Mit dem Thema Mensch & Natur hat sich der japanische Anime-Regisseur Hayao Miyazaki auch in seinen – hierzulande leider wenig bekannten – Manga „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ intensiv auseinandergesetzt; die sich aus der gegenwärtigen Menschheitsverbesserungsbewegeung möglicherweise noch ergebenden Versuche zur genetischen Optimierung der Naturverträglichkeit (Mensch/Mann nicht mehr „toxisch“) ist in der Story dort bereits vorbereitet für die Zeit, da die verseuchte Welt durch die Wir-haben-verstanden-Menschen wieder gereinigt worden ist und alles wieder gut werden soll. Dort leider hat die Hauptfigur Nausicaä etwas dagegen und entscheidet sich dafür, den Rettungsplan zu verwerfen und die Rest-Menschheit lieber einem ungewisssen Schicksal auszusetzen – auch eine Form von Zurück-zur Natur…
Die Quintessenz aus dem Artikel ist, dass sich Leute durchaus nach etwas wie Religion, Richtigkeit und Erfüllung sehnen und eigentlich alles richtig machen wollen. Bemerkenswert. Darin sehen sie ihre Berechtigung. Dem entgegen steht ihre kolossale Fehleinschätzung der Natur und der Naturgesetze. Funktionieren soll es dem entgegen durch Wunsch und Wille. Mit der Erfüllung wird es nichts.
Klar, wie hier schon öfters beschrieben, ist die Natur weder gut noch böse, sondern sondert aus nach angepasst oder nicht angepasst usw. Es muss nicht unbedingt der stärkere sein, der überlebt, es ist oft er schlauere. Der Mensch hat geglaubt, sich durch Technik, Medizin usw. aus diesen Zwängen befreien zu können, Aber dem ist nicht so. Modelle der Populationsdynamik gelten auch für uns. Nach einer Phase des exponentiellen Wachstums kommen wir in eine Plateauphase, wobei wir schon weit über der Grenze sind, was unser Planet an Ressourcen hergibt. Dann kommt es zu Fluktuationen und dann zu einem Zusammenbruch der Population. Den Säbelzahntiger haben wir besiegt, aber es warten ganz andere Gefahren auf uns. Corona war nur der harmlose Anfang.
Jedermann kann sich einmal Youtube-Videos anschauen, wo in der herrlichen Natur Afrikas z. B. Hyänen oder wilde Hunde ein Beutetier “hinten” aufgerissen haben und verschlingen, währen des “vorne” noch muht und vor Schmerzen brüllt… Auch solche Szenen sind nicht “böse” und auch die Tiere - Raubtiere - die solches tun, sind nicht “böse”. Sie SIND - und sie sind SICHER Teil der Natur. Und wenn ein Mensch das Pech hat zur Beute dieser Tiere zu werden, wird ihm gleiches widerfahren - und auch das wäre nicht “böse”.
Die Natur ist weder gut noch böse. Sie ist vielleicht ein unbarmherziger Richter über gut oder schlecht, oder angepasst oder nicht angepasst. Der Mensch meint, er sei durch seine Intelligenz, Wissenschaft, Technik oder medizinischen Fortschritt hier raus. Aber dem ist nicht so. Wenn man sich die Kurven der Populationsdynamik anschaut, dann folgt auf ein exponentielles Wachstum eine Abschwächung in eine Plateauphase, was ja schön wäre, wenn das ewig wäre. Aber dann kommt es zu Fluktuationen und Schwankungen und dann bricht die Population zusammen. Das Wachstum der Weltbevölkerung verlangsamt sich im Moment, was gut ist und wir scheinen jetzt in die Plateauphase einzutreten. Aber je mehr wir sind und je enger wir beisammen leben, umso mehr werden wir von Krankheitseregen überfallen. Es gibt die Lotka-Volterra Regeln über Räuber-Beute-Beziehungen. (blöde Differentialgleichungen, die man nur mit PC lösen kann). Aber die gelten auch für uns . Auch wenn wir den Säbelzahntiger ausgerottet haben, dann gibt es immer noch Räuber, die uns bedrohen, Bakterien und Viren und unsere Dummheit.
Herrlich dieser Artikel! Meine persönliche Erfahrung mit der Natur möchte ich hier hoch hinzufügen: Als Besitzer eines kleinen Reihenhauses mit Garten und zu pflegendem Gehweg stößt mir immer wieder sauer auf, daß die Natur einen unheimlichen Dreck verursacht!
Das gilt auch für Technik und für Mensch. Auch hier muss man immer abwägen, entscheiden und keineswegs vor allem und allen permanent niederknien oder umarmen, weil angeblich per se gut. Man sieht es bei der Achseleserschaft. Kaum hat ein Achse-Autor eine andere Meinung als die eigene, schon wird monatelang diese vorgehalten und nachgetragen, als ob die vielen Achse-Autoren (und Gastautoren) ein ideologisch, genehmes Weltbild haben müssen.
Gelassene Natur von Marie Luise Kaschnitz (1900 bis 1974) Was kümmert dich, Natur,/ des Menschen Los?/ Du hegst und achtest nur/ die Frucht im Schoß. Nicht störet deine Ruh/ der Lärm der Schlacht;/ Nicht weinst und wachest du/ mit dem, der wacht. Dein Ohr vernimmt es kaum/ das bittre Weh. /Es blüht dein Blütentraum/ so schön wie je. Manch armer Leib verwest/ lebendig tot,/ indessen du begehst/ das Abendrot. Dir kann es gleichviel sein,/ wer wen erschlug;/ Wir gehen in dich ein, /das ist genug.
Die meisten von uns täten nicht lange leben “in der Natur”. Schon gar nicht allein. Deshalb rotten sie sich zusammen - das nennt man “Bündelung” oder auch Faschismus. So ist Faschismus in der Natur des Menschen, ohne hätte ihn die Evolution nicht durchgehen lassen. Er ist recht erfolgreich, der Mensch in seinem Wahn, zugleich der schrecklichste der Schrecken. Ein echtes Dilemma. Beim Blöken der Lämma.
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