Julian Marius Plutz, Gastautor / 04.08.2022 / 14:00 / Foto: Pixabay / 24 / Seite ausdrucken

Wenn Schwule ein Recht auf Leihmutterschaft fordern

Zwei schwule Männer aus der New Yorker Oberschicht verklagen ihre Versicherung, weil diese sich weigert, ihre Leihmutter zu bezahlen. Dabei agieren sie nicht nur schwulenfeindlich, sondern auch zutiefst frauenverachtend.

Die Sendung „Talk im Hangar 7“ stand kurz vor dem Abbruch, als der katholische Publizist Christoph Zellenberg noch einen draufsetzte. Homosexualität sei in seinen Augen eine „Fehlentwicklung“, eine „Behinderung, wie es zum Beispiel eine Blindheit oder Querschnittslähmung“ sei. Harter Tobak, den der Moderator auch als solchen einordnete und somit die Sendung rettete.

Ein Jahr später erweisen einflussreiche Homosexuelle sich selbst und anderen Schwulen ebenfalls einen Bärendienst. Nicholas Maggipinto und Corey Briskin (ex-stellvertretender Staatsanwalt in New York County) behaupten, dass die Versicherung sie diskriminiert, weil sie, wären sie biologische Frauen oder in einer heterosexuellen Beziehung, „Zugang zu den In-Vitro-Fertilisations-Leistungen hätten, auf die städtische Angestellte Anspruch haben“.

Ungerechtigkeit, nicht als Frau geboren zu sein

Beide meinen allen Ernstes, dass ihnen „der Versicherungsschutz aufgrund einer Definition von Unfruchtbarkeit, die schwule Männer ausschließt, verweigert wurde“. Anders gesagt: Sie protestieren gegen die „Ungerechtigkeit“, nicht biologisch weiblich geboren zu sein. Beide klagen wegen „Diskriminierung“, weil sie schwule Männer sind. Sie wollen sich als behindert deklarieren lassen, um sich so Vorteile zu erschleichen. Das ist der Moment, in dem sich Homosexuelle für andere Homosexuelle schämen. Damit sind sie argumentativ auf dem Niveau von Christoph Zellenberg.

Wie tief kann eine wohlstandsverwahrloste Gesellschaft sinken, dass formal hochgebildete Männer eine ganze Schwulenszene veralbern, die ohnehin und regelmäßig vor den realen Gefahren ihres Andersseins die Augen verschließt? Niemand hat ein Recht auf Fruchtbarkeit. Sonst könnten Frauen ohne Gebärmutter oder ältere Damen, Kinder, Sexualstraftäter und viele mehr diesen Anspruch erheben. Nach „Wohlstand für alle“ folgt nun „Leihmütter für alle“?

Pünktlich zum Pride Month posieren zwei Homosexuelle, wieder aus New York, auf Instagram. Freudestrahlend stehen sie sich gegenüber. Im Hintergrund sieht man die hochschwangere Leihmutter. Sie ist gerade so zu sehen, dass man erkennt, sie stehe kurz vor der Entbindung, jedoch weit genug entfernt, dass man sie nicht als Person betrachten würde. Sie ist anonym, sie hat keinen Namen. Sie hat nur eines: einen dicken Babybauch. Ein anonymer Mensch mit Gebärmutter.

Leihmütter haben nur eine Funktion: zu gebären

Das Prinzip Leihmutterschaft ist zutiefst unethisch. Es degradiert Frauen zu reinen Gebärmaschinen. Zumeist arme Frauen stellen für Damen und Herren aus der Oberschicht ihren Körper zur Verfügung, damit diese ihren Babytraum verwirklichen können. Diese Objektivierung von Frauen hat etwas Animalisches. Wie der Zuchtbulle die Kuh besteigt und der Deckrüde die Hündin. Der weibliche Körper ist rein am Gebären des Kindes zweckgebunden.

Diese Entmenschlichung erinnert an Peter Singers Präferenzutilitarismus. Diesem zufolge definieren sich Personen in Präferenzen. Präferenzen sind generelle, rationale und emotionale Interessen eines „Wesens“, wie der Philosoph es beschreibt. Die Präferenz der Leihmutter ist das Fremdgebären von Kindern. Singers Personenbegriff ist hochumstritten. Denn er definiert nicht Menschen, sondern Personen. Nach seinem Präferenzutilitarismus kann ein Menschenaffe eine „Person“ sein. Ein geistig Behinderter hat kraft seiner Einschränkung seinen Status als Person verwirkt. Und eine Leihmutter, die ihre Präferenz befriedet hat, könnte nach dieser Definition auch keine Person sein.

So werden Frauen zu Objekten, die für andere Subjekte erzeugen sollen. Die Feministin Phyllis Chesler spricht hier völlig zu Recht von „reproduktiver Prostitution“ auf Kosten der Gesellschaft und zum Nachteil von Kindern, Eizellenspenderinnen und Leihmüttern. Der Akt des Austragens eines Kindes, die Schwangerschaft, wird als solcher versachlicht und damit zur Dienstleistung. Wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der Sexarbeit als Arbeit gilt und Leihmutterschaft als Geschäft?

Fragwürdige Freiwilligkeit der Leihmütter

Für den Erfolg sind Nicholas Maggipinto und Corey Briskin bereit, ihre eigene Identität zu missbrauchen. Natürlich bezeichnen sie sich als liberal und weltoffen und stehen für Frauenrechte, vorausgesetzt sie sind gratis zu erwerben und man muss sich nicht darum bemühen. Geht es aber um die eigenen Belange, den unerfüllten Kindeswunsch, muss schon mal eine Frau aus der Unterschicht, die wahrscheinlich keine andere Wahl hat, als ihren Körper für den Lebenstraum anderer zu vermieten, herhalten. Was soll schon groß schiefgehen?

Ganz schlaue Menschen werden nun argumentieren, dass die Frauen das doch freiwillig machen – ein ähnliches Argument wie beim Thema Sexarbeit. Hier wird gern auf die Edelprostituierte hingewiesen, die im Chanel-Kostüm in Talkshows sitzt und fragt, was denn eigentlich das Problem an ihrer Tätigkeit sei. Wenn fünf Prozent für 95 Prozent sprechen, dann sind deren Aussagen genauso zu bewerten wie die Tatsache, dass fünf exakt 19-mal kleiner ist als 95. Sie ist nicht repräsentativ, nicht ein bisschen.

Die FDP möchte „Leihmutterschaft aus Nächstenliebe“

In Deutschland kämpft vor allem die FDP mit Verve für Leihmütter. Frontfrau der Liberalen in Sachen Leihmutterschaft ist Katrin Helling-Plahr. Sie ist Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags und kreativ im Erfinden von Euphemismen. So nennt sie ihr Vorhaben „Leihmutterschaft aus Nächstenliebe“ beziehungsweise „altruistische Leihmutterschaft“ und verweist auf rührselige Geschichten aus der Ukraine. Aktivisten gegen Leihmutterschaft stellen dagegen klar: „Die altruistische Leihmutterschaft ist immer der Türöffner für die kommerzielle Leihmutterschaft und macht zudem etwas gesellschaftsfähig, das zutiefst unethisch ist. Der Handel mit Kindern wird so normalisiert!“

Damit steht die FDP, selbsternannte Europapartei, diametral zur Haltung der Europäischen Union: „Leihmutterschaft ist inakzeptable sexuelle Ausbeutung und Verletzung der Menschenwürde und der Menschenrechte“, erklärte das EU-Parlament in einer Resolution. Deutliche Worte aus Brüssel, die auch bei den Liberalen ankommen sollten. 

So gesehen, sind beide Kläger ebenso schwulenfeindlich wie der katholische Publizist Christoph Zellenberg. Ob dieser auch noch frauenfeindlich ist, ist nicht bekannt. Das haben ihm wohl Nicholas Maggipinto und Corey Briskin voraus. Denn Leihmutterschaft ist reproduktive Prostitution, und Prostitution ist angewandte Frauenfeindlichkeit.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Julian Marius Plutz' Blog Neomarius.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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S. Andersson / 04.08.2022

Holla … was für kranke Gedanken! Eine Mutter wird natürlich keine Emotionale Bindung zum Kind entwickeln. Wieso auch… Schwangerschaft ist doch nur Partyspass. Es sind bestimmt nicht alle Frauen/ Männer in der Lage Kinder gut zu behandeln… kenne ich leider aus eigener Erfahrung. Aber das Schwule ein Recht auf Kinder/ Leihmütter haben sollen….sorry … das sind behandlungsbedürftige Spinner.

Wolf Hagen / 04.08.2022

Mittlerweile nimmt der ganze Homo-Trans-Gender-Kram immer absurdere Züge an. Ob die Minderheit der “LGBTQ + irgendwas-Gemeinde” sich einen Gefallen damit tut, immer lauter und nervtötender, alles Mögliche und Unmögliche zu verlangen, halte ich zumindest für fraglich. Mir persönlich ist es eigentlich egal, wer wen wo und an was lutscht, aber man muss es der Hetero-Mehrheit doch nun wirklich nicht ständig unter die Nase reiben. Rein evolutionsbiologisch betrachtet ist LGBTQ+ tatsächlich unnütz, eine Maus, die in einem Pferdestall geboren wurde, wird trotzdem auch nie ein Rennpferd, egal wie gern sie es möchte und wie sie sich fühlt. Und viele Hetero-Männer können sich ebenfalls nicht reproduzieren, weil sie nicht die passende Frau finden, oder eben umgekehrt. Fordern die etwa Leihmütter, bzw. Samenspenderväter auf Kosten einer Versicherung? Nein! Die LGBTQ-Leute sollten einfach froh über das Erreichte sein und mal einen Gang runter schalten, bevor sie die Mehrheit so sehr nerven, dass man sie wieder einstampft, einfach um Ruhe zu haben. Manchmal ist es nämlich einfach klüger das Erreichte zu genießen, statt es krampfhaft zu überreißen und dadurch dann wieder alles zu verlieren.

Ludwig Luhmann / 04.08.2022

Der Tobak war nicht hart genug!

Benedikt Diller / 04.08.2022

Betreffend die gesellschaftliche Stellung der Frau befinden sich die beiden schwulen Männer aus der New Yorker Oberschicht voll auf der Linie des Obersten Gerichtshofs der USA (und sämtlicher Scharia-Gerichtshöfe der Welt sowieso). Die Islamisierung des Abendlandes bedarf offenbar keiner Konversionen mehr. Dass Sie ,Herr Plutz, als Anhänger Friedrich Hayeks, Ludwig Erhards “Wohlstand für Alle” für nichts als Sozialismus halten, war nicht anders zu erwarten, womit Sie voll auf der Linie sämtlicher im Bundestag vertretenen Parteien liegen.

H.Milde / 04.08.2022

” Loretta” ist Realität geworden. Monty Python, wie konntet ihr das nur schon damals erahnen? WDRlich

Thomas Szabó / 04.08.2022

1.) Aus der Aussage des katholischen Publizisten Christoph Zellenberg ist NICHT zu entnehmen, ob er schwulenfeindlich ist oder nicht. Seine Aussage könnte eine rein ärztliche, wissenschaftliche Diagnose sein. Ob die Diagnose stimmt, ist eine andere Frage. Ob die Diagnose nur ein Vorwand für Schwulenfeindlichkeit ist, ist wiederum eine andere Frage. Ich kann Herrn Zellenberg wegen seiner Aussage NICHT verurteilen. Weil man Schwule für krank hält, ist man noch nicht schwulenfeindlich. Ein Arzt sieht seine Patienten auch als Kranke, ist deshalb aber nicht Patientenfeindlich / Krankenfeindlich. Ich sehe den Katholizismus als eine geistige Erkrankung und das ist auch keine Beleidigung, sondern eine Diagnose. 2.) Ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der Sexarbeit als Arbeit gilt und Leihmutterschaft als Geschäft? Wir sollten die rhetorische Frage des Autors ernst nehmen und sie ernsthaft diskutieren. 3.) Um den Autor zu zitieren, geht es nicht “auf Kosten der Gesellschaft und zum Nachteil von Kindern”, wenn sie in einer ultraorthodoxen jüdischen Familie oder in einer fundamentalistischen christlichen / muslimischen Familie erzogen werden? Wären da 2 weltliche schwule Anwälte nicht die besseren Eltern? Die glauben wenigstens nicht an irgendwelchen himmlischen & höllischen Gespenstern, die einen Psychoterror an den Kindern verüben. Die religiöse “schwarze Pädagogik” ist Kindesmissbrauch.

Hans Reinhardt / 04.08.2022

Ja, ich überlege mir demnächst auch zu klagen: wäre ich vor 30 Jahren als Frau auf die Welt gekommen und hätte mich im Laufe der Jahre zu einer atemberaubenden Schönheit entwickelt, dann hätte ich zuerst Model werden können und viel Geld verdient und könnte jetzt einen russischen Oligarchen oder einen hässlichen alten Scheich heiraten und hätte ausgesorgt. All das blieb mir verwehrt, das ist zutiefst diskriminierend und eine Gesellschaft die solches zulässt ist zutiefst rassistisch und hat auf ganzer Linie versagt. Ich suche z. Z. noch weitere alte weiße Männer die mein bedauerliches Schicksal teilen um gemeinsam eine Sammelklage einzureichen.

Tobias Schlüter / 04.08.2022

Vielleicht hat eine Islamisierung der Gesellschaft nicht nur Nachteile…

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