Letzte Woche im Hessischen Rundfunk: Interwiew mit der für das “Experiment” zuständigen Dame und zwar vom MAX-PLANCK-INSTITUT !!! Köln/Bonn. 120 repräsentativ Ausgesuchte…. Nach einem Jahr soll erforscht werden, wie sich ihr Leben frei von Sorgen und Überlebenskampf entfaltet hat…. Während einer Autofahrt angehört, mußte ich mich doch schwer beherrschen, um unfallfrei heim zu kommen.
Bezieher von Hartz IV hier reinzuschmeißen ist wohlfeil. Ich habe in meinem Beruf täglich mit HartzIV-Beziehern zu tun. Beim Großteil handelt es sich um wirkliche Schicksale, Dinge, die außerhalb des Einflussfeldes des Einzelnen stehen. Hierzu gehören nicht zuletzt schwere Erkrankungen. Wenn sie einmal ab einem gewissen Alter wegen zB Krankheit länger ausgefallen sind sind sie in Deutschland weg vom Fenster. Dies betrifft aber nicht nur die Kranken. Auch Menschen, deren oft jahrzehntelang ausgeübter Beruf plätzlich nicht mehr existent ist gehören dazu. Die harschen Bedingungen kann man auch daran sehen, wie sich HartzIV-Empfänger fortgeschrittenen Alters danach sehnen endlich in die Grundrente (oder evtl EU-Rente) reinzurutschen (kein Cent mehr Geld) um den oftmals sinnlosen und demütigenden “Maßnahmen” und Drangsalierungen des Amtes entgehen zu können. Mit Sicherheit gibt es Mißbrauch von HartzIV, aber die Mißbraucher sind meistens auch die Cleversten, richtige HartzIV-Profis. Die wiederum werden vom Amt in Ruhe gelassen, denn das Amt scheut die Konfrontation, zu der die harten Player jederzeit bereit sind (Sozialrecht ist ein einkömmliches Feld für Anwälte). Im übrigen wundere ich mich, dass ausgerechnet hier zwischen den Zeilen Vollbeschäftigung phantasiert wird. In unserer Gesellschaft gibt es schlichtweg nicht genug sinnvolle Lohnarbeit für alle (Arbeit schon). Wir wissen ja alle, wo nicht arbeiten eine Straftat war.
Ein Satiriker mit folgendem Dialog: “Muss denn nicht jemand das BGE erarbeiten?” - “Das ist ein Denkfehler - es muss ja keiner.” Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Der natürliche Zusammenhang von Leistung und Ergebnis wird versucht zu ignorieren. Wer vertraut Leuten, die einem sowas weismachen wollen? Ein begrenztes “Ausprobieren” ist sinnlos, weil es keine Erkenntnisse für ein unbegrenztes Funktionieren gibt. Neben mangelnder Logik sollten auch die sozialen Folgen bedacht werden: Verantwortung für das eigene Leben und für Andere wird abtrainiert. Selbst erarbeiteter Verdienst und das Verfügen darüber, auch zum Nutzen Anderer, verleiht eine bestimmte gute Art von Würde. Wer fühlt sich wohl als Almosenempfänger? Und: Jemand, der seinen Lebensunterhalt selbst verdient, ist ein freier Mensch. Wer Leistungsempfänger und damit abhängig ist, überlegt es sich zehnmal, ob er gegen seinen Gönner aufbegehrt…
Ich verstehe nicht, was die Experimentatoren von diesem Experiment bisher Unbekanntes erwarten. In diesem unserem Land läuft seit sehr langer Zeit ein gleichartiges Experiment. Es gibt in D. laut Statistischem Bundesamt ca. acht Millionen Sozialhilfe Empfänger, Hartz 4er oder wie sie heißen. Laut Statistischem Bundesamt kostet jeder, je nach Wohnort, zwischen 12000.-€ und 16000.-€ pro Jahr. das entspricht im Mittel etwa den projektierten 1200.-€ pro Monat im neuen Experiment. Die Resultate können bei Bedarf von den statistischen Ämtern abgefragt werden. Über eine Explosion des sozialen Engagement der - wie gesagt - ca. acht Millionen Teilnehmer, ist jedenfalls mir, Nichts zu Ohren gekommen, selbst wenn man einem Teil der am Experiment Beteiligten schwerwiegende gesundheitliche Probleme zubilligen muß.
Also warum nicht gleich, Rente von Geburt an? Aber in einer grenzenlosen Gesellschaft, könnte das dann schnell etwas unüberschaubar werden. Es gibt ja Menschen mit diversen Identitäten und dann sicher auch diversen Renten, usw. Allerdings Frau v.d,L. in Brüssel, Frau Merkel in Berlin und die EU- Gelddruckmaschine von Frau Lagarde, die drei schaffen das.
Finnlands Feldversuch für die Untauglichkeit eines BGEs heranzuziehen ist untauglich. Denn die Probanden waren alle Langzeitarbeitslose und das dieses das waren, hatte sicher ihre Gründe. Das dort der Austausch der Sozialzahlungen gegen das BGE nicht viel brachte, kann sich jeder selber ausrechnen. Aber was mich bezüglich BGE unentschlossen macht ist ein Feldversuch aus den 1970er Jahren in Kananda, der leider abgebrochen und vor allem nie ausgewertet wurde. Nun haben sich aber Forscher der Unterlagen angenommen und wollen diese auswerten. Hier hatte man in einer Kleinstadt zwei Probandengruppen repräsentativ zur Gesamtarbeitnehmerschaft gebildet, wobei die einen BGE bekamen, die anderen lebten normal weiter. Einen ersten Überblick über die Studie haben sie sich verschafft und der ist durchaus interessant. Es ist nämlich nicht so gewesen, dass diejenigen, die in den Genuss des BGE kamen, sich auf die faule Haut legten, sondern auch von denen gingen fast so viele weiterhin einer Beschäftigung nach, wie aus der Kontrollgruppe. Aber es gab einen signifikanten Unterschied: Die BGE-Empfänger verhandelten härter mit den Arbeitgebern um ihre Verträge und sie waren zufriedener im Job. Gleichzeitig waren die Arbeitgeber aber auch zufriedener mit der Arbeitsmoral und der Leistung der BGE-Empfäger. Nun bin ich gespannt, ob die Forscher wirklich diese Studie detailliert auswerten und ob sich die ersten Erkenntnisse auch bestätigen.
Was haben ein perpetuum mobile und das BGE gemeinsam? Beides entspringt Wunschdenken und ist in der Realität nicht machbar. So einfach ist das.
“Begrüßungsgeld”, - 30 Jahre später. - ” Auferstanden aus Ruinen ” des Westens. Day of the living dead. Wie in Michael Jacksons ” Thriller ” . Ein Welthit wird wahr.
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