Ueruemqi ist als Stadt fuer Touristen nicht besonders lohnenswert. Wenn
man Abenteuer sucht, kann man die Strasse ueberqueren und wer es noch
gefaehrlicher moechte, braucht nur tief Luft zu holen. Fuer die etwas
ruhigeren Gemueter findet sich ein geschlossenes Museum.
Deswegen moechte ich gemeinsam mit Guelmira fuer zwei Tage die Oase
Turpan aufsuchen, nicht ganz 200km oestlich von Ueruemqi. Uebernachtung
ist geplant bei Verwandten einer Freundin von Guelmira, diese Freundin
stoesst dann auch noch zu unserer kleinen Gruppe. Wir fahren mit dem Bus
an den Auslaeufern des TianShan vorbei, strahlend blauer Winterhimmel,
die Bergspitzen mit Schnee bedeckt, davor kleinere Huegel in allen
Toenungen von hellgelb ueber rot bis dunkelbraun. Zwischendrin immer mal
wieder ein Adrenalinschub, wenn sich der Bus an LKWs vorbeiquetscht,
scharf bremst, beschleunigt, dazu die ewige Hupe.
Angekommen in Turpan, treffen wir besagte Verwandte und ich werde
gefragt, ob ich in einem ebenerdigen Haus wohnen kann. Sicher, brauche ich
keine Treppen zu steigen. Wir klettern in einen kleinen Minibus, und
weiter geht die Fahrt, weiter, aus der Oasenstadt hinaus…Hinaus? Jetzt
frage ich nochmal nach - und das ebenerdige Haus entpuppt sich als ein
kleiner Bauernhof. Ich bin schon ein wenig mit den Lebensumstaenden
chinesischer Bauern vertraut und deswegen nicht zu sehr ueberrascht, dass
das Wohnzimmer gleichzeitig zum Waschen, Leben und Schlafen benutzt
wird. D.h. es gibt einen Raum fuer Frauen, einen fuer Maenner und eine Kueche extra.
Geschlafen wird traditionell auf Teppichen, und auf dem Kohleofen in
der Mitte des Zimmers steht immer eine Kanne Tee. Die Familie fuehrt ein
hartes Leben, ist aber nach hiesigen Massstaeben nicht arm. Was mich
dann schon sehr irritiert, ist die Antwort auf meine Frage nach der
Toilette. Das sei ein grosses Problem. Oha!
Problematische WCs habe ich hier auch schon zu genuege erlebt, wenn
sich der Inhalt der Vorgaenger teilweise bis ueber den Beckenrand tuermt -
mir schwant schlimmes. Aber man moechte mir einfach nicht zumuten, mich
im Dunkeln aufs Feld zu hocken! Was raus muss, muss allerdings raus, da
ist mir ein Feld wesentllich lieber als ein schmutziges WC. Und da auch
der Nachthimmel wolkenlos ist und es so gut wie kein kuenstliches Licht
in der Umgebung gibt, habe ich Gelegenheit den Mond und die Sterne zu
betrachten, ein einziges Funkelmeer ueber mir. Da sind auch die
Frostgrade Nebensache! Und ich hocke und gucke…
Am naechsten Morgen waechst die Reisegruppe dann auf sechs Leute an, es
kommen zu der geplanten Tour zu diversen Ruinen in der Wueste noch
Verwandte mit. Die naechste Nacht sollen wir drei Frauen eigentlich
nochmals auf dem Bauernhof zubringen, aber andere Verwandte moechten mich
unbedingt beherbergen, und so fahren wir zurueck nach Turpan zur naechsten
Familie. Auch da sind sie alle froh und gluecklich, mich aufnehmen zu
duerfen, der Hausherr oeffnet mir zu Ehren eine Flasche Rotwein, der
sich dann aber schnell als eine Art Fruchtsaft mit Alkoholzusatz entpuppt.
Ich wundere mich nur kurz: er trinkt einen chinesischen Schnaps -
Moslems und Alkohol? Spielt offenbar hier keine Rolle, wir prosten uns zu
und ich werde eingeladen, unbedingt wieder zu kommen.