Der Mensch is a Viech. Handelt es sich um ein unbehaartes Weibchen, dann soll es mir recht sein. Mehr Effolution brauch’ ich nicht, es genügt eine nackte Äffin.
“Könnten die Fliehkräfte und Abhängigkeiten (auf der transhumanistischen Beschleunigungsbahn) eine definitive Abkehr von freiheitlichen und aufklärerischen Werten bedeuten?”, fragt der Autor. ———- Selbstverständlich ist das möglich, denn unter evolutionären Aspekten ist nichts für die Ewigkeit, auch nicht der Bestand jener Werte, welche die Aufklärung hervorgebracht hat. Wie @Helmut Driesel richtig schrieb: “Evolution erfüllt das Mögliche. Evolution hat keinen Sinn und kein Ziel, sie ist einfach nur Ausdruck dessen, was möglich ist.”—Spencers Formulierung des “Survival of the Fittest” mit Überleben des Stärksten zu übersetzen, ist sicher nicht korrekt, aber es ist auch nicht völlig falsch, da Stärke ein wichtiges Merkmal von Fitness ist, nur eben nicht das alleinige. Stärke stellt damit eine (nicht unwesentliche) Teilmenge von Fitness, also der Anpassungsfähigkeit, dar. Im Kampf um den Zugang zu Fortpflanzung gewinnen in sozial lebenden Tierverbänden regelmäßig die Stärkeren, nur kommt es eben auch vor, dass unter bestimmten Umweltbedingungen sich die Stärke als nutzlos erweist, dann nämlich, wenn es gilt, nicht einen Rivalen, sondern ein potenziell tödliches Virus zu besiegen, (z. B. werden in manchen Gegenden Afrikas Löwenrudel regelmäßig von Staupeviren befallen und dahingerafft). In solchen Konstellationen ist es dann möglich, dass ein körperlich unterlegener Rivale aufgrund seiner besseren Abwehrfähigkeit gegen Viren, in die Lage versetzt wird, sich fortzupflanzen und im Ergebnis seine Gene weitergeben zu können.—- @ “Selektiver Humanismus“ - dieser ist keine Erfindung der Transhumanisten, sondern zieht sich durch die gesamte Geschichte des Homo Sapiens.
Grundsätzlich ist gegen Optimierung nichts einzuwenden. Besser ist eben besser. Man sollte nur wissen, was man tut - und das tun wir nicht. Wir sitzen in der Steuerzentrale eines Atomkraftwerks und drücken einfach wild auf irgendwelchen Schaltern herum, um zu sehen, was dann passiert. Forschung, so wie wir sie derzeit betreiben, wird früher oder später einen nennenswerten Teil der Menscheit auslöschen. Sicher, an der Methode “Schalter drücken und schauen, was passiert” führt kein Weg vorbei, aber wir müssen uns über das Thema Sicherheit unterhalten. Ein Wissenschaftler im Laborkittel, der sagt: “Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue.” lügt, denn wenn er wüsste, was er tut, wäre es keine Wissenschaft ;-)
@Dr. Robin Schürmann: Ihr Einwand ist berechtigt. Oft wird Evolution so beschrieben, daß man es fast als dritten biblischen Schöpfungsbericht sehen könnte. Andererseits ist Zufall als Unversal-Joker, wann immer Kausalität nicht greifbar scheint, auch zu billig. Schon seit einem Jahrhundert sind ja der Physik (mit Heisenberg) ihre Grenzen mit eigenen Mitteln erkenntlich geworden. Die Verarbeitung dessen im Weltbild der Allgemeinheit jedoch steht aus. Ganz so absurd ist Teleologie in machem Kontext vielleicht doch nicht. Oder also Quasi-Teleologie zumindest, wie man Kompromißvorschläge bezeichnen könnte. Das Thema sprengt aber den hier möglichen Rahmen.
“Das Prinzip, das stets das Böse will und doch das Gute schafft.” Hat Goethe das schon satirisch gemeint, in Bezug auf die “genialen Baumeister”, die stets genau wissen, wie es mit der Menschheit besser würde? Die “stets das Gute wollen” und doch nur Böses schaffen? Manche kritischen Schriften legen das nahe, aber wahrscheinlich war er - wie so oft - unentschieden, hoffte auch, Wünsche würden letztlich doch wahr. Goethe verschied vor 190 Jahren mit “Mehr nicht!” (Verbreitet wurde das leicht korrigiert). Wir aber müssen uns doch endlich mal von all den selbsternannten Baumeistern trennen. Ob sie die Gesellschaft ruinieren und “ideal” neuaufbauen wollen (aktuell “Build Back Better!”) oder ob sie sich an den Menschen selbst heranmachen, mit jesuitischer Erziehung oder Frankenstein-Experimenten (im ebenfalls jesuitisch geprägten Ingolstadt!) bis zum heutigen, laut Y.N.Harari unausweichlichen, Transhumanismus: das Gemeinsame ist der Wahn, es besser zu wissen und zu können als - je nach Weltsicht - Gott oder die Natur. Also zu konstruieren, statt es wachsen zu lassen und sich mit bescheiden-gärtnerischen Eingriffen zufrieden zu geben (denn absolute Wildnis wäre ja nun das andere Extrem, was wohl auch kaum jemandem gefallen kann). Und den einzelnen zu fragen, wohin es gehen soll.
Immer dann, wenn man irgendwo liest oder hört, dass der Mensch an sich schlecht sei oder durch so etwas wie Erbsünde vorbelastet wäre, weiß man, dass man es mit selbsthassenden Freiheits- und Menschenfeinden zu tun hat, die ihre Mitmenschen in genau derjenigen Hölle schmoren lassen wollen, die sie sich für sie in ihren Albträumen ausgedacht haben.
Es fällt mir immer wieder auf, dass viele, auch intelligente Menschen, selbst Wissenschaftler vom Fach sind nicht davor gefeit, das Wesen der Evolution leider überhaupt nicht verstanden haben. Offenbar setzen sie, bewusst oder unbewusst, die Evolution, die doch nur ein Prinzip beschreibt und keinesfalls eine Entität, an die Stelle des verstorbenen Schöpfers, so als würde sie planvoll, “teleologisch” ihre Ziele verfolgen. Dieser fatale Denkfehler äußert sich dann in Sätzen wie: “Die Pläne der Evolution können permanent verworfen und umstrukturiert werden – von ihr selbst ausgehend oder von „außen“ kommend.” Das ist leider ein solcher, verzeihen Sie mir, Blödsinn, dass man ihn nicht einmal kommentieren kann.
Der Mensch. Stand gestern vor mir am Leergut-Automaten und telefonierte beim Einwurf seines umfangreichen Leergutes, so dass die Taktung etwa bei 30 Sekunden lag. Dazu Flaschen, die fünfmal wieder rauskamen. Immer wieder dasselbe versuchen, aber ein anderes Ergebnis erwarten, ist was? Darauf angesprochen (“Boah, mach hin Alter, sonst gibts gleich dicke Augen!”) wurde man auch noch frech… unfassbar.
Wieder eine sehr gelungene, kurze Abhandlung von Herrn Nicolay, die mich an eine Grundaussage von Terry Gilliam zu seinem Film “12 Monkeys” erinnert, nach der besagter Streifen auch veranschaulichen soll, dass in jener dort skizzierten Zukunft zwar die technischen Möglichkeiten vorhanden sind, jedoch von den Leuten, die die Macht darüber haben, nicht richtig bedient werden können und demnach kaum etwas davon funktioniert. Die Transhumanisten in natura scheinen beinahe eben jenem Film entstiegen zu sein, sie fühlen sich ihrer Sache wohl ziemlich sicher, begreifen aber anbei wahrscheinlich selber nicht, was sie da alles daherreden. Als Bild fällt mir dazu ein Plattencover von Kent Mathieu ein, das er 1990 für das Album “By inheritance” der dänischen Thrash Metal-Band ARTILLERY gemalt hat. Oder man tauscht jenen Kopfgeldjäger aus “Critters”, der sich kurz vor Landung auf der Erde zwischenzeitlich in den Popstar Johnny Steele verwandelt hat, gegen Klaus Schwab aus; der Text (an den noch in Ursprungsgestalt danebensitzenden Kollegen) bliebe gleich: “Transformiere endlich!”
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