Roger Letsch / 28.01.2021 / 17:00 / Foto: Alicia Brand / 11 / Seite ausdrucken

Warum die Republikaner Trump nicht zum Feind haben wollen

Ein bisschen fassungslos scheint man zu sein, bei der Süddeutschen Zeitung. Wie können sie nur, diese Republikaner! Was fällt ihnen ein, nach allem, was passiert ist, immer noch zu diesem … diesem Trump zu halten! Doch im Senat wird sich wohl keine Zweidrittelmehrheit dafür finden, dem aus dem Amt geschiedenen Präsidenten gewissermaßen eine Abmahnung hinterherzuwerfen, nachdem er schon gekündigt wurde und das Haus verlassen hat. Diese falsche Reihenfolge sei verfassungswidrig, so die Begründung der Ablehnung durch Senator Rand Paul, ein Argument, welches die Senatorenkollegen von den Demokraten „ablehnen“, wie die SZ schreibt. So einfach ist das heute. Argumente werden nicht mehr geprüft, man lehnt sie einfach ab und fertig!

Was die SZ noch nicht begriffen hat: Die Ablehnung der Unterstützung für das Impeachment-Verfahren könnte für die Republikanische Partei eine Überlebensfrage sein. Man kann es sich schlicht nicht leisten, Trump in den Augen seiner Anhänger zum Märtyrer zu machen, und so dessen beträchtliche Wählerbasis zu verprellen und zu verlieren. Sei es nun an die Nichtwähler oder an eine noch zu gründende dritte Partei, die Trump auch dann führen könnte, wenn ihm die Ausübung politischer Ämter verboten sein sollte. Hat Beppe Grillo mit Cinquestelle in Italien ja auch hinbekommen. Der Vergleich hat durchaus Potenzial. Auch Trump fühlt sich beim Reden halten und Entertainment der Massen sichtlich wohler als beim Regieren. Auf der Tribüne ist er seinen Fans näher, an deren Zustimmung sich sein Ego aufrichtet.

Man stelle sich vor, wie Trump demnächst auf Ralleys Wahlkampf gegen Demokraten und Republikaner macht – ein Albtraum wäre das aber in erster Linie für die Republikaner. Die erinnern sich noch sehr gut an die Präsidentschaftswahl 1992, als Bush Senior gegen Bill Clinton vor allem deshalb verlor, weil der unabhängige Kandidat Ross Perot fast 19 Prozent der Stimmen holte – konservative Stimmen, die Bush am Ende fehlten. Zu glauben, die Republikaner würden dieses Debakel gern noch einmal erleben, weshalb sie sich freudig dem Diktat der Dems unterwerfen, kann auch nur der Süddeutschen Zeitung einfallen!

Fehler im Plan

Auf einen Logikfehler im Plan der Demokraten, Trump das passive Wahlrecht zu entziehen, möchte ich noch hinweisen. Es ist gleichzeitig der Schwachpunkt der Partei von Pelosi und Biden, an dem Trumps Propaganda todsicher ansetzen würde, falls das Impeachment im Senat Bestand hätte.

Wir haben ja gelernt (und die einschlägigen Medien bestätigen uns dies ständig), dass die Wahl fair, nicht manipuliert und überhaupt wunderbar demokratisch und sicher abgelaufen ist, stimmt‘s? Trumps Betrugsvorwürfe seien nichts als Lügen. Und Biden hat diese Wahl gewonnen, obwohl er sicher nicht gerade die strahlendste Kerze auf der Demokratentorte war! Wenn Biden gegen diesen Trump gewinnen kann, kann es doch jeder, oder?

Wovor sollten die Demokraten also Angst haben, wenn in vier Jahren ein greiser, fast 80-jähriger Trump gegen die strahlende, superdiverse, PoC-veredelte Vizepräsidentin Kamala Harris anträte? Würden die bis 2024 geschriebenen und gesendeten Hagiographien über Harris nicht unweigerlich ihre gewünschte Wirkung tun? Stünde das Ergebnis dieser Wahl nicht von vornherein fest? (Ok, diesen Satz streichen wir besser.) Doch ganz im Ernst: Wozu sollte man Trump jetzt noch wie einst Oliver Cromwell posthum zum Tode verurteilen, wenn das amerikanische Volk in einer demokratischen Wahl sein Urteil bereits gefällt hat?

In Bezug auf die Behandlung des Ex-Präsidenten sitzen im Moment sowohl Republikaner als auch Demokraten zwischen Baum und Borke. Und Trump weiß das. Auf dem Flughafen in Florida, wo er nach seinem Flug von Washington landete, warteten mehr Schaulustige, als zur gleichen Zeit vor den Stufen des Kapitols Lady Gaga beim Singen der Nationalhymne lauschten. Fähnchen schon mitgezählt.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

Foto: Alicia Brand via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Gerhard Hotz / 29.01.2021

Keiner haute auf den Putz wie Trump. Niemand brachte den Pudding so zum Wackeln wie er. Und jetzt? Was jetzt? Ich glaube, ich bin schon auf Trump-Entzug.

Hans-Peter Dollhopf / 28.01.2021

Die allmächtigen Cookiespreader Twitter, Google (Alphabet) -> Youtube, Facebook -> Whatsapp, Applemazon, M$ ...ersetzten ihr bis dato proto wokes leibeigenes Love, Peace and Engage durch amusikalimisches Gangsta-Rapperababber. Der polit-mythisch geschaffene Marktanteil nie in das aufgeklärt vorgefundene Gemeinwohl dazu assimilierter “Eingewanderter und ihre direkten Nachkommen” wird alternativlos bemarktet! So what. So what? These mist covered mountains are a home now for me. But my home is the lowlands. And always will be . . . it’s written in the starlight and every line in your palm

Klaus Jürgen Bremm / 28.01.2021

O.K. Der Wahlbetrug ist ja inzwischen vom Tisch. Aber warum glauben die Reps., nachdem eine Aufklärung der Vorgänge in der Nacht zum 4. Nov. nicht stattgefunden hat, sie könnten jemals wieder einen Präsidenten stellen? So naiv kann doch keiner sein.

W. Kolbe / 28.01.2021

Herr Letsch, den Nagel auf den Kopf getroffen bravo.

Albert Martini / 28.01.2021

Auch gut: die Likes der Biden-Videos auf dem Youtubekanal des Weißen Hauses nach “Beliebtheit” sortieren. Das ausdrücklich gewollte Versagen der Massenmedien beim US- Wahlbetrug ist phänomenal und nie wieder gutzumachen.

Donatus Kamps / 28.01.2021

“Warum die Republikaner Trump nicht zum Feind haben wollen”? Aus welchem Grund sollten die Republikaner Trump zum Feind haben wollen? Soweit ich erkennen kann, ist das Problem hier eine schwere Krise, in der die Demokratische Partei der USA steckt: sie ist unterwandert von antidemokratischen Sozialisten, die versuchen, mit allen möglichen Methoden oberhalb und unterhalb der Gürtellinie die Demokratie zu zerstören, eine sozialistische Diktatur einzurichten und die Gesellschaft vor die Zeit der Aufklärung zurückzustoßen. Und schwierige Zeiten brauchen starke Führungspersönlichkeiten. So wie Churchill einst Großbritannien durch die große Bedrohung des nationalen Sozialismus geführt hat, so bietet sich Trump nun an, die USA durch die große Bedrohung des linksgrünen Sozialismus zu führen. Churchill wurde einst durch die nationalen Sozialisten verspottet, und er hat geantwortet: “Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden an den Landungsplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen. Wir werden uns niemals ergeben.” Für Trumps Rede, mit der auf den Spott der linksgrünen Sozialisten reagieren und in die Geschichte eingehen wird, wird auch noch der Moment kommen.

Jürgen Riedl / 28.01.2021

Was ist nur aus der Süddeutschen geworden. Einst ein Hort des investigativen Journalismus. Inzwischen ist sie die Blinde unter den Gehörlosen.

Sepp Kneip / 28.01.2021

Der eigentliche Wahlgewinner Trump ist doch in einer nicht allzu schlechten Position. Er braucht doch nur auf die Fehler seines Betrüger-Rivalen zu warten. Und die wird dieser sicher zuhauf machen. Zwar werden diese von den Medien -genau so wie in Deutschland die Fehler Merkels- nicht propagiert. Dennoch scheinen mir die amerikanischen Bürger und Wähler wacher und kritischer als die deutschen. Im Übrigen, was wirft man Trump eigentlich vor? Dass er sich darüber beschwert, dass man Wahlbetrügereien nicht nachgegangen ist? Dass die Gerichte haufenweise Beweise nicht gewürdigt haben? Das ist sein verdammt gutes Recht. Die Passivität der Gerichte ist jedoch ein Skandal, genau so wie der von anderer Seite inszenierte Sturm auf das Capitol. Nicht Trump muss verdammt werden, sondern die korrupte Bande um Biden, die das Recht mit Füßen geterten und Amerika immensen Schaden zugefügt hat.

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