Julian Marius Plutz, Gastautor / 31.10.2020 / 16:00 / Foto: VOA / 16 / Seite ausdrucken

Islamismus im Schatten von Corona

In Zeiten des kommoden Autoritarismus finden Themen jenseits von Aerosolen, Sperrstunden und Fliege tragenden Panikbeamten mit Stasifantasien wenig statt. Wie denn auch, so wird doch an jeder Ecke an die Maßnahmen erinnert, die den Alltag steuern wie Controller die Spielekonsole. Die Angst vor Sanktionen lässt die Menschen den größten Unsinn machen. So wagten Freunde und ich es unlängst, uns zu sechst in einer Kneipe an den Tisch zu setzen. Wir mussten verrückt gewesen sein, denn ist doch die Anordnung vom Amt auf fünf Leute beschränkt gewesen. Auch Geselligkeit hat die Grenzen des Virus einzuhalten. Und natürlich hält das Personal diesen Wahnsinn ein, klar, wollten sie doch nicht bestraft werden.

Befehl und Gehorsam ist das nötige Instrument der Ideen- und Inspirationslosen, die nicht überzeugen können, einfach deswegen, weil sie nicht überzeugend sind. Am Ende saß immer einer von uns etwas Abseits wie ein Ausgestoßener, dem man zwar fröhlich entgegen prostete, ihn aber ob des Geräuschpegels kaum verstand. Unglaublich albern. Frei nach der Sendung X-Faktor: Diese Geschichte ist wahr. Die habe ich mir nicht ausgedacht. 

Bei all dem Irrsinn kommen andere Themen wenig zur Geltung. Der stete Kloß im Hals, der dauernde graue Teppich – das ewige Virus – es überstrahlt alles. Und das, obwohl es auch andere Themen gäbe. So dauert es mehrere Tage, bis der tödliche Anschlag von Dresden auf zwei Homosexuelle eben als ein islamischer Terrorakt bezeichnet wurde. Der Trend, er steht schon seit einiger Zeit entgegen schwuler Opfer. Ob Reading oder Dresden – es geht das Messer um.

Jeder Schwule weiß das seit Jahren, und es ist auch kein Geheimnis, dass in muslimisch geprägten Vierteln die Gefahr tätlicher Angriffe höher ist. Ja. Für Medien, die Hüter und Lenker des Zeitgeistes, bedeutet das allen erdenklichen Aufwand, die Berichterstattung in die politisch korrekte Richtung zu lenken. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. 

Panik regiert die Gazetten

Für den Tod eines Schwarzen in den USA, der mit deutschen Zuständen recht wenig zu tun hat, gab es epische Ausmaße der medialen Empörung. Sonderseiten und Doppelspalten voller detailreicher Beschreibungen und Schuldzuweisungen. Schiefe Analogien sponnen bedeutungsschwangere Redakteure von US-amerikanischer zur deutschen Polizei. Rassismen wurden ohne Rassisten und ohne Opfer erschaffen und gleichzeitig echte Täter zu ständigen Opfern deklariert. Bei anderen Übergriffen spannten die Tugendwächter dagegen ein Band des Schweigens.

Es darf nicht sein, dass ein Moslem ein schwulenfeindlicher Täter ist, weil er doch zur auserkorenen Opfergruppe gehört. Ohne schützenswerte Randgruppe ist die Linke kollektivloses Neverland und damit für sich und ihre Anhänger bedeutungslos. Die Arbeiterklasse hat sich selbst und längst emanzipiert. Aus Arbeiterselbsthilfe und Schutz der Schwachen wurde Klientelbefriedungspolitik und Opferpflege. Dass die Arbeiter in Teilen häufiger AfD wählen als die SPD, spricht zwar nicht für die AfD – vor allem aber spricht es gegen die Sozialdemokratie. 

Und die schreibende Garde? Sie geht den Trend mit und befeuert sogar noch die mediale Ausgrenzung. Als ich diese Schieflage in einem Artikel beschrieb, kam die politisch korrekte Reinemachetruppe, das sogenannte Recherchenetzwerk Correctiv, das für Facebook auf vermeintliche Fake-News-Jagd geht, und wertete den Text wegen einer Ungenauigkeit als eben Falschnachricht ab. Mit welchen Herzen aus Holz müssen die Correktivisten ausgestattet sein, um Texte mit Themen wie diesen auf eine Unwichtigkeit zu reduzieren? Die Folge der Abwertung ist beträchtlich. Durch die Bewertung wird ein Kommentar weniger bei Facebook gesehen, sprich in der Sichtbarkeit abgestuft. Dieses Konzept hat Methode und hilft, dem Zeitgeist gerecht zu werden, indem sie Meldungen, die diesem konträr sind, verschwinden lässt.

Es widert mich an, weil diese Mechanismen immer wieder greifen. Und die Corona-Dauerberieselung tut ihr Übriges zur Monothematik bei. Es ist doch auch verständlich: Wenn die Gefahr eines Virus über Monate so dermaßen hochgejazzt wird, dass es beinahe täglich die Medien bestimmt, wie will man sich da als „normaler Bürger“ auf Dauer von der Panik fernhalten? Natürlich bestimmt das Thema irgendwann auch die eigene Agenda, und andere Themen, die auch wichtig sind, vielleicht sogar relevanter, finden keinen Raum.

Der Mensch ist ausgestattet mit einem mentalen Haushalt, mit dem er im wahrsten Sinne haushalten muss. Ist dieser aufgebraucht, ist die Möglichkeit, neue Probleme wahrzunehmen, vertan. Ich verstehe es und es ärgert mich. Denn ein Terroranschlag auf deutschem Boden ist nichts Unwichtiges. Und wenn dann zwei Menschen getötet werden, weil sie die gleiche sexuelle Orientierung haben wie ich, dann ist mir das noch wichtiger, weil es mich noch mehr betrifft. Das hätte ich sein können. 

Corona über alles und der Rest ist nicht wichtig

Ob der Anschlag in Reading, oder in Dresden, der Terrorakt auf einen Lehrer, der es gewagt hatte, die Mohammed Karikaturen im Unterricht zu zeigen und dafür sterben musste. Die Terrorlage, siehe Frankreich zeigt eines: Der Druck steigt weiter.  Islamische Terroristen sind weiterhin unter uns, trotz hoher positiver Testzahlen von Covid-19. Der islamische Faschismus ist weiterhin existent.

Währenddessen will Karl Lauterbach private Haushalte von der Polizei kontrollieren lassen, ob sie die Hygieneregeln einhalten. Wir erleben gerade den unglaublichsten Polizeistaat und die erschreckendste mediale Verzerrung, die ich bis vor kurzen nicht für möglich gehalten habe. Beim Schafkopf sagt man „Ober sticht Unter“. Ein Thema, die Pandemie, überdeckt alles. Die heilige Kuh der politisch Korrekten, niemals Leute unter Generalverdacht zu stellen, gilt nicht in Zeiten von Corona. Denn jeder ist ein potenzieller Gefährder, die Pandemie weiter zu forcieren. Selbst die krassesten Antiterrorgesetze sind nichts gegen die Allmachtsfantasien der herrschenden Klasse. Wo sind die Linken, die das kritisieren? Wo sind die Liberalen? 

Und so kriegen wir das, was wir offenkundig verdient haben. Ab Montag, den 2. November, gelten noch härtere Gesetze, genannt „Maßnahmen“, die Corona aufhalten sollen. Keine Kultur, kein Theater. Keine Kneipen. Nicht mehr als zwei Haushalte, die sich treffen dürfen. Da haben wir noch gelacht, zu sechst am Tisch. Nun wird innerhalb der Kneipen gar nicht mehr gelacht. Die Betreiber kämpfen unter verschärften Bedingungen um ihre Lebensgrundlage. 

Am Ende sind wir zwar nicht an Covid-19 gestorben, begingen aber Selbstmord aus Angst vor der Infektion. Dabei ist die älteste Binse die Tatsache, dass das Leben voll von Risiken ist. Wer den Staat als höhere Entität sieht, als das Individuum selbst, schafft ein Monster, dessen Tentakel in jede Pore des Lebens reicht. Der Staat braucht Befehl und Gehorsam, nur so kann er sich definieren, und nur so ist er erkennbar. Sein Selbstverständnis ist die Ausbreitung von Macht. Dafür kommt die Krise zupass. Themen jenseits von Aerosolen, Sperrstunden und Fliege tragenden Panikbeamten stören da bloß.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Neomarius.

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Leserpost

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Claudius Pappe / 31.10.2020

Herr Plutz, hätten sie was gegen eine lesbische Bundeskanzlerin aus der AfD ? Ich nicht !

Claudius Pappe / 31.10.2020

Guter Artikel Herr Plutz. Sonst bin ich ja nicht immer bei ihnen, diesmal auch nicht zu 100 %. Mussten sie die einzige Partei, die sich gegen die Blockpartei stellt, wieder negativ bewerten ?

Wolf Scholz / 31.10.2020

Attila Lieber Julian Marius Plutz. Mit fast allem bin ich einverstanden, nur: “Dass die Arbeiter in Teilen häufiger AfD wählen als SPD, spricht zwar nicht für die AfD…” ist eine massive Beleidigung der Arbeiter. Es widert mich an, dass dieser Anti-AfD-Reflex immer wieder greift. Mein Rat: Mal das geframte Hirn auslüften! Von wem soll denn eine Änderung kommen, wenn nicht von der einzigen Oppositions-Partei?

Hjalmar Kreutzer / 31.10.2020

„Dass die Arbeiter in Teilen häufiger AfD wählen als die SPD, spricht zwar nicht für die AfD ...“ - doch tut es. Wie es im jeweiligen Amtseid heißt: „ ... dem Wohle des DEUTSCHEN Volkes widmen ... seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden ...“ Alle Kartellparteien und die Regierungen mit ihrem Machtapparat agieren derzeit GEGEN das deutsche Volk.

Ralf Pöhling / 31.10.2020

Die Geheimhaltung in Deutschland bremst die politische Eskalation. Und zwar auf beiden Seiten: Auf unserer und auf der feindlichen Seite. Was in der jetzigen Situation und Gemengelage strategische Vorteile mit sich bringt, aber potentiell so manchem politischen Opportunisten bzw. Wirrkopf die Möglichkeit zur Umsetzung seiner totalitären Träume ermöglicht. Und genau hier muss die (alternative) Presse weiterhin massiv gegenhalten. Sämtliche totalitären Auswüchse in der Art eines sozialistischen Utopias mit Überwachungsmentalität wie in China, müssen fortwährend in Frage gestellt und ihnen aktiv entgegengewirkt werden, damit das eigentliche Problem im Hintergrund gelöst werden kann. Deutschland ist nicht Frankreich. Was in Frankreich an offener Kommunikation problemlos geht und in der dort fortgeschrittenen Situation sogar nötig ist, öffnet bei uns eventuell die Büchse der Pandora, denn der äußere Feind sympathisiert und kollaboriert bereits seit längerem mit dem inneren Feind. In Frankreich ist dieses Problem weniger ausgeprägt als bei uns. In Frankreich sind die Fronten sehr klar, bei uns sind sie sehr verschwommen. Daraus ergeben sich leicht unterschiedliche Lösungsansätze.

Istvan Csongrady / 31.10.2020

In der Reaktion auf den Angriff von “correctiv” würde ich an Ihrer Stelle sofort das/den account bei Facebook kündigen. Mein habe ich schon vor Jahren gekündigt. Dasselbe bei Twitter. Wenn alle vernünftige Menschen kein Account bei FB oder Twitter haben, kann man dan diese Medien völlig ignorieren. Ich lese seit Jahren nichts auf FB und Twitter und fühle ich mich nicht uninformiert. Das ist wie mit Zigaretten. Schluß auf einmal und das war.

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