Vera Lengsfeld / 27.07.2022 / 12:00 / Foto: Imago / 26 / Seite ausdrucken

Wie kritische Ärzte in Thüringen verunglimpft werden

Das Thüringer Lokalblatt „Freies Wort“ startete eine Schmutzkampagne gegen fast 400 Südthüringer Ärzte und Pflegekräfte, die es gewagt hatten, in einem Offenen Brief die Corona-Politik der Thüringer Regierung zu kritisieren.

Anfang Juli gab es in Suhl eine launige Party zum 70-jährigen Bestehen des Magazins „Freies Wort“, ehemals Bezirksorgan der SED. Die Zeitung hat, anders als das „Volk“, heute Thüringer Allgemeine, ihren Namen behalten. Aber wie viele andere DDR-Journalisten hatte sie sich verpflichtet, in Zukunft sich an die Regeln eines freien, demokratischen Journalismus zu halten. Regel Nummer eins ist, dass die freie Presse ein Teil der Checks and Balances einer funktionierenden Demokratie ist. Sie hat der Regierung kritisch auf die Finger zu schauen, nicht die Rolle eines inoffiziellen Regierungssprechers zu spielen. Das ist inzwischen gründlich vergessen.

Jüngst startete das „Freie Wort“ eine Schmutzkampagne gegen fast 400 Südthüringer Ärzte, Pflegekräfte und anderes medizinisches Personal, die es gewagt hatten, in einem Offenen Brief die Corona-Politik der Thüringer Regierung zu kritisieren, besonders die Einrichtungsbezogene Impfpflicht.

Der Offene Brief war am vergangenen Montag an Ministerpräsident Ramelow und Gesundheitsministerin Werner übergeben worden, am Mittwoch darauf bekam ihn die Südthüringer Presse. Statt den Brief wenigstens auszugsweise zu veröffentlichen und ihren Lesern die Gelegenheit zu geben, sich eine eigene Meinung zu bilden, erschienen in verschiedenen Ausgaben mehrere Artikel, die, teilweise mit Namensnennung, die Unterzeichner aufs Übelste denunzierten.

Mit verbalen Keulen mundtot gemacht

Redaktionsleiter Markus Ermert griff höchstselbst in die Tastatur. Sein Meinungsartikel steht symbolisch für alle anderen Veröffentlichungen. Ermert beginnt mit der Behauptung, in Südthüringen könne kein Patient mehr sicher sein, an medizinisches Personal zu geraten, das die Pandemie so ernst nimmt „wie es zum Schutz der Patienten und der Allgemeinheit nötig ist“. Ein ungeheuerlicher Vorwurf, der nur damit belegt wird, dass sich hunderte Ärzte und Pflegekräfte einem Offenen Brief angeschlossen hätten, in dem „so genannte Impfungen verspottet, fragwürdige Verschwörungstheorien aufgestellt und den Machern der ungeliebten Corona-Politik strafrechtliche Konsequenzen an den Hals gewünscht werden“.

Nach Ermerts Ansicht zählt nicht die Expertise von Ärzten, die mit der Behandlung von Corona praktische Erfahrungen haben, sondern nur die Ansicht von Politikern, die mit erratischen, sich zum Teil widersprechenden Maßnahmen, die ausweislich der Feststellung der Evaluierungskommission des Deutschen Bundestages kaum auf ihre Wirksamkeit überprüft wurden, im Nebel stocherten.

Das weltweite Experiment, eine Pandemie mit politischen, nicht mit medizinischen Mitteln zu bekämpfen, ist vor aller Augen gescheitert. Andere Länder haben längst die Konsequenzen daraus gezogen, nur in Deutschland, speziell in Südthüringen, soll es offenbar für Politik und Medien weitergehen wie bisher. Deshalb sollen Kritiker, die, im Gegensatz zu Ministerpräsident Ramelow und Gesundheitsministerin Werner, vom Fach sind, mit verbalen Keulen mundtot gemacht werden.

Sie seien Verschwörungstheoretiker.

Alles Verschwörungstheorie?

Ist der Fakt, dass es nach über zwei Jahren keinen ordentlich zugelassenen Impfstoff gibt, eine Verschwörungstheorie? Nein, eine Tatsache.

Ist der Fakt, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Bundestag eingeräumt hat, dass die Impfungen nicht so wirkungsvoll sind, wie erhofft eine Verschwörungstheorie? Nein, eine Tatsache!

Ist der Fakt, dass die von der Politik der Öffentlichkeit oktroyierte FFP2-Maske eine Arbeitsschutzmaske ist, die nicht länger als 45 Minuten am Stück getragen werden darf und deren Träger laut Arbeitsschutzbestimmungen ärztlich überwacht werden müssen, eine Verschwörungstheorie? Nein, eine Tatsache.

Ist der Fakt, dass in den „Hotspots“ Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern das Infektionsgeschehen sich nicht wesentlich von den Bundesländern unterschied, die ihre Corona-Maßnahmen gelockert hatten, eine Verschwörungstheorie? Nein, eine Tatsache.

Ist der Fakt, dass es zahlreiche Nebenwirkungen der Impfungen gibt, über die kaum berichtet wird, eine Verschwörungstheorie? Nein, eine Tatsache, mit der die behandelnden Ärzte täglich konfrontiert sind.

Ist der Fakt, dass viele mehrfach Geimpfte an Corona erkranken und auch andere Menschen anstecken können, eine Verschwörungstheorie? Nein, eine Tatsache, die inzwischen auch in offiziellen Verlautbarungen eingeräumt wird.

Ist der Fakt, dass internationale Studien, prominent israelische, herausgefunden haben, dass die vierte Boosterimpfung besonders für Menschen unter 60 Jahren nutzlos ist, eine Verschwörungstheorie? Nein, eine Tatsache, die man nachlesen kann.

Besonders scheint Ermert zu empören, dass die Unterzeichner die Thüringer Regierung aufgefordert haben, auf die Medien einzuwirken, objektiv zu berichten. Das wirft ein grelles Schlaglicht auf sein demokratisches Medienverständnis.

Zum Schluss noch ein Wort zur Rolle von Gesundheitsministerin Werner. Sie hatte sich mit einigen Unterzeichnern des Offenen Briefes getroffen und unter anderem versprochen, ihnen die Studien zu schicken, auf die sich die Landesregierung stützt. Trotz Nachfrage haben diese Studien die Unterzeichner bis jetzt nicht erreicht. Vor diesem Hintergrund ist die Einlassung Werners im „Freien Wort“, es zeige sich nun, dass die Unterzeichner nicht bereit wären, „sich von wissenschaftlichen Fakten überzeugen zu lassen“, entlarvend. Von Fakten, die man nicht zur Kenntnis bekommt, kann man sich schwerlich überzeugen lassen. Ich überlasse es meinen Lesern, sich eine Meinung darüber zu bilden.

Der Offene Brief wurde auf der Homepage von Vera Lengsfeld veröffentlicht.

 

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Leserpost

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Sabine Heinrich / 27.07.2022

Gleich vorweg: Mein Leserbrief hat nichts mit dem aktuellen Artikel von Frau Lengsfeld zu tun, sondern mit dem davor über die Opernaufführung. Ich wusste nur nicht, wie/wo ich meine Anmerkungen sonst unterbringen könnte - wichtige Anmerkungen, wie ich meine. - Schon gestern fiel mir auf, dass mein Kommentar, in dem ich mich kritisch über die Politisierung des Stückes äußerte, die Frau Lengsfeld offfensichtlich gut fand: blau-gelbe Fahnen; ein Dirigent, der zum Schluss mit einer weißen E-Luxuskarosse vorfährt (Ich hatte vorgeschlagen, ihn doch lieber mit einem blau-gelb lackierten Lastenfahrrad über die Bühne radeln zu lassen), drastisch gekürzt worden war - eben um diese kritischen, aber keineswegs die Anstandsregeln verletzenden Sätze.  - Und eben sah ich mir noch einmal den Beitrag von Frau Lengsfeld an und musste zu meinem Befremden feststellen, dass die nicht nur von mir kritisierten Passagen plötzlich fehlen. Einfach so. Ohne Erklärung, warum diese von ihr oder der Redaktion entfernt wurden. Ich meine, wenn jemand später einsieht, dass er etwas geschrieben hat, wozu er einen Tag später nicht mehr steht, dann sollte er es auch sagen/schreiben/dazu stehen. Ich bin sicher - die meisten Achse- Leser würden das nicht nur respektieren, sondern auch würdigen! Aber einfach löschen - hm… Nun hoffe ich, dass mein heutiger Leserbrief hier (in ganzer Länge) veröffentlicht wird. (Anm. d. Red.: Liebe Frau Heinrich, wir löschen keine Textstellen aus Leserbriefen, auch nicht aus dem von Ihnen genannten.)

Linda Schöne / 27.07.2022

Und bei uns hier im beschaulichen Bergakademie-Städtchen Freiberg/Sachsen kämpfen unter freibergfueralle.de 64 namentlich aufgeführte „Medizin-Beschäftigte“ (Markus-Erkert-Sprech) in einer Richtigstellung zu angeblichen Falschinformationen über die Impfstoffe: „Die Impfstoffe gegen Covid sind sehr gut erprobt. Die gute Wirksamkeit zeigt sich in der Verhinderung schwerer Verläufe und der Reduktion von Virusübertragung. Die Impfstoffe sind der beste Weg, die Pandemie zu verkürzen. Die Sicherheit ist sehr gut, ernste Nebenwirkungen sind so selten, dass der Nutzen bei weitem überwiegt.“ Und dies sei die Meinung der überwältigenden Mehrheit der Ärzte weltweit…

Michael Stoll / 27.07.2022

Menschen, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nehmen, werden von einer Zeitung, die sich „Freies Wort“ nennt, mit Schmutz überschüttet. Ist das surreal oder grotesk oder beides?

Ludwig Luhmann / 27.07.2022

In der DDR 2.0 wird alles besser, gerechter und noch viel freiheitlicher. Ungeimpfte müssen ihre Schulden lebenslang am Volk abarbeiten. Nutzlose Fresser werden klimaneutral zu Biodünger verarbeitet. Die Antifa führt die WHO-Lager. “Republikflucht” ist sinnlos, weil alle Führer aller vereinigten Länder in Eintracht kooperieren ... ... ... “Ich freu’ mich drauf ...”!

Reinmar von Bielau / 27.07.2022

Liebe Vera, die alten DDR Seilschaften wurden nie ernsthaft in Gefahr gebracht. Den MFS gibt es immer noch. Zwar in anderer Form und unter anderem Namen, aberdafür sogar wieder staatlich subventioniert, wie wir bei Kahane und Co. sehen durften. Das Vorgehen der Zeitung „Freies Wort“ steht exemplarisch für das neue Vorgehen dieser neuen MFS Organe. Und während Achgut sich mit immer neuen Hetzkampagnen abärgern darf, wird ein neuer MFS für “niedrigschwellige Hassverbrechen” geschaffen. In enger Zusammenarbeit mit den Innenbehörden der Länder. Horch und Guck wird durch diese, unter der Regentschaft von IM Erika geschaffenen neuen Institutionen, durch die Abteilung “Diskreditierung” erweitert.

Thomas Szabó / 27.07.2022

Gesundheitsministerin Heike Werner:  1987 - 1989 Kreisleitung FDJ Zwickau. Angefangenes Studium Marxismus-Leninismus. 1989 Gründungsmitglied „Junge Linke“ (Marxistische Jugendvereinigung). 1988 - 1989 SED -> PDS -> Die Linke.

Michael Hinz / 27.07.2022

Die Konsensmaschine schlägt zurück, nicht zum ersten Mal. Wohin man schaut: ungehemmte Wut, purer Aktionismus, irrationale Maßnahmen, leere Versprechungen, selbstschädigende Sanktionen, Infantilisierungen im Wechselspiel mit nie gesehenen Unverschämtheiten.  #Die Zeit kreißt und fault zugleich. Kein Zweifel aber - ihr Ende wird nicht bürgerlich sein.#

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