davon ab, mit uns alberne Adoleszenzromane zu lesen und die „Bravo“ zu analysieren. Es war eine wirklich grauenhafte Zeit, die mir doch die eine oder andere Gehirnzelle raubte.

Nun stand im Lehrplan zwar, dass sie gezwungen ist, von uns ein Gedicht als Leistungskontrolle abzufragen – „Gedicht“ war nur leider Gottes nicht näher definiert, und so kam sie auf eine der brillantesten Ideen ihrer Karriere. Während es uns natürlich auch freistand, Gedichte von Goethe oder Schiller vorzutragen – was allerdings nicht gern gesehen war –, durften wir auch einen deutschen Rap wie ein Gedicht vortragen, den wir zuvor analysiert haben. Ich stand dort also mit meinem Schiller, den ich vortrug, wie man Gedichte eben so vorträgt. Dann kamen die ganzen Mädchen dran, die sich auf den Rap gestürzt hatten. Darin ging es, grob gesagt, um ein drogensüchtiges Paar – die Frau ist bei einem Unfall gestorben und der Mann „singt“ darüber. Eine sehr emotionale Angelegenheit also. Keine von ihnen hielt das ganze Lied durch, denn sie fingen alle nacheinander an zu heulen und bekamen ihre Note 1 mit Sternchen – alle anderen, die sich in ihrer Freizeit dem Handschuh oder dem Zauberlehrling gewidmet haben, wurden aufgefordert sich an diesen Darstellungen ein Beispiel zu nehmen.   

Solche Lehrpläne führen zu immensen Bildungslücken – ich bin, wie gesagt, in Lübeck zur Schule gegangen. Das Buddenbrookhaus war in der Nähe, trotzdem haben wir in der gesamten Schulzeit nicht einmal Thomas Mann behandelt – hätte ich keine außerschulische Allgemeinbildung, wüsste ich gar nicht, wer das ist. Die deutschen Dichter und Denker, die wir behandelt haben, kann ich an einer Hand abzählen.

Dass das Bohrsche Atommodell schon seit Jahrzehnten überholt ist, hindert die Physik- und Chemielehrer nicht daran, ihren gesamten Unterricht bis ins Abitur hinein darauf aufzubauen. Wo sollen die Fortschritte der Naturwissenschaften denn herkommen, wenn die Professoren ihren Studenten erstmal erklären müssen, wie so ein Atom überhaupt aufgebaut ist. Der Name Hayek ist im Wirtschaftsunterricht nie gefallen, dafür wurde Keynes uns als Heilsbringer vermittelt. Die Hälfte meiner Klasse weiß nicht mehr, wie Prozentrechnung funktioniert, weil wir das seit der Unterstufe nicht mehr gemacht haben, dafür können wir ganz tolle Hüte aus Zeitungspapier und Kleister basteln. 

Innerhalb der letzten drei Jahre insgesamt 24 Lehrerwechsel

Aber selbst wenn wir die kompetentesten Lehrer und die besten Lehrpläne gehabt hätten, wäre unser Wissensstand noch nicht ausreichend gewesen. Das liegt ganz einfach daran, dass wir sehr viel Ausfall und viel zu viele Lehrerwechsel hatten. In einer Informationsveranstaltung für die Oberstufe hatte sich der Oberstufenleiter vor uns gestellt und versprochen, dass wir in den letzten drei Jahren keine Lehrerwechsel mehr haben werden. Die Lehrer, an die wir uns in der Einführungsphase gewöhnen sollten, würden uns auch durchs Abitur führen. Nun, wir hatten als Klasse innerhalb der letzten drei Jahre insgesamt 24 Lehrerwechsel. Und natürlich sind Krankheiten, Todesfälle und meinetwegen auch Schwangerschaften nicht vorhersehbar.

Aber wenn sich eine Schule einen Lehrer nur für ein Jahr ausleiht, kann ich ihn nicht als Klassenlehrer in die Oberstufe stecken. Wenn ein Lehrer in anderthalb Jahren in Rente geht, kann man ihn nicht in die Oberstufe stecken. Wenn eine Lehrerin schon schwanger ist, kann man sie nicht in die Oberstufe stecken. Wenn ein Lehrer nicht ausreichend qualifiziert ist, um Abiturprüfungen abnehmen zu dürfen und die Klasse ihn deshalb kurz vor eben dieser Prüfung abgeben muss, kann man ihn – oh Wunder – nicht in die Oberstufe geben.

Außerdem müsste man, zumindest an unserer Schule, den Unterricht gar nicht schwänzen, um Freitags demonstrieren zu gehen – denn der ist schon von alleine ausgefallen. Hier kommt es natürlich auch sehr auf den Lehrer an. Mütter zum Beispiel sind immer doppelt so oft krank. Dazu kommen die ganzen unproduktiven Fach- und Wandertage, Lehrerfortbildungen, die man natürlich nicht in die Ferien legen kann, und zwei Wochen vor der Zeugnisausgabe wird bei den meisten schon kein Unterricht mehr gemacht, sondern gespielt und gefrühstückt. Für das unsinnige G8-Experiment ist schon viel Unterrichtszeit verloren gegangen. Aber ich glaube, dass noch mindestens ein halbes Jahr mehr nur allein durch Freistunden draufgegangen ist, wenn man die alle zusammenzählt.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass man wahrscheinlich das komplette Schulsystem überarbeiten müsste, wenn man jemals zu den anderen Ländern aufschließen möchte. Vielleicht sollten auch zumindest die weiterführenden Schulen ein Stück weit aus der Hand des Staates genommen werden. Dass man die Bildung durch Steuergelder finanziert, ist vielleicht keine schlechte Idee, aber dass die Lehrpläne und Schulsysteme mit jedem Regierungswechsel geändert werden, ist ganz sicher falsch.

Außerdem sollte das Ziel des Unterrichts nicht sein, die Schüler auf Prüfungen, sondern auf das Leben vorzubereiten. Welche Schichten ein Vulkan hat, vergisst ein Siebtklässler innerhalb von wenigen Wochen. Doch dass Zehntklässler glauben, dass Deutschland eine freie Marktwirtschaft ist, ist eindeutig weltfremd. Die Politik müsste mehr in die Bildung investieren, statt für viel Geld irgendwelche Gadgets anzuschaffen. Was bringt mir AppleTV und eine hochmoderne Sprechanlage in jedem Klassenraum, wenn man nicht einmal eine Tafel hat, weil die falsch eingebaut wurde? Wenn unser Land eines Tages nur noch aus Gender-Studies-Professoren und Musik-Studenten besteht und keiner mehr die Steuern zahlen kann, weil wertschaffende Arbeit langsam aber sicher unmöglich gemacht wurde und auch von jungen Leuten nicht mehr angestrebt wird, wird es zu spät sein. Zum Glück hab ich das ganze Kapitel Schule erstmal hinter mir! 

 

Elisa David ist 18 Jahre alt, stammt aus Lübeck und hat gerade Ihr Abitur gemacht (Wir gratulieren!). Dieser Beitrag erschien gestern auch auf dem Jugend und Schülerblog Apollo-news.

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Leserpost

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Rolf Mainz / 05.07.2019

Defizite der heutigen deutschen Bildungslandschaft glaube ich gern, diese belegt übrigens auch die Autorin durch doch einige grammatikalische Fehler (pardon) unmittelbar. Grundsätzlich sicher positiv, wenn sich eine (Ex-)Schülerin die Mühe zu einem solchen Artikel gibt. Schade und andererseits vielsagend, wenn sie dies bis nach Ende der Schulzeit aufschiebt. Und in diesem Zusammenhang kann eine Aussage wie folgende nur angezweifelt werden: “Denn diejenigen, die in unserem Bildungssystem profitieren, sind die aufmüpfigen, selbstbewussten Schüler, die keine Angst haben, etwas Falsches zu sagen.” Das ist - leider - sicher unzutreffend, nicht nur im Zusammenhang mit dem deutschen Bildungssystem.

Rainer Niersberger / 05.07.2019

Die Überraschung hält sich in Grenzen, nachdem ich als Gasthörer in Philosophie angehende LehrerInnen ( die Zahl der Lehrer ist vernachlässigbar) kennenlernen konnte. Außer ein begrenztes Auswendiglernen ohne Textverständnis war da für einen ehemaligen Personalverantwortlichen nicht allzuviel an kognitiven „ Skills“ zu erkennen. Auch die Motivationslage für den Beruf schien mir zumindest zweifelhaft. Wenn man dann noch gewisse Neurosen und ideologische Prägungen dazukommt, kann man nur „gute Nacht“ wünschen. Aber es passt zusammen, die Gemütslage und Intentionen von Elter 1 bis 20, die links/ grüne gesellschaftliche Ausrichtung auf Fühlen und Gesinnung statt Denken und Wissen und das „ Bildungssystem“, das sich als Lieferant für Politik und Elternzufriedenheit versteht. Wichtig ist, dass es sich um eine immer weiter fortschreitende, sich selbst beschleunigende Entwicklung ohne Halt handelt und der im Grunde vernichtende Bericht nur einen Zwischenstand auf dem Weg nach unten ( materiell, mental, sittlich und zivilisatorisch ) widerspiegelt. Eine Umkehr wäre mit Befindlichkeitsstörungen größten Ausmasses verbunden, denn die Betroffenen müssten lernen, mit der bitteren Realität klarzukommen. Ein (vorläufiger) Endpunkt ist nicht in Sicht, aber vorstellbar, ebenso wie das Gejammer und Gezeter, wie es nur dazu kommen konnte, falls es noch Leute gibt, denen der Zustand negativ auffällt. Vielleicht wird später einmal das selbst verursachte Ende dieser Zivilisation historisch aufgearbeitet.

Marc Hofmann / 05.07.2019

All die deutschen Erfinder vergangener Zeit hatten noch die Freiheit… die Freiheit befreit von Politik und ihrer Bürokratie zu sein.. befreit von Propaganda Medien… befreit von Sozialismus!

Marco Mahlmann / 05.07.2019

Haben Sie diesen Aufsatz bei der Abiturfeier vorgetragen? Das wäre Ihr Beitrag gewesen, die Dinge für die folgenden Jahrgänge zu ändern.    Haben Sie das verfassungsfeindliche Material der Geschichtslehrerin der Schulleitung und der Schulbehörde vorgelegt? Lehrer müssen sich an den Beutelsbacher Konsens halten, und auch wenn Schule und Schulbehörde heute sehr nachsichtig gegenüber Linksextremismus ist, gibt es eine Grenze. Die Verwaltungsgerichte sind zudem anspruchsvoller als die Arbeitsgerichte; Beamte werden für Amtsvergehen schneller aus dem Dienst entfernt als Angestellte entlassen.    Haben Sie Ihre Erfahrungen über die Jahre in der Schüler- und in der Elternvertretung vorgebracht? Wie war die Reaktion darauf? Ich kenne einige Schulen, und in jeder macht so etwas reichlich Alarm.    Was die Lehrerwechsel angeht, muß ich eine Lanze für die Schule brechen. Niemand möchte, daß solche Lehrerwechsel so zahlreich stattfinden. Wenn es passiert, dann notgedrungen. Wen soll man denn nehmen als Oberstufenlehrer, wenn man keine Auswahl hat? Es gibt nicht genügend Lehrer, um Kollegen, die in anderthalb Jahren in Pension gehen, nicht mehr in der Oberstufe einzusetzen.    Wenn Klausuren genehmigt werden müssen, heißt das, daß der Kurs das erforderliche Niveau nicht in hinreichender Mannstärke erreicht; das kann am schlechten Unterricht liegen, aber auch daran, daß zu viele Schüler am Gymnasium sind, die nicht dahingehören. Die Alternative zur Genehmigung ist die Wiederholung der Arbeit mit geringeren Anforderungen, damit auch die schlechten Schüler bestehen. Wäre das besser?    Flitzpiepen und Nichtsnutze gibt es in jeder Branche, in jeder Firma. Das werden Sie spätestens kennenlernen, wenn Sie in der freien Wirtschaft arbeiten. Dort gibt es genügend Beispiele für Karrieren, die weniger auf Können und Einsatz als vielmehr auf Schleimerei und Schwindel basieren.  Sie haben jetzt Abitur; Glückwunsch! Machen Sie sich aber bewußt, daß das echte Lernen jetzt erst anfängt.

Sabine Schönfelder / 05.07.2019

Das einzig Beruhigende:  Selbst ein ganzes Kollegium verblödeter, ideologisierter Pauker vermag es nicht, sich entwickelnde Intelligenz und scharfe Beobachtungsgabe aufzuhalten. Kompliment für Sie und auch an Ihre Eltern, denn die Weichen zur Entwicklung Ihrer Persönlichkeit wurden offensichtlich gut gestellt. Die faschistoiden, politischen Strukturen in Deutschland erkennt man daran, daß alle gesellschaftlichen Aufgaben nur unter ideologischen Abwägungen angegangen werden. Bildung ist kontraproduktiv, denn wie Sie selbst wunderbar demonstrieren, führt sie in der gelungensten Anwendung zur kritischen Evaluierung, -  die Voraussetzung für gesellschaftlichen Diskurs und Weiterentwicklung. Das ist nicht erwünscht, sondern unreflektiertes, hedonistisches Mitläufertum. Sie sind jung, intelligent, stark und basteln sich Ihre Zukunft selbst! Ich drücke die Daumen, daß sich alle ihre Träume verwirklichen! ( Bin sehr zuversichtlich)

Belo Zibé / 05.07.2019

Die «Bravo» und «Raptexte» analysieren sind eine Sache, viel schlimmer ist, dass damit auch der Verlust, Sprache und Dichtung der Vergangenheit in ihrer Qualität und Schönheit wahrzunehmen einhergeht.Dasselbe gilt auch für die Musik, wo viele Schüler nicht mehr in der Lage sind ,sich auf komplexere Form- und Klangstrukturen einzulassen.Das beginnt bereits bei wenige Dekaden alter Popmusik.Der aufmerksame Radiohörer wird auch die Beobachtung gemacht haben, dass Instrumentalsoli alter Hits herausgeschnitten werden, wenn sie denn von «in» Sendern gespielt werden.Im Übrigen sei noch angemerkt, dass Musik und Mathematik miteinander zu tun haben, ist mindestens seit Pythagoras bekannt, Deshalb sollten Musikstudium und Gender-studies nicht grundsätzlich in einem Atemzug genannt werden.

Hans Albert / 05.07.2019

Forstezung: Das zweite, bei dem ich Ihnen nicht zustimmen kann, ist Ihre Kritik an der Behandlung von „veralteten“ Modellen, konkret dem Bohrschen Atommodell, in Chemie und Physik. Natürlich ist das Bohrsche Atommodell „veraltet“ in dem Sinne, dass es wesentlich leistungsfähigere und modernere Modelle gibt um atomare und molekulare Systeme zu beschreiben. Was aber in Ihrem Unterricht auch Ihnen offensichtlich nicht vermittelt wurde (dies bitte nicht als persönliche Kritik auffassen!), ist die Tatsache, dass man in den Naturwissenschaften Modelle benutzt so lange sie funktionieren. „Funktionieren“ heißt, dass man ein Phänomen, dessen Auftreten man erklären möchte, mit dem gewählten Modell eben erklären kann! Und da steht das Bohrsche Atommodell bei vielen Fragestellungen durchaus nicht so schlecht da…auch nach über 100 Jahren nicht. Gerade wenn es um qualitative und nicht quantitative Aspekte geht. Die „Kunst“ ist: 1.) Zu wissen, dass jedes Modell, egal wie modern, immer unvollständig und nur eine Annäherung an die Realität ist. 2.) Zu wissen, welche Fragestellungen ich mit welchem Modell noch behandeln kann und wann ich ein besseres, moderneres Modell benutzen MUSS, weil das alte „versagt“. Oder evtl. ein ganz neues Modell entwickeln muss, weil das vorliegende Phänomen von keinem bekannten Modell richtig beschrieben wird. Was natürlich nicht entschuldigt, wenn von moderneren Modellen überhaupt niemals die Rede ist und so getan wird, als wenn das, was laut Lehrplan unterrichtet wird, die göttliche Wahrheit ist. Und schon gar nicht, wenn die oben dargelegten Zusammenhänge nicht besprochen werden…

Hans Albert / 05.07.2019

Sehr geehrte Frau David, einige Anmerkungen zu ihrem insgesamt sehr guten Artikel. Wegen der Längenbeschränkung auf zwei Kommentare verteilt: Da ich selbst als Lehrer arbeite, muss ich Ihnen bei vielen Dingen recht geben. Speziell das Thema „inkompetente Kollegen“ zieht sich auch durch meine ganze Schulerfahrung.  Nicht bei allen und immer – aber viel zu oft. Das Thema Lehrpläne ist eine unendliche Geschichte und die m.E. schon groteske Überbewertung der „mündlichen Leistung“ ist rational nicht mehr erklärbar – mit allen von Ihnen beschriebenen, negativen Begleiterscheinungen. Allerdings muss ich Ihnen bei der einen oder anderen Sache auch widersprechen: Sie berichten z.B. von einer Chemielehrerin, deren Arbeiten wegen schlechter Schülerleistungen ständig „genehmigt“ werden mussten. Nun habe ich keinen Einblick in Ihre Schule, kenne die beschriebene Lehrerin nicht und habe keine Ahnung von der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Schüler dort. Ich kann aber aus eigener Erfahrung berichten, dass so etwas gerade in den objektiven Fächern (Mathe, Naturwissenschaften) durchaus auch dann passieren kann, wenn hohe Leistungsanforderungen (die Sie zu Recht in Ihrem Artikel einfordern!) auf eine weitgehend desinteressierte und nicht oberstufengeeignete Schülerschaft treffen. Um ein kurzes Beispiel aus der Praxis zu geben: Wenn ein Großteil der Schüler in der Klasse 11(!) die Doppelbindung im CO2 – Molekül für ein Gleichheitszeichen hält, wird es eben schwierig mit einem guten Schnitt… Das soll sicher keine Entschuldigung dafür sein, dass es Lehrer gibt, die es einfach generell nicht „rüberbringen“ können – dennoch sollte man da immer zwei Seiten betrachten und nicht pauschal urteilen.

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