WDR: Die Angst vorm Untergang

Der Ärger ist noch nicht recht verraucht, da droht dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland neues Ungemach. Nach der Aufregung um das „Framing Manual“, mit dem die ARD-Mitarbeiter in der Kunst der Agitation und Propaganda fortgebildet werden, und den Dauervorwürfen einer einseitigen, tendenziösen Berichterstattung hatte kurz nach Weihnachten gerade erst ein Schmählied Millionen von Zuschauern und Zuhörern auf die Palme gebracht, in dem die ältere Generation vom Kinderchor des WDR verunglimpft worden war. Immer noch kommt es wegen des „Umweltsau“-Skandals zu wütenden Protesten empörter Beitragszahler vor der Kölner WDR-Zentrale. Linke und linksextreme Gruppen nutzen dies, um ihren angeblichen „Kampf gegen Rechts“ auf die Straße zu tragen.

Nun soll der sogenannte Rundfunkbeitrag ansteigen – und die Sender haben Panik, dass ihr als Perpetuum Mobile ausgestaltetes Finanzierungsmodell irgendwann kippen könnte. Mit dessen Hilfe streichen die Funktionäre millionenschwere Gehälter ein und geben geradezu aberwitzige Summen für die „Brot und Spiele“-Taktik ihres Schutzpatrons, der Berufspolitik, aus. Die anstehende Beitragserhöhung fällt in eine Zeit, in der Dänemark die Zahl seiner öffentlich-rechtlichen und inzwischen steuerfinanzierten Fernsehsender halbiert hat und Großbritannien über die Abschaffung der Pflicht zur Beitragszahlung nachdenkt. Zugleich befindet sich das Ansehen des Journalismus auf dem Tiefpunkt, weil immer weniger Bürger Lust darauf haben, sich von gottgesandten Volkserziehern belehren zu lassen und deren Halbwahrheiten als Nachrichten zu akzeptieren.

Beim WDR rüstet man daher auf. Seit wenigen Tagen hat dessen Intendant für die kommenden zwei Jahre den turnusmäßig wechselnden ARD-Vorsitz inne. Und so dürfte es kein Zufall sein, dass nun der ganze Umfang der Maßnahmen bekanntgeworden ist, mit dem die Krise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks kommunikativ bewältigt werden soll. Mit Blick auf den anstehenden ARD-Vorsitz hatte der Verwaltungsrat des WDR schon im Frühsommer 2019, wenige Monate nach dem Bekanntwerden des kostspieligen „Framing Manuals“, grünes Licht für das Engagement einer Kommunikationsagentur gegeben.

Noch ist nicht durchgesickert, wie viel die Beitragszahler hierfür genau zu berappen haben. Gerüchten zufolge soll es eine halbe Million Euro sein. Klar ist hingegen, dass es sich um die Agentur „Media 5“ aus München handelt. Deren Geschäftsführer ist der ehemalige Pressesprecher von RTL2. Der Schulterschluss kommt keinesfalls überraschend. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erschließt sich einerseits durch Sponsoring und Werbung immer mehr private Geldquellen, genießt andererseits aber auch den Vorteil der Zwangsfinanzierung durch die Bürger – egal, ob diese die Programme jemals einschalten oder nicht.

Wie die horrenden Pensionsansprüche bedienen?

Mehr als ein Sechstel der ARD-Nettoeinnahmen stammt schon heute aus anderen Quellen als dem Rundfunkbeitrag. Doch die immer üppiger sprudelnden Erträge reichen den Anstalten nicht, die weniger die Sorge um die Finanzierung ihres aktuellen Programmangebotes umtreibt, als vielmehr die Frage, wie sie die horrenden Pensionsansprüche ihres Apparates jemals bedienen sollen.

Im Februar dürfte es so weit sein. Dann muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Hosen runter lassen, wenn er seinen Finanzbedarf anmeldet. Einmal mehr werden sich die Senderverantwortlichen ihrer Großtaten rühmen, von Synergien und Einsparungen schwadronieren, um uns doch mit traurigen Augen mitzuteilen, dass sie noch mehr Geld benötigen. Weil all dies so vorhersehbar ist wie der Kater nach dem Saufgelage, hat der nunmehr als ARD-Vorsitzender amtierende WDR-Intendant gleich noch einen weiteren Kommunikationsexperten an Bord geholt.

Der langjährige Kommunikationschef des Pay-TV-Senders Sky soll Tom Buhrow davor bewahren, nach dem „Umweltsau“-Desaster in weitere Fettnäpfchen zu treten. Und auch er wird sich kaum aus Nächstenliebe und Langeweile als Berater verdingen. Es ist ein inzwischen gängiges Modell der Bundesregierung, Millionen für externe Berater auszugeben, die nicht nur die eigene Inkompetenz kaschieren sollen, sondern auch die offenkundige Schieflage eines aus dem Ruder gelaufenen Systems.

Dass der eng mit der Politik verwobene und inzwischen zum Sprachrohr der Regierenden verkommene öffentlich-rechtliche Rundfunk nunmehr denselben Weg beschreitet, ist da nur folgerichtig. Ein großes Dilemma werden aber auch die vielen Beratermillionen nicht lösen können: Die als Klimakämpfer heroisierte „Generation Schneeflocke“ hat wenig Interesse am herkömmlichen Fernsehen, und an drögen ARD- und ZDF-Formaten schon gar nicht. Sie wird sich irgendwann weigern, dafür zu zahlen. Die Sender werden es zu spüren bekommen, dass ihre treuen Unterstützer, die gescholtenen Alten, bis dahin ausgestorben sein werden.

 

Dieser Beitrag erschien heute auch auf Ramin Peymanis "Liberale Warte"

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Leserpost

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Sabine Lotus / 06.01.2020

Ohhhh, Herr Unger! Besthatespeech? Meine Rubrik. Reservier’n Sie mir a Plätzle? Name: Neues vom Prolltroll.

Thomas Brox / 06.01.2020

Die zwangsfinanzierten Staatssender sind eine besonders bösartige Metastase des weit verzweigten und inhärent ineffizienten Staatssektors. Wie kann man nur so naiv sein und glauben, dass die Staatssender unabhängig wären. Sie sind Teil des Apparats. Noch so viele bürokratische Paragraphen können doch nicht verhindern, dass in einer staatlich garantierten Organisation, die von der Ausbeutung Dritter lebt, Selbstbereicherung, Klüngelwirtschaft, Nepotismus, Ineffizienz, Propaganda, etc. ungehindert wuchern. Der Fehler liegt bereits in schieren Existenz dieses staatlichen Zwangssystems. Leider werden in Deutschland solche Organisationen durch eine Mauer von Zensur-Paragraphen geschützt. Eigentlich wären hier noch ganz andere Worte angebracht.

Dirk Jungnickel / 06.01.2020

Da mein PC streikt nur einen Hinweis als Gast auf einem fremden PC . Dieses schwachsinnige Oma Lied ist nichts gegen das Video des NDR   >F*** die Cops >. Hier meine Beschwerde beim NDR Rundfunkrat     An NDR - Rundfunkrat     Betr.: Beschwerde wegen Video ( F*** die Cops)  auf FUNK- Online - Medienangebot     Dieses meiner Meinung nach faschistoide Machwerk ist insofern besonders infam, weil es als Chorkreation         solide und aufwendig ( ! )  daher kommt und sich der üble Text hinter einer - völlig unpassenden - klassisch               anmutenden Melodie versteckt. Die dafür mißbrauchten Chorknaben - und -mädchen geben die Hetze gegen Polizisten   betont neutral und emotionslos von sich. Mit Parodie oder Satire hat das nichts, aber auch gar, nichts zu tun.   Hiermit fordere ich den Rundfunkrat auf, die Initiatoren des NDR zur Verantwortung zu ziehen und deren                 umgehende Ablösung zu veranlassen. Sollte diese nicht bis zum 5. Januar 2020 erfolgen, werde ich                     Strafanzeige wegen Volksverhetzung § 130 StGB bei der Oberstaatsanwaltschaft Hamburg, (Dr. Ralf Peter Anders),    erstatten.   Mit freundlichen Grüßen   Dirk Jungnickel, Regisseur, Berlin  

Werner Geiselhart / 06.01.2020

Die Webseite der Kommunikationsexperten von Media5 ähnelt eher einer Baustelle als der eines Kommunikationsunternehmens. Beim Klick auf “Referenzen” erscheinen nur SQL-Server-Fehlermeldungen. Na gut, für die halbe Million können die sich ja einen gescheiten Webdesigner leisten, wird schon.

Thomas Weidner / 06.01.2020

Mein Vorschlag: Ein rückwirkende Kürzung der Pensionszusagen für die ÖRRler. Genau so, wie es für gesetzlich Rentenversicherte schon Normalzustand geworden ist. Was für gesetzlich Rentenversicherte zumutbar ist - sollte auch für die Luxus-Pensionäre des ÖRR zumutbar sein.

Ulrich Gartner / 06.01.2020

Wer die ÖR-Schranzen triezen möchte: rundfunk-frei.de und hallo-meinung.de/gebuehrenaktion.

Steffen Rascher / 06.01.2020

Mimimii! Man hört es bis hierher winseln. Mimimii! Die Alten mag man nicht, die Jungen bekommt man nicht und die Finanzen ähneln einem Schneeballsystem. Derweil kommt man mit dem Bearbeiten von Beschwerden nicht mehr nach aber kann sich den Rauswurf eines Kabarettisten leisten. Ein Quotenbringer noch dazu. VEB ARD Kombinat ohne Messe der Meister von morgen. Mimimii – schon wieder!

Alexander Schilling / 06.01.2020

Dass die häufig beobachtete ‘Gleichschaltung’ der gesamten MSM auf Basis von “understatement” funktionieren soll, ist unwahrscheinlich; das liefe dem dt. Bedürfnis nach Direktiven zuwider. Whistleblower? Offenbar Fehlanzeige.—Wer vom ÖRR—angeblich aus Kostengründen—ein Prekariat von Kindersoldaten und (befristet) längerdienenden Milchbärten (“Freie” Mitarbeiter) vepflichtet, kann beinahe sicher sein, über ein zugleich rücksichtsloses, rückgratsloses und von jetzt auf gleich austauschbares (und deshalb dennoch ängstliches) Heer von Kanonenfutter zu gebieten; die Schlange akademischer Proletarier, Absolventen der neuen Studiengänge post-PISA, die auf ‘eine Chance’ warten, reicht bis zum Horizont: “ich war jung und brauchte das Geld”.—Die Blase ÖRR wird, wie Ramin Peymani zurecht festgestellt hat, aus biologischen Gründen platzen, das kann kein noch so großer Trash-Faktor (Unterbieten der Privaten, wenn es um die Qualität eigener Produktionen geht), oder gar eine Beraterfirma aufhalten. Wenn erst ein bestimmter Verdummungsgrad unterboten ist, wird es—trotz “Publikum ohne Qualität”—den “Qualitätsmedien ohne Qualität” so gehen, wie der SPD ohne “sozial”, der CDU ohne “christlich” (jeweils bei merkwürdigem “demokratisch”) und den Kirchen ohne—Gott.

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