Fabian Nicolay / 30.04.2022 / 06:15 / Foto: FN / 30 / Seite ausdrucken

Zwischen Prometheus und Trockennasenaffen

Gern wird der Mensch defätistisch als „Fehlentwicklung“ dargestellt, als könne die Evolution irren. Das ist Unsinn, genau wie die überhebliche Annahme, die Megafauna der Dinosaurier sei eine „Laune der Natur“, eine Idiotie der Evolution gewesen.

Die Evolution bevorzugt auf längere Sicht immer Allrounder. Hoch im Kurs stehen die Meister der Anpassungsfähigkeit. Anpassung wiederum ist die Voraussetzung für langfristige Chancen einer evolutionären Gattung, ebenso wie die Überlebenstüchtigkeit in widrigen Verhältnissen, die soziale Kooperationsfähigkeit und die Intelligenz ihrer Individuen. Auch die Reproduktionsrate, oder die Größe und Stabilität der Habitate sind entscheidende Faktoren für den Erfolg von Arten in den dynamischen Ökosphären unseres Planeten, dessen Erfindungsreichtum dem kontinuierlichen Wandel einerseits und schockartigen Einschnitten andererseits zu verdanken ist. Der Wandel formt den Reichtum, die Einschnitte räumen auf, die Inventur schafft dann Platz für Innovationen. Die Pläne der Evolution können permanent verworfen und umstrukturiert werden – von ihr selbst ausgehend oder von „außen“ kommend. Das kann Arten, Gattungen, Familien, ganze Ordnungen und Klassen vom Antlitz der Erde tilgen. Die Evolution ist weder zynisch noch altruistisch. Sie hat kein klares Ziel, außer das Leben an sich.

Noch heute geistert der falsch ausgelegte Begriff „Survival of the Fittest“ als darwinistisches Momentum „blinder“, sozio-politischer Durchsetzung in den Köpfen herum. Der von dem Gesellschafts-Philosophen Herbert Spencer im Zusammenhang mit der Diskussion um Charles Darwins Evolutionstheorie verwendete Begriff zielte eigentlich nicht auf „Durchsetzungskraft“ als eine Methode des Überlebens. Das „Überleben des Stärksten“ ist ein bewusster Übersetzungsfehler und Terminus, mit dem der Sozialdarwinismus von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg sein biologistisches Weltbild betrieb.

Während Spencer nicht die „Stärksten“, sondern die „Anpassungsfähigsten“ meinte, nahm der Sozialdarwinismus missbräuchlich Bezug auf Teilansichten aus Darwins Evolutionstheorie, unterstellte menschlichen Gesellschaften gar einen Determinismus aus biologischen Gesetzmäßigkeiten, propagierte soziale oder ökonomische Auslese, erhob moralischen Vorrang vor anderen Völkern und Gesellschaften und das unbedingte Recht, diesen zu beanspruchen, sprach von gutem und schlechtem Erbgut und sah schließlich die Gesellschaften im „Kampf um das Dasein“ ringen. Hier ging es schließlich auch wahnhaft um Rasse und Lebensraum als sozial und militärisch durchzusetzende Größen, während Charles Darwin den Menschen in seiner Entwicklung – jenseits politischer Konnotationen – der Evolutionstheorie inhärent betrachtete und diesen Blickwinkel nicht verließ.

Produkt und zugleich Faktor der Evolution

Der Mensch ist zwar einer erratischen Evolutionsdynamik ausgesetzt, aber er scheint ihr enteilen zu wollen. In nur vier Millionen Jahren hat er sich bei seiner Menschwerdung zur Intelligenzbestie hochgearbeitet: vom „aufrecht gehenden Südaffen“ (Australopithecus) zum Homo sapiens. Doch der Gattung Homo sind deutlich biologische Grenzen gesetzt. Es wird sich zeigen, ob die Entwicklungspotenziale seiner Überlebenstechniken auch die weitgehende Überwindung seiner biologischen Begrenztheiten bedeuten muss. Trotz seiner in der neuzeitlichen „Kultur-Moderne“ immer weiter fortschreitenden biologischen Emanzipation und der nahenden Selbstübereignung in exo-technologische Prothesen und Prozesse ist der Menschwerdungs-Prozess noch nicht ausgeschöpft. Getrieben vom planetaren Evolutionsdruck, müssen sich auch die Vertreter der Gattung Homo in den nächsten hunderttausenden von Jahren weiterentwickeln.

Gern wird der Mensch defätistisch als „Fehlentwicklung“ dargestellt, als könne die Evolution irren. Das ist Unsinn, genau wie die überhebliche Annahme, die Megafauna der Dinosaurier sei eine „Laune der Natur“, eine Idiotie der Evolution gewesen. Solche Ansichten dienen der Verfestigung öko-ideologischer und posthumaner Leitbilder, die den Menschen und sein irdisches Dasein als per se schlecht und schädlich darstellen wollen. Evolutionär nüchtern betrachtet, ist der moderne Mensch Produkt und zugleich Faktor der Evolution, also kein Fremdkörper, kein Eindringling, sondern ein Mitspieler. Im Grunde sind die für andere Spezies und sein eigenes Habitat ungünstigen „invasiven“ Eigenschaften und die Auswirkungen seiner Daseinsbehauptung immanente, evolutionäre Faktoren, die sich naturgegeben auch gegen ihn selbst richten können. Man kann nicht einfach behaupten, der Mensch habe seine Bindung zur Natur verloren, nur weil er Wege gefunden hat, die Natur für sich nutzbar zu machen oder sie auch noch zu optimieren trachtet. Das heißt nicht, dass alles gutgeheißen werden kann, was der Mensch so treibt.

Protagonist im Olymp der Evolution

Werden wir in Zukunft mit den Konzepten des Transhumanismus schließlich doch vom „natürlich“ evolutionären Weg abgebracht und in eine Beschleunigungsbahn der geplanten, posthumanen Ertüchtigung gehoben? Könnten deren Fliehkräfte und Abhängigkeiten eine definitive Abkehr von freiheitlichen und aufklärerischen Werten bedeuten, auch wenn die Vertreter dieser Ideen das Gegenteil behaupten? Die generelle Frage ist doch, ob wir solche Übermenschenfantasien überhaupt benötigen, um vernunftbegabt und verantwortungsvoll handeln zu können. Die Behauptung der Transhumanisten, es gebe eine „Verpflichtung zum Fortschritt“, ist das Glaubensbekenntnis von Eliten, die den sozialen Dünkel einer sektenhaften Heilslehre in sich trägt. Denn sie meinen einen exklusiven Fortschritt, einen selektiven „Humanismus“. Das ist das Problem. Der normale, „niedere“ Mensch wird hier in der Beweisführung indirekt als minderwertig erklärt. In der Lesart der Evolutionstheorie würde er damit dem Selektionsdruck zum Opfer fallen. Dass diese Ideen des Transhumanismus zugleich mit sozialdarwinistischem Gedankengut hantieren, macht ihn – abgesehen von seiner Terminologie – regelrecht unsympathisch.

Nun ist es eine Aufgabe der Erkenntnisfähigkeit, Vernunft und Intelligenz der Spezies Homo sapiens, die geo-chronologische Epoche des vielleicht als Anthropozän bezeichneten Zeitalters nicht als eigenes Begräbnis zu inszenieren, sondern seinen erfolgreichen weiteren Verbleib zu betreiben. Zumindest was die Faktoren seiner eigenen Einflussmöglichkeiten betrifft, ist der Mensch auch imstande, positiv einzugreifen. Bedauerlicherweise sind gerade dann (wissenschaftliche) Erkenntnisse zeitnah und zweifelsfrei kaum zu erlangen, wenn die betrachteten Aktionsradien und Zeiträume, innerhalb derer die Menschheit als Ganzes agiert, sehr groß sind und die Systeme komplexe Zusammenhänge und Wirkweisen über Generationen hinweg aufweisen. Der Mensch kann im Hier und Jetzt Ökosysteme vor der Vernichtung durch ihn selbst bewahren, kann Artenschutz betreiben und viele Formen der direkten und indirekten Selbstzerstörung beenden. Aber kann er so etwas Komplexes wie das Klima „retten“? Kann er sich überhaupt anmaßen, den Überblick für solche Großtaten zu besitzen? Dann wäre er selbst ein Protagonist im Olymp der Evolution. Auch das ist ein Traum des Transhumanismus.

Fortschrittsoptimismus und Zivilisations-Skepsis

Ich muss hier an den Adler denken, der den gefesselten Wohltäter und Menschenfreund, Prometheus, für seinen „Humanismus“ bestrafte, indem er ihm regelmäßig die Leber bei lebendigem Leibe herausfraß. Dem Chef im Olymp war es nämlich nicht recht, dass Prometheus, der „Vordenker“, den Menschen das Feuer und die Erkenntnis übergeben hatte. Prometheus und sein Chef sahen beide kommen, dass die Menschen ihre Erkenntnis missbrauchen würden, um eine Rebellion gegen die Allmacht der Götter anzuzetteln. Der Vordenker hatte den Menschen zu Freiheit und Emanzipation verholfen. Insofern ist die Strafe des Göttervaters Zeus wie eine Verzweiflungstat zu bewerten. Vielleicht erscheint Prometheus gerade heute als die ambivalente Symbolfigur, die er schon in der Antike war: zwischen Heilsbringer und Frevler, ein Übermensch und Revoluzzer, dem der Verräterische ebenso anhaftet wie das Fürsorgliche. Und heute ist der neuzeitliche Widerspruch aus Wohltat und Hybris so aktuell wie nie.

Eine Diskussion zwischen Fortschrittsoptimismus und Zivilisations-Skepsis führen zu müssen, ist eine reale, zeitkritische Aufgabe, die uns heute noch mehr angeht als die Menschen in der griechischen Antike, die so klug waren, viele der Paradoxe der menschlichen Zivilisation vorauszuahnen. Die Zukunft darf nicht dazu führen, dass man uns in die Unmündigkeit alter Zeiten zurückführt.

Gegenüber der planetaren Evolution kann es solche Widersprüche nicht geben. Der Mensch sollte einfach darauf achten, ein Allrounder zu bleiben. Er muss sich selbst versorgen können, auch unter Verzicht auf (transhumanistische) Zivilisations-Prothesen. Er muss seine Kultur nicht einer unbedingten Verpflichtung zum elitären Fortschritt unterordnen, aber er darf den Fortschritt auch nicht zum Problem erklären. Letztlich bleibt der Mensch, evolutionär betrachtet, ein hochangepasster Primat, Trockennasenaffe, höheres Säugetier, Kiefermäuler, ein vielzelliges Tier. Gut zu wissen.

Dieser Text erschien zuerst im wöchentlichen Newsletter von Achgut.com (jeweils am Freitag), den sie hier kostenlos bestellen können.

Foto: FN

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

lutzgerke / 30.04.2022

Zuerst waren die Panzer, mit denen sich die Völker mit maschinenmäßiger Präzision in Massen umbrachten. Als das zu nichts mehr führte und die Erde wüst und leer war, bauten sie die Kanonenrohre ab und ersetzten sie mit stählernen Schaufeln und donnernden Hämmern und bekämpften damit die Natur. - Wenn man über seine Verhältnisse lebt, will man mehr, als einem zusteht. / “Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Eßt nicht davon, rührt’s auch nicht an, daß ihr nicht sterbt. Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.” (Gen 3, 1-5) Gott entdeckte den Frevel: “Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!” (Gen. 3, 21-22) Wir wissen, was gut und böse ist, aber beim ewigen Leben hat die Schlange ganz offensichtlich geschwindelt. “Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, daß er das Feld baute, davon er genommen ist, und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens.” (Gen 3, 23-24) Asche zu Asche, Staub zu Staub. @ Marco Schulz Sie sehen das richtig. Die Sequenzierung des menschlichen Genoms hielt eine Überraschung bereit. Sie lag in der geringen Anzahl der Gene. Mindestens 100.000 waren erwartet worden und bei den gezählten 23.000 lag der Mensch nur noch im Mittelfeld. Taufliegen haben rund 17.000 Gene und Seeigel 26.000. Selbst Pflanzenarten besitzen oft mehr Gene als der Mensch, das Reiskorn hat 38.000 Gene. Wir teilen auch mehr Gene mit der Maus als mit dem Schimpansen. Der Mensch läßt sich indoktrinieren, aber nicht programmieren.

Gerhard Küster / 30.04.2022

Elon Musk hat recht: Die Menschheit muss - um auf Dauer zu überleben - “multiplanetar” werden, d.h. daran arbeiten, auch andere Planeten zu besiedeln. Dieser (und andere) Planeten erinnern an Eizellen, die genug Resourcen haben, um es einer - und nur einer - Gattung zu erlauben, sich von hier aus weiter ins All zu verbreiten. Danach sind die Resourcen erschöpft und der Planet wird mit einer Sammlung von irgendwie übrig gebliebenen Arten um seine Sonne kreisen, bis er irgendwann von ihr verschluckt wird und verbrennt. Deshalb ist (technischer) Fortschritt unbedingt erforderlich. Wer meint, sich für “die Erde” opfern zu müssen und daher auf Technik weitgehend verzichten will, weiß nicht, was er da eigentlich macht. Es wäre interessant, die Reaktionen der “wir-haben-nur-eine-Erde”-Fraktion zu sehen, wenn wir plötzlich die Möglichkeiten und Technologien hätten, noch zehn andere zu besiedeln. Ich fürchte, sie werden dann immer noch auf ihrem “zurück zur Natur”-Ding bestehen. Dabei ist die Natur zwar keine grausame, aber eine ziemlich gleichgültige Mutter. Wir sollten sie nicht zu sehr verehren.

Belo Zibé / 30.04.2022

Vier Millionen Jahren hat der Homo Sapiens also für die Menschwerdung vom Australopithecus zur Intelligenzbestie benötigt. Was dem Universum ein Wimpernschlag, ist dem transhumanistisch eingestellten Homo Sapiens aber mit Sicherheit zu lange. Sowohl die Hälfte als auch ein Viertel davon. Er bevorzugt kürzere Zeitspannen zur “Menschwerdung”. Die letzte mir bekannte Übermenschfantasie war meines Wissens auf tausend Jahre ausgelegt und das , obwohl der Homo Sapiens bekanntlich schon innerhalb von 100 Jahren massive Probleme aufweist ,vernunftbegabt und verantwortungsvoll zu handeln.

Helmut Driesel / 30.04.2022

  Die Gottwerdung des Menschen ist im vollen Gange. Ob das gut oder schlecht für die einen oder anderen Wesen ist, gehört nicht zu den Voraussetzungen. Evolution erfüllt das Mögliche. Das Potential an Möglichkeiten aber ist in jeder denkbaren Art von Biotop ein begrenzter Raum, der Evolution und ihr Fortschreiten physikalisch deckelt. Evolution hat keinen Sinn und kein Ziel, Sie ist einfach nur Ausdruck dessen, was möglich ist. Auslese gibt es, weil es Krisen gibt, und auch nur dann, wenn sich die Individuen (oder auch toten Objekte) nicht gleichen. Das ist schon bei der Sternentstehung so. Im Prinzip ist Evolution auch ohne Auslese denkbar. Aber die Auslese der Effizienten bereinigt sozusagen intrinsisch den begrenzten Raum der Möglichkeiten und setzt dadurch Ressourcen frei. So, wIe es möglich ist, dass auf einem tausendmal älteren Planeten nur Pilze existieren, so ist es auch möglich, dass das entwickelte Bewusstsein von kollektiven agierenden Wesen selbst zur Macht wird, die jegliche Evolution begrenzt und deckelt. Wenn es dieser Macht gelingt, den sie einschränkenden thermodynamischen Deckel zu sprengen, dann ist die Gottwerdung vollendet. Das wird sehr wahrscheinlich nicht biologisch geschehen. Sondern über die Beantwortung der Frage, ob Intelligenz triviale Grenzen hat, die auch kein Superrechner der Welt überwinden kann. Das Universum bietet kein Potential, interstellar zu reisen oder zu kommunizieren, es sei denn, Zeit hat, wie der Alien in “Das fünfte Element” sagt, keine Bedeutung.

Michael Fasse / 30.04.2022

@Marco Schulz: Gut beobachtet! „Was ist hier los?“ fragen Sie angesichts der widersprüchlichen Phänomene. Die Antwort finden Sie in der Bibel. 1. Nicht die Evolution ist wahr. Sondern: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (Satz Nr. 1 der Bibel!). Das Ergebnis: vollkommene Perfektion! Und dabei Interessant: Nach jeden Schöpfungstag heisst es: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Aber am Ende des Tages, als Er den Menschen geschaffen hatte, heißt es: „Siehe, es war SEHR gut.“ (Gen. 1,31). Wie kam es dann zu den heute sichtbaren Mängeln? Lesen Sie die Geschichte in den ersten Sätzen der Bibel. Der Mensch sündigte. Die Folge war Degeneration,, Krankheit, Tod. „Du bist Staub und wirst wieder Staub werden.“ (Gen.3,19). Nicht Evolution sondern Degeneration ist die Erklärung!

Jörg Nestler / 30.04.2022

Die Evolution hat vorgegeben, was erfolgreich sein kann. Alles Leben ist angepasst an eine biologische Nische, in der es lebt. Eine Bedrohung für die weitere Existenz entsteht nur, wenn sich die Lebensbedingungen ändern, die biologische Grundausstattung der Lebewesen aber nicht in der Lage ist, sich schnell genug an diese Veränderungen anzupassen. Dann kommt es zu Aussterben von Lebensformen. Dieses Grundprinzip lässt sich meines Erachtens auf menschliche Gesellschaften übertragen. Wenn eine Gesellschaft erfolgreich ist, muss es etwas geben, was sie grundsätzlich richtig gemacht hat. Diesen Prinzipien der richtigen gesellschaftlichen Strategie sollte man auf den Grund gehen, um sie zu verstehen, damit sie weiterhin verfolgt werden können. Prinzipien des Erfolges liefern sehr oft auch Antworten auf Veränderungen, vor denen Gesellschaften stehen. Wenn nicht, sind kleinere Korrekturschritte ausreichend. Große Zeitenwenden sind nicht erforderlich. Dieses Vorgehen ist konservativ, was der Zeitgeist gar nicht schätzt. Erfolge der Vergangenheit werden heute als naturgegeben angesehen, so dass ungehemmt Visionen entworfen werden, die eine noch schönere Zukunft versprechen. Das muss nach den Regeln der Evolution zum gesellschaftlichen Niedergang führen. Dahinter steckt jedoch nicht der Mensch als Fehlentwicklung, sondern die Entscheidung von Menschen, den Versagern in der Gesellschaft zu folgen, nicht den Erfolgreichen.

Rainer Niersberger / 30.04.2022

Ganz offensichtlich hat die Natur mit dem menschlichen Gehirn ein Organ entwickelt, das manche als bioevolutionaeren Unfall bezeichnen, das aber in jedem Fall eine (triggerbare) Anleitung zu antievolutionaeren Verhalten enthält. Wenn man die Arterhaltung zutreffend qua Erhaltung (Überleben) seiner selbst, der Wahl des richtigen Partners, der Fortpflanzung und der Ertüchtigung des Nachwuchs definiert, duerften jedenfalls bezogen auf das Verhalten der westlichen Exemplare, aber nicht nur dieser, gewisse Zweifel aufkommen. Ideokulturelle “Schöpfungen” wie die des Antirassismus, des Selbsthasses (der Weissen) und anderer Autoaggressionen sind erst relativ spaet in der Entwicklung des Menschen aufgekommen, aber wirkmaechtig, obwohl, wie viele andere konkrete Verhaltensmuster antievolutionaer. Der westliche Transhumanismus ist die vorläufige Spitze dieser nur psychokulturell zu erklärenden Entwicklung. Viele andere der aktuellen, eher westlichen “ismen” bis hin zur Partnerwahl und “Erziehung” gehoeren dazu. Das evolutionäre Problem des menschlichen Affen ist der übermächtige Einfluss des limbischen Systems und seine Steuerbarkeit durch Subjekte, die schlau und skrupellos genug sind, ihn bis in die ideologisch/ narrativ begruendete Selbstvernichtung zu treiben, ohne dass ihm dies bewusst ist. Das Ueberlebensorgan Gehirn verfügt ueber das Potential, gegen seinen Träger eingesetzt zu werden, entweder ohne dass er es merkt oder so, dass er sich selbst als Instrument eines quasi göttlichen Rettungsauftrages interpretiert. Da “fehlt” es, geschickt vorbereitet, sowohl am Verstand, der hier natuerlich helfen koennte, wie aber auch am “natürlichen” Ueberlebensinstinkt, an der gefühlten Gefahrerkennung des Feindes und der Selbsterhaltung, an der gebotenen Reaktion.  Die Fortpflanzungsraten in Sued und Nord und die Migrationsreaktion des Nordens sind rein bioevolutionaer nicht zu erklären, psychokulturell durchaus. Es lebe der evolutionäre “gesunde Menschenverstand”.

Dr Stefan Lehnhoff / 30.04.2022

Banal, aber vielen nicht klar: Der Mensch ist und bleibt Teil der Natur. Er kann sie weder schädigen noch überwinden. Natur ist nicht gut oder schlecht. Der Mensch ist schlecht anhand seiner eigenen Maßstäbe. Und schlecht ist, was Leiden schafft. Der pseudointeektuelle Transhumanismus ist schlicht Versklavung und schafft für die meisten Leiden. Darwin glaubte übrigens nie an die Evolution in der Form, wie das heute üblich ist. Es ist auch offenkundig eine falsche bzw. sehr lückenhafte Theorie. Die Chrmie des Lebens kann sich nicht durch Try and Error bis zum Menschen entwickelt haben durch ein Ausleseprinzip. Das kann man statistisch ausschließen. Nein, ich bin kein Kreationist, der das alte Testament wörtlich nimmt. Als ordentlicher Wissenschaftler muss ich konstatieren, man hat keine Ahnung, wie wir entstehen konnten, genausowenig, wie wir keine Ahnung von der Natur des Bewusstseins haben- aber die gängige Arbeitshypothese ist widerlegt, also ganz sicher falsch. Das Fermi-Paradoxon legt nahe, dass, wenn die Entwicklung der Menschheit typisch ist für intelligentes Leben, dass solche Arten nach ein paar Jahrhunderten Inder Regel aussterben. Könnte sein. Und ist völlig egal.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Fabian Nicolay / 06.04.2024 / 06:00 / 56

Grüne Pickelhauben und das Getrampel der 20.000

Ich gestehe: In puncto Artenschutz schlägt mein Herz schon immer „grün“. Ich hatte als Kind das Glück, mich jeden Tag in der freien Natur aufhalten…/ mehr

Fabian Nicolay / 23.03.2024 / 06:00 / 51

Alles andere als demokratisch

Eigentlich soll die Politik nur die Rahmenbedingungen für die freiheitliche demokratische Grundordnung schaffen. Wir erleben aber eine zunehmend übergriffige Vereinnahmung staatlicher Institutionen durch Parteien. So…/ mehr

Fabian Nicolay / 20.01.2024 / 06:15 / 126

Szenischer Schauprozess für rechte Langeweile

Das sogenannte Potsdamer „Geheimtreffen“ wurde im Berliner Ensemble auf die Bühne gebracht. Die Zuschauer sind sich nicht gewahr, dass sie dem deutschen Topos schlechthin verhaftet…/ mehr

Fabian Nicolay / 13.01.2024 / 06:00 / 110

Demonstrationsrecht nur für Gute, Doppelstandards und grünes Mimimi

Es ist nicht der Wunsch nach Umsturz, wie es Habeck und Co. weismachen wollen, sondern der Wunsch nach demokratischer Verwirklichung echter Alternativen im Gegensatz zu…/ mehr

Fabian Nicolay / 23.12.2023 / 06:00 / 62

Im Verhörzimmer der Gedankenpolizei

Unsere Aufgabe als Medium ist, dem gesellschaftlichen Treiben möglichst früh den Spiegel vorzuhalten und die politische Gemengelage stetig zu dokumentieren. Später wird man wissen wollen,…/ mehr

Fabian Nicolay / 16.12.2023 / 06:00 / 29

Zoon politikon: Die Kunst des Überlebens in unwirtlicher Umgebung

Auch die künftigen Archäologen der jeweiligen „Moderne“ werden ihre Funde unter dem Einfluss des Zeitgeistes betrachten. Wie werden sie wohl über die 20er-Jahre des 21.…/ mehr

Fabian Nicolay / 02.12.2023 / 06:00 / 102

Schneetreiben vor Gelächter

Die Regierungserklärung von Olaf Scholz war ein Offenbarungseid an Ideen- und Teilnahmslosigkeit. Zumindest entfleuchte er diese Woche vor dem gut besetzten Plenum erneut in das…/ mehr

Fabian Nicolay / 25.11.2023 / 06:00 / 112

Abwahl vor dem Jüngsten Klimatag

Die Umfragen lassen sich unmissverständlich als Forderung nach Rücktritt und Neuwahlen deuten, das Vertrauen der Wähler ist dahin. Allein die Protagonisten wollen keine Konsequenzen ziehen.…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com