Die Natur kann wirklich grausam sein ! Man schaue sich Ricarda Lang und Klabauterbach an !
Das Moralisieren gehört zur Pest unserer Zeit. Bei den normalen Dummköpfen ersetzt es das Denken, bei den politisch aktiven die Wahrheit. Jeder Politiker, der von Moral spricht, lügt. Das heißt nicht, dass es Moral nicht gäbe. Nur: wer sich an ihr orientiert, spricht nicht von ihr, und wer von ihr spricht - siehe oben.
Alexander Kissler thematisiert das ebenfalls - neben vielen anderen Dümmlichkeiten der Hohlkopfgilde - in seinem Buch “Die infantile Gesellschaft” (wurde hier bei achgut mehrfach besprochen). Die herbeiphantasierte Lebensstraße könnte doch so schön gradlinig und unkompliziert verlaufen, und alles würde sich so fürchterlich promlemfrei anfühlen, wenn sie doch nur kreuzungsfrei wäre. Aber nein, ausgerechnet die verflixte Realität muß sich immer mal wieder erdreisten, die girlanden- und auch sonst noch klimbimgeschmückte Hauptstraße zu queren. Wirklich ärgerlich, das.
Die Natur bedeutet, dass wir 2 KG Bakterien und Viren mit uns herumtragen. Die Natur bedeutet Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche. Alles schlecht. Doch die Natur ist auch: Schwäne, die sich direkt neben mich setzten, manchmal wirklich 20 um mich herum (leider kann man hier keine Bilder anhängen), während ich traurig war oder auf meiner Luftmatraze schlief. Die Natur und das Leben sind ein Wunder, und genau als solches müssen wir sie betrachten, und nicht als Feind, weil wir Teil davon sind. Eine Freundin ist schwer krank und vielleicht geht sie wieder in die Natur ein, das wird sie wie ich früher oder später eh. Was wir davor daraus machen liegt in unserer Macht; ob wir einer Eintagsfliege oder einem Menschen das Leben retten, macht für mich keinen Unterschied. Ja, es ist absolut faszinierend, wie sich Raum und Zeit krümmen, wie sich Quanten verhalten, wie das Higgs-Feld Masse erzeugt. Aber beim REWE oder ALDI muss ich trotzdem am Ende des Monats noch Käsch haben, sonst gibt´s nix zu saufen… comprehendo?
Eine Erkenntnis, die nicht sonderlich neu ist, aber wert, sie sich einmal ins Gedächnis zu rufen. Schon die alten Griechen wussten, dass in der Natur keine Freiheit zu finden ist. Dort herrscht die Notwenigkeit, jeden Tag aufs Neue ums Überleben zu kämpfen. Das freie Leben in der Natur ist eine Erfindung der Romantik. Freiheit gab es nur in der Polis, als Gleicher unter Gleichen, als eine Freiheit, die von den anderen Gleichen anerkannt wurde. Wäre jetzt nur noch interessant zu fragen, ob und inweiweit wir uns heute wieder dem “Naturzustand” nähern.
Grundsätzlich ist „Natur“ die Wirkkraft mit ihren bekannten und (noch?) unbekannten Gesetzen, welche das All (und darüber hinaus?) in Bewegung hält. Bewegung heisst: Ein permanentes Entstehen und Vergehen von Lebendigem (Pflanzen, Tiere, Menschen) und nicht Lebendigem (Himmelskörper, Elemente, Steinformationen etc.). Nietzsche schrieb in „Jenseits von Gut und Böse“: „Denkt euch ein Wesen wie es die Natur ist, verschwenderisch ohne Maass, gleichgültig ohne Maass, ohne Absichten und Rücksichten, ohne Erbarmen und Gerechtigkeit, fruchtbar und öde und ungewiss zugleich, ...“ - genauso verhält sich „die Natur“. Wenn wir von „Naturzerstörung“ reden, meinen wir eigentlich die Zerstörung unseres Lebensraumes, der nur ein winzig kleiner Ausschnitt im gewaltigen Bewegungs-Werk der Natur ist. Der fundamentale Irrtum ist der Glaube vieler Grünlinge, der Mensch könne die Natur zerstören. Das ist Unsinn. Die Natur geht mit ihren Wirkkräften im Entstehen und Vergehen, im Erschaffen und Zerstören über die Absichten des Menschen hinweg. Ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch, ein Tsunami - für die Natur Phänomene unter vielen, die sich einfach ereignen. Nur der Mensch als Wahrnehmender, Erkennender und Bewertender gibt ihnen die entsprechenden Attribute „gut, böse, schädlich, nützlich usw.“ Die Natur selber ist einfach, ohne Moral, ohne Interesse. Man könnte die Geschichte des Menschen verstehen als der unablässige Versuch, dem elementaren Ausgeliefertsein der blinden Naturkräften zu widerstehen und, wenigstens auf Zeit, dem eigenen Tod zu entkommen. Denn: Auch wir sind dem ewigen „Geschaffen- und Zerstört-Werden“, dem Grundprinzip der Natur, unterworfen.
Natur & Moral sind wie Äpfel & Birnen.
Die Natur ist voll Nazi & Nietzsche! Sie sozialdarwinisiert Stark & Schwach, Gesund & Krank, Klug & Dumm, Fleißig & Faul, Schön & Hässlich, Potent & Impotent! Mutter Naturs Motto: Sozialdarwinismus statt Sozialismus! Keine Spur von Gleichheit, Gerechtigkeit, Social Justice, Umverteilung, Teilhabe, Inklusion!
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