Vera Lengsfeld / 06.10.2019 / 16:00 / 24 / Seite ausdrucken

Leonora: Der Weg einer 15-Jährigen zur IS-Braut

Täglich wird von Politik und Medien die Gefahr von Rechts und der Kampf dagegen beschworen. Es werden an die 130 Millionen an Subventionen bereitgestellt, um Vereine, Verbände, zivilgesellschaftliche Initiativen und sogar linksradikale Gruppierungen für den Kampf gegen Rechts auszustatten. Die größte Gefahr jedoch, die unserer Gesellschaft droht, wird so selten thematisiert, dass man schon von Verschweigen sprechen kann: Islamismus.

Seit dem Beschluss von Kanzlerin Merkel, alle „Flüchtlinge“, auch ohne oder mit sichtbar gefälschten Papieren ins Land zu lassen, der bis heute nicht widerrufen wurde, ist eine unbekannte Anzahl IS-Kämpfer zu uns ins Land gekommen und hat Antrag auf Asyl gestellt. Die Spitze des Eisbergs wurde vor wenigen Tagen sichtbar, als bekannt wurde, dass die als Heldin gefeierte „Seenotretterin“ Carola Rackete Mörder und Folterer nach Italien gebracht hat. Die angebliche Retterin hat aber kein schlechtes Gewissen, denn schließlich könne sie nicht wissen, wen sie da auf dem Meer von den Schleppern übernehme. Die meisten hätten keine Pässe.

Diese Nonchalance gegenüber Terroristen, Mördern und Folterern gehört zum von Politik und Medien erzeugten gesellschaftlichen Druck, in Migranten „Flüchtlinge“ zu sehen, denen – ohne zu wissen, wer sie sind – geholfen werden muss. Inzwischen haben sich mehrere islamistische Gemeinden in Deutschland gebildet, in deren Moscheen der Hass gegen den Westen gepredigt wird und die Anlaufpunkte für die Anis Amris unseres Landes sind. Wie viele das sind, weiß wahrscheinlich nicht einmal der mit dem Kampf gegen Rechts überlastete Verfassungsschutz.

Äußerlich war ihr nichts anzumerken

Auch im Internet gibt es aktive islamistische Netzwerke, die erfolgreich missionieren und unsere Kinder bewegen, sich dem Islamischen Staat oder anderen Terrororganisationen anzuschließen. Von einem Fall handelt das Buch „Leonora – Wie ich meine Tochter an den IS verlor – und um sie kämpfte“ von Maik Messing, Volkmar Kabisch und Georg Heil.

Leonora Messing wuchs in einem kleinen Dorf am Rande des Harzes auf. Ihre Eltern waren nicht verheiratet und trennten sich bald. Die zweite Ehe des Vaters scheiterte, und Leonora verlor eine geliebte Stiefmutter. Sie lebte die Woche über beim Vater, der durch sein Bäckerei-Unternehmen aber am Morgen und mittags nicht zu Hause war. Leonora war oft allein und ganz auf sich gestellt. Geborgenheit fand sie in einer Familie ihrer kurdischen Schulfreundin Emine, wo die Mutter immer da war und die Familie gemeinsam aß. Als sie 14 war, wollte Leonora Kurdin werden. Sie begann, sich für den Islam zu interessieren und war immer häufiger auf den Seiten der Islamisten unterwegs, die Mädchen als Bräute für die „Kämpfer“ des IS anwarben.

Äußerlich war ihr nichts anzumerken. Sie war aktiv im Karnevalsclub, spielte Theater, las Senioren im Altenheim vor, betrieb eine eigene Website, auf der sie Kosmetikprodukte testete und kleidete sich wie ihre Schulfreundinnen. Ihr Vater merkte nichts von ihrem Doppelleben, wurde auch nicht misstrauisch, als eine arabische Kalligrafie an Leonoras Tür auftauchte. Er war sogar einverstanden, dass ein Schaf, das Leonora und Emine einer Freundin schenken wollten, halal auf seinem Hof geschlachtet wurde.

Ekel vor ihrem Ehemann

Dann war Leonora im März 2015, mit 15, plötzlich weg. Sie verschwand mit einem Koffer aus ihrem Vaterhaus, nahm mit einer 18-Jährigen, die sie im Internet kennengelernt hatte, einen Flug nach Istanbul, wurde dort von Verbündeten des IS in Empfang genommen und über das islamistische Netzwerk nach Rakka, der damaligen Hauptstadt des Islamistischen Staates, der 2015 das Ausmaß von Großbritannien hatte, gebracht. Dort wurde sie Drittfrau eines deutschen IS-Terroristen, der für den Geheimdienst des Islamischen Staates arbeitete.

Die selbstbewusste, emanzipierte Leonora hatte anfangs offenbar keinerlei Probleme damit, sich den strengen Kleider- und Verhaltensregeln des IS zu unterwerfen. Sie trug das Gewand, das nur einen Schlitz für die Augen frei ließ und durfte sich ohne Begleitung nur in einem engen Umkreis ihrer Wohnung bewegen.

Allerdings nahm sie nach ein paar Wochen, die für ihren Vater die Hölle der Ungewissheit waren, Kontakt zu ihren Eltern und ihrer Freundin Emine auf. Nach ein paar Monaten behauptete Leonora, ihr neues Leben nicht mehr ertragen zu können. Die anfängliche Euphorie war vor allem einem Ekel vor ihrem Ehemann gewichen. Maik Messing setzte daraufhin alle ihm zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung, um seine Tochter aus dem IS heraus und nach Hause zu holen.

Flucht oder Geldbeschaffung?

Allerdings klappte der Kontakt Leonoras mit den Schleusern, die ihr Leben riskierten, nie. Wenn man die Geschichte Dutzender gescheiterter Fluchtversuche liest, bekommt man Zweifel an Leonoras Ausbruchswillen. Als endlich der Kontakt geklappt zu haben schien, forderte der Schleuser plötzlich Geld. Messing sollte die vereinbarte Freikaufsumme nicht, wie vereinbart, in der Türkei aushändigen, sondern sofort nach Rakka überweisen. Sonst würden Leonora und ihre Tochter getötet. Messing ging durch eine noch schlimmere emotionale Hölle, traf aber dann die richtige Entscheidung, kein Geld nach Rakka zu überweisen. Er wollte nicht, dass sein Geld in die Hände des IS geriet. Nach einigen Tagen qualvoller Ungewissheit, in denen er seine Tochter und seine Enkelin tot wähnte, meldete sich Leonora putzmunter. Der Kontakt zum Schleuser sei nicht zustande gekommen. Beim Leser bleibt der Eindruck zurück, das es nicht um eine Flucht, sondern um Geldbeschaffung gegangen sein könnte.

Inzwischen wurde der Islamische Staat immer kleiner. Leonora muss mit ihrer Terroristen-Familie aus Rakka fliehen. Zum Schluss sind sie in der letzen verbliebenen Enklave des IS, wo Hunger herrscht und sie mitten im Kampfgebiet sitzen. Erst dort beschließt ihr Mann, sich den kurdischen Streitkräften zu ergeben. Dafür müssen sie aus dem IS-Gebiet fliehen, was immer noch mit der Todesstrafe bedroht ist. Die Flucht gelingt. Leonora, ihr Mann und inzwischen zwei Töchter begeben sich in Gefangenschaft. Dort sitzen sie in getrennten Lagern. Kabisch und Heil gelingt es, Leonora zu besuchen. Der Bericht über diese Begegnung nährt die Zweifel an Leonora. Gegen den dringenden Rat ihres Vaters gibt sie vollverschleiert dem Stern ein Interview, das sie als reuelose Islamistin erscheinen lässt. Nach diesem Interview sind die Bewohner ihres Heimatdorfes nicht erfreut über eine mögliche Rückkehr Leonoras in ihre Mitte.

Das Buch ist, abgesehen vom Schicksal Leonoras und ihres Vaters, brisant wegen der Hintergrundinformationen, die man nebenbei vermittelt bekommt. Es ist nicht nur erstaunlich, nein, beängstigend, wie ungestört die Islamisten im Internet junge Männer und Frauen missionieren können. Es ist beängstigend, wie wenig bekannte Islamisten beobachtet werden. Es gibt kaum Austausch unter den Bundesländern und wenn, dauert es oft Monate, bis brisante Informationen übermittelt werden. Die Islamisten, auch bekannte Gefährder, können sich fast ungehindert in unserem Land bewegen. Während bei vermuteten Rechtsextremen sogar zugeschlagen wird, wenn sie lediglich chatten, können Islamisten das weitgehend ungestört tun. Hier gilt noch der rechtsstaatliche Grundsatz, dass Worte noch nicht strafverfolgbar sind.

Die Deutschen glänzen durch Abwesenheit

Maik Messing musste feststellen, dass die deutschen Politiker nicht willens sind, bei der Rückholung vom IS verführter Minderjähriger behilflich zu sein. Er hat auf seine Anfragen nicht einmal Antworten bekommen. Nicht interessiert sind die deutschen Behörden auch an den Straftaten, die deutsche IS-Terroristen im Islamischen Staat verübt haben.

Während amerikanische, französische, belgische und britische Geheimdienste in den von den kurdischen Streitkräften befreiten Gebieten Beweise für die Straftaten ihrer Staatsbürger sammeln und aus diesem Grund auch in den Gefangenenlagern tätig sind, glänzen die Deutschen durch Abwesenheit. Wahrscheinlich sind alle verfügbaren Kräfte durch den aufreibenden Kampf gegen Rechts gebunden.

Fazit: Der Islamismus ist zwar die größte Gefahr für unsere Gesellschaft, wird aber anscheinend ebenso ignoriert wie der Linksextremismus. Die Recherchen von Kabisch und Heil sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, enthüllen aber die ganze Gefahr des Islamismus und die tödliche Gleichgültigkeit unserer Politiker. Dem Buch kann ich nur weiteste Verbreitung wünschen.

„Leonora – Wie ich meine Tochter an den IS verlor – und um sie kämpfte“ von Maik Messing, Volkmar Kabisch und Georg Heil, 2019, Düsseldorf: Econ Verlag, hier bestellbar.

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Leserpost

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beat schaller / 06.10.2019

Danke Frau Lengsfeld für Ihren trüben Ausblick und die Beleuchtung des totalen (bewussten) Staatsversagen Deutschlands. Ihrem Fazit gibt es nichts anzufügen.  Leider sind solche klaren Ansagen nicht im Trend und auch nicht “hilfreich” in EUtschland und darum werden sie wohl, trotz all ihrer gewaltigen menschlichen Dramatik,  grosszügig übergangen.  b.schaller

Horst Jungsbluth / 06.10.2019

Sehr verehrte Frau Lengsfeld, ich muss Sie mal wieder in die Vergangenheit entführen, um darauf hinzuweisen, dass das Widersinnige durchaus logisch ist. Mit dem Start des SPD/AL-Senats 1989 löste Justizsenatorin Limbach gegen den Willen der Generalstaatsanwälte die beiden politischen Abteilungen auf, die sich mit Ausschreitungen bei Demos, Brandstiftungen, Sprengstoffanschlägen sowie Straftaten von Hausbesetzern und Ausländern beschäftigten, da hier das Umfeld der Sympathisanten der AL lag. Die Verbrechen in der Stadt stiegen rasant an. Damals ging es um die Besetzung Westberlins und heute geht es eben um die Destabilisierung der Bundesrepublik, wobei der “Islam” den “Kommunismus” ersetzt hat und wie in einer Diktatur ein Feindbild auch zwecks Ablenkung aufgebaut wird, das ganz einfach als “rechts” bezeichnet wird. Das ist zwar primitiv, es wirkt aber so wie in den beiden Diktaturen, da (fast) alle wieder mitmachen. Und die, die sich noch wehren, sind ganz einfach “rechts” und damit der Willkür ausgesetzt.

Peter Heier / 06.10.2019

“Nicht interessiert sind die deutschen Behörden auch an den Straftaten, die deutsche IS-Terroristen im Islamischen Staat verübt haben.” Komisch,nach dem 2 WK war das anders.Wer an KriegsverbrechenmTerror etc. teilgenommen hatte wurde nichts als Aussiedler akzeptiert,ja es reichte sogar schon 3 Jahre mit einem Kommunisten unter einem Dach gewohnt zu haben!Auch wer nur ausreisen wollte weil er wegen einen gewöhnlich Verbrechen gesucht wurde waurde quasi zum Ausländer erklärt,selbst wenn er in Deutschland geboren und noch einen Deutschen Pass hatte.Selbstverständlich musste man sich auch zum deutschen Volkstum bekennen. Aber da der Islam zu Deutschland gehört ist es wahrscheinlich auch schon deutsches Volkstum.Und das der Staat Nichtdeutschen Kommunisten die Einreise erlaubt und ihnen niemals den deutschen Pass verweigert auch wenn sie dazu noch Roten Terrorbrigaden angehörten ist anscheinedn auch noch niemanden aufgefallen.

Andre Meier / 06.10.2019

Viele Menschen brauchen etwas Sinnstiftendes im Leben, etwas wofür sie kämpfen können, was ihnen Orientierung und Halt gibt. Davon gibt es so gut wie nichts mehr im Westen. Der durchaus erfreuliche Bedeutungsverlust der Kirchen hinterlässt ein Vakuum, welches Menschen mit Esoterik, Aktivismus und politischer wie religiöser Ideologie füllen. Kommt dann noch eine starke Absicherung, ein sorgloses Leben in Luxus hinzu, wird es immer wahrscheinlicher, dass Menschen radikalen Ideen folgen. Vernachlässigung durch die Eltern ist fraglos auch ein Faktor. Kennt man ja schon von der RAF. Es stellt sich die Frage, wie lange Gesellschaften überleben deren Einwohner immer weniger miteinander verbindet.

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