Die New York Times lässt ihre Autoren vermehrt anti-israelische Propaganda in ihre Artikel träufeln. Neuerdings sogar bei Koch-Kolumnen.
Ich habe mein ganzes Leben lang die New York Times gelesen. Sie ist die Zeitung meiner Heimatstadt. Manchmal gefallen mir ihre Kommentare oder ich stimme ihnen zu (mittlerweile werden dort nur noch Kommentare veröffentlicht). Manchmal kann ich ihre voreingenommene und äußerst unausgewogene Berichterstattung über Israel und Juden nicht ertragen.
Wie funktioniert Propaganda? Manchmal besteht sie aus großen, dreisten Lügen – ohne Entschuldigung, ohne Kontext, ohne Fakten. Ein Narrativ mit einer böswilligen Absicht. Häufiger ist sie eine stetige, unauffällige Diätkost bestehend aus Informationshäppchen, die dazu dienen, die großen Lügen zu normalisieren. Die New York Times tut dies auf brillante Weise.
In der Buchbesprechung der Times zum 11. September wurde zum Beispiel die britische Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong in einem Interview vorgestellt, die für die Times die wichtigste Ansprechpartnerin in Bezug auf Saudi-Arabien war. Armstrong, die eine ehemalige Nonne ist, erklärte: „Mein Verständnis von Religion wurde vor fast 30 Jahren durch den großen muslimischen Gelehrten und Mystiker Ibn al-Arabi (1165-1240) verändert. Leider ist er im Westen nur wenig bekannt.“ Al-Arabi wird von ihr sehr oft zitiert.
Verschwinden des Judentums von der Landkarte der Erinnerung
Armstrong betonte, dass Menschen, die keine Ahnung von anderen Glaubensrichtungen haben, nicht verstehen, dass Gott nicht auf ein Glaubensbekenntnis beschränkt werden kann. Um dies zu beweisen, sagte sie, dass Al-Arabi folgendermaßen den Koran zitiert: „Wohin ihr euch auch wendet, dort ist das Antlitz Allahs.“ Ihre Zuhörer in Pakistan, sagte sie, seien immer „erleichtert, das zu hören“. Al-Arabi schrieb „Allah“, nicht „Gott“. Ich bin jedenfalls anderer Meinung.
Als Armstrong gefragt wurde, welche drei Schriftsteller sie zu einer Dinnerparty einladen würde, antwortete sie: „Meine Gäste wären Konfuzius, Jesus, Buddha und Mohammed, weil ich mir von ihnen wünschen würde, dass sie mir sagen, was sie gemeinsam hatten und was in unserer heutigen Welt am dringendsten gebraucht wird.“
Hmm ... aber es gibt bei ihr keinen Moses, keine jüdische Ethik oder Gesetze, keinen Wunsch, Moses zum Essen einzuladen. Eigentlich eine Kleinigkeit, und etwas, das von einem Interviewten gesagt wurde, nicht vom Interviewer – und doch summieren sich die kleinen Dinge schließlich zum Verschwinden des Judentums und Israels von der Landkarte der Erinnerung.
Eine Kleinigkeit, die das falsche Narrativ normalisiert
Im Times-Magazin erschien, ebenfalls am 11. September, ein Artikel mit dem Titel „Reise auf den Teller: Die Hintergrundgeschichte dieses würzigen Gerichts mit Garnelen und Gemüse zeichnet eine Linie von Authentizität und Entdeckung nach“ aus der Feder des britisch-israelischen Koches Yotam Ottolenghi. Bei dem fraglichen Rezept handelt es sich um ein philippinisches Gericht, bei dem Taro-Blätter mit Kokosmilch eingekocht werden. Die Blätter und andere Zutaten sind in der Neuen Welt nicht leicht zu finden – aber Elaine Goad, die in Hongkong, auf den Philippinen und in Großbritannien aufgewachsen ist, verschlug es als Köchin in das West-Londoner Restaurant von Yotam Ottolenghi. Elaines „Komfortzone“ sind die Philippinen, Thailand, Malaysia und Korea.
Machen Sie sich auf etwas gefasst.
Ottolenghi schrieb: „Um die Laing (Blätter) ihrer Kindheit mit Kabeljau zu kombinieren, blätterte sie in ‚Falastin‘, dem palästinensischen Kochbuch meiner Kollegen Sami Tamimi und Tara Wigley, und fand dort eine Gewürzmischung für Fisch. Die milde Süße der Mischung, die Kardamon, Kreuzkümmel, Paprika und Kurkuma enthält, passte perfekt.“
Eine weitere Kleinigkeit, aber eine, die das falsche Narrativ normalisiert, nämlich dass es immer das Volk der „Falastin“ (heutige Eigenbezeichnung der Palästinenser, Anm.d.Red.) gab und dass die Rezepte der einheimischen arabischen Welt, die aus Christen und Juden sowie Muslimen und einer Vielzahl anderer Religionen bestand, irgendwie spezifisch „palästinensisch“ waren. Übrigens hat Ottolenghi die Einleitung zum Falastin-Kochbuch geschrieben.
Es gibt noch weitere Beispiele.
Eine Lüge nach der anderen
Am 12. Februar 2020 schrieb Ligaya Mishan, die Gastrokritikerin der Times, über die wachsende Zahl von Kochbüchern für palästinensische/falästinensische Gerichte. Selten liest man Speisenkritiken, in denen Rezepte politisiert werden, schon gar nicht in einem so extremen und anhaltenden Ausmaß.
Mishan flocht eine Lüge nach der anderen in ihren Bericht über die Speisen ein. Sie schrieb: „Wie soll man angesichts des politischen Kontextes über die (palästinensische) Küche sprechen? Muss es neben den Rezepten auch ein Zeugnis über die täglichen Mühen des Lebens unter Israels Besatzung des Westjordanlandes und der Blockade des Gazastreifens geben, über die Zerstörung palästinensischer Häuser und die Entwurzelung Hunderttausender einheimischer Olivenbäume im letzten halben Jahrhundert?“
Mishan stellte die Frage, ob die auf israelisches Gebiet abgefeuerten Raketen, die Zunahme des Antisemitismus in der islamischen Welt und so weiter „ein Argument für das Leiden auf beiden Seiten sein können“. Dennoch bezeichnete sie bestimmte Gerichte weiterhin als Gaza- oder Ramallah-spezifisch, was sie zwar sein mögen, was aber nicht bedeutet, dass sie im Gegensatz zu regionalen arabischen und mediterranen Gerichten „palästinensisch“ sind.
Darüber hinaus machte Mishan für den angeblichen Verlust einer palästinensischen Speisenidentität eine israelische Besatzung verantwortlich, bei der Land beschlagnahmt und „85 Prozent der Fischereigewässer des Gazastreifens gesperrt wurden. Palästinensische Landwirte wurden durch Mauern von ihren Feldern getrennt; der Wasserfluss ist eingeschränkt und Palästinensern ist es derzeit verboten, ohne Genehmigung Brunnen zu graben oder zu sanieren“.
Ein Land, das nie existiert hat
Mishan schrieb auch: „Es ist erwähnenswert, dass der Begriff 'israelische Küche' erst seit kurzem verwendet wird ... und außerhalb Israels anscheinend mehr Verbreitung findet ... Die israelische Journalistin Ronit Vered, die für die Zeitung Haaretz schreibt, meinte, weil das Land so jung ist, 'wissen wir noch nicht, was israelisch ist und was nur Teil der Ernährung in der Region ist' – aber einige Israelis weigern sich absichtlich, arabische Einflüsse anzuerkennen.“
Nebenbei verunglimpfte Mishan jüdische Gerichte in Israel, die europäische Ursprünge haben. Aber warum?
Schließlich führte Mishan einige demografische Daten an: „Rund 1,9 Millionen Palästinenser leben innerhalb der Grenzen Israels, 2,8 Millionen im Westjordanland und 1,8 Millionen in den atemlos überfüllten 140 Quadratmeilen des Gazastreifens. Sechs Millionen, also fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung, befinden sich in der Diaspora. Sie sind ein Volk, das kein Land hat, das es sein eigen nennen kann, wie die Basken in Spanien, die Rohingya in Myanmar, die Roma in Osteuropa und seit Jahrtausenden die Juden.“
Was hat eine solche Propaganda in einem Artikel zu suchen, der von einer Gastrokritikerin geschrieben wurde? Ist das jetzt typisch für alle Kochkolumnen – oder ist es spezifisch für den Versuch, ein Narrativ zu untermauern, dass ein Land, das nie existiert hat, in Wirklichkeit das erste unter den Nationen ist und immer existiert hat?
Propaganda, tröpfchenweise in ein Rezept geträufelt
Im März 2022 setzte Mishan ihre politisierte Kochkolumne in der Times gegenüber den Palästinensern fort. Sie stellte die sehr kreative Food-Künstlerin Mirna Bamieh vor, die „Dinner-Performances“ veranstaltet. Bamieh beschuldigte Israel, die palästinensische Küche zu stehlen oder sich anzueignen: „Hummus, Falafel, Couscous, und so weiter. Es ist uns nicht erlaubt, Wildkräuter zu sammeln.“
Das sollte genügen. Mishan und Bamieh schilderten ein (palästinensisches) Linsengericht. Meine Güte! Wie ich in einem anderen Artikel schrieb, waren Linsen „eine der ersten Kulturpflanzen in der gesamten Region des Nahen Ostens“.
Linsen werden in Rezepten von Libanesen, Ägyptern, Syrern, Irakern, Jordaniern, Saudis und so weiter und von Juden in Israel und der Diaspora all dieser Länder verwendet.
Noch wichtiger ist jedoch, dass sich kein Leser etwas dabei denkt, wenn er eine Gastro-Kolumne oder ein Rezept liest. Das bedeutet, dass Propaganda, die tröpfchenweise in ein Rezept geträufelt wird, mit größerer Wahrscheinlichkeit in den Blutkreislauf gelangt. Das ist es, was die kleinen Info-Häppchen so heimtückisch macht.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der New English Review.