Na, eine Diskriminierung steht dem einheitlich Einheitsmenschen im Weg. Natürlich muss das ein Bessermensch sein. Gutmenschen werden gerade noch toleriert, das gebietet die Toleranz. Insofern alle Diskriminierung abgeschafft sind, kann man die Individualisten mit Nummern versehen. In alter nazi-kommunistischer Tradition. Einheitsuniform alà chinesischer Kulturabschafferrevolution ist dann auch nicht diskriminierend. Für die noch bessere Edelmenschen, natürlich aus feinstem Zwirn und mit Pelzkragen.
Für Antidiskriminierungs-Ideologen ist die Sache einfach: sie selbst teilen den Menschen Wohnungen, Arbeitsstellen usw. zu; da ihre Entscheidungen unanfechtbar sind, stellt sich nie die Frage, wen sie positiv oder negativ diskriminieren. Menschen außerhalb der einzig wahren Partei oder Religion (die auch eine informelle Gruppe sein kann), dürfen im Prinzip (praktisch kommen Ausnahmen vor) nicht weiter als bis zu Vorarbeitern und Bürohilfen in Behörden aufsteigen. Der Kaninchenzüchterverein ist dann sowieso verboten und die Wahl zwischen verschiedenen Autos oder auch nur Zahnpasta-Sorten erübrigt sich: die Autos werden Jahre nach der Antragstellung zugeteilt und wenn man Glück hat, gibt es eine Sorte Zahnpasta. Natürlich gilt das nicht für die Läden der Nomenklatura. Die aber sorgt für die allgemeine Gleichheit und Freiheit. Ihre Privilegien sind winzige Ausgleiche dafür, dass sie so tiefschürfend denkt und so verantwortungsvoll entscheidet. Das Ganze nannte sich mal nationaler, mal realer Sozialismus, wobei jede Sorte in Einzelheiten von der anderen abwich, was eine bis heute andauernde Flut von unterscheidender Literatur zur Folge hatte. In Zukunft wird es liberale Demokratie heißen. Die führt dann irgendwann zur Welt jenseits der Zuordnungen. Und schon heute unterscheidet sie, natürlich ohne Diskriminierungen, zwischen ethnisch oder “rassisch” korrekten und inkorrekten Menschen. Was das betrifft, steht sie dem NS näher als seinem Gegenspieler. Und wer das sagt, ist ein rechter Verschwörungstheoretiker.
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