Chaim Noll / 11.01.2019 / 06:29 / 63 / Seite ausdrucken

Dreyer, Menasse, Europa: Die auf den Betrug schwören

Trotz seines betrügerischen Umgangs mit Zitaten soll Robert Menasse, wie der Deutschlandfunk Kultur am 8. Januar 2019 mitteilte, die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Die dortige Ministerpräsidentin Malu Dreyer befand, „Menasse habe (…) mit seinem engagierten Streiten für die europäische Idee die politische Debatte um die Zukunft der EU sehr bereichert. In Würdigung dieses Wirkens werde sie ihm die Auszeichnung verleihen.“

Sie hat damit einen direkten Zusammenhang geschaffen zwischen den Topoi „Betrug“ und „Zukunft der EU“. Vielen Dank, Frau Dreyer, für so viel Offenheit! Für alle, die sich fragen, was die EU eigentlich soll, worauf sie basiert, mit welchen Mitteln sie – notfalls gegen den Widerstand demokratischer Mehrheiten – ins Werk gesetzt werden muss, ist nun das Kennwort gefallen. Wir waren bisher nicht sicher, ob die Fälle von Korruption, Lüge, Machtmissbrauch, Behördenwillkür, Arroganz, Verschwendung von Steuergeldern, die sich im Wirken dieser Institution beobachten lassen, gelegentliche Ausrutscher sind oder Vorgeschmack auf einen neuen Totalitarismus. Nun ist offen ausgesprochen: Beim „engagierten Streiten für die europäische Idee“ und wenn es „die politische Debatte um die Zukunft der EU bereichert“, sind alle Mittel recht, auch die übelsten Tricks erlaubt.

So konsolidiert sich echte Macht. Nur keine Skrupel. Keine Rücksicht auf Verstorbene, deren Namen disponibel sind wie in der Ramschkiste. Keine unnötige Scham vor den Millionen Gutgläubigen und Dummen, vor Studenten, Akademikern, Wissenschaftlern, die noch anständig vorgehen, korrekt zitieren, mit sauberen Mitteln arbeiten. Wie viel sinnlose Mühe, welche Naivität. Auf das richtige „Wirken“ kommt es an, auf „engagiertes Streiten für die europäische Idee“. Und was für ein Europa wird das werden, grandios und hemmungslos, ohne unnötige Bedenken, ein Europa der Cleveren und Smarten, die wissen, wie man „bereichert“.

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Donald Adolf Murmelstein / 11.01.2019

@Thomas Taterka .. mir gefallen Ihre Kommentare sehr gut. Was mich anbelangt, ist nun die Zeit gekommen, mich von ACHGUT zu verabschieden. Natürlich habe ich mit meinen Kommentaren hin und wieder über die Strenge geschlagen. Aber ich habe es nicht aus Böswilligkeit getan. Herr Broder ist für mich einer der größten Journalisten Deutschlands und für mich ist er der Größte!

J. Saupe / 11.01.2019

Es kommt darauf an, was man mit einer Lüge erreichen kann. Nach dieser Devise handeln Trump und Putin. Robert Menasse bedient sich dieses Instruments. Mit diesen Herren teilt er auch den Illusionismus. Vermutlich nimmt er seine Entschuldigung billigend als Kollateralschaden in Kauf.

Kevin Schmidt / 11.01.2019

Ich würde ja gerne etwas dazu sagen, was die Wenigsten wahr haben wollen - aber zuvor müßte der Maulkorb weg.

Helge-Rainer Decke / 11.01.2019

Menasse hat sich dichterische Freiheiten erlaubt. Leider hat er auch in Kolloquien Behauptungen wiederholt, als entsprächen sie der Wahrheit. Das wurde zurecht verurteilt. Er hat sich dafür entschuldigt. Das spiegelt sich auch, wenn man so will, in einem gemeinsam abgefassten Statement mit Frau Dreyer wider. Was er nicht tat, den Gang nach Canossa anzutreten. (Der Ort ist ohnehin zur Zeit eingeschneit). Menasse soll den Preis für sein literarisches Werk erhalten, nicht für eine Doktorarbeit. Wer, außer meine Wenigkeit, die hier den Stab über den Österreicher brechen, hat denn je etwas von ihm gelesen? Seine Kunst, die Deutsche Sprache zum Klingen, Glühen, schlicht wieder einmal zum Ereignis werden zu lassen, ist, aus meinem Horizont geurteilt, preiswürdig.

Marc Blenk / 11.01.2019

Lieber Herr Noll, vielleicht glaubt Menasse an den Quatsch, den er politisch durchgesetzt sehen möchte gar nicht. Sicher ist aber, dass er das Volk, dass er überzeugen will, für untergeordnet und blöde hält, schrieb ich gestern. Wie konnte man auf diesen mittelmäßigen polit - literarischen Wackeldackel überhaupt hereinfallen? Als hätte es dafür der Aufdeckung seiner Großlügen bedurft… Wer die Gründung eines Superstaates moralisch zu begründen versucht,  anstatt mit nüchterner Rationalität, der sollte eine neue Kirche gründen, aber bitte die Völker und Bürger Europas von diesem Bullshit verschonen.. Nun kommt also hinzu, dass man die der ‘Moral’ dienstbar gemachte Lüge zu legitimieren trachtet. (So wie man dieser Tage auch Gewalt im Dienste der Moral zu legitimieren versucht). So wie der Nazistaat und die DDR offiziell Propagandaministerien unterhielten und so dem Volk offen deutlich machte, dass man es belügen will, verleiht man auch heute wieder dem offensichtlichen Lügner Orden. Lügen für die gute Sache.  Hier liegt der der Unterschied eines autoritären Staates zu einem totalitären (oder einem, der es werden will): Dass der Untertan die an ihn adressierte Lüge akzeptiert und die Lüge selbst sogar als Schubkraft der Erziehung und Selbsterziehung begreifen soll. Der Bürger darf in solcher Logik nach Herzenlust selbst lügen dürfen und auch Gewalt anwenden. Gegen die Kritiker der Linie, versteht sich. Solange man im Dienste der EU lügt, ist es ok, solange die Antifa die AFD einschüchtert, kann sie sogar mit sanfter Unterstützung des Familienministeriums und des Präsidenten rechnen. Wahrheitsbegriff und Wahrheitsgefühl des Bürgers werden heute technisch von althergebrachten Stasimethoden (Modell Kahane) sowie im Westen kultivierter Marketinginstrumenten in die Zange genommen. Ich bin aber zuversichtlich, dass dies auf Dauer kaum zum ‘Erfolg’ führen wird. Am Ende werden die Politikergesichter wieder solche Züge annehmen wie dass von Egon Krenz kurz vor der Wende.

Thomas Taterka / 11.01.2019

Es wird nicht der Tag kommen,  an dem eine Diktatur vor dem Reichstag ausgerufen wird.  Sie wird sich irgendwann auf den Stuhl der Macht geschlichen haben und verkünden, daß sie alles tut, um die Demokratie zu retten. Und sie wird diesen Platz mit allen Mitteln verteidigen. Das kann ewig so weitergehen. Herrschaft ist eine Form von Hypnose.

Gert Köppe / 11.01.2019

Es spielt keine Rolle ob sie im Nadelstreifen und feinen Zwirn daher kommen. Einige von ihnen, den Lügnern, Fälschern, Tatsachenverdrehern, Selbstbereicherern, Postenhaschern und Demokratieabschaffern, kann man durchaus als asozial, oder charakterlichen Abschaum bezeichnen. Wenn DAS die Zukunft der EU ist, dann verzichte ich gern darauf. Hängt euch ruhig gegenseitig die Orden um den Hals (haben die Kommunisten ja vor gemacht). Ich hoffen der ganze “Schrott” wiegt irgendwann so schwer das er euch zu Boden zieht und ihr dementsprechend hart aufschlagen möget.

Michael Scheffler / 11.01.2019

Man kan sich nur noch mit Grausen abwenden. Ich versuche, meinen Studenten wissenschaftliches Arbeiten beizubringen: korrektes Zitieren etc. Und dann so etwas. Jemand bekommt für erwiesene Lügen eine Ehrung und viel Geld.

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