Rainer Bonhorst / 24.04.2020 / 15:00 / Foto: Tomaschoff / 34 / Seite ausdrucken

Muschuland

Wir befinden uns im Jahr fünf nach Corona. Was Greta Thunberg, die soeben in den Vorstand von Volvo berufen wurde, nicht geschafft hat, hat das Virus geschafft: Deutschlands Transformation vom umweltfeindlichen Autoland in ein umweltfreundliches Mundschutzland ist weit fortgeschritten. Für die Initialzündung des Paradigmenwechsels sorgte Bundeskanzler Markus Söder, seinerzeit noch bayerischer Ministerpräsident, als er mit einem bayerisch weißblauen Mundschutz symbolträchtig und folgenschwer vor die Presse trat.

Seither ist die Mundschutzproduktion in Deutschland raketenartig gestiegen, während sich die Produktion von Kraftfahrzeugen halbiert hat. Die Umschulung von Mechatronikern in Mundschutznäher ist weitgehend abgeschlossen. Der deutsche Qualitätsmundschutz hat – trotz internationaler Konkurrenz – die Welt erobert. Er gilt als der Porsche der Branche.

Das liegt vor allem an der hochwertigen Technik und dem perfekten Finish der deutschen Mundschutze. Wer Wert auf einen Mundschutz der Spitzenqualität legt, trägt einen in Deutschland gefertigten, auch wenn er teurer ist als die chinesische und japanische Konkurrenz.

Allerdings trägt auch das coole Design der deutschen Mundschutzpalette zu ihrem weltweiten Erfolg bei. Ob Boss, Adidas oder Bertelsmann: Die großen Hersteller haben sich die besten Designer gesichert, viele von ihnen hatten bereits einen Namen als Auto-Designer, ehe sie in die zukunftsträchtigere Mundschutz-Branche wechselten. Französische und italienische Mundschutze sind stilistisch zwar auch ansprechend, aber weniger zuverlässig.

Mundschutz-Schuluniform

Eine interessante Entwicklung auf dem Weltmarkt ist die, dass der deutsche Mundschutz in der islamischen Welt inzwischen als nikab-ebenbürtig anerkannt ist und dank seiner Qualität und seines schicken Designs die traditionelle Ware verdrängt. Eine islamistische Kampfansage an den westlichen Gesichtsverhüllungs-Eindringling hat bisher nur ein geringes Echo. Derweil haben die deutschen Hersteller angekündigt, mit einer Kopftuch-Produktion, die auf ihre Mundschutze technisch und stilistisch abgestimmt ist, ihre Position im Nahen Osten abzusichern.

Ganz ohne Probleme ist die Transformation Deutschlands in ein Mundschutz-Weltzentrum allerdings nicht gelungen. In den Schulen hat sich in diesem Zusammenhang ein bedenklicher Klassenkampf entwickelt. Kinder, deren Eltern sich nur No-Name-Mundschutze leisten können, werden von den jugendlichen Trägern und Trägerinnen cooler Marken-Mundschutze gnadenlos gemobbt. Der Lehrkörper erscheint angesichts dieser Entwicklung völlig überfordert.

Darum hat Bundeskanzler Söder mit seiner schwarzroten Mehrheit und mit Unterstützung von Immer-noch-Vizekanzler Olaf Scholz ein Gesetz verabschiedet, das an den Schulen schrittweise eine Mundschutz-Uniform einführt. Da die Bildungspolitik Ländersache ist, soll es den Ländern überlassen bleiben, Material und Design der Mundschutz-Schuluniform zu bestimmen.

Widerspruch gibt es allerdings vom grünen Europa-Abgeordneten Robert Habeck, der eine europaweite Regelung fordert. Bundeskanzler Söder hält dagegen: Die Mundschutzpolitik müsse als systemrelevanter deutscher Wirtschaftszweig national abgesichert werden. Aus diesem Grund werde er auch ein Mundschutz-Sicherungsgesetz veranlassen, das garantiert, dass keine chinesischen Investoren Zugang zur deutschen Mundschutz-Technologie haben. In der Mundschutz-Politik müsse „Germany first“ gelten.

Um den Paradigmen-Wechsel Deutschlands vom Auto- zum Muschu-Land auch symbolisch deutlich zu machen, hat Söder mit Greta Thunberg den Ankauf einer umfangreichen Volvo-Flotte für die Bundesregierung vereinbart. In München muss der ehemalige Ministerpräsident keine Proteste befürchten. Die einstigen Autobauer von BMW haben sich inzwischen als Bayrische Mundschutz-Werke mit dem Slogan „Freude am Atmen“ auf dem Weltmarkt einen Namen gemacht. 

Foto: Tomaschoff

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Leserpost

netiquette:

Claudius Pappe / 24.04.2020

Mundschutz mit Maulkorb ….Marke Merkel….bietet der Mundschutz auch Schutz vor Merkel ? Merkelschutzpflicht….Mschutz

Peter Uberig / 24.04.2020

Claudius Pappe:  “Muschuland…...........ersetze das zweite u durch ein i…………….” ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ You made my day! Vermutlich ist das das Hauptproblem in “diesem, unserem Lande”! Gruß P.U.  

Dr. Freund / 24.04.2020

Grandios! Vor allem die die letzten Sätze,BMW wieder ganz vorn,sportliches Atmen statt Abgasen. Nur eines wundert mich, die SPD ist doch längst in der SED aufgegangen. Vizekanzlerin Kerosina Schulze grinst angeblich immer noch permanent grenzdebil, aber der Muschu tut hier gute Dienste. Bundespräsidentin Claudia R. trägt einen Muschu in XXXL-Mondgesichtsgrösse mit der Aufschrift : Muschu macht schön,mich ganz sicher.

D. Schmidt / 24.04.2020

Mit dem Mundschutz wird es dann wieder so laufen wie mit dem Transrapid oder den Solarzellen. Chinesen kommen, machen viele Fotos und dann fröhliches Copy&Paste; zu weniger als dem halben Preis bei dann gleicher Qualität wie in Deutschland. ...und wieder ging dann eine Deutsche Industrie unter. Die wenigen Reichen die dann noch in Deutschland nicht enteignet wurden machen den Kohl dann auch nicht fett. Bei Designer-Mundschutz auf Boss-Niveau. Da bleibt dem Harzer und dem verbliebenen Mittelständler der Staubfilter im Nasenloch hängen und das Monatsgehalt wird nach CO2- und Corona-Steuern gerade noch für Omas selbstgestrickten Mundschutz ausreichen. Ob da dann trotz der großen Maschen jemand noch kräftig durchatmen kann? Wir können es in 5 Jahren bestimmt immer noch nicht. Wetten!?

Ilona Grimm / 24.04.2020

Seien Sie herzlich gegrüßt und virtuell umarmt, verehrter Herr Bonhorst: Obwohl es wieder ein Corona-Thema ist, habe ich seit Tagen erstmals wieder hellauf lachen können. Ich beginne langsam, mich tragetechnisch in Muschu einzuarbeiten. Bisher kann ich das edel designte Teil (Bogner) höchstens 10 Minuten im Gesicht ertragen. Unterwegs sehe ich lauter Leute, die – wie ich auch – statt Muschu einen Kischu (Kinnschutz) tragen. Das ist praktisch und sieht stylish aus. -//- Warum dürfen im Jahr fünf nach Corona in Schweden noch Volvos gefertigt werden und hierzulande fahren? Sind das Kobold-Autos oder werden sie von umweltfreundlichen Elchfürzen angetrieben?

Klaus-Dieter Zeidler / 24.04.2020

Söder als Kanzler könnte klappen und wäre nicht die schlechteste Lösung. Greta wird wohl ewig an Auspuffrohren schnüffeln.

Lena Martin / 24.04.2020

Wunderbar !!! Ohne solch herrliche Satire wären die momentanen Zustände in unserem einstmals wirtschaftlich gesunden Land, das von unserer Kanzlerin derzeit völlig ruiniert wird, wirklich nicht mehr zu ertragen.

Hjalmar Kreutzer / 24.04.2020

Herzlich gelacht, aber die Verschwörungstheorie von gestern ist die Satire von heute, ist die Realität von morgen.

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