Als Schweizer schäme ich mich für diese Kommentare. Diese Medien verkennen die Lage. Es wäre das Ende Israels, wenn es sich auf die von der UN verlangten Grenzen zurückziehen würde, weil diese kaum zu verteidigen sind. Aber offenbar wollen das viele. Leider spielt die Schweiz dasselbe üble Spiel wie die EU und Deutschland… Zur Neutralität muss aber Folgendes gesagt sein: Sie muss die offizielle Haltung der Regierung und des Landes wiedergeben, sie bedeutet nicht (und tat dies auch nie in der Vergangenheit), dass die Menschen keine Meinung haben. Eine große Mehrheit der Menschen hat die Nationalsozialisten abgelehnt. Nach Ausbruch des Krieges sogar gehasst und gefürchtet. Trotzdem ließ sich die Politik nicht dazu hinreißen, sich für “das Gute” stark zu machen, was die neutrale Schweiz aus dem Krieg herausgehalten hat. (Was aber in Sachen Judenverfolgung auch eine hässliche Seite hat!) In Sachen Israel sehe ich es aber ganz anders: Hier kämpfen nicht zwei Länder, sondern ein demokratisches Land (das einzige im Nahen Osten) gegen hinterhältige Terroristen, die nebst dem Terror gegen Zivilisten auch eine ganze Bevölkerungsgruppe (Palästinenser) in Geiselhaft nimmt für ihre Gewalttaten. Ohne Terror bräuchte es keinen Zaun und keine Schutzmaßnahmen gegen Menschen aus dem Westjordanland.
Die Schweizer Neutralität ist genauso viel wert wie unsere Grundrechte oder Menschenrechte ab 2020. Die Schweizer haben es nur noch nicht gemerkt, weil sie noch Schoki han.
Auch wenn ich keine genauen Zahlen zur Hand habe, dürfte doch kaum Zweifel an dieser Gesamtbilanz bestehen: Seit der Staatsgründung Israels sind dort, selbst wenn man die Kriege außer Betracht läßt (obwohl die eigentlich Teil des zu Bilanzierenden sind), deutlich mehr Juden gewaltsam zu Tode gekommren, nur weil sie Juden waren, als in Europa, sowohl absolut als auch in Relation zur Gesamtzahl der jüdischen Bevölkerung. Das Versprechen der Rückkehr wurde also erfüllt, das der größeren Sicherheit nicht. (Oder doch unvollkommen, falls man beim Was-wäre-wenn-Spiel die bloße Existenz des Staates Israel als Zuwachs an Sicherheit generell für Juden in der ganzen Welt ansieht. Das läßt sich kaum sicher feststellen und bleibt somit Glaubensfrage.) Muß man darin nicht einen ernsten Konstruktionsmangel sehen? Die feindliche Haltung der Araber, v.a. dort in der Region, war zuvor bekannt, mußte also bei der Planung einkalkuliert werden. Gab es da wirklich keine besseren Lösungen? Bzw. wichtiger: gibt es für die Zukunft nichts besseres als das Weiter so? Der “Friedensprozeß” der 1990er taugt zu kaum mehr als zum Lernen aus Fehlern. Ich erinnere mich noch, wie ich mich schon damals mit Leuten gestritten hatte, weil ich laut fragte: Wie soll denn das funktionieren? Und ich bin eben weder Experte noch besonders schlau. Wenn ich die Bruchstellen auf den ersten Blick sah, müssen die auch allgemeiner bekannt gewesen sein. Warum aber hat man sie ignoriert? Warum nur findet man keine besseren Lösungen? Solche, die wenigstens funktionieren KÖNNTEN? Oder soll man sich mit den regelmäßigen Opfern abfinden wie mit den Toten im Straßenverkehr? Vielleicht. Ich bin ja kein Experte. Aber das Abfinden gefällt mir nicht. Auch im Straßenverkehr nicht, übrigens.
Ja, es ist wahrlich eine Tragödie! Erfreulicher Weise ist Israel weder auf die Schweiz noch die EU angewiesen. Bezeichnend auch, daß über den Vorfall um Tiran Fero in unseren Breiten überhaupt nicht berichtet wurde
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.