Interview / 25.09.2019 / 12:00 / Foto: Achgut.com / 24 / Seite ausdrucken

Steckt der Antisemitismus in der christlichen DNA?

Der Judaist und Talmudgelehrte Hyam Maccoby (1924–2004) wirkte zu Lebzeiten als Bibliothekar am Leo Baeck College in London sowie als Professor für Judaistik an der Universität Leeds. Seine Forschung befasste sich vor allem mit Formen des alten und neuen Antisemitismus. Dieser im englischen Sprachraum bekannte Gelehrte ist in Deutschland nahezu unbekannt. Peter Gorenflos hat im Hentrich & Hentrich – Verlag Hyam Maccobys Ein Pariavolk. Zur Anthropologie des Antisemitismus erstmals auf Deutsch heruasgegeben. Dieser Band bildet den Auftakt einer Trilogie, deren weitere zwei Teile 2020 erscheinen werden.

Peter Gorenflos spricht im Interview über Maccobys hellsichtige Analyse des christlichen Antisemitismus und beantwortet die Fragen, warum Judenfeindlichkeit größtenteils eine christliche und muslimische Spezialität ist und worin sich der Pariastatus der Juden von dem der Unberührbaren des indischen Kastensystems unterscheidet. Das Gespräch führte Ulrike Stockmann.

Ulrike Stockmann: Herr Gorenflos, Sie haben Hyam Maccobys „Ein Pariavolk. Zur Anthropologie des Antisemitismus“ kürzlich erstmals auf Deutsch herausgebracht. Das englische Original erschien bereits 1996. Wie kamen Sie darauf, dieses Buch neu zu veröffentlichen und warum ausgerechnet jetzt?

Peter Gorenflos: Ende der 1990er Jahre hatte ich von Maccoby „Jesus und der Jüdische Freiheitskampf“ und „Der Heilige Henker“ gelesen. Diese Bücher waren echte „Augenöffner“, man versteht plötzlich, wie das Christentum entstanden ist, wie es sich entwickelt hat, aber auch, dass Jesus gar nicht der Gründer dieser Religion ist, sondern Paulus. Maccoby ist ja im angelsächsischen Raum vor allem durch sein Theaterstück „The Disputation“ bekannt geworden, aber im überwiegend katholischen Kontinental-Europa ist er tabu.

Auch die drei anderen Werke sind erst mit erheblicher Verzögerung in der Bundesrepublik erschienen und nur bei kleinen Verlagen. Maccoby entmythologisiert das Christentum und stellt es auf seine historischen Beine. Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bei Nora Pester bedanken, in deren Verlag (Hentrich & Hentrich) „Ein Pariavolk“ veröffentlicht wurde und bei Wolfdietrich Müller für die ausgezeichnete Übersetzung dieses sicher nicht einfachen Textes. Geplant ist übrigens eine Antisemitismus-Trilogie mit Band 2 im Januar 2020 und Band 3 für Herbst 2020.

In Ihrem Vorwort und auch im Text von Maccoby fungiert Paulus als Dreh- und Angelpunkt des christlichen Antisemitismus. Woraus speist sich diese Betrachtung?

Maccoby macht durch seine kritische Analyse der Evangelien klar, dass Jesus ein jüdischer Widerstandskämpfer mit messianischem Anspruch war, Anhänger der Pharisäer-Bewegung (politisch-religiöse Strömung des antiken Judentums, Anm. d. Red.), der bei seinem Kampf gegen die römische Besatzung verhaftet und gekreuzigt wurde, wie das bei den Römern üblich war, wenn jemand deren Machtanspruch in Frage stellte. Maccoby zeigt, dass Paulus, der eigentliche „Erfinder“ des Christentums, mit dem Judentum nur oberflächlich vertraut war, dass er keineswegs ein „Pharisäer der Pharisäer“ war, wie er selbst von sich behauptete. Er kam aus Tarsus in Kleinasien, das keine Hochburg des Pharisäertums war. Dort standen die Mysterienkulte im religiösen Mittelpunkt und genau in diesem Sinne deutet Paulus das Leben und Sterben von Jesus um. Bei ihm wird Jesus zu einem geopferten Gott wie Attis, Adonis, Osiris und viele andere, der für die Gläubigen einen stellvertretenden Sühnetod stirbt und ihre Unsterblichkeit bewirkt.

Blick über den „monotheistischen Tellerrand“ hinaus

Er wird entpolitisiert, hellenisiert, wenn man so mag. Maccoby macht auch auf die zahlreichen Widersprüche im Neuen Testament aufmerksam. Weshalb lehrt und predigt Jesus überhaupt, wenn der Sinn seines Lebens der Sühnetod am Kreuz ist? Weshalb brüstet sich Paulus damit, ein Pharisäer zu sein, womit er sich ja Autorität und Ansehen verleihen will, wenn er deren Bewegung gleichzeitig als legalistisch und heuchlerisch verleumdet? Diese und viele andere Widersprüche sind der Schlüssel zum Verständnis des Neuen Testamentes. Paulus macht zum ersten Mal „die Juden“ verantwortlich für den Tod Jesu, obwohl das historisch natürlich die Römer waren. Damit setzte er den Auftakt zum christlichen Antisemitismus. Aber wirklich virulent wurde der christliche Antisemitismus erst mit den Evangelien, die nach der Zerstörung des Tempels entstanden (70 n. Chr., Anm. d. Red.), während die Paulusbriefe vor diesem einschneidenden Ereignis geschrieben wurden. Das paulinische Christentum hat dieses Ereignis als Bestrafung der Juden interpretiert, die Jesus nicht als Messias anerkennen wollten.

Wodurch zeichnet sich der christliche Antisemitismus aus?

Der Antisemitismus steckt im Grunde in der christlichen – und etwas weniger zentral in der muslimischen – DNA. Christentum und Islam leiten sich vom Judentum ab und wollen es ersetzen, sind laut Maccoby Usurpationsmythen, die auf Grund ihrer Genese dem Judentum verächtlich bis hasserfüllt gegenüberstehen. Ein Usurpationsmythos ist die Inanspruchnahme der Erzählung einer anderen religiösen Gruppe für eigene Zwecke, bei welcher die Anhänger der usurpierenden Religion die Stellung der usurpierten Religion übernehmen und deren Mitglieder auf einen niederen Status herabstufen. Der christliche Usurpationsmythos ist deswegen so tiefgreifend, weil dessen Gründer Paulus, im Gegensatz zu Mohammed, die gesamte Hebräische Bibel für seinen neuen Bund mit Gott in Anspruch nahm, zur Propädeutik (Vorbildung, Anm. d. Red.) seiner neuen Religion herabstufte und die Juden – als kollektive Prügelknaben – auf das Prokrustes-Bett von Gottesmördern zwang, die das entsetzliche, aber für die Erlösung der Christen notwendige Opfer vollbrachten.

Im christlichen Mittelalter wurde der Mythos vom jüdischen Übel für die jüdische Bevölkerung zur prekären sozialen Realität. Aber auch nach der Französischen Revolution verblieb das Stigma wie ein Instinkt, ein Reflex in den Köpfen und bekam mit der Rassenlehre einen pseudowissenschaftlichen Anstrich. Der von den Kirchen konstruierte Grabenbruch zwischen mittelalterlichem und modernem Antisemitismus ist nur eine Apologie. Will man Judenhass dauerhaft überwinden, dann muss man sich der historischen Rolle des Christentums stellen. Maccoby verweist darauf, dass das Christentum glücklicherweise kein Naturphänomen ist, wie ein Gewitter, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt. In „Antisemitism and Modernity“ empfiehlt er eine Art von Psychoanalyse, bei welcher die unbewussten Wurzeln in Mythos, Folklore und Kunst offengelegt werden und dadurch ein rationales Verständnis der langen Geschichte des Judenhasses möglich gemacht wird. Das gilt zumindest für die westliche und muslimische Welt, denn in Hindu-Indien, China oder Japan hat sich aus genannten Gründen Antisemitismus nie entwickelt oder – wenn importiert – nie gehalten. Maccobys Blick über den „monotheistischen Tellerrand“ hinaus, ist sehr aufschlussreich für das Verständnis des Antisemitismus.

Die dämonischen Züge fehlen

In der heutigen Zeit werden vor allem von öffentlicher Seite die Juden gern in Verbindung mit anderen Minderheiten gebracht, die angeblich einer ähnlichen Verfolgung ausgesetzt seien. Hyam Maccoby erklärt jedoch, dass nicht einmal die Unberührbaren im indischen Kasten-System einen ähnlichen Pariastatus wie die Juden innehätten. Woran macht er das fest?

Der entscheidende Unterschied beim Vergleich der jüdischen Bevölkerung im Christentum mit den Unberührbaren Indiens ist deren Selbstverständnis. Die Unberührbaren waren fester Teil des Kastensystems und hatten sich in der Regel mit dem niederen Status abgefunden. Sie wurden in Ruhe gelassen, wenn sie sich an die religiösen Spielregeln hielten. Man träumte vom individuellen Aufstieg im Kastensystem durch Reinkarnation. Die Juden sind von ihrem religiösen Selbstverständnis her das Gegenteil, ein Priestervolk, das die anderen Nationen durch ihr Vorbild aus deren Knechtschaft herausführt. Die Charta des Judentums, wie Malinowski das nannte, ist die eines erfolgreichen Sklavenaufstandes, der Auszug aus Ägypten. Das Elend der Juden im Mittelalter war von außen aufoktroyiert, sie waren subjektiv eher Brahmanen – um bei dem Vergleich zu bleiben – die durch miserable Umstände, mit Gewalt und zeitlich beschränkt zu Parias degradiert wurden.

Wann immer sie die Gelegenheit zum Aufstieg hatten, haben sie diese auch genutzt. Ihr Traum war eher von kollektiver Natur, denn die Tora ist ja auch eine Art früher Gesellschaftsvertrag, was der Aufklärer Rousseau, der ihnen mit Hochachtung begegnete, sofort begriff. Der Unterschied zu anderen Pariagruppen besteht vor allem darin, dass die dämonischen Züge fehlen, welche Christen in geradezu paranoider Weise den Juden unterstellten. Für Paulus, vor allem für die Evangelisten, später für die Kirchenväter, waren Juden die Mörder Christi, Opfervollbringer im Sinne der Mysterienreligionen, den eigentlichen religiösen Wurzeln des Christentums. Diese Opferung, war (und ist!) für die subjektive Erlösung der Christen zwingend erforderlich. Die damit verbundenen Schuldgefühle – man will den Tod des göttlichen Meisters selbst – werden auf „die Juden“ abgeladen. Sie werden zu den kollektiven Prügelknaben. Der christliche Usurpationsmythos ist, anders als der gnostische oder muslimische, vom Typ „Heiliger Henker“, eine fatale, hochexplosive Mischung, die am Anfang einer Entwicklung steht, die im Holocaust kulminierte.

Maccoby bezieht sich in seinen Analysen auch auf die Theorien des bekannten Soziologen Max Weber (1864-1920). Dieser empfindet die Juden als eine Pariakaste, die ihren marginalisierten Status durch ihre separatistische Religion pflegen würde. Maccoby lehnt diesen Standpunkt entschieden ab und hält dagegen, dass die Juden sich niemals freiwillig der Ausgrenzung ausgesetzt hätten. Wie kommt es zu derart entgegengesetzten Standpunkten unter Gelehrten, selbst wenn man berücksichtigt, dass Weber und Maccoby einen Altersunterschied von rund 60 Jahren aufweisen?

Im „Pariavolk“ widmet Hyam Maccoby Max Weber ein ganzes Kapitel und widerlegt ihn eigentlich in jeder Hinsicht. Er zeigt, wie universalistisch das Judentum in Wirklichkeit ist, dass der Vorwurf des Separatismus eher auf das Christentum zutrifft. Auch die Idee vom „Ressentiment“ der Juden durch deren historische Niederlagen wird detailliert widerlegt, denn wann immer der äußere Druck nachließ, nahmen sie begeistert am gesellschaftlichen Leben teil. Gerade dann, wenn sie Webers Idee vom Separatismus und der Rachsucht widerlegen, nach der Französischen Revolution, kippt die gesellschaftliche Stimmung in eine ganz andere Richtung. Jetzt gewinnt der Neid der christlichen Mehrheitsgesellschaft die Oberhand, die Angst vor einer feindlichen Übernahme und der mittelalterliche Antisemitismus bekommt sein „modernes“, rassentheoretisches Gewand. Nach Maccoby gibt Webers Porträt der Juden nur die jahrhundertealte christliche antijüdische Polemik wieder, maskiert in Soziologie. Weber hält auch an der Theorie fest, dass Juden mit zweierlei Maß messen, was – jedenfalls in dieser Form – völlig unhaltbar ist.

Eine Leerformel ohne Wurzeln

Wie betrachtet Maccoby eigentlich den muslimischen Antisemitismus?

In Band 2 der Trilogie, „Der Antisemitismus und die Moderne“, widmet Maccoby diesem Thema ein ganzes Kapitel. Zunächst einmal muss man festhalten, dass der muslimische Antisemitismus bis zur Gründung des Staates Israel weit weniger bösartig war als der christliche. Deshalb haben auch viele Juden aus dem mittelalterlichen Europa Zuflucht in muslimischen Ländern gesucht, sind zum Beispiel nach 1492 aus Spanien ins Osmanische Reich geflohen. Das hängt mit dem speziellen muslimischen Usurpationsmythos zusammen. Man deutet die Akedah (Opferung Isaaks, Anm. d. Red.) um und betrachtet Ismaël statt Isaak als das Opfer, das der Gott zunächst gefordert und dann verhindert hat. Ismaël wurde so nach muslimischer Lesart zum Stammvater der Araber. Mohammed ist kein göttlicher Gründer des Islam und sein Tod wurde nie jüdischen Machenschaften zugeschrieben. Im Islam waren die Juden eine erfolglose, besiegte religiöse Gruppierung, die man eher verachtete, als hasste.

Und wie lautet Maccobys Urteil in Bezug auf asiatische Länder, in denen der Islam und das Christentum nicht tonangebend sind?

Maccoby zeigt uns, wie die Juden im südindischen Kochi jahrhundertelang in wirklicher Freundschaft mit ihren Hindu-Nachbarn lebten und sich der Gunst der Rajas erfreuten. Sie dienten auch im Militär, wo sie am Sabbat von Kampfeinsätzen ausgenommen wurden. Bei allen wichtigen Anlässen wurden jüdische Vertreter zur Teilnahme eingeladen. Ihre Speisevorschriften wurden respektiert. Erst als 1502 die katholischen Portugiesen kamen, begann das Desaster, Synagogen und heilige Bücher wurden verbrannt und es war nur dem Eingreifen und dem Schutz der Rajas zu verdanken, dass sie vor der totalen Katastrophe bewahrt wurden. Das endete erst mit der Ankunft der Holländer 1663, die zwar auch christlich-protestantisch waren, aber zu diesem Zeitpunkt vor allem Repräsentanten der weltlichen Bewegung der Tolerierung waren, die auf die Emanzipation der Juden in Europa hinarbeitete.

In Japan wurde Antisemitismus aus Deutschland importiert durch das Bündnis mit Hitler und Mussolini. So richtig Fuß gefasst hat er dort aber nicht. Es war im Grunde das Konstrukt einer angeblich angestrebten jüdischen Weltherrschaft, das Eindruck in der Bevölkerung machte, weil man in Wahrheit selbst imperialistische Absichten hatte und Südost-Asien unter seine Kontrolle bringen wollte. Antisemitismus bestand dort, sehr moderat, in Form erfolgreicher Unterhaltungsliteratur fort, welche die Machenschaften einer weltweiten jüdischen Verschwörung verbreitete. Und in China gab es durch die Kooperation mit der Sowjetunion einen Antisemitismus, der sich als „zionistischer Imperialismus“ maskierte. Da er dort aber keine wirklichen Wurzeln hat, wurde er eine Leerformel, wie Maccoby erkennt, und wird die weitere politische Entwicklung wahrscheinlich nicht überleben.

Was erhoffen Sie sich als Herausgeber und Maccoby-Experte von der Veröffentlichung?

Das Buch ist ja erst seit Mai auf dem Markt und ich bin selbst gespannt auf die Resonanz. Von den anderen bisher erschienen Maccoby-Büchern ist mir bekannt, dass sie nie die öffentliche Aufmerksamkeit bekamen, die sie eigentlich verdienen. Eine Aufführung seines Stückes „Die Disputation“ in der Bundesrepublik wäre übrigens ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, ein Kontrapunkt zu den Oberammergauer Passionsspielen, die nächstes Jahr wieder stattfinden. Welche Rolle Passionsspiele in der historischen Entwicklung des Antisemitismus spielen, beleuchtet Maccoby im für 2020 geplanten Band 3 der Trilogie, „Judas Ischariot und der Mythos vom Jüdischen Übel“.

„Ein Pariavolk. Zur Anthropologie des Antisemitismus“ von Hyam Maccoby, herausgegeben von Peter Gorenflos, 2019, Hentrich & Hentrich: Berlin, Leipzig, hier bestellbar.

Der Beitrag erschien zuerst in der Jüdischen Rundschau.

Foto: Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Martin Müller / 25.09.2019

Das Christentum hat seiner Judenhass überwunden, wenn man von wenigen Bekloppten absieht. Der Islam steckt noch voll mitten drin, auch im Christenhass. Das ist der Unterschied - DNA hin oder her.

S. Marek / 25.09.2019

@ Christoph Friedrich, sie haben es in der DNA, dafür sorgten bereits Ihre Eltern.

alma Ruth / 25.09.2019

Ich habe das Buch gelesen. Hoch interessant. Einleuchtend. Und nicht vorwerfend. Der Autor beschreibt die Lage in verschiedenen Epochen, verschiedenen Erdteilen. Vergleicht die diversen Pariavölker in den unterschiedlichsten Gesellschaften. Schon aus diesem Grund lohnt es sich das Buch zu lesen.  Und bewertet sie aufgrund nachvollziehbarer Kriterien.— Aufgrund eines Interviews sollte man, m.A. nach keine (endgültige) Meinung bilden.  Hat man das Buch gelesen, mögen auch hie und da einzelne Momente nicht stimmen, man versteht die westliche Kultur wesentlich besser. Bin froh, es gelesen zu haben und werde mir auch andere Bücher des Autors besorgen. lg alma Ruth

W. Scholz / 25.09.2019

@Christoph Friedrich ... Solchen Unfug liest man selten! >>Daß Christus, nicht Paulus, der Gründer des Christentums ist, sollte doch jedem klardenkenden Menschen klar sein - denn Paulus bezog seine Lehre ja aus den Lehren Christi.<< Jedem denkenden Menschen sollte das Gegenteil klar sein: Saulus-Paulus kannte Jesus gar nicht. Die beiden sind sich nie begegnet. Wenn schon, dann kannten die Jünger die Jesus-Reden, aber sicher nicht der selbsternannte “Heiden-Apostel”, der zuvor durch seinen Fanatismus glänzte und irgendwann einen Koller bekommen hat. >>Zur Judenfeindschaft: Es waren Juden, die Christi Kreuzigung erpreßten<< Nein, es war der GOTT, der für die Kreuzigung verantwortlich war - oder ist der Erlösungstod für Sie reiner Quatsch? Redete nicht Saulus-Paulus vom “Opferlamm Gottes”? >>...und es waren wiederum Juden, die mit dem heiligen Stephanus den ersten Martyrer des Christentums ermordeten, und der heilige Stephanus war keineswegs das einzige Opfer jüdischer Christenverfolgung.<< Der Mann war Jude und kein Christ. Und nun bedenke man mal, was sich tatsächliche Christen gegenüber anderen erlaubt haben. >>Die Feindschaft zwischen Christen und Juden ging eindeutig von Juden aus.<< Nicht wirklich. >>Auch die jüdische Unsitte des Beschneidens ...<< ...ist den klimatischen Verhältnissen des vordern Orients geschuldet. Übrigens schreien Säuglinge nun mal. >>Das jüdische Schächten dürfte viele Christen ebenfalls anwidern.<< Deren Art und Weise mit Schweinen umzugehen plus Vivisektion aber ok sind? >>Zur mohammedanischen Judenfeindschaft trug die Staatsgründung Israels wesentlich bei<< Nein. Die Feindschaft gab es schon bei Mohammed - den die Juden seiner Zeit nicht ernst nahmen, was seinen Hass hervorrief. >>Jüdische Hetze gegen Christen und Verdrehungen wie die vom heiligen Paulus als Begründer des Christentums ...<< Saulus-Paulus IST nun mal der Begründer des Christentums. Jesus war Jude und nicht Christ.

R. Gremli / 25.09.2019

Sicher hat Maccoby gewisse Verdienste. Es ist aber auch gut verständlich, dass seine Bedeutung nicht wit über sein Umfeld hinausreicht. Seine “Entstehung des Christentums” baut ausnahmslos auf Annahmen auf (die Historiker der christlichen Geschichte aber auch!) und wo es nicht ganz passt, wird es passend gemacht. Da müsste Maccoby selber noch einmal intensiv über die Bücher. Gleiches gilt für den Islam, wie schon einige hier richtig stellten. Richtig ist, dass der Antisemitismus nicht alleine da steht wie im Christentum, sondern die Christen auch verfolgt werden. Sicher gab es Zeiten und Orte im islamischen Breich, wo es Juden etwas besser hatten, als im christlichen Europa - aber genauso gab es Orte wo es einiges schlimmer war. Am Besten veranschaulicht das die Reisen und Fluchten des Maimonides, der erst ins christliche Spanien, ev. sogar Frankreich flüchtete. Von da nach Nordafrika, wo er wieder flüchten musste nach Palästina um erst in Ägypten zur Ruhe - und Ansehen -  zu kommen. Maccoby legt aber ganz sicher den Finger auf die Wunde, wenn er von der Usurpation des Judentums durch Christentum und Islam berichtet. Das ist ein psychologischer Umstand, der viel zu wenig beachtet wird, obwohl die Idee auch nicht ganz neu ist.

Rainer Niersberger / 25.09.2019

Ich teile Einiges, insbesondere die Bewertung des christlichen Teils, aber manches dürfte selbst in den mythologischen Bereich gehören. Dass Muslime ” milder” mit Juden umgegangen sind, duerfte ein Mythos reinsten Wassers sein. Die ersten echten Opfer des Propheten waren Juden und nicht Christen und sämtliche Aussagen und Schriften angefangen beim Propheten belegen eher einen wenn auch kleinen Unterschied zugunsten der Christen und zum Nachteil der Juden. Der Andalusienmythos hält sich ebenfalls erstaunlich hartnäckig. Weder Christen noch Juden dürften paradiesaehnliche Zustände erlebt haben, als sich der Islam breit gemacht hat, nicht zu verwechseln mit den kaum oder gar nicht islamisierten Berbern zu Beginn der Conquista. Und dass es auch einen sehr unchristlichen Antisemitismus gibt, belegen die eher antichristlichen Linken sehr deutlich. Hier spielen andere durchaus bekannte Faktoren eine Rolle, die man gerade heute sehr ernst nehmen sollte, ernster noch als den Christenfaktor. Die ideologische Ähnlichkeit zwischen Sozialisten und Muslime besonders im Verhaeltnis zum Kapitalismus duerfte heute das Problem sein, was sie Sache nicht besser macht. Wenn man den Antisemitismus zu Recht bekaempft, sollte man die aktuellen Ursachen kennen. Sonst wird das nichts.

Wilfried Cremer / 25.09.2019

Und was wäre nun zu tun? Ach ja, zuerst das Neue Testament zu lesen. Das kostet nichts, nicht einmal das Leben.

Christoph Friedrich / 25.09.2019

Daß Christus, nicht Paulus, der Gründer des Christentums ist, sollte doch jedem klardenkenden Menschen klar sein - denn Paulus bezog seine Lehre ja aus den Lehren Christi. Zur Judenfeindschaft: Es waren Juden, die Christi Kreuzigung erpreßten, und es waren wiederum Juden, die mit dem heiligen Stephanus den ersten Martyrer des Christentums ermordeten, und der heilige Stephanus war keineswegs das einzige Opfer jüdischer Christenverfolgung. Die Feindschaft zwischen Christen und Juden ging eindeutig von Juden aus. Auch die jüdische Unsitte des Beschneidens könnte das Ansehen der Juden in Europa getrübt haben, dürften Beschneidungen doch kaum lautlos geschehen sein und das Schreien des Kindes vorübergehende Christen arg befremdet haben. Das auch jüdische Schächten dürfte viele Christen ebenfalls anwidern. Zur mohammedanischen Judenfeindschaft trug die Staatsgründung Israels wesentlich bei, ging sie doch mit der Ermordung tausender und der Vertreibung hunderttausender palästinensischer Mohammedaner einher. Jüdische Hetze gegen Christen und Verdrehungen wie die vom heiligen Paulus als Begründer des Christentums sind übrigens ungeeignet, die christlich-jüdischen Beziehungen zu verbessern. Achgut hat viele gute Beiträge, wäre aber gut beraten, keinen Glaubenskrieg gegen das Christentum zu führen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Interview / 12.02.2023 / 12:27 / 16

„Wer sicher gültig wählen will, muss an die Urne.“

Marcel Luthe, ehemals Berliner Abgeordneter der FDP, war eine treibende Kraft bei der Aufklärung des Berliner Wahldesasters von 2021. Damals war er als Spitzenkandidat der Freien…/ mehr

Interview / 09.02.2023 / 12:00 / 25

„Der Mittelstand wird unter die Räder kommen“

In seinem Buch „Krise als Mittel zur Macht“ legt der Volkswirt Fritz Söllner dar, wie die Krisen der vergangenen Jahre von der Politik zur Förderung…/ mehr

Interview / 10.11.2022 / 12:00 / 58

Corona-Virus: Neue Studien stützen These vom Laborunfall

Neue Erkenntnisse stützen die These Professor Roland Wiesendangers vom Ursprung des SARS-CoV-2-Virus durch einen Laborunfall im chinesischen Wuhan. Stefan Frank sprach mit ihm über die aktuellen Veröffentlichungen…/ mehr

Interview / 01.10.2022 / 12:00 / 24

Das Berliner Wahl-Chaos vor Gericht

Marcel Luthe, ehemals Berliner Abgeordneter für die FDP, war eine treibende Kraft bei der Aufklärung des Berliner Wahldesasters, das nun vor Gericht verhandelt wird. Im…/ mehr

Interview / 25.07.2022 / 06:00 / 91

„Ich mache mir große Sorgen um Deutschland“

Der US-amerikanische Fachjournalist und Thinktanker Michael Shellenberger (*1971) präsentierte in Berlin sein soeben auf Deutsch erschienenes Buch „Apokalypse, niemals! Warum uns der Klima-Alarmismus krank macht“.…/ mehr

Interview / 02.06.2022 / 06:00 / 30

NatSchRFrackingÄndG – Bürokratenpower statt Fracking-Gas

Fracking ist seit 2017 in Deutschland weitgehend verboten und als Gesprächsthema ein heißes Eisen mit dem man sich eigentlich nur in die Nesseln setzten kann.…/ mehr

Interview / 01.06.2022 / 06:15 / 160

Als General in der AfD gegen Putins Krieg

Zahlreiche ehemalige Bundeswehr-Offiziere nehmen Stellung pro Ukraine, auch der Generalleutnant a.D. und heutige AfD-Bundestagsabgeordnete Joachim Wundrak, der damit in seiner in großen Teilen eher pro-russischen…/ mehr

Interview / 16.05.2022 / 12:00 / 50

“Wir können den Ukraine-Weizen nicht kompensieren”

Dirk Andresen betreibt zwei Bauernhöfe in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Im Interview bewertet er Cem Özdemirs Pläne zur Eindämmung von Weizenengpässen sowie das Wieselwort Nachhaltigkeit. Das Gespräch…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com