Man kann ja auch Bus fahren

Verblüffend ehrlich stellte TAZ-Autorin Ulri­ke Herr­mann bereits Anfang des Jahres die Lebensrealität im Öko-Wunderland dar: Ungefähr wie die Germanen im Jah­re 9 n. Chr. Im Gegensatz zu ihr finde ich diese Idee jedoch nicht berauschend.

Ein Schnip­sel eines Vide­os aus Janu­ar 2022, das im Schau­spiel­haus Stutt­gart ent­stan­den ist, sorgt gera­de für Schnapp­at­mung auf Twit­ter und Face­book. Als Gast­red­ne­rin an einem von 20 Auf­füh­rungs­ta­gen des Stücks „Öko­zid“ fällt die TAZ-Autorin Ulri­ke Herr­mann ein vernich­ten­des Urteil über die Idee des „grü­nen Wachs­tums“. Ich will mich hier gar nicht über das Kon­zept von „Öko­zid“ aus­las­sen, weil das Thea­ter dem gleich­na­mi­gen ARD-Propaganda­s­trei­fen von 2020 nichts mehr hin­zu­fügt. Herr­manns Lau­da­tio ragt jedoch aus dem Ensem­ble der „übli­chen Ver­däch­ti­gen“ her­aus, die bei der­lei The­men stets am Rednerpult ste­hen, wie etwa Lui­sa Neu­bau­er und Jür­gen Resch. Und das auf schreck­li­che und ehr­li­che Wei­se. Kli­ma­schutz, dar­um geht es natür­lich immer!

Und wie die gesam­te Welt­ret­ter­bla­se stellt Herr­mann den Sinn und das End­ziel der Ret­te­rei nicht infra­ge. Das müs­se halt alles gesche­hen und Punkt. Anders als die Schlangenölverkäu­fer des „Green Deal“ ist sie jedoch um eine ehr­li­che Beschrei­bung des End­zu­stan­des, den sie anstrebt, bemüht. Die Idee einer grü­nen Wohl­stands­ge­sell­schaft in einer nicht all­zu fer­nen Zukunft wird in Herr­manns fünf­zehn Minu­ten lan­gem Vor­trag zur Kennt­lich­keit ent­stellt. Kein Stein, so Herr­mann, wer­de auf dem ande­ren blei­ben auf dem Weg von „hier“ (Hand nach oben, Kapi­ta­lis­mus) nach „da“ (Hand nach unten, anämisch-kreis­lauf­wirt­schaftli­ches Nullem­mis­si­ons­ö­ko­wun­der­land). In der Beschrei­bung des­sen, was uns am Ende dieses Weges erwar­tet, stim­me ich mit Herr­mann fast voll­stän­dig über­ein. Nur bin ich im Gegen­satz zu ihr nicht über­zeugt davon, dass wir über die­se Brü­cke gehen sollten. Ich emp­feh­le, statt der kur­zen Zusam­men­schnit­te gleich die Lang­fas­sung des Vortrags anzu­se­hen, schon damit die Chro­no­lo­gie der Aus­sa­gen stimmt.

Geplanter Abstieg

Herr­mann bezeich­net sich selbst als Fan des Kapi­ta­lis­mus, obwohl sie ihn abschaf­fen will. Alle Sozi­al­sys­te­me vor dem Kapi­ta­lis­mus sei­en sta­ti­sche Agrar­ge­sell­schaf­ten gewe­sen, erst der Kapi­ta­lis­mus habe eine Dyna­mik ent­wi­ckelt und ver­spre­che Wachs­tum. Das klingt ja nett, ist aber schon empi­risch falsch. Herr­mann sieht zwi­schen der Anti­ke und dem Aufkommen des Kapi­ta­lis­mus im 18. Jahr­hun­dert kei­ner­lei Ent­wick­lung. Ich bin sicher, dass nicht ein­mal die größ­ten Apo­lo­ge­ten des Kapi­ta­lis­mus die­se Art Erwe­ckungs­le­gen­de so teilen würden.

Die Fort­schrit­te – und damit natür­lich auch das Wachs­tum, das Herr­mann so vehe­ment ablehnt – fan­den nur auf ande­ren Sek­to­ren statt. Exten­siv, wie es für agra­ri­sche Gesellschaften typisch ist, etwa durch Aus­wei­tung der Acker­flä­chen durch Rodun­gen oder die Besied­lung gan­zer neu ent­deck­ter Kon­ti­nen­te. Das frei­lich mit der nega­ti­ven Begleiterscheinung von Ter­ri­to­ri­al­kon­flik­ten aller Grö­ßen­ord­nun­gen. Herr­mann meint jedoch, da war nichts, was nach Wachs­tum aus­sah, was ich ange­sichts von Namen wie Magel­lan, Michel­an­ge­lo, Gut­en­berg oder Bach doch stark in Zwei­fel zie­hen möchte.

Die Leis­tun­gen der Genann­ten wur­den übri­gens aus­drück­lich nur des­halb mög­lich, weil der Mensch es geschafft hat­te, schon damals und vor der Zeit der Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on sei­ne Nase gele­gent­lich aus der Acker­furche zu erhe­ben und sich mit mehr zu befas­sen, als im Win­ter die pre­kä­re Ener­gie­ver­sor­gung auf­recht und die Back­stu­ben warm zu halten. Man soll­te doch anneh­men, die Ener­gie­quel­len, zu denen Herr­mann zurück will, müs­sen mindestens so zuver­läs­sig sein wie jene, die der Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on und der Koh­le voraus gingen. Lei­der ist das nicht der Fall, wie Herr­mann selbst erklärt. Erneu­er­ba­re Energien wer­den dau­er­haft teu­er und vola­til sein und damit hat sie wohl lei­der recht.

Begren­zen­der Fak­tor war die Ener­gie schon vor der Indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on, die aus Holz und tie­ri­schen Ener­gien wie Wal­öl oder dem guten alten „Hafer­mo­tor“ stamm­ten. Handelsimperien, die markt­wirt­schaft­lich agier­ten (ohne dafür eine theo­re­ti­sche Erkennt­nis oder gar einen Namen zu haben), die wuch­sen und den Wohl­stand ihrer Län­der mehr­ten, gab es seit der frü­hen Anti­ke. Die Markt­wirt­schaft als natür­li­che Wirt­schafts­form ist also uralt, der Kapi­ta­lis­mus ist ledig­lich sei­ne Aus­for­mu­lie­rung unter den Bedin­gun­gen der industriellen Revo­lu­ti­on und deren Nach­fol­ger. Trei­ben­der Fak­tor war und ist die bes­se­re Ver­füg­bar­keit von Infor­ma­ti­on und Ener­gie, wobei das ers­te vom zwei­ten abhän­gig ist. Aus Hafer und Holz wur­de Koh­le, aus Koh­le wur­den Öl und Gas. Der Schritt zu Kern­ener­gie und künf­tig Fusi­on ist welt­weit gemacht, nur in Deutsch­land lässt man den Fuß gefähr­lich in der Luft hän­gen. Das „Minis­try Of Sil­ly Walks“ kommt einem in den Sinn. Nur humor­lo­ser und weni­ger trittsicher.

Da wäre aber Gre­ta sau­er

Doch zurück zur klei­nen neu­en Welt von Ulri­ke Herr­mann, die knall­hart for­mu­liert, dass es den Kli­ma­ret­tern um nichts weni­ger als die voll­stän­di­ge Ver­nich­tung der indus­tri­el­len Basis des Lan­des gehen muss. Ihr ist so klar wie mir, dass es genau dar­auf hin­aus­lau­fen wird, dass die­ser Abstieg Mil­lio­nen Men­schen um ihre Exis­tenz bräch­te und dass wei­te Berufsfelder kom­plett über­flüs­sig wür­den. Wer also heu­te Mes­se­bau­er, Gra­fik­de­si­gner oder Inha­ber einer PR-Agen­tur ist, für den wird es eng. Ich möch­te drin­gend noch Genderforscher, Par­tei­vor­sit­zen­de und Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te auf die rote Lis­te set­zen, denn auch für sol­che spät­ka­pi­ta­lis­ti­schen Deka­denz­schma­rot­zer ist ein­fach nicht genug Buch­wei­zen­grüt­ze im Gemein­schafts­kes­sel. Arbeit wer­den aber alle fin­den, da ist sich Herrmann sicher! Wind­rä­der bau­en sich nicht von allein und im Bio­land­bau und bei der Wiederaufforstung der Wäl­der gibt es viel zu tun.

Dum­mer­wei­se ist es hier wie mit nicht benö­tig­ten Fer­tig­kei­ten, wie mit unge­nutz­ten Mus­keln: die Atro­phie setzt schnell ein. Zur Auf­recht­erhal­tung einer Gesell­schaft, wie sie Herr­mann vor­schwebt, genügt eben der Ent­wick­lungs­stand einer Stam­mes­ge­sell­schaft wie der germanischen im Jah­re 9, wobei ich mir recht sicher bin, dass es in der des Jah­res 2035 min­des­tens noch einen Migra­ti­ons­be­auf­trag­ten geben muss, der für einen herz­li­chen Empfang der römi­schen Legio­nen sorgt. Wie eine sol­che Gesell­schaft jedoch in der Lage sein soll, trotz­dem wei­ter Wind­rä­der auf­zu­stel­len und zu betrei­ben, bleibt ein Rät­sel, denn der Stahl, das Kup­fer, das Neo­dym, der Beton und all die ande­ren Mate­ria­li­en ver­edeln sich ja auch nicht von allein und müss­ten wohl impor­tiert werden.

Wobei sich die Fra­ge stellt, was Deutsch­land noch expor­tie­ren kann, um die Impor­te zu bezah­len, wenn es sich erst von der Indus­trie ver­ab­schie­det hat. Viel­leicht Holz? Da wäre aber Gre­ta sau­er, denn die kun­digs­te Forst­fach­wir­tin vor dem Herrn weiß ganz sicher, dass man davon die Fin­ger las­sen muss, weil man Wäl­der nicht auf­fors­ten kann. Was aller­dings, wenn es nicht kom­plet­ter Koko­lo­res wäre, die Beschäf­ti­gungs­plä­ne von Ulri­ke Herr­mann gleich mit tor­pe­die­ren wür­de und uns so der Vor­stel­lung beraub­te, Kevin Küh­nert und Ricarda Lang bei der Ver­rich­tung von Forst­ar­bei­ten (ohne Zuhil­fe­nah­me von schwe­rem und CO2-las­ti­gem Gerät) zu sehen. Womög­lich ist die Sache doch kom­ple­xer, als Gre­ta und TAZ-Jorna­lis­tin­nen sie sich vor­stel­len können.

Eine staat­li­che Tria­ge über Leben und Tod

Kapi­ta­lis­mus, und das wuss­ten wir bis­her nicht, dient laut Herr­mann nicht der Befrie­di­gung von Bedürf­nis­sen, son­dern allein der Auf­recht­erhal­tung des Sys­tems Kapi­ta­lis­mus, womit aus dem „Henne-Ei“-Problem ein „Ei-Ei“ wur­de. Jedoch ist nicht Wis­sen­schaft, son­dern Ideolo­gie im Spiel, wenn man zur Defi­ni­ti­on eines Begrif­fes oder des Inhal­tes des­sel­ben den Begriff selbst her­an­zie­hen muss. Das kann nicht gutgehen, wie man gera­de erst in der Doku­men­ta­ti­on „What Is A Woman“ von Matt Walsh ein­drucks­voll sehen konn­te. Bricht man die Aus­sa­gen Herr­manns zum Sinn des Kapi­ta­lis­mus auf den logi­schen, abs­trak­ten Kern her­un­ter und wen­det ihn auf zum Bei­spiel sie selbst an, dient eine Ulri­ke Herr­mann letzt­lich auch zu nichts ande­rem als zur Exis­tenz­si­che­rung von Frau Herr­mann, und ein Wachs­tum ist auch da beim bes­ten Wil­len nicht zu erken­nen. Doch bei­de funk­tio­nie­ren, Ulri­ke Herrmann genau­so wie der Kapi­ta­lis­mus: Herr­mann bekommt beim TAZ-Arti­kel-Schrei­ben Hun­ger und der Kapi­ta­lis­mus macht sie satt.

Für alle Zeit, so weiß Herr­mann – und ich stim­me ihr da in wei­ten Tei­len zu – ist die Ener­gie aus den soge­nann­ten Erneu­er­ba­ren knapp und teu­er. Doch wie Habeck denkt sie nicht einmal dar­an, auf der Ange­bots­sei­te etwas zu unter­neh­men, son­dern streicht rigo­ros die Nach­fra­ge. Es rei­che eben nicht fürs Flug­zeug, und nicht für Ban­ken oder Lebensversicherungen und auch nicht fürs E-Auto im Indi­vi­du­al­ver­kehr, das ohne­hin eine Sack­gas­se sei. Man kön­ne ja Bus fah­ren. Doch wer baut die Stra­ßen, hält die Brü­cken instand und baut die Bus­se? Die Infra­struk­tur des Armi­ni­us im Teu­to­bur­ger Wald mag ja kosten­los gewe­sen sein, die eines exklu­siv täti­gen ÖPNV ist es lei­der nicht.

Also doch ein Fit­zel­chen Indus­trie, um die Bus­se zu bau­en? Ein wenig Metall­ur­gie, um die Moto­ren und das Blech für die Karos­se­rie fer­ti­gen zu kön­nen? Ein wenig che­mi­sche Industrie viel­leicht, für den Kor­ro­si­ons­schutz? Man stellt sich unwill­kür­lich die Fra­ge, ob die Stre­cke wirk­lich gut genug bemes­sen wer­den kann, die Herr­mann in ihrer Rede von „da oben“ nach „da unten“ ges­tisch dar­stell­te. Und wer genau ist so schlau, die vie­len Mil­lio­nen nur so mit­tel­schlau­en Par­ti­zi­pan­ten des Kapi­ta­lis­mus durch eine staat­lich ver­ord­ne­te Superintelligenz zu erset­zen? Wer darf über­le­ben, wer muss unter­ge­hen? Eine staat­li­che Tria­ge buch­stäb­lich über Leben und Tod wäre die Fol­ge, aber viel­leicht kann man die­se Folgen ja wie­der den Unge­impf­ten in die Schu­he schieben.

Eine Eigen­schaft des Kapi­ta­lis­mus, wenn er sich ent­spre­chend ent­fal­ten kann, ist es aber gera­de, Res­sour­cen bes­ser und effek­ti­ver ver­tei­len zu kön­nen als alle Planungskommissionen aller sozia­lis­ti­schen Man­gel­wirt­schaf­ten aller Zei­ten zusam­men. Herr­mann unter­schlägt bei ihrer Beweis­füh­rung, dass die ver­hee­ren­den öko­no­mi­schen Auswir­kun­gen, bei­spiels­wei­se der Covid-Lock­downs, von den Staa­ten aus­gin­gen und nicht von der kapi­ta­lis­ti­schen Welt­wirt­schaft. Auch Krie­ge, die ande­re Gei­ßel unse­rer Epo­che, wer­den von Staa­ten vom Zaun gebro­chen – nicht vom Kapi­ta­lis­mus – und mit aller­größ­ter Res­sour­cen­ver­schwen­dung geführt.

Kriegswirtschaft

Womit wir bei der gera­de­zu aben­teu­er­li­chen Schluss­fol­ge­rung Herr­manns wären, wie der Umbau des Kapi­ta­lis­mus in Deutsch­land in einen CO2-neura­len Pony­hof von­stat­ten gehen soll. Als Vor­bild führt die TAZ-Jour­na­lis­tin aus­ge­rech­net die bri­ti­sche Kriegs­wirt­schaft an, die unter Chur­chill eine staat­lich ver­ord­ne­te, aber noch in Tei­len pri­vat­wirt­schaft­li­che war und mit staat­li­chen Zutei­lun­gen bis weit nach dem Krieg, bis ins Jahr 1954 arbei­te­te. Was die Popula­ri­tät der Maß­nah­men angeht, gehen die Mei­nun­gen weit aus­ein­an­der. Jedoch gibt es eini­ge ent­schei­den­de Unter­schie­de zu dem Spar­ta, das Ulri­ke Herr­mann in Deutsch­land zu errich­ten wünscht.

Zunächst war die Ein­füh­rung der Kriegs­wirt­schaft eine unmit­tel­ba­re Fol­ge der Bedro­hung durch das Hit­ler­re­gime. Die Gefahr war real und bestand nicht aus einer Rei­he win­di­ger Progno­sen, dass die Sah­ne auf den Erd­bee­ren in Wim­ble­don im Jahr 2000 um 2 Grad wärmer sein könne. Außer­dem han­del­te es sich schon mit Blick auf die Hoff­nung, die­sen Krieg am Ende zu gewin­nen, um eine aus­drück­lich tem­po­rä­re Maßnahme.

Grund­sätz­lich bedeu­te­te der Umbau eine mas­si­ve Aus­wei­tung der Indus­trie­pro­duk­ti­on, nicht deren Ein­stel­lung. Wozu übri­gens jede Men­ge bil­li­ger Ener­gie (in Form von einheimischer Koh­le und per­si­schem Erd­öl) benö­tigt wur­de. Alles ande­re also als eine anämi­sche Man­gel­wirt­schaft mit Wind­rä­dern, wie sie Herr­mann und vie­len Grü­nen vorschwebt.

Zu guter Letzt schaue man sich an, wo die Sie­ger­macht Groß­bri­tan­ni­en am Ende der Zuteilungs­wirt­schaft, ver­gli­chen mit dem besieg­ten und geteil­ten Deutsch­land (nun ja, dem west­li­chen Teil zumin­dest), stand. Die Kriegs­wirt­schaft hat sich als völ­lig untaug­lich in Friedens­zei­ten erwiesen.

Was Herr­mann for­dert, ist zwar auch eine Ever­est-Bestei­gung im Aus­maß eines Weltkrieges, der Berg­stei­ger soll sich aber vor­her die Puls­adern auf­schnei­den, um Gewicht für den Auf­stieg ein­zu­spa­ren. Man muss kein Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler oder Medi­zi­ner sein, um zu ahnen, dass das nicht funk­tio­nie­ren kann.

Kal­te wie ehr­li­che Wor­te von Ulri­ke Herr­mann

Als viel bes­se­re Ana­lo­gie, auch was den Aus­gang des Expe­ri­ments anbe­langt, eig­net sich die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on, beson­ders in den Jah­ren 1793 und 1794. Auch hier zeig­te sich bei den schlimms­ten Eife­rern die­ser Rousseau’sche Zwang, sich vom Zivi­li­sier­ten (vulgo Ver­derb­ten) zu ver­ab­schie­den und nach einem uni­ver­sel­len Natur­recht zu leben, in wel­chem es für den gesin­nungs­fes­ten Fran­zo­sen eigent­lich nur zwei geeig­ne­te Werk­zeu­ge gab: den Pflug oder die Waf­fe. Ähn­lich wie die grü­ne Revo­lu­ti­on heu­te star­te­te auch die fran­zö­si­sche als eine bür­ger­li­che, die jedoch immer schnel­ler von der Gleich­heit der Chancen zur Gleichheit der Ver­mö­gen abglitt.

Immer mehr staat­li­che Ein­grif­fe und Gän­ge­lei­en folg­ten und schlech­te Erlas­se wur­den durch noch schlech­te­re ersetzt. Nach der Ein­füh­rung von Höchst­prei­sen und Höchst­löh­nen brach die Wirt­schaft am Ende fast voll­stän­dig zusam­men, weil der all­mäch­ti­ge Wohlfahrtsausschuss schließ­lich so vie­le Zügel in der Hand hat­te, dass die zu len­ken­den Pfer­de nicht mehr wuss­ten, ob sie vor­wärts oder rück­wärts gehen soll­ten und zudem völ­lig ver­ängs­tigt und unselbst­stän­dig waren. Wol­len wir hof­fen, dass es bei unse­ren Grün­ro­ten nie­man­den gibt, der es ver­mag, uns in der Rol­le eines Robes­pierre über die­se Brü­cke zu jagen.

Die so kal­ten wie ehr­li­chen Wor­te von Ulri­ke Herr­mann kom­men viel­leicht gera­de noch recht­zei­tig, um den Weg in die Dun­kel­heit in ein gespens­ti­sches Licht zu tau­chen. Denn wenn auch nicht alle Kli­ma­ret­ter sich bewusst sind, dass es so etwas wie grü­nes Wachs­tum oder auch nur eine bezahl­ba­re Ener­gie­ver­sor­gung durch Son­ne und Wind nicht gibt, so würden doch die meis­ten von ihnen den Weg abwärts auch dann gehen, wenn sie wüss­ten, was am unte­ren Ende der Rei­se auf sie war­tet. Man hofft, selbst nicht über die Klin­ge springen zu müs­sen, weil man die Revo­lu­ti­on doch stets rück­halt­los beju­belt hat. Eine Ricarda Lang, ein Kevin Küh­nert oder auch Ulri­ke Herr­mann wer­den nie als Bio­bau­ern und Forst­ar­bei­ter im Herrmann’schen Öko­so­zia­lis­mus fro­nen. Sie hof­fen auf einen Pos­ten bei der Bedie­nung der Guillotine.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

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Leserpost

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Michael Müller / 14.09.2022

@sybille eden: Denken Sie jetzt bitte nicht, dass ich Sie für ein bisschen dumm halte oder so - ganz im Gegenteil: Ich bin sogar der Meinung, dass Sie sehr hübsch sind. Aber ich denke sehr wohl, dass Daniela Katzenberger es auch nicht hätte besser ausdrücken können als Sie. Bei Herrn Letsch heißt es: “Kapitalismus, und das wussten wir bisher nicht, dient laut Herrmann nicht der Befriedigung von Bedürfnissen, sondern allein der Aufrechterhaltung des Systems Kapitalismus, womit aus dem ‘Henne-Ei’-Problem ein ‘Ei-Ei’ wurde.” Lassen wir mal die Bewertung Letschs mit den Eiern weg, dann bleibt als Kernaussage von Herrmann: Kapitalismus dient nicht der Befriedigung von Bedürfnissen, sondern allein der Aufrechterhaltung seines eigenen Systems. Jetzt ist es zwar unbestreitbar so, dass der Kapitalismus auch unsere Bedürfnisse befriedigt, aber nur als Abfallprodukt. Zunächst einmal soll er denen nutzen, die am meisten davon profitieren. Zur Zeit des Manchester- Kapitalismus diente er auch nicht der Befriedigung der Bedürfnisse der großen Masse, sondern nur einer sehr, sehr kleinen Schicht. Sie können sich das an Folgendem klarmachen: Wenn ein Diktator Deutschland erfolgreich überzeugen würde, dass es sich am besten von ihm regieren lasse, dann sehe das etwa so aus: Er hätte einen großen Palast und wäre sehr reich, seine ausführenden Exekutivorgane wären auch vermögend. Kurz: Diese Leute wären sehr am Erhalt des Systems interessiert. Klappt es auch, d.h. sind viele Leute zufrieden, weil es ihnen wirtschaftlich gut geht, ist das ein willkommenes Abfallprodukt der Herrschaft. Sollten die Leute unzufrieden sein, kann man Gewalt ausüben, um die Herrschaft zu erhalten. Wir sehen: Es geht prinzipiell um Erhalt des Systems, nicht darum, dass es den Leuten gut geht. Das ist jetzt keineswegs eine “marxistische Gülle”, wie Sie es so hübsch nennen.

W. Renner / 14.09.2022

Und wenn es wieder mal an Klopapier mangelt, könnte man ersatzweise auch die TAZ zur Hand nehmen.

Sebastian Laubinger / 14.09.2022

Das Unappetitliche an diesen Leuten ist, dass sie selbst sich von den zu erwartenden Beschwernissen komplett ausnehmen, denn “sie sind ja wer”. Diese Leute (und das Wort schreibe ich nur ungern, mir fielen da viele andere Begriffe ein, die aber fast alle den Tatbestand der Beleidigung erfüllen) betrachten sich selbst als Elite, die das Recht—nein, die Pflicht!—hat, andere zu schikanieren und zum “anständigen Leben” zu erziehen. Motto: Selbst warm hocken, fressen, was immer in den Wanst passt, und am Besten noch per Privatflugzeug in die ganze Welt reisen, aber der Durchschnittsbürger soll frieren, Butterbrot fressen und höchstens mal (leise!) davon träumen, ins Ausland zu fliegen. Solche Leute gehören über Venezuela oder Kuba mit dem Fallschirm abgeworfen. Dort können sie dann gerne erleben, was das sozialistische Paradies den Leuten nicht nur verspricht, sondern auch einhält: Rückschritt, Hunger, bittere Armut, und Repressalien.—

Wolfgang Richter / 14.09.2022

“dass die­ser Abstieg Mil­lio­nen Men­schen um ihre Exis­tenz bräch­te und dass wei­te Berufsfelder kom­plett über­flüs­sig wür­den”, womit dann auch geklärt ist, warum die Sozen H. Heil beauftragt haben, das “Bürgergeld” auf den Weg zu bringen, weitere Idee sodann vermutlich -aus den abgeschafften Sanktionsmöglichkeiten hergeleitet- das bedingungslose Grundeinkommen. Blöd nur, daß bei den Konzepten nicht bedacht wird, daß irgendwer dieses “vom Staat”  zu verausgabende Geld erwirtschaften muß, und diese Basis dann fehlt. Aber mit dem Rechnen und der Realität haben die Linksgrünen ja schon immer ein Problem, Dem schließt sich nun die Lindner-FdP an, um sodann in der politischen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, wie der Morgentau in der Sonne.

Ulla Schneider / 14.09.2022

@Gus Schiller, guten Abend und danke für Ihre Antwort. Sie mögen Recht haben, doch da wo ich wohne, dauert es etwas länger ( ländlich). Drum sagte ich ja, die Dame träumt…..Mit dem Artikelschreiben dieser ist es dann auch perdu. Frauen gehören an den Herd und ins Haus. Pfannekuchen backen. Ich schätze, daß die Damen und weitere Geschlechter das Weite suchen und in die gegengesetzte Richtung fliehen. Nur dort sind sie auch schon. Bliebe nur noch der Weg zu Putin oder nach China. MfG

Wolfgang Richter / 14.09.2022

“Man kann ja auch Bus fahren” war heute im Rahmen der Trauerfeiern für Elisabeth II auch für den Teilnehmer Frank-Walther zu vernehmen, während Mr. Biden (angeblich aus Sicherheitsgründen) mit seiner eingeflogenen Staatskarrosse chauffiert wird, ist aber klar, der kann sich keine Bus-Nr. mehr merken. Bleibt noch die Frage, ob Frank-Walther aufs Oberdeck darf oder unten Platz nehmen muß.

Sam Lowry / 14.09.2022

Oder Mitfahrgelegenheit: Mein letzter Wille. Einmal noch O.Z.O.R.A.-Festival… danch die Sintflut, wahlweise Blackout…

F.Bothmann / 14.09.2022

Aus der Reflektion über die Äußerungen einer grünen Vordenkerin wird ja nun klar wieso und warum die Grünen so Ukraine kriegsgeil sind. Es ist der ideale Einstieg in den Abstieg. Die Grünen instrumentalisieren diesen Krieg für ihre Zwecke. Und sie lassen sich von Schwab/WEF instrumentalisieren. In dem Spiel sind sie aber nur Mittel zum Zweck und werden von diesen globalen Kapitalisten letztlich weggewischt werden. Als Fassade für ihr Tun schieben sie einen Herrn Putin als Sündenbock vor die Kulissen. Diese widerliche Fassade des Ökofaschismus ist aber nun erkannt. Frau Hermann wird nicht die Guillotine bedienen können. Da bin ich mir sicher.

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