Walter Schmidt / 06.02.2007 / 15:50 / 0 / Seite ausdrucken

Alfreds Naher Osten

Alfred Grosser, geb. 1925 in Frankfurt a.M., Friedenspreisträger des
deutschen Buchhandels (1975), Politikwissenschaftler am I.E.P. in Paris
(bis 1992) und streitbarer Publizist, dem es schon früher im
Internationalen Frühschoppen stets eine
Herzenssache war, die Deutschen gegenüber den Franzosen und die Franzosen
gegenüber den Deutschen gegen ungerechtfertigte Kritik in Schutz zu nehmen, ist
nach eigenem Selbstverständnis ein sog. “guter Jude”, der nach eigenen
Aussagen vor allem eines aus jener moralischen Besserungsanstalt namens
Auschwitz und aus der Geschichte des Dritten Reiches gelernt haben
will, nämlich daß die Juden als sog. “auserwähltes Volk Gottes” nach dem Zweiten Weltkrieg v.a. danach streben sollten, per se die besseren
Menschen und wenn möglich sogar die besseren Deutschen zu sein.

Zwar haben derartige moralische Anstrengungen bereits dem jüdischen
Vater Alfred Grossers, der wegen seines Kriegseinsatzes im Ersten
Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse
ausgezeichnet wurde, herzlich wenig genützt, wurde dieser doch nur 15
Jahre später von den Nazis mit der Vertreibung der Familie nach
Frankreich belohnt, wo er am 7. Februar 1934 voller Kummer und Sorgen in der
Nähe von Paris verstarb; auch seine Schwester konnte aus ihrer von
den Deutschen großzügig geplanten Landverschickung nach Südfrankreich,
wo sie im August 1944 an einer Blutvergiftung verstarb, nicht allzuviel
positive Lehren für ihr eigenes Leben ziehen.

Doch erst mit der Deportation der Schwester seines Vaters und deren
Mann von Theresienstadt nach Auschwitz merkte der junge Alfred
Grosser so richtig, daß die Deutschen es von Herzen gut mit seiner
Familie und deren Angehörigen meinten, denn ohne Deportation kein Leid
und ohne Leid am Ende auch keine Möglichkeit zur Empathie.

O-Ton Alfred Grosser:

“Am nächsten Morgen war ich sicher, daß es keine Kollektivschuld gibt,
seien die Henker noch so zahlreich und die Verbrechen noch so maßlos!”

Nun, mehr als 60 Jahre nach Auschwitz, ist es auch nach Meinung von
Alfred Grosser höchste Zeit, daß die Deutschen endlich ihren Judenknacks
loswerden, daß sie endlich lernen, über ihren eigenen Schatten zu
springen und die Opfer von einst, die Juden bzw. Israelis, die im Nahen Osten
längst von Opfern zu Tätern mutiert sind, in aller gebotenen Offenheit
und Schonungslosigkeit kritisieren.

Schon im Jahre 1947, als Alfred Grosser als französischer Journalist
erstmals nach dem Krieg wieder seine Heimatstadt Frankfurt besuchte,
spürte er die Verpflichtung, gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister
Walter Kolb für eine bessere deutsche Zukunft einzutreten.

Das hieß für ihn als Jude damals vor allem, den traditionellen
Antisemitismus zu bekämpfen, mit dem die Deutschen als einstige Täter
selbstverständlich auf gar keinen Fall alleine fertig werden konnten.

Sechzig Jahre später sieht sich Alfred Grosser vor allem
verpflichtet, gerade als Jude (!) die eigentlichen Opfer der Shoah, die
Palästinenser, gegenüber den zu Tätern mutierten Juden, sprich den Israelis, in
Schutz zu nehmen.

O-Ton Alfred Grosser:

“Gerade weil so viele Deutsche damals nicht feige waren, darf ein
heutiger Deutscher die Gefahr laufen, als Antisemit zu gelten, wenn er auf
das schlimme Los der Einwohner von Gaza, von Westjordanien oder von
Ostjerusalem hinweist.

Die andere Frage lautet: ‘Eben weil es die mutige Hilfe für Juden in
Deutschland gegeben hat, ist es nicht eine Verpflichtung der heutigen
Juden, an das Schicksal anderer Unterdrückter und Verachteter zu denken?’”

Doch leider gibt es da die bereits von Martin Walser in seiner
berühmt-berüchtigten Rede in der Frankfurter Paulskirche (1995) inkriminierte
“Antisemitismuskeule”, die nach Meinung von Alfred Grosser immer dann
von den politisch korrekten Medien in Deutschland hervorgeholt werde,
wenn es darum gehe, die “Kriegsverbrechen Israels” im Nahen Osten zu
kritisieren.

Und wie steht es mit der “ethisch-moralischen Dimension” des
palästinensischen Terrorismus gegen den jüdischen Staat im Nahen Osten?

O-Ton Alfred Grosser:

“Man (kann) von keinem jungen Palästinenser verlangen, die Opfer der
schrecklichen Attentate (gegen Israel) zu beklagen, wenn das Leiden der
Seinen ignoriert wird!”

Schließlich und endlich macht sich Alfred Grosser
zum Anwalt jener mittlerweile ca. 3 Mio. (!) infolge der
Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 vertriebenen
Palästinenser und fragt in Anlehnung an durchaus ähnliche
Gedanken des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad:

“Warum sollen wir (die Palästinenser) harte Konsequenzen für Auschwitz
tragen?”

Und:

“Warum dürfen unsere Flüchtlinge und Vertriebenen nicht zurückkehren,
wenn doch die Juden sich auf den Anspruch berufen, nach zwei
Jahrtausenden zurückzukehren?”

Was bleibt, ist Kritik an der vielgescholtenen “Mauer” in Palästina
sowie am “völkerrechtswidrigen Einsatz” von sog. “Streubomben” durch
Israel während des kürzlich zu Ende gegangenen Libanon-Krieges im Sommer
2006.

Wie sähe er also aus, der Nahe Osten, wenn es nach dem “guten Juden”
Alfred Grosser ginge, der weil er aus Frankfurt a.M. stammt und
sein Vater das Eiserne Kreuz Erster Klasse (!) tragen durfte, noch dazu
der “bessere Deutsche” sein möchte?

Wahrscheinlich würde es Alfred Grosser sehr gefallen, wenn Israel
zunächst einmal jene “Mauer” einreißen würde, die schon in Deutschland
nichts als Unheil über die Menschen gebracht hat, verhindert sie doch
letztendlich nur, daß zwei Völker, die schon seit dem Buch
“Bereschit” in der Thora, ein und dasselbe waren endlich
wieder zusammenkommen und für eine gerechte Lösung der Nahostfrage sorgen.

Nachdem die “Mauer”, etwa zwanzig Jahre nach ihrem unrühmlichen Vorbild
in Berlin endlich gefallen ist, kehren dann, wenn es nach Alfred
Grosser geht, die mittlerweile ca. 3 Mio. palästinensischen Vertriebenen samt
ihren Angehörigen nach Eretz Israel zurück und treiben die Juden,
sprich die Israelis, dorthin, wohin sie nach der Charta nicht nur der
“Hamas” sondern auch der “PLO” eigentlich gehören, nämlich ins Mittelmeer vor
der Strandpromenade in Tel Aviv.

Dann und nur dann erscheint endlich der von den Kindern Israels lang
herbeigesehnte Messias, begräbt mit den Juden, sprich den Israelis, auch
gleich noch den Antisemitismus. Nach einer solchen gerechten
Endlösung der Nahostfrage werden endlich auch die allseits geliebten toten
Juden, derer man mittlerweile europaweit am 27. Januar jeden Jahres
gedenkt, von den Toten auferstehen, zum Tempelberg in Jerusalem
marschieren und den auf palästinensischem Territorium neu errichteten
Dritten Tempel mit einer gebührenden Einweihungsparty in Besitz nehmen.

Doch leider wird unser vorbildlicher “guter Jude” und “besserer
Deutscher” Alfred Grosser nicht selbst unter den geladenen Gästen
der o.g. Party weilen können, da er sich zur selben Zeit vermutlich in
einem fensterlosen Sonderzug mit all den toten und noch lebenden
Diasporajuden befinden wird, der - von Mahmoud Ahmadinedschad
eingesetzt - die Juden, welche noch nicht im Mittelmeer ertrunken sind,
direkt zurück in ihre ursprünglichen europäischen Heimatländer transportieren wird.

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