Gerardo Raffa, Gastautor / 25.11.2022 / 14:00 / Foto: Pixabay / 13 / Seite ausdrucken

Israel und die Schweizer Neutralität

Von Gerardo Raffa.

Am Mittwoch wurde Israel erneut vom palästinensischen Terror heimgesucht. Bei zwei simultanen Sprengstoffanschlägen an Bushaltestellen in Jerusalem wurde der 15-jährige Tora-Schüler Aryeh Shechopek getötet und mindestens 22 weitere Menschen verletzt. In der Schweiz ist das kein großes Thema.

Die Hamas und andere islamistische Terrororganisationen lobten die Bombenanschläge in Jerusalem. Diese folgten auf eine Reihe palästinensischer Attentate, bei denen allein in diesem Jahr mindestens 30 Israelis ums Leben gekommen sind.

Wie oft in der Vergangenheit schweigt die Mehrheit der Schweizer Medien dazu oder übernimmt lauwarm die manipulativen und einseitigen Berichte der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Darin werden aus Bombenanschlägen „Explosionen“ oder die getöteten Opfer, Juden oder Israelis, sind einfach „Menschen“, ganz im Gegensatz zu den mordenden palästinensischen Terroristen, die oft als „militante Palästinenser“ bezeichnet werden.

In den wenigen Kommentaren und Analysen zum islamistischen Terror gegen Israel sucht ein großer Teil der Schweizer Medienlandschaft nach Erklärungen oder gar Verständnis für die Gewalt und den Terror der „armen Palästinenser“.

Der „rechtsextreme“ Jude ist schuld

Für Judith Poppe, die für CH Media Zeitungen (NZZ-Mediengruppe und AZ Medien) schreibt, hänge es von „der Stoßrichtung der noch zu bildenden, neuen israelischen Regierung ab“, ob dies der Anfang einer neuen Welle von Anschlägen sei. Itamar Ben Gvir, der Anführer der „rechtsextremen Partei Jüdische Stärke“, sei daran interessiert, den Status quo auf dem Tempelberg zu verändern und „ihn für jüdische Gläubige auch für Gebete zugänglich zu machen“. Der Jude, der auf dem Tempelberg beten will, ist also nicht nur rechtsextrem, sondern eigentlich auch selbst schuld, wenn er erstochen, erschossen, überfahren oder zerbombt wird …

Und überhaupt, fährt Frau Poppe fort, in Jenin und Nablus sei eine „hoffnungslose, junge Generation von Palästinensern herangewachsen“. Laut von ihr nicht näher genannten „Experten“ könne man aber nicht von einer dritten Intifada sprechen. Dafür fehle noch eine breite, aktive Unterstützung unter den Palästinensern. „Doch das könnte sich ändern“, so die CH-Media-Journalistin Poppe drohend zum Schluss.

Politik ist stumm und „neutral“

Von den Schweizer Volksvertretern ist zum Thema ermordete Juden und Israelis praktisch nichts zu hören. Weder vom Außenministerium noch von einzelnen Bundesräten oder Parlamentsmitgliedern. Nun könnte man einwenden, Schweizer Politiker sollten sich gefälligst mit Schweizer Themen beschäftigen. Richtig, das sollen sie auch, unbedingt. Wenn man sich aber anschaut, was die gewählten und gut bezahlten Volksvertreter in den sozialen Medien so von sich geben, oder welche Vorstöße im Parlament hängig sind, wird man eines Besseren belehrt. Vor lauter UNO, EU, Menschenrechten, Iran, Kurdistan, blau-gelben Herzchen und irgendwelchen farbigen Armbinden wird einem fast schwindlig.

Aber das Land ist ja jetzt nicht mehr so richtig neutral oder irgendwie anders neutral. Wie auch immer, man weiß es nicht so genau. Was man aber weiß, die Schweiz hat am 23. November 2022 weitere Sanktionsmaßnahmen gegen Russland beschlossen. Man übernimmt somit die neusten Maßnahmen, direkt vorgegeben von der Europäischen Union. Die gleiche Schweiz, die Kontakte zur Terrororganisation Hamas damit begründet, dass „die inklusive Kontaktpolitik und die Politik der Guten Dienste der Schweiz“ geschätzt werde. Das soll verstehen, wer will. Israel muss es nicht verstehen. Israel muss nur eines verstehen: Aus der Schweiz oder Europa wird keine Hilfe kommen, wenn seine Bürger weiter angegriffen und ermordet werden. Das Land muss sich selbst verteidigen, auch wenn man dafür in eine rechtsextreme Ecke gestellt wird.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Audiatur.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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M. Müller, Schweiz / 25.11.2022

Als Schweizer schäme ich mich für diese Kommentare. Diese Medien verkennen die Lage. Es wäre das Ende Israels, wenn es sich auf die von der UN verlangten Grenzen zurückziehen würde, weil diese kaum zu verteidigen sind. Aber offenbar wollen das viele. Leider spielt die Schweiz dasselbe üble Spiel wie die EU und Deutschland… Zur Neutralität muss aber Folgendes gesagt sein: Sie muss die offizielle Haltung der Regierung und des Landes wiedergeben, sie bedeutet nicht (und tat dies auch nie in der Vergangenheit), dass die Menschen keine Meinung haben. Eine große Mehrheit der Menschen hat die Nationalsozialisten abgelehnt. Nach Ausbruch des Krieges sogar gehasst und gefürchtet. Trotzdem ließ sich die Politik nicht dazu hinreißen, sich für “das Gute” stark zu machen, was die neutrale Schweiz aus dem Krieg herausgehalten hat.  (Was aber in Sachen Judenverfolgung auch eine hässliche Seite hat!) In Sachen Israel sehe ich es aber ganz anders: Hier kämpfen nicht zwei Länder, sondern ein demokratisches Land (das einzige im Nahen Osten) gegen hinterhältige Terroristen, die nebst dem Terror gegen Zivilisten auch eine ganze Bevölkerungsgruppe (Palästinenser) in Geiselhaft nimmt für ihre Gewalttaten. Ohne Terror bräuchte es keinen Zaun und keine Schutzmaßnahmen gegen Menschen aus dem Westjordanland.

Ludwig Luhmann / 25.11.2022

Die Schweizer Neutralität ist genauso viel wert wie unsere Grundrechte oder Menschenrechte ab 2020. Die Schweizer haben es nur noch nicht gemerkt, weil sie noch Schoki han.

Arne Ausländer / 25.11.2022

Auch wenn ich keine genauen Zahlen zur Hand habe, dürfte doch kaum Zweifel an dieser Gesamtbilanz bestehen: Seit der Staatsgründung Israels sind dort, selbst wenn man die Kriege außer Betracht läßt (obwohl die eigentlich Teil des zu Bilanzierenden sind), deutlich mehr Juden gewaltsam zu Tode gekommren, nur weil sie Juden waren, als in Europa, sowohl absolut als auch in Relation zur Gesamtzahl der jüdischen Bevölkerung. Das Versprechen der Rückkehr wurde also erfüllt, das der größeren Sicherheit nicht. (Oder doch unvollkommen, falls man beim Was-wäre-wenn-Spiel die bloße Existenz des Staates Israel als Zuwachs an Sicherheit generell für Juden in der ganzen Welt ansieht. Das läßt sich kaum sicher feststellen und bleibt somit Glaubensfrage.) Muß man darin nicht einen ernsten Konstruktionsmangel sehen? Die feindliche Haltung der Araber, v.a. dort in der Region, war zuvor bekannt, mußte also bei der Planung einkalkuliert werden. Gab es da wirklich keine besseren Lösungen? Bzw. wichtiger: gibt es für die Zukunft nichts besseres als das Weiter so? Der “Friedensprozeß” der 1990er taugt zu kaum mehr als zum Lernen aus Fehlern. Ich erinnere mich noch, wie ich mich schon damals mit Leuten gestritten hatte, weil ich laut fragte: Wie soll denn das funktionieren? Und ich bin eben weder Experte noch besonders schlau. Wenn ich die Bruchstellen auf den ersten Blick sah, müssen die auch allgemeiner bekannt gewesen sein. Warum aber hat man sie ignoriert? Warum nur findet man keine besseren Lösungen? Solche, die wenigstens funktionieren KÖNNTEN? Oder soll man sich mit den regelmäßigen Opfern abfinden wie mit den Toten im Straßenverkehr? Vielleicht. Ich bin ja kein Experte. Aber das Abfinden gefällt mir nicht. Auch im Straßenverkehr nicht, übrigens.

Thomas Holzer, Österreich / 25.11.2022

Ja, es ist wahrlich eine Tragödie! Erfreulicher Weise ist Israel weder auf die Schweiz noch die EU angewiesen. Bezeichnend auch, daß über den Vorfall um Tiran Fero in unseren Breiten überhaupt nicht berichtet wurde

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