Beim Begriff “der sanften Revolution” (M. Walser) muss ich wieder an ein Detail bei den Montagsdemos denken, das mich damals schon sehr beeindruckt hat: Menschen, die sich nie gesehen hatten, gingen untergehakt und mit einer Freundlichkeit und Rücksicht untereinander (wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe) vom ehem. Karl-Marx-Platz los, es wurde “Schnitzler in den Tagebau” gesungen und jedes Mal, wenn die “Runde Ecke” (Stasi-Zentrale) erreicht war, lösten sich rasant etlliche, zumeist sehr junge Leute aus den Reihen und liefen hinüber zum Gebäude, vor dessen Eingang schon viele Demonstranten mit Kerzen standen, um sich dort einzureihen und den Sturm auf die verhasste Zentrale zu verhindern. // Ich habe fast alljährlich am 9. Oktober diese Strecke für mich noch einmal absolviert und wieder Gänsehaut bekommen. In diesem Jahr habe ich angesichts der vorher gehaltenen Reden der “Ehrengäste” darauf verzichtet, weil mir ein Bundespräsident, der in widerwärtiger Weise an der Diffamierung der Sachsen großen Anteil hat, ein Ministerpräsident, den die fast 28% der Wählerstimmen für die AfD einen feuchten Kerricht interessieren, und zur Krönung ein Oberbürgermeister, der die Stadt den Linksextremisten überlässt, aber betont, dass er jeden Nazi nennt, der ein Nazi ist, gründlich die Andacht dazu verderben. Wir wissen ja, dass Nazi’s heutzutage die sind, die sich an dieser Verlogenheit und Heuchelei stören!
Die Duckmäuser haben in der Vergangenheit leider fast immer die Oberhand behalten. Was sind schon 4 Wochen Aufstand im Jahr 1989 gegen mehr als 50 Jahre Duckmäuserei zuvor. Vor allem sind die Duckmäuser und Schleimer zu meinem Leidwesen inzwischen auf breiter Front zurückgekehrt.
Danke für die Darstellung der dramatischen Ereignisse um die Feierlichkeiten zum 40.Jahrestag der DDR. Es lohnt sich, wie ich finde, sich das noch einmal zu vergegenwärtigen, auch deshalb weil heute Personen aus dem politisch-medialen Mainstream nicht davor zurückschrecken, die fryday for future-Demonstranten mit den Demonstranten vom Herbst 1989 in der DDR gleichzusetzen. Im Mai 1989 war ich Teilnehmer einer von Hamburg aus durchgeführten städtebauliche Exkursion in die DDR. Wir waren entsetzt darüber, wie die Innenstädte von Quedlinburg, Halle, Leipzig und Dresden-Neustadt verfallen waren. Mir war klar, dass es in der DDR so nicht weitergehen konnte. Wie aber die bürgerliche Revolution im Herbst 1989 das DDR-Regime hinweggefegt hat, war weit außerhalb meines Vorstellungsvermögens. LG Jürgen Behm
Fortsetzung: Da die SED sich nun nicht traute die NVA einzusetzen und Gorbi die GSSD ebenfalls nicht einzusetzen bereit war, stand die SED auf verlorenem Posten. All das wußten die Menschen die zur Demo gingen nicht. Ihr Mut, trotz 1953, trotz China, trotz 500 000 Besatzungssoldaten auf die Straße zu gehen, war der Sargnagel für die DDR. Es war eine einzigartige Mischung aus vielen Zufällen, die genau zum richtigen Zeitpunkt zusammentrafen, die aus dem Mut der Menschen die friedliche Revolution, übrigens ganz ohne Anführer, machten und die dann zum Untergang der DDR und zur Wiedervereinigung führten.
Ich muß ein klein wenig Wasser in den Wein tun. Die Entscheidung die beginnende Revolution am 7. Oktober in Leipzig nicht zusammenzuschießen, fiel definitiv bereits am späten Nachmittag des 6. Oktober. Denn da bekam mein Bataillon geschlossen Urlaub (VKU) übers Wochenende. Wir waren wohl die einzige militärische Einrichtung, wo sowas passiert ist, aber wir waren auch die einzige Einheit, die in Leipzig (Markkleberg) stationiert war. Seit den frühen Morgenstunden (2:30 Uhr) des 4. Oktobers galt eigentlich erhöhte Einsatzbeteitschaft. Unser Kommandeur Oberstleutnant Teschke fühlte sich bei jenem nächtlichen Appell garnicht wohl. Ganz anders sein Stellvertreter und Politoffizier Oberstleutnant Hinz und dessen Schatten Oberleutnant Lippold. Hinz hielt eine dunkelrote Hetzrede. Im Anschluß saßen wir bis zum Wecken auf unseren Stuben und haben diskutiert, wie wir uns verhalten sollten. Wir waren alle 18 und 19 Jahre alt und mußten uns nun entscheiden. Nicht auf’s eigene Volk schießen war klar, aber was tun wenn der Befehl genau dazu gegeben wird? Wir wollten dann in die andere Richtung schießen und jene Stasieinheit, welche gegenüber unserer Kaserne auf dem Sportplatz Quartier bezogen hatte überrennen. Sicherlich jugendlicher Leichtmut, dennoch zeigten unsere Diskussionen Wirkung in Form von Urlaub. Jahre später habe ich meine Stasiakte eingesehen. Der militärische Teil fehlt vollständig und wurde wohl vernichtet. In der eigentlichen Akte befand sich jedoch eine Anfrage von jenem 4. Oktober, warum ich eigentlich einen Erfassungsvermerk habe. Die Antwort ging erst am 31. Oktober raus. Der Mann von der Gauck-Behörde erklärte mir, daß mein Vergehen angesichts der Umstände (Zum Tatzeitpunkt waren wir 15 Jahte alt) selbst innerhalb der Stasi streng geheim war. Ich bin mir sicher, daß vergleichbare Diskussionen überall in der NVA geführt wurden, mit dem Ergebnis, daß sich die SED der Loyalität der Stasi und der Polizei sicher sein konnte, NICHT jedoch der Loyalität der NVA.
Der politischen Mißbrauch der Veranstaltung zu Ehren der friedlichen Revolution in DDR im Leipziger Gewandhaus durch ‘Verdiente Kämpfer gegen Rechts’ und ‘Verdiente Schulschwänzer des Volkes’ macht mich zornig. Vielleicht haben Sie meinen ersten Beitrag bereits gelesen. Im jetzigen Kommentar möchte ich aus gegebenem traurigen Anlass an ein zentrale Anliegen der demokratischen Opposition der DDR erinnern: Eine andere, bessere Bildungspolitik. ‘POLITIK -> RAUS AUS DEN SCHULEN!’ Wir wollten, daß Kinder und Jugendliche nicht länger benachteiligt und zurückgesetzt werden, weil sie die falschen Eltern hatten (u.a. Pfarrer, Antragsteller), der ‘Klassenstandpunkt’ ungenügend ausgeprägt war, weil sie Christen, Pazifisten (Stichwort Wehrdienstverweigerer und Bausoldaten), Punks, kritische Marxisten waren/wurden oder auf andere Weise unangepaßt waren. Wir wollten, dass in den Schulen GEMEINSAME GELERNT wird. Und wir wollten, daß Intelligenz, Leistung und Fleiß zu Türöffnern für höhere Bildung werden - statt ‘Klassenstandpunkt’ , ‘politische Haltung’ und Engagement im ‘Kampf für den Frieden’. Für alle Menschen, die die politische Indoktrinierung in den DDR-Schulen als belastend empfunden haben, war die heutige Veranstaltung ein Schlag ins Gesicht. Wer Minderjährige für seine politischen Ziele einspannt - benutzt und gebraucht und verführt sie. Das Wort ‘Schutzbefohlene’ gibt es aus gutem Grund! Die Organisatoren der heutigen Gewandhausveranstaltung haben die bildungspolitischen Ziele der Revolutionäre von 1989 verraten. Im Gründungsaufruf des Neuen Forum hieß es (- auch - über solche Leute): ‘Faulpelze und Maulhelden sollen aus ihren Druckposten vertrieben werden!’ Mir scheint, daß diese Forderung auch nach 30 Jahren unverändert aktuell ist.
Der heutige offiziellen Festakt zum Gedenken an die sogenannte ‘friedliche Revolution’ fand im Leipziger Gewandhaus statt. Zutritt hatten nur ‘geladene Gäste’. Wer entschied über die Einladungen? Für die geschlossene Veranstaltung galt offenbar: ‘Störer müssen draussen bleiben’! Die SED-Nomenklatura feierte übrigens 1989 den Geburstag ihrer gescheiterten Pleite-Republik in ähnliche Weise - ebenfalls als ‘geschlossene Gesellschaft’. Die heutige große Festrede in Leipzig hielt ein vorbildlicher Genosse. Diese Rede hielt ein Mann, der in den 80-er Jahren gemeinsam mit seiner späteren SPD-Minister-Kollegin Brigitte Zypries zur Redaktion ein linken Zeitschrift des Pahl-Rugenstein Verlags gehörte, welcher unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stand (Quelle Wikipedia). Dieser ‘Verdiente Kämpfer des Volkes’ hat vor wenigen Wochen in Kloster-Dalheim aufgerufen zum ‘Kampf, der uns alle angeht - zum Kampf, welcher in Familien, Schulen, Büros und Betrieben ebenso ausgetragen werden muss wie in Zeitungsredaktionen, sozialen Netzwerken und Parlamenten.’ Nehmen wir alle diesen Kampf auf! Ich schlage vor, dass dieser Herr in Zukunft seine revolutionären Freunde mit seinen Propaganda-Reden beglückt - seine Freunde u.a. in Teheran und Ramallah - UND NICHT UNS !!! Ich spreche Herrn Steinmeier das Recht ab, im Namen der bzw. für die Dunkel-Deutschen zu sprechen. NOT MY PRESIDENT !!! Nach den Feier-Reden fand vor den Festtags-Gästen eine sogenannte ‘szenische Lesung’ statt. Zu Wort kamen u.a. ‘Aktivisten’ von ‘Fridays vor Future’ und Damen im Shirt mit ‘Keinen Millimeter nach Rechts’ Aufdruck. Die mutigen Menschen, die man 1989 in Plauen, Dresden und Berlin zusammengeschlagen hat, und die 70.000 Leipziger-Demonstranten kämpften für das Ende einer LINKEN Diktatur! Die heutige Gedenkfeier mißbrauchten einige Gestalten, die eine (natürlich ganz andere) LINKE GESINNUNGS-DIKATATUR neu errichten wollen. ‘Menschen bleibt wachsam!’ (Julius Fučík). Und jetzt muß ich kotzen!
Um den Mut der 70.000 in Leipzig noch ein bisschen hervorzuheben, möchte ich schildern, wie die Situation an diesem 9. Oktober in Leipzig war. Ich habe in der Innenstadt gearbeitet. Gegen Mittag rief der Stadtfunk, die Menschen auf, das Stadtzentrum zu verlassen. In den Straßen der Innenstadt fuhren Lastwagen auf mit Kräften der kasernierten Polizei. Fast in jeder Straße standen diese LKW. Die kasernierte Polizei führte auch Hunde mit. Es war ein Angst einflößender Auftritt. Ein guter Freund von mir, der Gerichtsmediziner war, sprach mit mir und sagte, dass er Bereitschaft hätte. Ich hatte nur noch Angst um meinen Mann, der gegen Abend am Leipziger Hauptbahnhof gerade zu der Demo-Zeit von einer Dienstreise ankommen sollte. Am 7. Oktober wurden ja noch die Menschen gejagt, die sich auf der Straße befanden, ob sie nun an einer Demo teilgenommen hatten oder nicht. Hier in Leipzig zu dieser Zeit gab es Hetzjagden im Gegensatz zu Chemnitz heute. Meine Cousine wurde von der Polizei gejagd, obwohl sie nichts mit den Demos zu tun hatte. Auch am Montag drauf - an der ich Hasenfuß dann daran teilnahm - war die Situation noch nicht sehr entspannt. Aber es waren wohl zu viele Leipziger, um noch zuschlagen zu können. Sämtliche Kirchen in der Umgebung der Innenstadt waren überfüllt.
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