Eigentlich wollte ich ja vor Weihnachten nichts mehr schreiben und es schön besinnlich angehen lassen (heute ist der 23.12. und ich habe noch kein einziges Weihnachtsgeschenk), aber die Gesamtlage zwingt mich dann doch vor die Tastatur. Ich schwöre, wäre ich Kunstmaler, ich würde derzeit vor Zorn und Frust Polen überfallen, da haben die Polen Glück, dass ich nur ein Schreiberling und noch ganz weit weg von einer Machtergreifung bin.
Wohlan, liebe Polen: Bei dem geschätzten Kollegen Broder gab es früher mal eine hübsche Rubrik, die sich „Schmock der Woche“ nannte und in der Persönlichkeiten geehrt wurden, die sich durch ausufernde Dummheit oder hervorragende Dämlichkeit ausgezeichnet hatten. Speziell in dieser Woche vor Weihnachten hätten sich gleich mehrere Personen um jenen tollen Titel beworben.
Fangen wir mit Heiko Maas, Außenminister iD („in Dilettanz“) an. Laut FAZ, die ihren Artikel mit einem wirklich hübschen Bild garniert hat, hat der kleinste Minister aller Zeiten festgestellt, dass „sich die Sicherheitslage im Irak eindeutig verbessert hat“. Er sieht dabei aus, als wäre er fröhlich aus seiner betagten Transall herausmarschiert, einmal um das Flugzeug herum gelaufen und hätte dann festgestellt, dass niemand auf ihn geschossen hat. „Ja, passt!“, hat er dann gesagt und ist wieder heim ins Buntland geflogen. Die nächste Transall wirft übermorgen 245.000 Ex-Flüchtlinge an Fallschirmen über Bagdad ab.
Ebenfalls lauwarme Kandidatin für den Schmock ist die Segregationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz (und auch hier halte ich mich daran, keine Namenswitze zu machen), die es tatsächlich geschafft hat, „Frohe Weihnachten“ zu wünschen, ohne frohe Weihnachten zu wünschen. Eine derart anbiedernde kulturelle Biegsamkeit lässt gestandene Yoga-Lehrer wie stramme Zinnsoldaten aussehen, passt aber sowohl zur derzeitigen als auch zukünftigen Frauen-Union.
Von der Realität überholt
Dritter im bunten Reigen von politischen Querschlägern ist Jean-Claude Juncker, der sich an ältere soziale Konstrukte heran macht und dabei vor sich hinbusselt und zittert, als hätte er wieder ganz, ganz bösen Ischias. Es ist mir unverständlich, warum die EU dieses Irrlicht noch durch die Kulissen tappen lässt. Aber anscheinend ist Junker so etwas wie das Maskottchen der EU. Wankend, zitternd, gebeugt und gebrechlich. Und da nehmen sich EU-Politiker die Frechheit heraus, Trump zu kritisieren?
Ein weiterer Anwärter für den Schmock ist auch Jürgen Resch von der „Deutschen Umwelthilfe“ (bis vor kurzem sponsored by Toyota), der jetzt, nachdem er schon die Dieselhersteller zu den Henkersknechten der Umwelt erklärt hat, ein Tempolimit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen umgesetzt sehen möchte. Ich schlage im nächsten Rückschritt die Renaturierung aller Autobahnen, das Verbot sämtlicher Autos und eine Rückkehr ins Jahr 1871 vor. Da hätten wir dann wenigstens den letzten Krieg gewonnen und bekämen am Sedanstag frei. Außerdem gäbe es keine umweltschädlichen Atomkraftwerke. Und keinen Strom.
Quasi auf den letzten Drücker hat sich auch noch der schärfste Konkurrent von Franziska Giffey um die SPD-Deppenmütze, Karl Lauterbach, mit seiner Forderung qualifiziert, Autos mit Benzinmotor ebenfalls zu verbieten. Die Realität überholt mich schneller, als ich sie verspotten kann.
Fast „last but not least“ erhält auch Claudia Roth ihre Chance auf den Titel. Ausgerechnet die Grinsekatze der „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“-Fraktion fühlt sich berufen, Petr Bystron von der AfD Nachhilfe in der Wirkungsraumpflege des Grundgesetzes zu geben. Flankiert wird sie dabei von Thomas Oppermann, der kranken Schwester der SPD, die gerne „kleiner, weiblicher und besser“ werden möchte. Und ich wäre gerne Millionär.
Erzähl’ das Deiner Omar
Mein persönlicher Favorit ist aber – Stand 13:20 Uhr – Jens Witte, ein zu recht unbekannter Autor des Spiegel, der es in diesem hübschen Artikel mal wieder geschafft hat, Einmann einer Straftat zu beschuldigen, obwohl er eigentlich wissen müsste, dass er die Geschichte vom unsichtbaren Elefanten nur noch seiner Omar erzählen kann - um jetzt zu schlechter Letzt doch noch einen Namenswitz unterzubringen.
Apropos Spiegel, ich lege mich fest: Mein Preisträger ist Claas Relotius, der Journalistenlinkshaltungspreisträger und, wie der SPIEGEL schreibt, „eine Ikone seiner Generation“. Der so nette, einfühlsame, empathische Artikel und Geschichten schreibt, die Kollegen, Leser und Preisverleiher zu Tränen der Rührung treiben, hat genau das getan. Geschichten geschrieben. Im Sinne von Märchen. Das hat aber niemand gewusst. Außer ihm. Für die FAZ, die Welt, die Süddeutsche, Cicero, die Zeit und den Spiegel und ein paar andere. Eben die Kuscheltierpresse, die so vehement engagiert gegen „Fake-News“ „kämpft“. Bis er aufgeflogen ist, der Santa Claas (komm, der musste sein). Aber bis dahin war er wirklich ein toller Journalist. Der künftig ja als Integrationsmärchenerzähler arbeiten kann. Das BAMF mag positive Presse. Da schadet jemand wie Relotius sicher nicht. Sein Handwerk versteht er jedenfalls. Nur leider versteht er es falsch.
Es ist Ende 2018 und ich bin wirklich verzweifelt. Ich sehe alle diese politischen Abrissbirnen durch die Landschaft irrlichtern, Sermone, Senf und Dummheiten von sich gebend, und es gibt nichts, wirklich nichts, womit sie zu stoppen sind. Und weil die das auch wissen, sollen nun private Feuerwerke verboten werden, erst recht in der Wiesbadener Waffenverbotszone. Ich glaube, die DDR wurde in sehr weiten Teilen liberaler und intelligenter geführt als die Bunterepublik der „Schon-länger-hier-Lebenden“. Aber ich bin nur ein AWM und damit bin ich der Ober-Schmock dieses Landes, der die ganzen – Entschuldigung – Spinner auch noch dafür bezahlt, dass sie ihre Aufmerksamkeitsdefizite öffentlich ausleben dürfen. Aber wenigstens liefern sie mir auch weiterhin Schreibstoff.
Ich grenze ganz rassistisch sämtliche Juden, Muslime, Hinduisten, Taoisten, Paganisten, Teufelsanbeter, Druiden, Atheisten, Agnostiker, Heilpraktiker, Esoteriker, Spiritualisten, Spaghetti-Monster-Kultisten und ungenannte Sonstige aus und wünsche allen Lesern Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in weißem Feinstaub (frühere Bezeichnung: Schnee) ins neue Jahr. Ihr könnt mich alle so gernhaben wie ich Euch!